Unterbrechung-Mittendrin
5 Minuten Zeit für Besinnung, Meditation, Impulse
mitten am Tag, in der Mitte der Woche
Idee und Gestaltung: GUIDO SCHÜRENBERG – guido.schuerenberg@besinnzeit.de

Perspektive wechseln (zu Matthäus 25,31-45)
Die Pandemie hat in unserer Wohlstandsgesellschaft die Schwächen unserer selbstgefälligen Weltsicht offengelegt. Letztlich kreisen wir um uns, unser Wohlergehen, unsere Gesundheit, unsere Freiheit, unseren Wohlstand … Auf verordnete solidarische Einschränkungen dessen reagieren wir mit Unverständnis und Wut. Und langfristig mit Ignoranz .
Wohlstand: Ein positiver Zustand, der individuell unterschiedlich wahrgenommen wird. Wohlstand setzt sich aus immateriellem und materiellem Wohlstand zusammen. (Wikipedia)
Es geht ums Geld und Gefühl.
Ging es am vergangenen Black Friday Weekend um unser Geld, so in den kommenden Wochen der Vorweihnachtszeit -die in den Geschäften schon im September begann- um das gute Gefühl, um unsere Sehnsucht nach Nähe, Erinnerungen an glückliche Kindheit, familiäre Harmonie.
Vor dieser so emotional aufgeladenen Adventszeit rechnet das letzte Evangelium des Kirchenjahres ab. In einer Vision vom Lebensende konfrontiert es uns mit einer sozialen Bilanz unseres Lebens. Wie sind wir mit den Bedürftigen, Fremden, Kranken, Unterdrückten und Ausgebeuteten, … also den Schwachen und Vulnerablen unserer Gesellschaft umgegangen sind. Waren Zuwendung und Kümmern für uns als Christen selbstverständlich? Oder waren wir so wohlstands-verwöhnt um uns und unsere soziale Blase kreisend, dass wir die offensichtliche, materielle und seelische Hilfsbedürftigkeit, die uns im „Nächsten“, im Fremden, im Anderen begegnete ignoriert haben?
Letztere Haltung und soziales, christliches Versagen schließt aus von der Gemeinschaft der „Gerechten“, also der Menschen, die Gottes Gebote wirklich befolgen, sodass „Reich Gottes“, also ein Leben in Gemeinschaft miteinander gelingt.
Die Konsequenz dieser Vision vom der Endabrechnung am Lebensende kann nur der Perspektiv-Wechsel sein: die soziale Blindheit und Ignoranz überwinden und die Situation der „Armen und Unterdrückten aller Art“ (2. Vatikanisches Konzil, Gaudium et Spes) bewusst wahrnehmen und uns für eine lebenswerte Zukunft für alle zu engagieren.
Lebens-Perspektive: wirklicher sozialer Wohlstand!
GS 28. Nov 2023
In Frieden und Sicherheit leben
ist ein menschliches Bedürfnis, dass allzu häufig sich -und nicht erst in diesen Tagen- als trügerische Illusion erweist durch Aggression, Neid, Terror und häufig auch Religion-missbrauchende-Hetze, die in ungezügelter Gewalt entartet.
Der lebens-er-fahrene Apostel Paulus warnt seine Gemeindemitglieder in Thessaloniki: „Gerade sagen die Leute noch: Wir leben doch in Frieden und Sicherheit! Da wird das Verderben ganz plötzlich über sie hereinbrechen … Dann gibt es kein Entkommen“ (1 Thess 5,3)
Nicht nur der brutale, von erbarmungslosem Vernichtungswillen getragene Überfall der Hamas-Terroristen am 7. Oktober, oder der Überfall russischer Truppen auf die Ukraine vor unendlich scheinenden 20 Kriegs-Monate , sondern auch und gerade die rasante katastrophale Erderwärmung, der wir uns hilflos gegenüber sehen sind eine permanente und ernüchternde Aktualisierung dieser Paulus-Warnung. Obwohl uns eingeredet wird noch lange Zeit zu haben und auf Fortschritt-Technologie zu vertrauen und in der Zwischen-Zeit Freiheits-Energie zu tanken.
Paulinischer Selbst- und Gesellschafts-Schutz-Appell: Wachsam sein und nüchtern die Zeichen der Zeit sehen – und sich schützen, „mit Glaube und Liebe als Brustpanzer und der Hoffnung auf Rettung als Helm“. (1 Thess 5,8).
Herz und Verstand sind zu schützen. Nicht mit Hard- sondern Soft-Ware, um mich und uns und die ganze Menschheit zu schützen, die Zukunft unseres Biotops. Mit Überzeugung und gewaltlos. Nur mit Glaube-Hoffnung-Liebe, unserem Survival-Paket vertrauend auf die befreiende und friedensstiftende Botschaft Jesu, für eine lebenswerte Zukunft.
Also weder den Kopf in den Sand stecken, noch in Selbstisolation oder Depression versinken. „Macht also einander Mut und helft euch gegenseitig weiter, wie ihr es ja schon tut.“ (1 Thess 5,12) – und „entfriere Dein Genie…“ (Herbert Grönemeyer, Das ist los 2023), werde kreativ und aktiv für einen wirklichen und wirksamen Schalom und Salam.
GS 20. Nov 2023 zu 1. Thessalonicher Brief 5
Bleib zuversichtlich!
Während ich es niederschreibe und so dem Moderatorinnen-Appell von FRONTAL folge, kommt es mir absurd vor. Auch in diesem Jahr hat er mich wieder, wie alle Jahre und mit jeden Lebensjahr hartnäckiger: Der November Blues, gründend in Schmuddel-Wetter, diffusem Tages-Licht, oder treffender Tages-Dunkel. Dazu die täglichen Krisen-Nachrichten resultierend aus mangelnder Einsicht, Solidarität und Friedenswillen in zunehmend größeren und jüngeren Bevölkerungskreisen – weltweit.
Ich brauche keine apokalyptischen Fantasy-Romane zu lesen, die mich schon vor 30 Jahren in Pandemie- und Weltuntergangs-Szenarien versetzten und so manche Depri-Mucke meiner Jugendjahre scheint wieder neu aufgelegt worden zu sein und schallt mir morgens beim Frühstück aus den Lautsprechern kommentierend entgegen: “This is the end …” – Nein ist es (noch) nicht!
Zuversichtlich bleiben ist kein euphemisierender Selbst-Therapie-Versuch, sondern gründet bei mir in der gött*lichen Selbstbezeichnung “Ich bin da” (Exodus 3) und in der Zusage Jesu „Ich bin gekommen, um ihnen das Leben zu geben, Leben im Überfluss.“(Joh 10,10)
Der November-Blues wird vorbei gehen, wie jedes Jahr. Krisen und Konflikte werden bleiben und möglicherweise eskalieren, wenn wir nicht endlich aus unserer Komfortzone kommen, bereit für ZuMUTungen und Verzicht … und endlich handeln.
Statt mich im Blues zu verlieren, muss mich fragen lassen: „Bist Du da?“ (Herbert Grönemeyer, Bist Du da – Tumult 2018) und “Wie verbreitet sich der Mut des Herzens? Wie enteilt man der Raserei? Und bring’ ich Ruhe in die Bewegung? Und steh’ ich auf für ’ne weite Zeit” (Herbert Grönemeyer, MUT 2021)
Meine Antworten und mein entsprechendes Handeln können mir und anderen MUT und Zuversicht geben.
GS 14. Nov 2023

Kritik am Machtmissbrauch
der inkonsequenten Interpreten gottgegebener Lebensregeln lese ich in den Warnungen Jesu im Matthäus-Sonntags-Evangelium: „verhaltet Euch nicht so, wie die Gesetzeslehrer sich verhalten! Denn sie halten sich selbst nicht an das, was sie lehren. Sie schnüren schwere, kaum tragbare Lasten zusammen und laden sie den Menschen auf die Schultern, aber sie selbst machen keinen Finger krumm, um sie zu tragen. Alles, was sie tun, tun sie nur, um von den Leuten gesehen zu werden. …“ (Mt 23)
Papst Franziskus scheint diese Warnung in seiner Klerikalismus-Kritik bei der Weltsynode in Rom aktualisiert zu haben: Der Klerikalismus sei eine “Geißel”, die das “treue, heilige Volk Gottes” versklave. Dieses ertrage “geduldig und demütig die Verschwendung, den Missbrauch, die Ausgrenzung durch den institutionalisierten Klerikalismus”. … (katholisch.de – 26.10.2023)
Die dokumentierte Unglaubwürdigkeit der „berufenen Ausleger des Gesetzes“ (Mt,23) ist nicht erst in jüngster Zeit einer der Hauptgründe für den offenkundigen Relevanzverlust der Kirchen für das Leben der Menschen, sondern stellt auch die Reformwilligkeit der Katholischen Hierarchie (=heilige Ordnung) infrage. Wenn es der Papst ernst meint, „dass die Mitglieder der Hierarchie aus dem Volk Gottes kämen und von diesem den Glauben empfangen hätten“, dann wären die Berufenden und Ermächtigenden das Volk (griechisch laos → Laien) Gottes. Die Kleriker (vom griechischen kleros = durch Los zugefallener Erb- oder Anteil) würden dann, wie in der Apostelgeschichte beschrieben (Apg 1,17) aus dem Volk vorgeschlagen und von diesem berufen und beauftragt. Das Leitbild dieser reformierten Kirche liegt schon als Konsens- und Konzilsbeschluss seit fast 60 Jahren vor: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen, insbesondere der Armen und Unterdrückten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi, der Kirche“ (2. Vaticanum, Gaudium et Spes)
Machtbehauptung, Karriere-Sucht und „Eitelkeit“ (Papst Franziskus) stehen dieser erneuerten heiligen Ordnung im Weg.
GS 6. Nov 2023
Lebenshaltungs-Priorität
Was sind die wichtigsten Werte, Einstellungen, Haltungen für mein Leben?
Offenheit, Vertrauen, Gerechtigkeit, Liebe, Hoffnung, Zuversicht, …
Jesus wird stattdessen nach dem wichtigsten Gebot der göttlichen Gesetze gefragt (Matthäus 22). Die Absicht: Ihn aufs Rechtgläubigkeits-Glatteis zu führen. Jesus antwortet souverän mit einer Zusammenfassung der Grundwerte und Grundhaltungen der Gottes-Lebens-Gebote: »›Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand!‹
und ›Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!‹ Er verbindet also die Gottesliebe mit der Liebe zu den Mitmenschen, zu denen ja auch die Feinde gehören. Die Gottesliebe ist unglaubwürdig ohne Nächstenliebe. Sie ist Grundhaltung und oberster Wert eines gottorientierten Lebens..
In unseren Zeiten allgegenwärtigen Hasses und daraus resultierender Gewalt scheint das leben dieser Grundhaltung übermenschlich, ja heilig – unrealistisch. – Aber es ist der von Jesus konsequent vorgelebte Weg den Hass zu überwinden und Versöhnung zu ermöglichen.
Ein ursprünglich israelisches Liebeslied klingt mir dieser Tage in den Ohren. Es wurde in den 1960er bis 1980er Jahren als „Erev shel shoshanim“ (Joef Hadar/ Moshe Dor) sehr populär und von internationalen Sängerinnen und Sängern vielfach interpretiert. Eine christliche deutsche Übertragung „Kennst Du das alte Lied…“ fand in den 1980er Jahren Eingang in die kirchlichen Gesangbücher. „Lied, das von Gottes Zukunft singt und von Gerechtigkeit. Menschen sind unterwegs, aus Reichtum und Sklaverei, hoffen, dass Gottes Hand sie führt, träumen sich endlich frei.“ Dieser Text nimmt Bezug auf Jesu „Weg der Liebe und Menschlichkeit“ und stellt die Frage, ob auch wir bereit sind „diesen Weg zu gehen, selbstlos und hilfsbereit“
Eine herausfordernde Anfrage an meine Lebenshaltungsprioritäten und an die Christen der Welt ein Aufruf dem Hass Liebe entgegen zu setzen.
GS 30. Okt 2023

