Unterbrechung-Mittendrin

5 Minuten Zeit für Besinnung, Meditation, Impulse
mitten am Tag, in der Mitte der Woche

Idee und Gestaltung: GUIDO SCHÜRENBERG – guido.schuerenberg@besinnzeit.de

Foto: Phillipp Becke

Verzichten

Hoffentlich schafft er es seine Amtszeit, konzentriert und mit nachhaltig Frieden stiftenden Akzenten versehen, zu Ende zu bringen. Ein halbes Jahr Zeit zu beenden, was eigentlich auf Fortsetzung angelegt war, auf ihn zugeschnitten, nun nach mehr als 50 Jahren sein politisches Lebenswerk zu vollenden und in Würde abzutreten.

Joe Biden verzichtet auf die Kandidatur für eine zweite Präsidial-Amtszeit.

Ein Verzicht unter Druck von wohlmeinenden Freunden, kalkulierenden Parteistrategen, enttäuschten Sponsoren und Investoren, hämischer Gegner, Hatespeech und Kontinuitätsdruck, altersentsprechenden gesundheitlichen Einschränkungen – und Altersstarrsinn.

Verzicht auf Macht und Einfluss oder auf ein Amt im Dienste des amerikanischen Volkes mit der Möglichkeit sich für eine gerechte und friedliche Welt für alle einzusetzen?
Es ist eine Frage des Selbstverständnisses und der Haltung.

Sein Amtsvorgänger und Wahlkampf-Gegner skandiert nationale und persönliche Egoismen als Programm, gepuscht von evangelikalen Hardlinern.
Joe Biden scheint als katholisch glaubender und lebender Christ in seinem gesellschaftlichen Handeln eher von der Botschaft Jesu inspiriert.

Dieser Jesus hat, angesichts des absehbaren Endes seines öffentlichen Wirkens, in Konsequenz seiner politisch und relgiös anstössigen Verkündigung und Lebensweise, vor seinem Leidensweg die ihm nachfolgenden Vertrauten und Freundinnen bevollmächtigt seine Botschaft zu verkünden und wirksam zu leben, um GOTT*es neue Weltordnung zu realisieren.

Verzicht kann wirkungsvoll eine neue lebenswerte Welt gestalten, im Vertrauen auf die eigene gelebte Glaubwürdigkeit.

50 Jahre politische Wirkmacht ver-dienen einen würdevollen Abschied von der politischen Macht und Kontinuität, Inspiration und Kreativität in der Nachfolge für eine gerechtere und friedvollere Welt.

GS 23. Juli 2024

Foto: Ruth Möller

Visions- und Wirkungslos

ist die Kirche geworden. Sie, die mal Heimat für viele -mich eingeschlossen- war, die Antworten geben wollte -und wirkungsvoll gab- auf die Fragen der Menschen und die bewegenden Themen der Zeit nach einem sinnvollen Leben. Die sich einsetzte für eine lebenswerte Zukunft, für Versöhnung und Frieden.

Spirituell verarmt, sich klammernd an leblosen Riten und geistlosen Ordnungen, dem Leben und den Menschen abgewandt kommt sie mir vor – uninteressiert und uninteressant. Irrelevant, weil mit sich selbst beschäftigt und um sich selbst kreisend.

Da trifft vor einer erneuten synodalen Beratungsschleife im Herbst im Kreis der Hierrachie-Hüter das Sonntags-Evangelium (Markus 6) der Katholischen Leseordnung(!) mit seinem jesuanischen Sendungsauftrag die, die sich in der Nachfolge Jesu verstehen (Gehöre ich noch dazu?):

Hinausgehen in die Welt, so wie wir sind, mit der Botschaft Umzukehren in allen Facetten unseres Lebens, allen lebensfeindlichen Kräften uns zu verweigern, Kranke pflegen und heilsam sein in der Begegnung und Solidarität mit denen die leiden, verfolgt werden und sich ohnmächtig fühlen.

So Jesu Botschaft versuchen zu leben und wieder zu einer Bewegung werden, die die Welt verändert, weil sie Hass und Gewalt mit Liebe begegnet.

Eine solche Kirche wäre wieder meine Kirche, die mich bewegt, die Vision vom GOTT*es Reich der Gerechtigkeit und Liebe zu leben.