Auf Hass mit Liebe antworten
und nicht die Hoffnung aufgeben, dass sich die Wahrheit … durchsetzen kann.
Diese radikale und unangepasste Botschaft Salman Rushdies könnte eine aktualisierte Adaption der Botschaft Jesu sein, glaubwürdig und lebensbejahend zugemutet, trotz 35 Jahre erlebter und erlittener Verfolgung und Mordversuche durch fanatische Muslime, aufgestachelt durch Ajatollah Chomeini.
Es ist der beunruhigende, radikale Aufruf zur Feindesliebe nicht nur in Kriegszeiten, sondern als namengebende Friedenshaltung (Salman = friedlich) und sein Einsatz für Freiheit, für das er mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels geehrt wurde.
Auf Hass mit Liebe antworten ist zu allen Zeiten der gewaltlose und daher schwierigste Weg zum wort- und wesensverwandten Salam und Schalom (Frieden, Wohlergehen, Heil), das religionsübergreifende Ziel menschlichen Lebens.
Die Propheten des Schalom (Jesus, Mohammed – Islam bedeutet Frieden, Sicherheit und die Hingabe an Gott, Franziskus -versuchte während des Kreuzzuges 1219 zwischen Muslimen und christlichen Kreuzfahrern Frieden zu erwirken-, Mahatma Gandhi -versuchte mit gewaltfreien Aktionen Indien von der englischen Kolonialherrschaft zu befreien-, … bis zu den gewaltfreien Aktionsgruppen unserer Tage und Krisen) wurden zu allen Zeiten gehasst, verfolgt, zum Schweigen gebracht und getötet. Ihre Botschaft wurde lächerlich gemacht und diskreditiert, weil sie Macht, Ausbeutung, Ungerechtigkeit und Gewalt in Frage stellt.
Auf Hass mit Liebe antworten und sich die Hoffnung auf Frieden bewahren ist unsere Herausforderung.
Bin ich, sind wir dazu bereit? – Die Liebes-Worte und -Taten werden uns dann schon gegeben.
GS 24. Okt 2023

Lebens-Not-Wendigkeiten
Was brauche ich eigentlich wirklich? Diese Frage stelle ich mir in diesen Multi-Krisen-Tagen immer öfter, während ich die Herbsttage am Meer genieße. Rückblickend auf mein bisheriges Leben lässt mich dankbar sein für die Erfahrungen in und mit weitgehend intakten, liebevollen Familien-Erfahrungen, mit erfülltem Arbeitsleben und einem Leben in gesichertem relativen Wohlstand.
Dennoch die Sorge um die Zukunft der Kinder und Enkel, die Kriege und Konflikte weltweit und heimatnah, Hilflosigkeit und Ohnmacht angesichts der Existenzbedrohung der Menschheit durch Erderhitzung, Hunger und Gewalteskalation.
Dagegen die Gelassenheit und Zuversicht des Paulus: „Ich kann Not leiden, ich kann im Wohlstand leben; mit jeder Lage bin ich vertraut. Ich kenne Sattsein und Hungern, ich kenne Mangel und Überfluss. …Gott, dem ich diene, wird euch alles geben, was ihr braucht“ (Philipper-Brief 4,12+19)
Was brauche ich – wirklich? Und habe ich diesen Glauben und diese Zuversicht?
Wirkliche Not habe ich noch nicht erleben und ertragen müssen und die Klimagerechtigkeit-Zumutungen sind eher eine Frage des Einsehens, des Wollens und des konsequenten Handelns. Ich kann in Freiheit verzichten, während andere in existenzieller Not das Not-Wendigste entbehren.
Grund dankbar zu sein und das, was ich tun kann für eine lebenswerte Zukunft auch wirklich und ehrlich zu versuchen und dankbar Wohlstand zu teilen, statt zu insistieren, dass ich mir diesen Wohlstand und Reisen doch verdient habe und mir ruhig mal was Gönnen darf.
Möge der ICH-BIN-DA GOTT* den existenziell Bedrohten, das geben, was sie brauchen – auch durch mich!
GS 17.Okt 2023