Also Welt-Synoden-Teilnehmer habt Mut und öffnet Euch. Werdet kirchenradikal, geht zurück zu den Wurzeln des Evangeliums und lebt den Sendungsauftrag Jesu.

GS 16. Juli 2024 – Foto: Thomas Richter-Alender


Unbequeme Wahrheiten

hören und sehen wir nicht gern! Wie die Nachricht des EU-Klimadienstes Copernicus, dass die globale Lufttemperatur seit zwölf Monaten in Folge über 1,5°C liegt – dem Grenzwert des Pariser Klimaabkommens für 2050! Die Ursache liegt u.a. in nach wie vor zu hoher Emission von Treibhausgasen.

Unbequeme Wahrheiten stören uns in unserer Komfort-Zone – so wir uns überhaupt noch stören lassen.. Gerade, zu Zeiten, wo wir uns auf einen unbeschwerten Sommer-Urlaub freuen, an Urlaubsorten, die sonnig-warme Erholung an breiten Sandstränden verheißen. –
Und die Konsequenzen für unser Handeln wollen wir erst recht nicht hören, geschweige denn entsprechend umsetzen.

Fatalismus, Verdrängung oder Schuldzuweisung auf die Industrie oder die Politik ändert nichts an unserer Verantwortung als Autofahrer, Flugzeugnutzerin, Kreuzfahrt-Urlauber, Hausbesitzerin, Kunde im Versand-Handel, Streamingdienst-Nutzerin, …
Die Forderung aus Zivilgesellschaft und Politik nach Selbstbe- und Einschränkung weckt Abwehr, Aggression, Sozialneid, Hass,… Resignation.

Die Verkünder_innen dieser unbequemen Wahrheiten, wurden schon immer gehasst, gemoppt, verfolgt, ausgestoßen, eingesperrt, ja getötet. Besonders schwer haben sie es in ihrem eigenen sozialen Umfeld, was Jesus sprichwörtlich konstatiert: »Ein Prophet gilt nirgends so wenig wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.« (Mk 6,4)
Populisten, Faktenverdrehern, Euphemisten, … hören wir gerne zu, weil sie uns eben nichts zumuten.

Für Prophetinnen gilt die bestärkende Selbstaussage des Petrus im Maulkorb-Prozess vor dem jüdischen Religionsgericht: »Es ist für uns einfach unmöglich, nicht von dem zu sprechen, was wir gesehen und gehört haben.«

Hören wir Ihnen zu, auch wenn sie uns stören und Einschränkungen einfordern – Es sind Zu-Mut-ungen für eine lebenswerte Zukunft für uns, unsere Kinder und Enkel. Das ist es allemal wert entsprechend zu Handeln.

GS 9. Juli 2024


Einfallslos
sitze ich am Laptop und habe keine Idee für diese UNTERBRECHUNG-MITTENDRIN.

Statt dessen schwirren mir die beunruhigenden täglichen Katastrophenmeldungen, die alltäglichen Hass und Gewalt-Ausbrüche in unserer Gesellschaft und die demokratiegefährdenden Verrenkungen der Politik Gestaltenden durch den Kopf.
Vermischt mit der Sorge um die Menschen, die mir wichtig sind.

Zum Ensemble unseres großen Esstisches gehören zwei Postkarten:
EINATMEN – AUSATMEN.

Sie helfen mir in solchen Momenten, lassen mich innehalten, nachdenken, beruhigen und nach einiger Zeit auch Kraft schöpfen, … leben.
EINATMEN – AUSATMEN, mein Lebensrhythmus

Richard Rohr, Franziskaner und spiritueller Lehrer, erzählt von jüdischen Gelehrten, die die Konsonanten des Gottesnamen JHWH deuten als „Versuch, das Atmen des Menschen wiederzugeben: mit JH den Zug des Einatmens und mit WH den Zug des Ausatmens!“ (R.Rohr, Ins Herz geschrieben, Herder 2008, S.189). Gott* ICH-BIN-DA-BEI-EUCH „ist uns verfügbar und zugänglich, wie unser Atem“ (ebd.), ist lebensbegleitend – ja ist das Leben selbst!

Auch, wenn es mir mal den Atem verschlägt, kann ich zurückfinden zum EINATMEN – AUSATMEN, meinen Lebensrhythmus wiederfinden im Vertrauen darauf, dass Gott* mich atmen lässt.