Hilflos gegen den Hass
Der brutale und massive Terroranschlag der Hamas gegen Israel und die dadurch ausgelöste erneute Spirale der Vergeltungs-Gewalt, die gnadenlose Geiselnahme von mehr als 150 Zivil-Personen, Frauen und Kindern und die unbarmherzige Demütigung, Vergewaltigung und Schändung der Opfer provoziert bei mir lähmende Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Der tiefverwurzelte Hass, oft pseudo-religiös aufgeladen, ist seit Jahrtausenden in Palästina und mittlerweile globalisiert tief verwurzelt. Er findet sich auch in biblischen Mythen vom Brudermord (Kain und Abel, die Söhne des Adam) oder in der Vertreibung Ismaels des Erstgeborenen Abrahams mit seiner ägyptischen Sklavin Hagar. Ein Gottesbote prophezeit über ihn: „Dein Sohn wird wie ein wildes Tier sein, das niemand bändigen kann. Er wird mit jedem kämpfen und jeder mit ihm. Voller Trotz bietet er seinen Verwandten die Stirn.« (Genesis 16,12). Aber Ismael soll der göttlichen Verheißung nach Stammvater eines großen Volkes werden.
Triebfeder des Hasses in diesen Geschichten ist der Neid auf die von GOTT* Erwählten, die anscheinend von den Vätern mehr Geliebten, ungerecht Bevorzugten, ihr Landbesitz, ihr wirtschaftlicher Erfolg und ihre damit einher gehende Macht.
Jesus musste mit seiner Liebes- und Friedensbotschaft scheitern, weil er der Spirale von Gewalt und Gegengewalt den Weg der Feindesliebe entgegensetzte und die Gewaltlosigkeit predigte.
Ihm nachfolgend müssten die in Israel vielfältig präsenten Christlichen Gemeinschaften und Kirchen Initiatoren von Friedensinitiativen sein mit Verweis auf die doch gottgewollte friedliche Ko-Existenz im „Heiligen Land“.
Jedoch im Moment überlagert der Jahrtausende alte Hass unter den abrahamitischen Religionen alles und erzeugt Hilflosigkeit.
Hilflosigkeit auch bei mir und bei vielen im sicheren Europa, konfrontiert mit antisemitischem Hass nicht nur in den Jubelfeiern radikaler Sympathisanten der Hamas, sondern im schon fast alltäglichen Antisemitismus islamistischer Gruppen und immer mehr auch im rechten, nationalistischen Gesellschaftsspektrum. Hass, der unsere offene Gesellschaft vergiftet.
GS 11. Okt 2023
Ernte- und Einheits- Dank und Gedanken
Anfang Oktober, bei hochsommerlichen Temperaturen und strahlend blauem Himmel dankbar sein für landwirtschaftliche Erzeugnisse, die für unseren saisonal und regional unabhängigen Konsum in südlichen Ländern mit wachstums-unterstützender Chemie unter Plastikfolie gezogen und von ausgebeuteten afrikanischen Saisonarbeitern geerntet, in vollklimatisierten Supermärkten für uns Verbrauchende zu unfairen Preisen bereitgestellte Agrarprodukte, ist -ich weiss nicht wie ich es nennen soll- zynisch? makaber? höhnisch? – Aber vielleicht doch Not-wendig.
Notwendig, weil wir weitgehend den Bezug zu unseren von der Natur bereitgestellten Lebensgrundlagen verloren haben und die Leistung des Züchtens, Pflegens und der Zubereitung dieser LEBENS-MITTEL nicht mehr würdigen. Wir konsumieren sie selbstverständlich und manchmal auch geniessend, ohne uns der dahinterstehenden Natur und Menschen ausbeutenden Produktionsweisen und Lieferketten bewusst zu sein.
Dankbar sein für „Frucht der Erde und menschlicher Arbeit“,wie es in der katholischen Liturgie heißt, dankbar sein für diese Erde, das gemeinsame Haus (Papst Franziskus), dankbar sein für das Geschenk unseres Lebens und die Lebens-mittel, die wir dafür brauchen. Denn all das ist bedroht durch die Erderhitzung, an der wir alle Anteil haben und deren verheerende Folgen wir immer mehr spüren und erleben weltweit. Der Heilige Franziskus (Gedenktag 4.Okt) hat diese Dankbarkeit trotz Kriegen und Konflikten, Armut und Not und schwer krank in seinem großartigen #sonnengesang ausgedrückt.
Unsere Dankbarkeit müsste Impuls sein für politisches Handeln und nachhaltiges Wirtschaften in dieser Multi-Krisen-Zeit. Aber dazu braucht es den Konsens in der Gesellschaft, die Solidarität und den gemeinsamen Willen in vielbeschworener Einheit sich glaubwürdig zu engagieren.
Wir, nicht „die da in …“ können durch unser Handeln -noch- die Klimaziele erreichen und -hoffentlich- die Klimakatastrophe ertragbar halten. Dazu müssen wir Einheit fördern und Spaltung verhindern und unbequeme Zumutungen „in Kauf nehmen“ – für unser aller lebenswerte Zukunft.
GS 3.Okt 2023
Kommunismus oder Gottes Reich?
Wenn man Jesu Gleichnis-Rede vom Weinbergbesitzer, der seinen Tagelöhnern den gleichen Lohn zahlt, unabhängig von den geleisteten Arbeitsstunden (MT 20,1-16) heute hört, dann könnte man dies für kommunistische Indoktrination halten und wäre sofort in der aktuellen politischen Debatte über Lohngerechtigkeit, dass Leistung sich lohnen muss und Bezieher_innen von Sozialleistungen faul sind, die nach Deutschland Fliehenden nur in unsere Sozialsysteme einwandern wollen und überhaupt unser Wohlstand durch all dies gefährdet sei.
Jesu Botschaft vom GOTT*es Reich der Gerechtigkeit und Liebe hat der Priester, Dichter und Marxist Ernesto Cardenal bereits zu Beginn der 1970er Jahre in seiner Vision für Nicaragua in eins gesetzt: „Kommunismus oder Gottes Reich auf Erden, das ist gleich“.
Ausbeutung, Unterdrückung, Ungerechtigkeit -also unsere weltweite Realität- stehen demnach der GOTT* gewollten Weltordnung entgegen, ja verhindern diese und die Botschaft Jesu lautet, das es an uns ist dies durch unsere Lebens- und Liebes-Praxis zu durchbrechen, eben GOTT*es Reich im Hier und Jetzt zu realisieren.
Und unsere Reaktion auf diese revolutionäre Gerechtigkeits-Vision? – Ungerecht! Unmöglich!
Oder doch die Vision von einem #guteslebenfüralle, dem #BuenVivir, der Philosophie der indigenen Völker Südamerikas?
Ernesto Cardenal (+2020): „Wenn es so ist, dass also keiner mehr Privilegien vor den anderen hat, dann – so steht es im Evangelium – hat die Gerechtigkeit begonnen.”
„Das gemeinschaftliche Eigentum ist heiliger als das Privateigentum; Gott hat den Reichtum für alle geschaffen und nicht nur für einige Wenige. Gott hat uns als Sozialisten erschaffen, weil er uns wollte und uns braucht.“
Die Botschaft Jesu vom GOTT*es Reich will „Wohlstand“ für alle auf der Basis von Liebe und Gerechtigkeit. Damit dies (er-)lebbar ist braucht es eine Erneuerung unserer menschlichen Gesellschaft und die Abkehr von jeglichen Egoismen. Es ist die Vision einer lebenswerten Zukunft für alle.
„Ich singe ein Land, das bald geboren wird. Nur der Mensch muss noch kommen …“ (Die Vision)
GS 27. Sept 2023

Nachtragend
Da ist was schief gelaufen mit einer Person, der wir verbunden sind, sei es verwandtschaftlich oder im sozialen Umfeld einer Nachbarschaft, im Freundeskreis, in der Gemeinde, im Verein … . Wir entschuldigen uns –aber nicht wirklich-, „um des lieben Friedens willen“, „wir wollen ja keinen Bruch riskieren“, „was auf die Goldwaage gelegt“, „es muss ja auch mal gut sein“ – wie auch immer die selbst-beschwichtigenden Formeln lauten. Die Wunde bleibt und wird zur belastenden Dauerkrise. Auch nach einer Trennung schwärt sie weiter. Schuld?
Da hören wir im Matthäusevangelium (18, 21-35) wir sollen „von Herzen verzeihen“ nicht nur einmal uns entschuldigen und dies ritualisiert wiederholen („es muss ja auch mal gut sein“), sondern aus innerster Überzeugung, um der Beziehung willen. Jesus redet hier von Brüdern und Schwestern, um die Intensität der sozialen Beziehung zu beschreiben. Es geht nicht um Facebook-Freundinnnen und „Bekannte“, „Kollegen und Kumpel“ … , sondern „von Herzen verzeihen“ hat was mit Liebe zu tun. Liebe braucht das unvoreingenommene Verzeihen und das Selbst-Eingestehen von Fehlern. Erst dann ist ein Neuanfang, trotz allem möglich.
„Sei doch nicht so nachtragend!“ „Lass den alten Kram doch ruhen“ sind Appelle, die den Riss in der Beziehung nicht schließen, auch nicht bei kollektiver Schuld und politischem Versagen.
Werden unsere Kinder und Enkel uns unser schuldhaftes Verhalten und den Raubbau an den Lebens-Grundlagen ihrer Zukunft verzeihen können? Und haben wir ihnen gegenüber unsere Mit-Schuld schon glaubwürdig eingestanden, ja uns selbst eingestanden?
Eine Entschuldungsinitiative und gemeinsame -Strategie ist nur unvoreingenommen und „von Herzen“, aus Liebe möglich und braucht eine lebenswerte Perspektive.
Am 20. September ist #weltkindertag und die Vollversammlung der Vereinten Nationen berät in diesen Tagen Strategien, um die 17 Sustainable Development Goals #sdg entsprechend ihrer AGENDA 2030 #sdgportal noch zu erreichen. Anlass genug unsere Welt aus der Perspektive der Kinder und deren Zukunft anzusehen und mitzugestalten.
Entschulden und „von Herzen verzeihen“, um einen Neuanfang zu wagen.
GS 19. Sept 2023

Ambitionsniveau
Ich soll meine Lebenspraxis als Christ am Liebesgebot messen, so wie es Paulus im seinem Grundsatzbrief über den Glauben an die christliche Botschaft an die Römer formuliert: „Alle Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.« Wer liebt, fügt seinem Mitmenschen nichts Böses zu.“ (Römerbrief 13,9f).
Damit ist die Messlatte hoch gelegt – ambitioniert! Aber egal, ob Christ oder anderer Weltanschauung, dieser Grund-Satz ist eingegangen in das Weltethos der Vereinten Nationen. Das Weltethos ist die Formulierung eines Grundbestandes an ethischen Normen und Werten, der sich aus religiösen, kulturellen und zum Teil auch aus philosophischen Traditionen der Menschheitsgeschichte herleiten lässt.
Obwohl also Grundlage menschlichen Zusammenlebens auf dieser Erde ist die Umsetzung im täglichen Leben und Arbeiten eher ambitioniert als realistisch. Fehlt es mir am Willen oder an positiver Erfahrung? Oder ist diese Aufforderung als göttliches Gebot nur lästig, weil ich mir und wie ich zu leben habe nicht von einer übermenschlichen Instanz vorschreiben lassen will, meine Freiheiten einengend?
Oder aber stört mich die Zumutung der Selbstliebe als Maß der Mitmenschenliebe.
»Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.« zitiert Paulus aus den 10 grundlegenden Verhaltensregeln, den 10 Geboten, die das Volk Israel aus der Erfahrung mit dem befreienden ICH-BIN-DA, dem GOTT* der mit ihnen durch dick und dünn geht als Grundgesetz in Stein gemeißelt hatte. Der Anspruch ist also realisierbar und aus Erfahrung auch des immer wieder Scheiterns dennoch ein täglicher Impuls, um der Menschheit eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen:
„Macht Ernst damit – und das erst recht, weil ihr wisst, was die Stunde geschlagen hat! Es ist Zeit für euch, aus dem Schlaf aufzuwachen.“ (Römerbrief 13,11)
Auch wenn diese Kriegs, Krisen- und Konfliktzeit und das tägliche soziale und politische Leben es schwer macht, will ich mich immer wieder neu diesem Anspruch der Selbst- und Mitmenschenliebe stellen – hoffend auf Gegenliebe, die den Hass überwindet.
GS 13.Sept 2023

Same procedure as last year?
Seit nunmehr 60 Jahren läuft an Sylvester auf allen ARD Programmen der Sketch DINNER FOR ONE. Millionen von Fernsehzuschauer*innen werden ihn mitsprechen können und an den gleichen Stellen lachen, obwohl in schwarz-weiss und szenisch aus der Zeit gefallen.
Wir lachen über diese Spiegelung unserer Sehnsucht nach Stabilität, nach den immer wiederkehrenden Routinen und Situationen, die uns Sicherheit geben, scheinbar zeitlos. Cocooning. während die Welt draußen -ausgeblendet- in Katastrophen versinkt, leben wir routiniert im Augenblick.
Rückzugszeiten und -orte brauchen wir, um unsere täglichen Routinen zu unterbrechen, inne zuhalten, uns Zeit und Raum zu nehmen zum Nach-Denken, Welt anschauen, Zukunft in den Blick zu nehmen, zu bewerten, Möglichkeiten zu entdecken und Realisierungen zu planen.
Same procedure as every year missachtet Entwicklungen und verhindert Kreativität und Innovation.
Die Wiederholung des Gewohnten ignoriert die veränderte Wirklichkeit. Die ihr lieb gewordene Standesgesellschaft der Miss Sophie wird nur noch durch einen ihr Dienenden repräsentiert und konserviert.
Die sonntägliche Messe mit ihren vertrauten Riten, mit ihren klaren hierarchischen Rollenverteilungen waren für mich lange Zeit lebensbegleitende Besinnungszeiten und Kraft-Orte, aber sie ist auch eine solche, fast schon ideologisch aufgeladene (jeden Sonntag Ostern feiern), Routine geworden. Die Teilhabe Sollenden werden immer weniger, weil der Ritus kaum etwas mit ihrem normalen Alltagsleben zu tun hat und weder der Ort für Reflexion und Ruhe ist, noch durch den engen Ritus wirksam Partizipation ermöglicht. Die Botschaft Jesu und ihre Deutung auf „die Zeichen der Zeit“ kommt zu kurz, weil Wandlung und Kommunion das Wichtigste ist.
Letztlich, mit Blick auf die Entsendung in die Welt (gehet hin in Frieden), bleibt diese sonntägliche Kirchen-Gesellschafts-Routine irrelevant. „I‘ll try to do my very best“ verbleibt im Kirchen-Kokon. und verstärkt durch Distanz zur Welt die Irrelevanz.
Vor 60 Jahren war „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger*innen Christi“ Leitbild für kirchliche Wirksamkeit. Diesen Anspruch ernst nehmen und als vielfältige und farbige Sendung zu leben wäre auch heute relevant – für mich und die Welt.
GS 9. August 2023

Als wenn alles beim alten wäre -eine Normalitätssimulation-
so hören wir Jahr für Jahr seit fast 2000 Jahren die biblische Botschaft vom Gottesreich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens in Bildern aus der Lebenswelt der Menschen vor 2000 Jahren. Sie spiegeln deren Alltagserfahrungen wieder. Bilder von Arbeit, gerechtem Lohn, Befreiung, Versöhnung, … Bilder eines lebenswerten Lebens, geschenkt und nicht aufgrund von Leistung verdient. Aber wir verstehen sie und die Botschaft nicht wirklich und wirkungsvoll.
An uns, den heutig Hörenden, ist es diese Bilder und vor allem die sie beschreibenden Werte immer wieder neu in unsere Lebenswelt zu übertragen und das Leben entsprechend dem Willen Gottes -und nichts anderes meint das biblische Reden vom Gottesreich- in unsere Zeit, Erfahrungs- und Ideenwelt, in einer glaubwürdigen, attraktiven, heutigen Sprache zu erzählen und zu vermitteln.
Nur so kann diese zeitlose, begeisternde Botschaft gesellschaftlich relevant werden, Antworten auf uralte Menschheitsfragen und auf Zukunfts-Fragen geben, die sinn-voll sind. Bilder, Sprache, Narrative müssen sich orientieren an dem was das 2. Vatikanische Konzil vor mehr als 50 Jahren mit „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen“ bezeichnet hat.
Jesus kündigt am Ende seiner Gleichniserzählungen vom Gottesreich (Mt 13) an, dass es dazu neue Botschafter_innen des Gottesreiches braucht, „die gelernt haben, was es mit dem Gottesreich auf sich hat“ (Mt 13,52). Nur diese sind in der Lage alte Weisheiten und neue Lebenserkenntnisse miteinander in Beziehung zu bringen und sinn-voll zu vermitteln. Also von der biblischen Botschaft überzeugte, lernende, im heutigen Leben stehende und dieses immer wieder neu reflektierende, kommunikative und prophetische Menschen sind gesucht, die sich von diesem Anspruch in Dienst nehmen lassen – unabhängig von Herkunft, Lebensstand und (zugewiesenem) Geschlecht. Und möglicherweise auch ohne kirchliche Sozialisation und ausdrückliche Beauftragung. Einfach begeisterte und begeisternde Christen-Menschen.
GS 1. August 2023
Allzu bekannt
und teils mit Inbrunst -insbesondere in Kinder- und Familiengottesdiensten- besungen sind die bildhaften Vergleiche aus der landwirtschaftlichen Lebens- und Erfahrungswelt seiner Zuhörer, die Jesus nutzt, um die befreiende, gerechte und Frieden bringende Weltordnung nach GOTT*es Willen zu beschreiben: Unkraut unter dem Weizen, das nicht ausgerissen werden sollte, da sonst auch die Ernte des Lebensmittels gefährdet ist; das kleine Senfkorn, das zum großen Baum, Geschmacks- und Schattenspender wird und der Sauerteig, der zum Triebmittel eines schmackhaften und nahrhaften Brotes wird.
Allzu bekannt und aus der Zeit gefallen, wie überhaupt die Botschaft Jesu? Von daher haben sie, genau wie die Botschaft keinen Bezug mehr zu unserer Lebens- und Erfahrungswelt, unserem Biotop des Glaubens?
Liegt es nur an der antiquierten Sprache und den Bildern, oder auch an der Botschaft, die nicht mehr Zeit und Gesellschaft inspirierend, provokant und verändernd, ja radikal uns hinterfragt in unserer komfortablen gesellschaftlichen Saturiertheit?
Oder liegt die geringe Resonanz an den Botschafter_innen des GOTT*es Reiches, dass diese Botschaft als wenig relevant für unsere Gesellschaft und für die Krisen und Konflikte unserer Zeit empfunden wird?
Da, wo sich GOTT*es Reich-Botschafter_innen positionieren und mit Armen und Unterdrückten solidarisieren, mit Lebensmittel-Retter_innen containern, mit Klima-Aktivist_innen sich festkleben, für Flüchtlinge sich einsetzen, sich um Obdachtlose kümmern, Kranke pflegen und Sterbende begleiten, … wie der Jesuit Jörg Alt („Die letzte Generation – das sind wir alle“ und „Widerstand gegen eine Wirtschaft, die tötet“) wird diese neue Weltordnung nach GOTT*es Willen glaubwürdig gelebt – mit allen Konsequenzen (im Fall Jörg Alt Strafverfolgung, Anklage, Bußgelder und Gefängnisstrafen).
Solche Glaubenszeug_innen provozieren und inspirieren, sie motivieren und bringen uns ins Handeln – für eine lebenswerte Zukunft und eine bessere Welt.
Sie sind Vorbilder, die „so hell strahlen wie die Sonne. Wer Ohren hat, soll (Ihnen) gut zuhören, (um GOTT*es Willen zu verstehen)“ (Mt 13,43)
GS 25. Juli 2023

Schwer von Kapee
hätte man abwertend in meinen Schülertagen einen Großteil der Menschen in den westlichen Industrienationen bezeichnet und erst recht deren populistische Politiker_innen, die immer noch meinen, dass wir uns Zeit lassen könnten mit Massnahmen gegen die sich abzeichnende, wissenschaftlich prognostizierte Klimakatastrophe.
Sicherlich ist neben Ignoranz gegenüber den Zeichen der Zeit und den übereinstimmenden Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung, wie dem IPCC-Bericht, auch die Verdrängung einer möglichen persönlichen Betroffenheit Grund für das „weiter so“. Aber ich habe den Eindruck, dass von den politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen bewusst auch Desinformationskampagnen geschaltet werden, wie man es an so manch Greenwashing-Werbekampagne der Fosil-Lobby sehen kann.
Für die, die schwer von Kapee sind, begriffsstutzig, nicht die hellste Birne im Kronleuchter sind oder denen die Medien Normalitätssimulationen vorspielen braucht es wahrscheinlich eine andere, direktere und berührendere Kommunikation.
Im Sonntagsevangelium des Matthäus (Mt 13, 1-23) wird Jesus von seinen engsten Jünger_innen und Freund_innen gefragt, warum er seine Botschaft vom guten Leben in Gerechtigkeit, Liebe und Frieden in „Gleichnissen“, also in Bildern des täglichen Lebensumfeldes kommuniziert, statt Klartext zu reden. Seine Antwort -ein Zitat des Propheten Jesaja- könnte auch auf unsere gesellschaftliche Situation passen:
›Hört nur zu, ihr versteht doch nichts; seht hin, so viel ihr wollt, ihr erkennt doch nichts!
Denn dieses Volk ist im Innersten verstockt. Sie halten sich die Ohren zu und schließen die Augen, damit sie nur ja nicht sehen, hören und begreifen, … sonst würden sie umkehren.<
Um diese Verstockung aufzulösen brauchen wir die klare Kommunikation eines Robert Habeck und die prophetischen Aktionen von #scientistrebellion_ger #letztegeneration #fridaysforfuture und der vielen Klimaaktivist_innen, damit unsere Gesellschaft nicht schwer von Kapee bleibt, sondern aktiv sich an der #oekologischetransformation beteiligt – bevor es zu spät ist.
GS 18. Juli 2023

Pausen-Zeiten
Sommerpause wird diese wunderbare Zeit im Jahr genannt, aber ich kann nicht auf Kommando in den Pausenmodus schalten. Obwohl im „Ruhestand“ lassen mich die Ereignisse um mich herum, in meinem Biotop und in der Welt, nicht zur Ruhe kommen. Klar, eine kurze Atem- oder meinem Alter eher angemessen- eine Verschnauf-Pause ist immer drin und der Sommerabend mit Jazz und Wein auf der heimischen Terrasse ist erholsam.
Aber wirklich Pause im Sinne von aus-ruhen-lassen,wie es das Matthäusevangelium (Mt 11) an diesem Sonntag zu Beginn der Sommerpause denen verheisst, die sich auf die Botschaft Jesu einlassen, empfinde ich (noch) nicht.
Bezeichnend ist, wie das griechische Wort anapaúo in den unterschiedlichen Bibel-Übersetzungen übertragen wird:
„ihr werdet Ruhe finden für eure Seele“ „dann findet euer Leben Erfüllung“ „dann findet ihr Ruhe für euer Leben“.
Finden … dazu muss ich erst auf die Suche gehen, also mir klar werden wonach oder was ich suche.
Und RUHE FINDEN hört sich so entgültig an: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“ (Augustinus)
Aber es klingt auch nach Geborgenheit und nach einem erfüllten Leben.
Vielleicht gibt die PAUSE einen Vorgeschmack auf diese lebenserfüllte Ruhe.
Dann möchte ich sie geniessen als geschenkte, schöpferische Pause mit GOTT*es Segen:
#gotteswort_weiblich
„Der Segen Gottes komme dir leichtfüßig entgegen
packe kurzerhand mit an, deine Sorgen mit dir zu tragen
und begleite dich, wohin du damit auch unterwegs bist.
Der Segen Gottes breite kühlen Schatten über dich
eine Pause in der Hitze des Tages
dass du zu Atem und zur Ruhe kommen kannst.
Der Segen Gottes fülle dir Herz und Seele mit Hoffnung,
mit Zutrauen und Freundlichkeit
und bewahre dich für die Dauer der Tage.“
// Annette Jantzen – 7.Juli 2023
GS 11. Juli 2023