GS 1. Juli 2024


Angst essen Seele auf

titelt ein Film von R.W.Fassbinder, Anfang der 70er Jahre. Im Gastarbeitermilieu spielend, setzt er sich vielschichtig mit den Themen „Liebe, Alter, Familie, Rassismus, Vorurteile, Diskriminierung, Einsamkeit, Geschlechterrollen, Freundschaft, Sexualität, Migration, fremde Kulturen, Heimat, …“ auseinander.

Dass Angst unsere psychische Gesundheit nicht nur stark beeinträchtigt, sondern unsere Seele „regelrecht kaputt macht“, uns traumatisiert und panisch, ohnmächtig, handlungsunfähig macht erleben wir ja im gerade erst begonnenen Multi-Katastrophen-Sommer mit tödlichen Hitzeglocken, Überflutungen, Erdrutschen, Starkregen, Ernteausfällen wegen Dürre oder Überschwemmung, … Je nachdem wo wir leben, hautnah und existenzgefährdend.

Die Erzählung des Markus-Evangeliums über die existenzielle Angst der engsten Freund_innen Jesu in einem Boot im Sturm ist für uns nachvollziehbar, persönlich be-treffend.

Die Reaktion Jesu, der mit ihnen im gleichen Boot sitzt und sorglos schläft dagegen ist nicht nur irritierend, sondern fast schon herablassend: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr immer noch keinen Glauben?“ Er scheint über Sturm und Existenzangst zu stehen, ja er beherrscht diese.
Wie gehen wir mit den existenziellen Bedrohungen unserer Zeit um? Ignorieren wir sie? Spielen wir auf Zeit? Konsumieren wir, „solange es noch geht!“ oder hemmungslos „nach uns die Sintflut!“ Verdrängen wir unsere Angst oder aktiviert sie uns für eine lebenswerte Zukunft aufzustehen und uns einzusetzen an den Stellen, wo wir es können, auch durch persönliche Einschränkung und Verzicht im Glauben und Vertrauen auf eine lebenswerte Zukunft?

Jesus stellt sich der Realität und beruhigt, um seinen Freund_innen zu ermöglichen von ihren Ängsten abzusehen und sich auf einen Glaubens einzulassen, der eine liebevolle, gerechte und friedliche Welt ermöglicht.

Glaube kann helfen die Selbst-Blockaden meiner Ängste zu überwinden und mich für ein Gutes Leben für alle einzusetzen, indem ich mich der Gewalt und Zerstörung entgegenstelle, im Vertrauen auf solidarische Gemeinschaft und die bewegende Geistkraft Gottes.

Habe ich diesen Glauben schon?

GS 25. Juni 2024


Weil einfach einfach einfach ist,

lautete vor fast 20 Jahren der Werbe-Slogan eines Telekommunikations-Anbieters und wurde zum Trendsetter für ein Umdenken in unserer Kommunikation. Auch angesichts der steigenden Anzahl von Menschen , die aus verschiedensten Gründen nicht richtig lesen oder schreiben können und von daher sich von unserer komplexen, alltäglichen Nachrichtenflut, den komplizierten Behördenformularen, Gebrauchsanweisungen und erst recht Fachliteratur überfordert fühlen und sich resignativ aus weiten Bereichen der Kommunikation zurückziehen oder ihre politische Information und Meinungsbildung auf Schlagzeilen der Boulevard-Medien reduzieren, ist Information und Kommunikation in einfacher Sprache notwendig.

„Etwa 17 Millionen Erwachsene in Deutschland haben Probleme damit, komplexe Texte zu verstehen. Damit auch sie sich über aktuelle Themen informieren können, strahlt die tagesschau ab sofort Fernsehnachrichten in Einfacher Sprache aus.“

Offensichtlich nutzte auch Jesus vor 2000 Jahren diese Kommunikationsstrategie, um seine Botschaft vom GOTT*es Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens so verständlicher und unabhängig von Theologie- und Glaubens-Experten durch „Gleichnisse“ zu verbreiten: „Jesus erzählte den Leuten noch viele ähnliche Gleichnisse, damit sie ihn besser verstehen konnten, und verkündete ihnen so die Botschaft Gottes. Nie sprach er zu ihnen, ohne Gleichnisse zu gebrauchen.“ (Mk 4,33f)