Nichts für Familienmenschen und Netzwerker
sind die radikalen Beziehungs-Prioritäten, die Jesus von denen fordert, die sich für ein Leben als Botschafter des Gottesreiches der Gerechtigkeit und Liebe entschieden haben und dies glaubwürdig verkündigen und leben wollen:
„Ich bin gekommen, um Eltern und ihre Kinder und Schwiegerkinder zu entzweien, … Die nächsten Verwandten werden einander zu Feinden werden. Wer Vater oder Mutter, Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören.“(Mt 10,35-37)
Alles, was damals soziale Sicherheit bot sollten seine Jünger_innen aufgeben, um sich ganz auf seinen Auftrag zu konzentrieren. Er stellt die Familien-Bande zur Disposition, weil sie eben binden und abhängig machen. Sie stehen dem freiwilligen Dienst am Nächsten im Weg.
Uns Frei- und Gut-Willige stösst er vor den Kopf, denn wer will und kann sich seinen familiären Verpflichtungen entziehen?
Die biblische Forderung führte zur Zölibatsideologisierung für „Berufene“ und „Gesandte“, Priester und Ordensleute in der katholischen Kirche.
Eigentlich geht es Jesus aber um dies: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir auf meinem Weg folgt, ist es nicht wert, zu mir zu gehören.“
Es geht um die radikale Nachfolge mit all ihren Konsequenzen, es geht um eine Lebensentscheidung für das gelebte Gottesreich, die frei und ungebunden erfolgen muss, ohne Vorbehalt, ohne vielleicht und mal sehen. Eine Entscheidung aus Überzeugung und Liebe, die alle anderen Bindungen und Beziehungen im wahrsten Sinne des Wortes relativiert: „Sorgt euch zuerst darum, dass ihr das Gottesreich lebt und so Gottes Willen tut, dann wird er euch schon mit all dem anderen Lebensnotwendigen versorgen.“ (Mt 6,33)
Vielleicht ist das ja der Grund für den Relevanz- und Mitglieder-Verlust der Kirche, dass sie die Prioritäten falsch setzt, sich sorgt um den Machterhalt, statt um Gerechtigkeit und Liebe.
Und wir Jesu und seiner Botschaft Glaubende, wir Volk Gottes, welche Prioritäten setzen wir in unseren Lebensentscheidungen? Was ist unsere Berufung, unser Gesandt-Sein in dieser Welt, angesichts deren lebensbedrohenden Zukunft?
GS 4. Juli 2023
Fürchterlich
charakterisiert eine unvorstellbar furchtbare Situation oder Beschaffenheit, die Bestürzung hervorruft. In diesem Sinne sind die derzeitigen Krisen und Konflikte so Furcht erregend, dass wir uns eine Normalitätssimulation erschaffen, die hilft das Fürchterliche zu verdrängen. Denn Furcht lähmt. Und wir wollen, müssen handlungsfähig sein und bleiben.
Dreimal beruhigt Jesus im Matthäus-Sonntags-Evangelium seine Freund_innen und uns Zuhörende „Fürchtet Euch nicht!“ – insbesondere nicht vor Menschen!
Aber unsere Furcht ist real, sie kreiert Bilderwelten im Kopf, die Angst machen. Sie ist existenziell, weil lebensbedrohlich, wie die Erderwärmung und ihre immer deutlicher werdenden und spürbaren Folgen. Ebenso Gewalt und Ungerechtigkeit, Machtmissbrauch und Verfolgung.
Wenn wir doch Vertrauen hätten und könnten! Aber worauf und in wen? Technologie? Erfindungsgeist? Selbstheilung des Systems? Politik? Geld? Menschen? … – In uns selbst?
Eine FORSA Umfrage zum Vertrauen in Institutionen in Krisenzeiten verweist die Religionen und Kirchen auf die hinteren Plätze:
„Am besten schneidet hierbei der Zentralrat der Juden mit 38 Prozent auf Platz 13 ab. … Die evangelische Kirche hält sich mit 31 Prozent (–2) auf Platz 16 – doch nicht einmal ein Drittel der befragten Deutschen bringt ihr noch Vertrauen entgegen. Dramatisch sieht es bei der katholischen Kirche und für den Islam aus. Die katholische Kirche rangiert mit 8 Prozent (–4) auf dem drittletzten Platz nur noch vor dem Islam mit 6 Prozent (–2) und den Werbeagenturen.“ (RND 28.1.2023) – Vertrauensverlust durch Unglaubwürdigkeit.
„In God we trust“ bekennt jeder US-Dollar, wobei, so hoffe ich, das Geld nur der Träger der Botschaft ist und nicht berührungsreliquie des Kapitalismus.
Jesus nimmt uns die Furcht, weil wir vor GOTT* wertvoll sind und weil wir bekennend ihm vertrauen und seiner Zusage einer lebenswerten Zukunft in Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. Es ist an uns, befreit von Furcht, dieses Vertrauen zu leben.
GS 27. Juni 2023

Hilflos und erschöpft,
Gefühle, die jede kennt und die mir angesichts der Welt-Krisen-Lage, aber auch angesichts meines Lebensumfeldes, meines Biotopes sehr vertraut sind.
Jesus konstatiert dies achtsam aus Mit-Menschen-Sicht und versucht zu heilen, in dem er Hoffnung auf die so gerechtere, liebe-vollere und friedlichere göttliche Weltordnung macht, die mit seinem Handeln angebrochen ist (Mt 9,35f). Als #WeltenRetter beruft er ausgerechnet uns! Menschen, die an seine Vision eines #BuenVivir glauben, eines Guten Lebens für alle in Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit, die indigene Adaption der Botschaft Jesu vom Gottesreich.
Hilflos und erschöpft,
aus diesem entkräftenden und lähmenden Zustand in Aktion zu kommen, braucht eine lebenswerte Vision und Menschen die dafür begeistert sind. Eigentlich könnten und würden wir als Christen von dieser Vision und Begeisterung mitreißend erzählen können und/oder sie auch glaubwürdig leben – wenn wir nur selbst daran glauben würden und aus unserer Depression über die Zu- und Umstände unseres Lebens herausfänden.
„In Sorge um die Welt“ sei sie, eine junge Polizistin, die mit ihrem Engagement für und bei der #letztegeneration zum „Aushängeschild“ und zur Brückenbauerin geworden ist (Zeit online 20.Juni 2023).
Die gemeinsame Welt-und Krisen-Sicht motiviert zum Engagement für die GOTT* geschenkte Schöpfung, unser gemeinsames Haus, unser gemeinsames Biotop, das uns alle verbindet.
Jesus motiviert seine Jünger zum Dienst an den Hilflosen und Erschöpften, indem er ihnen die lebenswerte Zukunftsperspektive des #BuenVivir mit auf den Weg gibt und sie erinnert: „Umsonst habt ihr alles bekommen, umsonst sollt ihr es weitergeben.“ (Mt 10,8)
Die Welt-Sorge und die Dankbarkeit für das geschenkte Leben, geben mir Hoffnung und Mut mich zu solidarisieren und zu engagieren für ein #BuenVivir, wo ich es kann. Denn wir sind nicht ohnmächtig oder gar tot, sondern berufen zum Aufstand für das Leben.
GS 20. Juni 2023
Selbst gerecht Mann sein
Den fast 40 Jahre alten Klassiker „Männer“ von Herbert Grönemeyer -auf Schalke lauthals und begeistert mitgesungen von 50000 Männern und Frauen- im Ohr, waren die Ergebnisse einer im Auftrag von Plan International erstellten Studie „Spannungsfeld Männlichkeit“, schockierend.
Schockierend, weil offenbar wir und ich als Väter und auch Mütter dieser befragten Generation der 18-35 Jährigen wohl doch kein so emanzipiertes Rollenverständnis authentisch gelebt haben, wie wir immer gemeint und gewollt hatten: Empathisch, liebevoll, achtsam, wohlwollend, fürsorgend, gewaltfrei, … – alles eher weiblich konnotierte Attribute.
Dabei hatte Herbert Grönemeyer ebendieses „Spannungsfeld Männlichkeit“ beschrieben und infrage gestellt: „außen hart und innen ganz weich. Werd’n als Kind schon auf Mann geeicht. Wann ist ein Mann ein Mann?“
Neben Gewaltbereitschaft,um sich in der Partnerschaft Respekt zu verschaffen (34%) ist es das traditionelle Rollenverständnis -Haushalt ist Frauensache 54%- das offensichtlich junge Männer fast schon klischeehaft prägt. Öffentlich sichtbare Homosexualität stört fast jeden zweiten Befragten.
Aus Afrika verbreiteten die Medien ebenfalls an diesem Wochenende, dass in einigen Ländern praktizierte Homosexualität mit drakonischen Gefängnisstrafen belegt wird. Beeinflusst von ultrakonservativen Sekten aus den USA wird sogar die Todesstrafe gefordert mit der Begründung, dass „… LGBTQ-Aktivisten gezielt Kinder für einen “homosexuellen Lifestyle” rekrutieren und so die traditionelle gottgewollte Familie und mit ihr die gesamte Gesellschaft zerstören…“ (Andrea Böhm, Des Teufels Regenbogen in Zeit.de, 10 Juni2023)
Im Sonntagsevangelium fordert Jesus auf: „Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!“ (Mt 9,13)
54% der befragten Männer äußern die Bereitschaft aufgrund des empfundenen Veränderungsdruckes sich weiterzuentwickeln und 77% der befragten Frauen finden, dass jeder Mann inzwischen wissen sollte, welches Verhalten in Sachen Gleichberechtigung von ihm erwartet wird.
Also „Geht und Lernt!“ – Wann wird ein Mann ein liebevoller Mann?
GS 13. Juni 2023