Einfache Sprache als Kommunikationsmedium zu nutzen, angesichts einer immer komplexeren Wirklichkeit ist eine hohe Kunst und einer anspruchsvollen Botschaft angemessen und notwendig, damit möglichst alle Menschen sie verstehen und sich eine eigene Meinung bilden können. Diejenigen, die schneller begreifen, tiefer sehen, intensiver forschen, … sollten dies als Privileg, als Geschenk, als Gnade begreifen und als Auftrag ihr Wissen auch einfach auszudrücken. Nur so wird gemeinsame Willensbildung und gemeinsames Handeln möglich. Dazu braucht es aufmerksame, einfühlsame und kreative Wissens-Vermittler_innen in Gesellschaft, Politik und Glaubensgemeinschaften, weil einfach eben nicht einfach ist!

GS 18. Juni 2024


„Denk ich an Deutschland (Europa) in der Nacht,

Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.“

Gerade noch habe ich die Freiheit und Schönheit Europas im Urlaubsland Frankreich genossen, da bereitet mir das Ergebnis der Europawahl schlaflose Nächte und dieses Exilgedicht von Heinrich Heine ging mir durch den Kopf, obwohl der Kontext natürlich ein Anderer ist. Oder doch nicht?

Es ist die Sorge um die, die mir wichtig sind und deren Zukunft.
Die lebenswerte Zukunft und der Frieden in Europa wird abhängig gemacht von nationalistischen Egoismen, wiedererstarkten Faschisten, machtgierigen Klimawandelleugner_innen, … von erklärten Gegner_innen einer offenen Gesellschaft. Die EU hat sich 2009 im Vertrag von Lissabon als Wertegemeinschaft bekannt: „Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.“ (Artikel 2, EUV)

Bei der abendlichen Lichterfeier am Samstag in Taizè konnte ich spüren und erleben, dass ich mit meiner Sehnsucht und meinen Sorgen nicht allein bin und ich konnte mich einstimmen in das Gebet um Frieden, Gerechtigkeit und Liebe.

Es bleibt die Hoffnung, dass die Partei-Gruppen des EU-Parlamentes den Weg der europäischen Einheit, der ökologischen Transformation im Sinne des New Green Deal weitergehen, für eine lebenswerte Zukunft in einem demokratischen, freien und friedlichen Europa und es so schützen gegen innere und äußere Feinde. Dafür möchte ich beten und in solidarischer Gemeinschaft mit den Vielen #wirsindmehr, die sich für unsere offene und freiheitliche und demokratische Gesellschaft engagieren, aufstehen und einstehen.

GS 11. Juni 2024


Entgeistert und sprachlos

blicke ich auf die eskalierende Situation in Gesellschaft, Politik, Kirchen und Religionsgemeinschaften. Angesichts immer unberechenbarer Erderhitzungs-Szenarien und deren Folgen hautnah und weltweit, spürbaren Hass- und Gewalt Spiralen im gesellschaftlichen und politischen Umgang fühle ich mich zunehmend ohnmächtig, ja kraft- und perspektivlos in einem wohlhabenden Land im Herzen eines auf mehr als 75 Jahren Frieden zurückblickenden Europa.

Es brodelt aufgrund sozialer Spannungen und Konflikte. Nationale Egoismen und autokratische Machtphantasien bestimmen die politische Auseinandersetzung und erzeugen ein Klima der Angst und Intoleranz, in der europäischer Wertekonsens wie Nächstenliebe und Solidarität immer weniger gelebt werden.

Ich sehne mich nach Momenten der Hoffnung und Begeisterung wie die Welt-Klima-Beschlüsse 2016 in Paris.

Sie motivieren mich zu solidarischem Handeln und geben Kraft an einer gemeinsamen und lebenswerten Zukunft mitzuarbeiten, auch wenn das vorübergehend Verzicht auch auf persönliche Freiheiten bedeutet.

Die alte biblische Geschichte und Erfahrung von Pfingsten erzählt von den Gaben des Geistes, um die wir bitten sollen: Mitteilung von Weisheit, Vermittlung von Erkenntnis, Glaubenskraft, Krankheiten heilen, Wunderkräfte, Prophetisches Reden, Unterscheidung der Geister.

Diese Geist-Gaben sind in der Menschheit schon vorhanden sagt Paulus. Wir müssen sie nur entdecken und zusammenführen (wollen), damit sie wirksam werden können.
Es ist an uns, unserer Kommunikation, unserem Handeln und unserer Offenheit, dass der Funke überspringt und pfingstliche Begeisterung für ein solidarisches Miteinander, für ein Buen Vivir und eine lebenswerte Zukunft für alle weckt.
Das wäre ein pfingstlicher Aufbruch aus Entgeisterung, Sprachlosigkeit und Resignation. – Belebende Geist-Kraft, die die Welt verändert – Er-Betens-Wert.

GS 21. Mai 2024


Segensbedürftig

Manchmal nervt sie mich, die inflationäre Verwendung des Emoticons „gesegnet“ auf Facebook, Instagram und den Messenger-Diensten, insbesondere aus der christlich-kirchlichen Bubble. Drückt es wirklich Emotionen der Verwender_in aus oder ist es einfach ein Label für eine besondere Gruppe?

Der christliche Begriff Segen entspricht dem lateinischen Wort benedictio, abgeleitet von benedicere aus bene („gut“) und dicere („sagen“), also eigentlich von jemandem gut sprechen, jemanden loben, preisen. Und im Deutschen ist Segen dem lateinischen signum = Zeichen entlehnt (Wikipedia)

Ja, es gibt eine Berechtigung sich gesegnet zu fühlen. Und in alten Zeiten war man davon überzeugt, dass der Segen sofort wirkt. Der und die Segnende sagt Gutes zu im Vertrauen, dass der Segen wirkt. Eigentlich war damals jeder Gruß ein Segenswunsch : Guten Tag, buenas dias, tschüß aus dem französischen adieu = Gott befohlen oder bye bye von God be with you =Gott sei mit Dir.

Segnen als alltägliche „Gewohnheit“ sollte wieder zu einer alltäglichen Praxis werden.

Denn wir sind segensbedürftig, damit unser Leben gut wird und das können wir nicht aus uns heraus, sondern wir glauben, dass GOTT*, der alles gut geschaffen hat auch unser Leben gut macht, indem er uns auf dem gewählten Lebensweg begleitet und lenkt. In diesem Sinne kann ich mich als GOTT* Glaubende_r gesegnet fühlen.

Und mehr noch, aus dem Gefühl und im Bewusstsein ein_e Gesegnete_r zu sein kann ich Segen selbst bewusst weitersagen, weiter wünschen, weiter geben an und auf meine Mitmenschen, ja auf die Welt – gerade in Zeiten von Hass und Gewalt, Kriegen, Vertreibung und angesichts von Milliarden Not Leidenden. „Dem Hass mit Liebe begegnen“ (Salman Rushdie)

Segen verändert, Segen wirkt – bei mir und bei denen, denen ich Gutes zusage, die ich segne.

Christen werden bezeichnet und signieren andere mit einem Kreuz, dem Zeichen dessen, der mit uns solidarisch gelebt und in und für diese Welt und die Menschen, die Gott liebt, gewirkt hat.

GS 14. Mai 2024

Foto: Tilman Frosch

Anmaßend

sind nicht erst dieser Tage die „christlichen“ Selbstetikettierungen gerade der C-Parteien und deren europäischen Kooperationsparteien in der EVP-Fraktion im Europaparlament bezüglich ihrer Migrationspolitik. 75 Jahre nach ihrer Gründung wird der Anspruch des Christlichen in ihren politischen Grund-Sätzen immer mehr ent-wertet.

Ausgrenzung von Menschen aufgrund von Herkunft, Nationalität, religiöser Anschauung, Geschlecht oder sexueller Orientierung können nicht das Etikett christlich beanspruchen; und de facto ist die Überführung von Asylbewerbern in „Drittstaaten außerhalb der EU“ ein Verstoß gegen das Menschenrecht auf ein Leben in Sicherheit und Würde. Diese war 2007 für die CDU noch grund-sätzlich „unantastbar“.
Kirchliche Asylinitiativen erinnern daher mahnend in einer Projektion an das Prophetenwort:„Bietet Zuflucht wie ein Schatten, der in der Mittagshitze schützt wie die Nacht. Versteckt die Vertriebenen, verratet die Geflüchteten nicht!“ (Jesaja 16,3)

Die Bergpredigt Jesu als Vision des GOTT*es Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens fordert von den GOTT* Glaubenden in Bezug auf ihr Handeln: Nächsten- und Feindesliebe, Versöhnung und Solidarität mit den Benachteiligten als Tun des GOTT*es Willen.