Reset-fähig
ist die Liebes-Beziehung Gott*es zu seinem Volk, so zumindest stellt es die Erfahrung des Volkes Israel, gesammelt in den 5 ersten Büchern der Bibel dar. Immer wieder geht das Angebot von GOTT* aus, trotz aller Beziehungsabbrüche (Sünden) und Gräueltaten insbesondere der Mächtigen des Volkes am eigenen Volk und an der Menschheit insgesamt, neu anzufangen, sich versöhnen zu lassen.
GOTT* ist eben JHWH „ICH-BIN-DA“ (Ex 34,6). Und entsprechend wird er mit Worten der liebevollen Zuwendung beschrieben: barmherzig, gnädig, langmütig, Huld, Treue … .
Diese Erfahrungen mit ICH-BIN-DA haben die GOTT*-Glaubenden mehr als 3000 Jahre getragen und mit Hoffnung auf und Vertrauen in Zukunft erfüllt.
Kann ich dies auch zukunftstauglich glauben, während die Szenarien der menschlichen Zukunft immer bedrohlicher werden und bereits erste Kipppunkte unkontrollierbare Katastrophen in Gang setzen, während wir noch um Zumutungen und deren sozialverträgliche Finanzierungen streiten, bzw. diese populistisch verhindern?
Oder ist gerade diese Ignoranz Ausdruck unserer GOTT*- und Versöhnungslosigkeit?
Vor 45 Jahren nahm ich am Katholikentag in Freiburg teil. Mehr als 80000 Teilnehmende trafen sich unter dem Motto „Ich will Euch Zukunft und Hoffnung geben“„um ihren Glauben zu feiern“. Angesichts von sich abzeichnenden ökologischen und wirtschaftlichen Krisen (#global2000), Terrorismus, Aufrüstung und weltweiter Ungerechtigkeit musste sich dieser Katholikentag in seinen Foren und Podien den gesellschaftlichen Fragen der Zeit stellen und versuchen Antworten aus dem christlichen Glauben zu geben, auch wenn dies den Kirchenmächtigen nicht schmeckte.
Ich fühlte mich als Theologie Studierender mit meinem politischen Engagement in der Ökologie-, Friedens- und Eine-Welt-Bewegung angenommen und im Austausch mit Gleichgesinnten auch innerkirchlich willkommen. Umbruch und Aufbruch lagen in der Luft und ja, ich hatte Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft. Sie trägt mich immer noch, auch wenn die Zeichen der Zeit dagegen sprechen.
GOTT* ermöglicht immer wieder einen Reset – das gibt mir Hoffnung auf Zukunft.
GS 6.Juni 2023

Empörend
war die gleichgültige, flapsige Antwort „Nach mir die Sintflut. Ich habe keine Kinder“ des Millionärs, Unternehmers und Verlegers Julien Backhaus in einer ZDF Talkshow im Gespräch mit dem #letztegeneration Aktivisten Theo Schnarr auf die Zuschauerfrage „wo und wie kommen Sie Ihrer Verantwortung für die nachfolgenden Generationen und unserer Umwelt nach?“
Nach mir die Sintflut!“ ist eine von Madame Pompadour geprägte Redewendung, welche eine Tat ohne Rücksicht auf Verluste beschreiben soll: après moi le déluge .
Die biblische Version des Sintflut-Mythos erzählt sie als Folge der Bosheit und Gewalt der Menschheit:
GOTT* sah, dass die Menschen auf der Erde völlig verdorben waren. Alles, was aus ihrem Herzen kam, ihr ganzes Denken und Planen, war durch und durch böse. Das tat ihm weh, und er bereute, dass er sie erschaffen hatte.(1.Mose 6)
Mit der selbstverursachten Zukunftsvernichtung unseres Biotopes durch die Erderhitzung ist es nicht GOTT* der die Katastrophe auslöst, sondern die Menschheit. Wir handeln und leben ohne Rücksicht auf Verluste aus rein egoistischen, ja bösartigen und gewalttätigen Interessen: après moi le déluge.
GOTT* hat die Erde als unseren Lebensraum gut geschaffen: Und Gott sah alles an, was er geschaffen hatte, und sah: Es war alles sehr gut. (1. Mose 1,31)
Bis heute hin haben wir als Menschen diese gute, gerechte, auf allumfassenden Frieden -Schalom-hin geschaffene Ordnung Gottes sabotiert durch unsere Hybris alles besser machen zu können, zu unserem eigenen Besten – und vielleicht noch unserer engsten Familie.
Biblisch wird dies „Sünde“ – Absonderung von GOTT* und den Menschen – genannt. Uns dessen bewusst, bezeichnen wir unser Handeln ja auch als Umweltsünden.
Wir als Menschen, jede und jeder einzelne, haben Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft in der GOTT* geschenkten Schöpfung. Persönliche und nationale Egoismen können wir uns im gemeinsamen Haus nicht leisten. – Damit wir nicht in der Sintflut ertrinken oder in der Hitze verdorren müssen wir gemeinsam und verantwortungsbewusst denken, planen, handeln und leben .
GS 23.Mai 2023

Ich singe, weil ich ein Lied hab
Es läuft schon seit einiger Zeit nicht gut in meinen ehrenamtlichen Engagementfeldern: den Freiwilligendienst bei unseren Partnern in Sambia #eineweltengagement interessieren nun schon seit 2 Jahren (fast) keine jungen Erwachsenen mehr und die katholische Kirche ist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie irrelevant geworden ist für die existenziellen Nöte der Menschen und der Welt.
Mal wieder führt mich das vor die Frage: Warum machst Du das eigentlich? Und für wen engagierst Du Dich?
Eigentlich ist es doch sinn-voll, das junge Menschen aus Deutschland und Sambia die Chance bekommen mit einem #FIJ die jeweils andere Kultur intensiv kennenzulernen im Zusammenleben mit Gleichaltrigen und ihren Familien. Aber finanzielle Prioritäten werden durch die Politik anders gesetzt und Biographien gesellschaftlich ökonomisch nutzbarer geplant. Die Lern- und Erfahrungs-Chancen gilt es für alle Jugendlichen zu erhalten. #meinFIJerhalten
Die Sinn-vermittelnden und Lebens-deutenden Dienste der Kirchen und Religionsgemeinschaften sind für die Menschen lebenswichtig. Aber sie werden von systemerhaltenden Struktur- und Machtdebatten verdrängt. #synodalerweg
Was motiviert mich und eine Vielzahl Menschen jeden Alters dennoch nicht aufzugeben, sondern immer wieder neu sich zu engagieren?
Während der ersten Christenverfolgung unmittelbar nach Jesu Tod, die von Saulus , dem späteren Paulus angeführt wurde, werden die Repräsentanten der Christengemeinde in Jerusalem angeklagt wegen aufrührerischer Reden und Aktionen. Sie werden in Haft genommen und zu Unterlassung verurteilt.
Petrus, ihr Ältester und Sprecher hält dagegen ihre Motivation: „Wir können nicht schweigen von dem, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg 4,20)
Menschen in allen Bereichen zivilgesellschaftlichen Engagements bis hin zu den z.Zt. besonders angefochtenen Aktivist*innen der #letztegeneration sind in ihrem Engagement durch diese Erfahrung getragen und immer wieder neu motiviert – auch ich!
Deshalb: Ich singe , weil ich ein Lied hab
GS 16.Mai 2023
Auf der Suche
nach dem richtigen Lebensweg sind wir lebenslang. Entsprechend begleitet mich die Unsicherheit, ob dieser Weg wirklich der richtige ist. An jeder Kreuzung, jeder Abzweigmöglichkeit muss ich mich entscheiden. Navigationsgeräte nehmen uns manche Entscheidung ab – wenn wir ihnen vertrauen. Sie vermitteln satelliten- und rechnergestützt Sicherheiten, dass wir dort landen, wo wir hinwollen. Wegweiser und manchmal ortskundige Menschen weisen die Richtung. …
Aber die Unsicherheit bleibt: Habe ich das richtige Ziel? Erfordert die Situation nicht eine Kurskorrektur oder sogar eine neue Zieleingabe? „Leben ist das was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ singt John Lennon seinem Sohn in „Beautiful boy“.
Als Jesus seine Jüngerinnen und Jünger auf seinen Tod vorbereitet ist die Verunsicherung groß: Was soll aus ihnen werden, was aus seiner Botschaft? »Lasst Euch im Herzen keine Angst machen!«, ermutigte Jesus seine Jünger. »Glaubt an Gott und glaubt an mich! … Ihr kennt ja den Weg« (Joh 16,1-4)
In unserer so komplexen Welt-Situation, die auch unser Leben und wie wir es gestalten und leben wollen beeinflusst, sind wir herausgefordert unseren Werten treu zu bleiben, verantwortungsvoll und nachhaltig unseren Lebensstil zu gestalten für eine lebenswerte Zukunft. Jesu Botschaft von Gerechtigkeit und Liebe gibt die Zielkoordinaten vor, er bezeichnet sich als Weg und seine Botschaft als Wahrheit. Wir haben die Wahl uns auf diesen Weg einzulassen im Vertrauen darauf, dass er für uns der Richtige ist.
Der Leitsatz aus dem jüdischen Talmut legt die Wahl der Zieleingabe in unsere Verantwortung: „Der Mensch wird des Weges geführt, den er wählt“
GS 9.Mai 2023