Aber vielleicht braucht auch der CDU-Grundsatz-Programm-Parteitag heute die geist-gewirkte Erkenntnis des Apostels Petrus, durch eine Begegnung mit dem anders glaubenden, römischen Hauptmann Kornelius, von dem die Apostelgeschichte an diesem Sonntag vor dem CDU-Parteitag erzählt:

„Jetzt erst habe ich wirklich verstanden, dass GOTT* niemanden wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt. Alle Menschen sind ihm willkommen, ganz gleich, aus welchem Volk sie stammen, wenn sie nur Ehrfurcht vor ihm haben und so leben, wie es IHM gefällt.“ (10,34f)

Diese selbstkritische, offene, respektvolle und menschenfreundliche Haltung wünsche ich mir grund-sätzlich für eine sich an christlichen Werten orientierende Partei und ihrem daraus resultierenden politischem Engagement und Handeln – auch in der CDU und für eine offene Gesellschaft in Deutschland und Europa.

GS 7. Mai 2024


Nachhaltig wirksam

Jahreszeitlich bedingt beschäftige ich mich gerade mit der Aufzucht und dem Anbau von Gemüsepflanzen in meinem Garten. Dabei muss ich familiär tradiertes und über die Jahre erworbenes, angelesenes und angesehenes Erfahrungswissen in den letzten Jahren meines wieder Entdeckens der Gartenarbeit immer mehr den rasch sich ändernden Klima-Bedingungen anpassen.

Tradiertes Wissen und Erleben trifft auf veränderte Lebens- und Wachstumsbedingungen und diese Veränderungen sind immer disruptiver. Die alten Erfahrungs-Regelmäßigkeiten, niedergelegt in Bauernregeln, Aussaat und Pflanz-Kalendern, … sind durch unberechenbare Klimaereignisse und deren verändernde Wirklichkeit in weiten Teilen überholt oder gar unbrauchbar. Ich muss meine Aussaat- und Pflanz-Zeiten und -Methoden diesen Veränderungen anpassen, ja damit erst neue Erfahrungen sammeln.

Was für mein Garten-Biotop gilt, erfahre ich auch in meinem Glaubensleben. Alte und tradierte Glaubensgewissheiten werden durch Lebensveränderungen in Frage gestellt, ja es müssen neue Antworten gesucht werden in der Botschaft Jesu, die meinem Glauben zugrunde liegt. Auch der gesellschaftliche Klimawandel und die Zeichen der Zeit brauchen neue, angepasste Antworten. Sonst wird er irrelevant – für mich, wie für die menschliche Gemeinschaft.

Jesus sagt im Johannesevangelium: Wenn ihr mit mir verbunden bleibt und meine Worte in Euch bewahrt, dann dürft ihr bitten, was ihr wollt – und eure Bitte wird erfüllt werden.

Die in mir wirkenden, Leben fördernden (Glaubens-) Gewissheiten neu entdecken und leben. Dann können sie nachhaltig wirksam sein für mein Leben und für ein Gutes Leben für alle.

Dieses neu entdecken der biblischen Botschaft und die Glaubens-Gewissheiten in mir sind nachhaltiger Dünger für mein Glaubens-Biotop.

GS 30.April 2024


Ungerecht verteilt

sind die Folgen des Menschen verursachten Klimawandels, dessen Auswirkungen wir zur Zeit deutlich sichtbar und hautnah in unseren weltweiten Lebensräumen spüren können: Hungerkatastrophen durch Dürre im südlichen und östlichen Afrika, Überschwemmungen in China und Russland, Wassermangel in den Obstanbaugebieten Spaniens und Kaliforniens, andauernde Erhitzung der Weltmeere bewirken Korallenbleiche und Fischsterben, … .
Ungerecht, weil es mal wieder die trifft, die am wenigsten Anteil und Schuld haben an den Treibhausgas-Emissionen und an der industriellen Verseuchung unserer Wasserressourcen..

Nutznießende sind die Konsument_innen in den reichen Ländern des globalen Nordens, die auch mit Mobilität, Wohnen und Produktion den größten Anteil an der globalen Emission haben. Damit werden auch koloniale Mechanismen und Denkweisen fortgeführt, die die Länder des globalen Südens in ausbeuterischer Abhängigkeit halten, Lebensraum verseuchen und menschenwürdige Existenzbedingungen vernichten.
Ein Konsum-Alltags-Beispiel unserer Verstrickung in dieses globale Unrecht:

Edeka bot 2 Avocados aus Sambia für einen Euro an. Für ein Kilogramm Avocados, das sind etwa 2–3 Stück, werden bis zu 1.000 Liter Wasser benötigt. Mein tägliches Duschen verbraucht 75 Liter und an meinem Lebensort haben wir Wasser im Überfluss. Dagegen droht Sambia gerade eine Hungerkatastrophe durch dürre-bedingte Ernteausfälle von 50%.

Der 22. April ist der Internationale Tag der Erde, in diesem Jahr unter dem Motto „Wasser macht Leben möglich“
Jesus sagt im Johannes-Evangelium (Joh 7), dass seine Botschaft der Gerechtigkeit und Liebe, wenn sie wirklich gelebt wird „Leben spendendes Wasser“ für die Menschen sein wird.. Anspruch an mich, an uns zu einem achtsamen, bewussten Konsum -nicht nur der Lebens-Ressource Wasser- und den Einsatz für gerechtes und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften, um gutes Leben und eine lebenswerte Zukunft für alle auf diesem Planeten zu ermöglichen.

„Ich bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – das Leben in seiner ganzen Fülle!“(Joh 10,10)

GS 23. April 2024

Survival of the fattest im Hafen von Kopenhagen zur Klimaschutzkonferenz Foto: Jesse Walker 2010

Aushalten

Es fällt mir schwer in diesen Tagen Radio- oder Fernseh-Nachrichten an mich heran zu lassen Es fällt mir schwer mich an jahreszeitlich untypischen Sommer-Sonnen-Garten-Terrassen-Tagen zu erfreuen, geschweige denn sie zu genießen. Es fällt mir schwer die Welt-Krisen-Kommentare in meinen Social-Media-Kanälen zu lesen. Es fällt mir schwer Zukunftsperspektiven für mein, für unser eine-welt-engagement zu entwickeln, während unsere Partner sich auf eine Hungerkatastrophe vorbereiten. Es fällt mir schwer angesichts von Ungerechtigkeit, Hass und Gewalt „mit Liebe zu reagieren“ (Salman Rushdie). Es fällt mir schwer dies alles, diese krisengeschüttelte Welt in der ich lebe, gut lebe, auszuhalten.

Mit dieser deprimierenden, manchmal auch wütend machenden Gefühls-Melange aus Unsicherheit, Ohnmacht, Resignation, Angst, Hoffnungslosigkeit, … bin ich nicht allein, viele Menschen unterschiedlicher Generationen und Lebenserfahrungen fühlen wie ich.

Nach dem Tod Jesu, lese ich im Lukas-Evangelium (Lk 24, 45-49), ging es den Freund_innen Jesu ähnlich: Ihre Lebenswelt, das was ihnen wichtig war, ihre Hoffnung auf ein Leben in Gerechtigkeit und Frieden, getragen von Liebe war mit dem gewaltsamen Tod Jesu gestorben. Sie waren gelähmt von Trauer und Ohnmacht, hoffnungs- und perspektivlos. Sie hatten sich zurückgezogen und erzählten sich ihre individuellen Erfahrungen mit diesem Jesus und seiner faszinierenden, Hoffnung gebenden Botschaft von göttlicher Gerechtigkeit und Schalom – dem guten Leben für alle.
So wird seine Botschaft wieder für sie lebendig, sie begreifen deren Sinn und entdecken seinen Auftrag neu, dieses GOTT*es Reich der Gerechtigkeit und Liebe zu leben und glaubwürdig zu verkünden: Ändert Euer Leben! GOTT* will mit Euch neu Anfangen! Fangt an das dies zu leben, da wo ihr jetzt seid! Ihr werdet dazu „die Kraft von oben empfangen“, die euch motiviert!