Verheißungsvolle Zukunft
Voller Überzeugung vertrauen sie auf eine lebenswerte Zukunft trotz des Schlamassels, obwohl die Umstände kaum eine Kehrtwende erwarten lassen und die Mächtigen nicht nachlassen sie zu diffamieren und Mitmenschen sie mit Gewalt bedrohen.
Nach dem Tod Jesu blieb den Freund+innen seine Botschaft und die Vision eines Lebens im Gottes Reich der Gerechtigkeit der Liebe und des Friedens. Diese Botschaft und Vision motivierte sie diese glaubwürdig zu verkünden und zu leben, trotz des Widerstandes mit dem sie sich konfrontiert sahen. Ihr Mission-Statement:
»Kehrt jetzt um und lasst euch taufen auf Jesus Christus; lasst seinen Namen über euch ausrufen und bekennt euch zu ihm – jeder und jede im Volk! Dann wird Gott euch eure Schuld vergeben und euch seinen Geist schenken.Diese Zusage gilt euch, euren Nachkommen und den Menschen in aller Welt, die der Herr, unser Gott, zu sich herbeirufen wird. (Apg 2,38f)
Bis heute hin ist das hinterfragen der eigenen Konsum- und Lebensgewohnheiten, der Verzicht auf immer mehr, weil wir es uns jetzt (noch) leisten können, das gut für sich sorgen, … anstößig und unbequem. Die Umkehrbereitschaft ist nicht mehrheitsfähig.
Aber die Hoffnung, dass Botschaft und Aktion auch andere wachrüttelt und zum Handeln für eine lebenswerte Zukunft motiviert bleibt, bei den Jünger*innen Jesu, wie auch bei den Klimaaktivisten*innen.
Der Erfolg der Mission hängt wesentlich von der Be-Geisterung ab, die das Engagement motiviert gegen alle Widerstände und von der Hoffnung, dass die Welt doch noch eine lebenswerte Zukunft hat lebt.
Diese Botschaft einer verheißungsvollen Zukunft für alle lässt sich nicht verbieten, sondern will mitgeteilt werden aus Überzeugung, um zu überzeugen – „jeder und jede im Volk!“:
„Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg 4,20)
#christiansforfuture für eine lebenswerte Zukunft für alle auf diesem Planeten – der Ignoranz und allen Widerständen zum Trotz.
GS 2. Mai 2023

Augenöffner für Enttäuschte
Sie hatten gehofft, das ihre Bewegung zum Game Changer in der verfahrenen Situation der Bevölkerung Palästinas zu Beginn unserer Zeitrechnung werden würde. Deshalb hatten sie sich dem Botschafter einer neuen, göttlichen Weltordnung angeschlossen, teils aus politischen, teils aus religiösen Gründen.
Der, auf den sie ihre Hoffnung gesetzt haben ist in seiner Mission gescheitert und wurde als Volksverhetzer, Irrlehrer und Unruhestifter hingerichtet. Kurzer Prozess für einen der konsequent für eine Gesellschaft der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens eingetreten ist und dies überzeugend gelebt hat – und der sich von Gott* berufen und getragen wusste.
Hingerichtet und begraben – aus den Augen aus dem Sinn?
Die Bewegung löst sich auf und die Jünger Jesu gehen zurück auf Anfang. Sie gehen zurück in ihre Dörfer und Familien, zurück in ein Leben, das ihnen Heimat war.
Aber das Verbindende, das Erlebte, die Botschaft, die Erinnerung an diesen Jesus und seinen Anspruch und seinen Aufruf die Welt zu verändern bleibt.
Aber es braucht die gemeinsame Erinnerung und die deutende Begleitung von außen, um sie wieder neu zu motivieren, immer wieder. »Brannte es nicht wie ein Feuer in unserem Herzen, als er unterwegs mit uns sprach und uns den Sinn der Heiligen Schriften aufschloss?«(Lukas 24,32)
Auch in unserer lebensweltlichen Situation verbreitet sich Enttäuschung und Resignation. Aussichtslos, Visionslos, #letztegeneration“.
Herbert Grönemeyer singt am Anfang der #fridaysforfuture-Bewegungen vom MUT:
Das Leben ist ein Seiltanz
Ein hauchzartes Porzellan
Versuchung und Unwägbarkeit
Doch der Funke glimmt
Für einen Aufbruch, der gegen alle Ströme schwimmt
Wie verbreitet sich der Mut des Herzens?
Wie enteilt man der Raserei?
Und bring’ ich Ruhe in die Bewegung
Und steh’ ich auf für ‘ne weite Zeit
Diesen MUT wünsche ich mir für die Enttäuschten in den Bewegungen weltweit, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und eine lebenswerte Zukunft für alle einsetzen und für die hoffnungslos Engagierten für eine weltoffene, Menschen zugewandte und liebende Kirche, die diese Botschaft Jesu überzeugend lebt.
GS 25. April 2023
Augenscheinlich und offensichtlich
sind Adjektive , die wir nutzen, wenn etwas auf den ersten Blick klar erfassbar, aber in den letzten Konsequenzen noch nicht nachvollziehbar und verständlich ist.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut, denn das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“. Diese vielzitierte Liebes-Weisheit des Kleinen Prinzen trifft wohl auch die biblische Geschichte von Thomas, dem Zweifler und macht den Unterschied zwischen dem augenscheinlichen, begreifbaren Erkennen und der glaubenden, vertieften, liebenden Erkenntnis deutlich.
In einer von Angst und Unsicherheit geprägten Atmosphäre nach dem Foltertod Jesu sind seine Freunde abgetaucht, aus Angst, dass sie die Staatsgewalt oder die Religionswächter in Kollektiv-Haft nehmen. Sie finden in der Gemeinschaft Trost in der Begegnung mit dem wesentlich veränderten Jesus. Diese Begegnung mit „dem Auferstandenen“ schenkt ihnen inneren Frieden und Versöhnung und sendet sie aus Frieden und Versöhnung in die Welt zu tragen.
Thomas der nicht dabei war, aber von ihnen begeistert eingeweiht wird, wehrt das für sie Offensichtliche ab. Die geltenden Regeln und die Ordnung der Welt verbietet die Auferstehung eines Menschen. Und selbst wenn es der gefolterte und ermordete Jesus gewesen sein sollte, der sich den Jüngern geoffenbart hat, so wird er nur scheinbar tot gewesen sein. Thomas will die tödlichen Wunden begreifen, um das Offensichtliche annehmen zu können.
Bei der nächsten Begegnung im Jüngerkreis kann er sich von der Identität Jesu überzeugen. Der fordert ihn auf „komm zum Glauben“ (Joh 20,27) und deutet »Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Freuen dürfen sich alle, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!« (Joh 20,29)
Diese glaubende Erkenntnis fällt nicht nur Thomas schwer, sondern auch uns bis heute hin. Und die daraus folgenden Konsequenzen, unsere Aufgabe Frieden und Versöhnung in die Welt zu bringen, erst recht.
Auch wenn diese unbequeme Wahrheit diskreditiert und als unglaubwürdig diffamiert wird, können wir dennoch „unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg 4,20) und müssen es einfach glaubwürdig leben.
GS 18. April 2023
Osternachklang: Schlamassel und Obskurität
Ich habe mich gefreut, als ich während der Ostervorbereitungen feststellte, dass in diesem Jahr die bedeutenden Feste der drei abrahamitischen Religionen zeitgleich stattfanden: Pessach -das Gedenken an den Auszug des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei, Ostern -Leiden, Tod und Auferstehung Jesu und der Fastenmonat Ramadan der Muslime. Alle 3 Weltreligionen stehen für den Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden und predigen Nächstenliebe und Toleranz. Aber schon seit Jahrhunderten ist das gemeinsame Religions-Zentrum Jerusalem Schauplatz von Hass, Diffamierung, brutaler Verfolgung und blutigem Terror. In diesem Jahr besonders angeheizt von ultranationalen jüdischen Siedlern und ihren politischen Vertretern. Ausgerechnet an diesen religiösen Feiertagen steckt Jerusalem, die heilige Stadt im Schlamassel (ein jiddisches Wort, das in meiner heimischen Ruhrgebietssprache lautmalerisch die Ausweglosigkeit, das Chaos und die Penetranz der Situation sehr gut beschreibt).
Am Osterfeuer sangen wir die Hymne aus Taizé „Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das niemals verlöscht …“ Im französischen Liedtext ist unsere Situation mit Obscurité, was auch Verworrenheit und Bedeutungslosigkeit heißen kann, beschrieben.
Schlamassel und Bedeutungslosigkeit sinnbildlich für die gesellschaftliche Irrelevanz der Religionen?
Diese ist abhängig von der authentischen Deutung des Lebens und Sterbens. Nur wenn diese Deutung sinnstiftend ist und darüber hinaus auch authentisch gelebt und erlebt wird, können daraus Werte und Normen für unser Zusammenleben in der Gesellschaft gewonnen werden.
Genau an diesem Punkt haben wir den Schlamassel. Nur wenn die gelebte Religion und ihre Riten und Feiern wieder Sinn machen, Leben deuten und ins Gebet nehmen, Hoffnung glaubwürdig vermitteln, helfen sie die Obskurität dieser Welt zu durchbrechen und werden (wieder) zum „Salz der Erde und Licht der Welt“ (Mt 5, 13-16) – Wirksam österlich werden.
GS 12. April 2023