Aushalten – sich öffnen und die Begegnung mit Gleichgesinnten wagen – sich austauschen und gemeinsam den Sinn in allem suchen und neu entdecken – auf die Geist-Kraft hoffen und sie erbeten, die neu motiviert für ein glaubwürdiges Engagement für ein gutes Leben für alle.

GS 16. Apr 2024


Fakten-Checker*innen

Nicht erst seit seit den scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten mit Künstlicher Intelligenz Fakten zu verdrehen und durch massenhafte Verbreitung Meinungs-Manipulation zu betreiben ist es notwendig Gerüchte zu hinterfragen, Ereignisse und Daten zu überprüfen, auf Glaubwürdigkeit zu testen. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen, Lebenseinstellungen und Zukunfts-Wirklichkeiten, ja sogar Weltanschauungen und mein Glaube hängt davon ab.
Je komplexer unsere Welt, um so diffuser unsere Wahrnehmung, um so mehr und größer die Versuchung Wirklichkeit und Welten-Zukunft auf Gut und Böse, Schwarz und Weiß, einfach und bequem zu reduzieren. „Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mache mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt.“ (Pippi Langstrumpf)
Fakten-Checker*innen werden als lästig, Spaß-Bremse, notorische Zweifler*in, … „ungläubiger Thomas“ abgecancelt. Dabei war der biblische Namensgeber eher ein ernsthaft nach der Wahrheit suchender, eben kein „Klein-“ oder gar „Leicht-“ Gläubiger. Er will die unglaubliche neue Wirklichkeit begreifen, erfassen, körperlich spüren. – Das Angebot des „auferstandenen“ Jesus seine Wundmale zu berühren nimmt er aber nicht wahr (Johannesevangelium 20, 26-29). Es reicht ihm aufgrund seiner Begegnung mit Jesus und hinter das Vordergründe sehend zu glauben. Thomas wird zur Ikone des kritisch Glaubenden und als Überzeugter aus wirklicher Begegnung.

Mein Glaube darf meinen kritischen Verstand nicht ersetzen, mich blind machen für die mich umgebende Wirklichkeit. Mein Glaube weist meinem Leben eine Sinn gebende Richtung.

Für Thomas und die anderen Jünger*innen ist er mit einem Auftrag verbunden, der auch uns Heutigen gilt und Sinn macht: Unser Glaube soll Versöhnung stiften zwischen den Menschen und mit GOTT* der Liebe. So soll dieser Frieden schaffen, gegen Hass und Gewalt.

Diese Mission braucht kritisch denkende, Menschen liebende, tiefer sehende und glaubend verstehende Menschen – wie Thomas.
Kraft, Motivation und Inspiration für diese Mission gibt die bewegende, göttliche Geist*in.

GS 8. April 2024


Januar – März 2024

November – Dezember 2023

August – Oktober 2023

Mai – Juli 2023

Januar – April 2023

Oktober- Dezember 2022

Mai – September 2022

Januar – April 2022

Juli-Dezember 2021

April-Juni 2021

Januar-März 2021

Sept -Dez 2020

April – August 2020

Januar – März 2020

September – Dezember 2019

Mai – August 2019

Januar – April 2019

Oktober – Dezember 2018

Juli- September 2018

Mai/ Juni 2018

Januar – Ostern 2018


Juli – Dezember 2017

Karneval – Juni 2017

Dezember 2016 – Februar 2017


September – November 2016

Mai – August 2016

Fastenzeit – Pfingsten 2016

Dezember 2015 – Februar 2016


Mai -November 2015

Fastenzeit und Ostern 2015

Januar und Februar 2015


Advent+Weihnachten 2014

August-November 2014

Juni – August 2014

Ostern – Pfingsten 2014

Fastenzeit + Ostern 2014

Januar+Februar 2014


Oktober – Dezember 2013

Juli – September 2013

Pfingsten bis Semesterschluss 2013

Karfreitag – Pfingsten 2013

Januar- April 2013 

Oktober bis Dezember 2012

Ein anderes Vater Unser
Im Nachgang zur Sommerschule mit sambischen und deutschen Studenten, bei der unter anderem das Thema “Globalisierung und privater Konsum” diskutiert wurde
Hagen Rether – Vater Unser

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Visit Us On FacebookVisit Us On Instagram