Kreuzweise leben
Als ich nach dem Besuch in der Geburtsklinik das Patientenzimmer verließ, fiel mir über der Tür das Kreuz in den Blick.
In Blech mit Lasercut eingeschnitten und mit einem feinen Streifen auslaufend, wie ein Blutrinnsal.
Kein Schmuckstück oder Souvenir, aber auch kein Mahnmal oder große Kunst …
In diesem katholischen Krankenhaus gehört es zur Grundausstattung der Patientenzimmer, immer im Blick, wenn dieser erwartungsvoll auf die nach Anklopfen Eintretenden auf die Tür gerichtet ist. Und die, die das Zimmer verlassen nehmen es als „selbstverständlich dort hängend“ war.
Ein und Ausgang unter einem Zeichen, einem Symbol des qualvollen Leidens und des Todes eines Menschen vor mehr als 2000 Jahren.
Eben nicht „selbst-verständlich“ an diesem Ort, wo neues Leben teils schmerzlich erwartet wird und das man mit einem neugeborenen Menschenkind nach einigen Tagen wieder verlässt in eine für alle ungewisse Zukunft.
Für mich symbolisiert das Kreuz an diesem Ort und an dieser Stelle die Solidarität des Mensch gewordenen ICH-BIN-DA-Gott* mit den an diesem Ort Leidenden und sich nach der Geburt Freuenden. Ein Zeichen, dass Gott mit unserer Welt, mit dem gemeinsamen Haus, mit den Menschen „die er liebt“ (Lk 2,14) noch nicht am Ende ist.
Das Kreuz ist mehr. Denn nach dem Tod, so schrecklich er auch ist, setzt sich die Solidarität des menschenfreundlichen Gott*es fort in der Hoffnung machenden Auferstehung, so erzählen es die Ostergeschichten.
Das Kreuz ist der Durchgang zum Leben und alle kleinen Kreuze unseres Lebens weisen auf diese Hoffnung hin. Aber dieses Leben „danach“ ist keine Neuauflage des alten, begrenzten, leidvollen Lebens, sondern anders, neu, unbeschreiblich. Glaubend erlebbar und jenseits unserer Vorstellung. Eine Neugeburt – hoffentlich für uns „Menschen, die er liebt“.
GS 4.April 2023

Steh endlich auf
und lass Deine Bedenken und Vorbehalte los, sie lähmen Dich. Sei Du selbst und entdecke, was in Dir steckt, was Deine Berufung und Aufgabe ist. Komm aus Deiner Komfortzone und stell Dich den Realitäten. Steh auf und tu was! Für eine lebenswerte Zukunft!
Das ist die Botschaft, die ich aus der Geschichte um die Auferweckung des tot gesagten Freundes Lazarus durch den Weckruf Jesu im Evangelium des 5. Fastensonntags entnehme.
Der sicht- und spürbaren Realitäten in unserer Umwelt können wir uns nicht entziehen. Sie sind lebens- und existenzbedrohend, jetzt schon im südöstlichen Afrika mit Taifunen, Dürren und Überschwemmungen, mit Hunger, Cholera und Tod. Oder im zerstörerischen Raubbau an der Natur beim Lithium-Abbau im Dreiländer-Eck Bolivien, Chile, Argentinien für unsere E-Mobilität. Oder die Methan und CO2 Freisetzung beim fortschreitenden Auftauen der Permafrostböden in Sibirien. Oder die bedrohliche Winter-Dürre in Südeuropa durch den Ausfall der Schneeschmelze. …
Auf die großen Verschmutzer zu verweisen, die erst mal in Vorleistung gehen sollen, bevor ich mich im Kleinen einschränke, verkennt die internationalen Verflechtungen meines Konsumverhaltens und das es um „das gemeinsame Haus geht“ (Papst Franziskus).
Zukunftsorientiert, verantwortungsbewusst leben fordert jetzt von mir Einschränkung und Verzicht in der Hoffnung, dass auch alle anderen ihren Teil dazu beitragen für eine lebenswerte Zukunft und unsere Kinder und Enkel nicht die „letzte Generation“ sind.
(Einen interaktiver Rechner zur Klimazukunft unserer Kinder auf Basis des IPCC-Klimaberichtes findet man bei Zeit-Online)
Mein Aufstehen für das Leben ist alternativlos. Also worauf warte ich noch?
GS 27. März 2023

„Sehenden Auges“
oder „realitätsblind“ sind Attribute, die wir für Menschen benutzen, die das Offensichtliche und seine Konsequenzen nicht wahrhaben wollen oder wieder besseres Wissen ihre und der Menschheits-Zukunft gefährden durch Ignoranz und Nicht-Handeln.
1980 veröffentlichte die US-Regierung die Studie Global 2000. Sie sollte grundlegende Entwicklungen der Umweltbedingungen und ihre Auswirkungen auf die Zukunft der Menschheit bis zum Jahr 2000 bestimmen. Sie hat viele Menschen meiner Generation zum Überdenken ihres Lebensstiles veranlasst und weltweit die Themen Ökologie, Dekarbonisierung, Postwachstumsökonomie und Nachhaltigkeit forciert. Die dort wissenschaftlich markierten Zukunftsszenarien sind weitestgehend von der Realität überholt worden. Aber „unbequeme Wahrheiten“ überlässt man gerne unbeliebten Outsidern und die zunehmend sichtbaren Folgen unterlassener, notwendiger Maßnahmen werden als statistische Ausreißer relativiert.
Der Weltklimarat beschreibt in seinem aktuellen Bericht die dramatischen Folgen menschlicher Ignoranz und Untätigkeit und fordert drastische Einschränkungen zugunsten einer lebenswerten Klimazukunft.
Im Evangelium des vierten Fastensonntages wird von der Heilung eines Blindgeborenen durch Jesus erzählt und wie das religiös-soziale Umfeld diese Heilung nicht anerkennen will, weil nicht sein kann, was nicht sein darf: Jesus ist der gottgesandte Heiler und seine gute Nachricht von Gottes Liebe zu den Menschen zeigt Gerechtigkeits-Perspektiven und eröffnet Liebes-Handlungs-Räume. Die machtverliebten weltlichen und geistlichen Führer fühlen ihre Deutungshoheit bedroht und wollen ihn loswerden.
Augenöffner_innen heute mahnen uns zum unverzüglichen Handeln mit Verweis auf die Klima-Realität und weltweite Extremwetter, Überschwemmungen, Dürren, Artensterben, … .Unser Faktenwissen ist groß, die sofort zu ergreifenden Maßnahmen sind offensichtlich, aber wir ignorieren die unbequemen Wahrheiten, weil entsprechendes Handeln Einschränkung und Verzicht bedeuten – für eine lebenswerte Zukunft.
Jesus verkündet sie als Gottes-Reiches und fordert uns auf es zu realisieren – mit Gottes Hilfe.
GS 21. März 2023

Ein Armutszeugnis
im wahrsten Sinne des Wortes gibt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung: „Mehr als jedes fünfte Kind wächst in Deutschland in Armut auf. Das sind 2,8 Mio. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren! … Aufwachsen in Armut begrenzt, beschämt und bestimmt das Leben von Kindern und Jugendlichen – heute und mit Blick auf ihre Zukunft.“
Diese fatale, jährlich schlechtere Situation wurde zumeist achselzuckend bis resignierend in Politik und Zivilgesellschaft zur Kenntnis genommen, bzw. ging wie häufig, wenn es um Kinderrechte und Zukunftschancen geht, in den tagesaktuellen Kita-Streik-bedingten Versorgungsnotwendigkeiten, den lösungs-lustlosen Debatten über Lehrer- und Erzieher_innen-Mangel und die katastrophalen Zustände des deutschen Bildungssystem im internationalen Vergleich unter.
Immer wieder wird die Floskel „Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft“ bemüht, aber letztlich im konkreten sozialpolitischen Handeln ignoriert und in die familiäre oder alleinerziehende „Eigenverantwortlichkeit“ verwiesen.
Dass offensichtlich Kindeswohl und Kinderschutz in unserer Gesellschaft keine Priorität haben ist ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft: 3 Jahre Corona-Pandemie haben keine gerechten, digitalen Lern- und Lehr-Bedingungen und aktiven Virenschutz durch ausreichende Lüftungsanlagen geschaffen. Die Prioritäten werden auf die Arbeits-Verfügbarkeit der Eltern für Wirtschaft und Industrie gesetzt. Beim Zukunftsthema der sozial-ökologischen Transformation wird trotz Urteil des Bundesverfassungsgerichtes die Schutzverpflichtung des Staates Leben und Gesundheit vor den Gefahren des Klimawandels zu schützen auch in Bezug auf künftige Generationen in der politischen Praxis ignoriert. Die diesbezüglichen Forderungen der jungen -und hoffentlich nicht letzten- Generation werden als „Ökoterrorismus“ diffamiert.
In den Sonntagsreden wird immer noch gerne die Zusage Jesu bemüht, dass „den Kindern und für Menschen wie sie Gottes neue Welt offen steht« – Folgenlos.
Kindeswohl und Kinderschutz ist für eine Gesellschaft mit lebenswerter Zukunft überlebensnotwendig.
GS 14. März 2023

Das Beste im anderen
zu erkennen ist nicht gerade meine Stärke. Nicht erst seit der Corona Pandemie, sondern auch seit unsere Gesellschaft sich immer mehr polarisiert über die Zukunftsdeutung, die „richtigen“ Einstellungen, daraus resultierende AlltagGestaltung und gesellschaftlichem Handeln.
Ich lasse mich von Vorurteilen, äußerer Erscheinung, medialer Präsenz, Gerüchten, Erfahrungen Anderer … leiten, anstatt zuzuhören und unvoreingenommen auf mein Gegenüber zuzugehen. Auch Verletzungserfahrungen in Beziehungen beeinflussen mich und lassen mich zögern.
Manchmal braucht es auch eine_r Dritten, um das Wesentliche in de*r Andere*n zu erkennen. Denn wie der Kleine Prinz weise sagt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“.
Auch die Beziehung Jesu zu seinen Freund*innen scheint in deren Wahrnehmung nicht unvoreingenommen gewesen zu sein. Jedenfalls braucht es bei ihnen laut den Evangelien (Mt 17) eine gewissermaßen göttliche Zertifizierung, um ihnen das wesentliche der Person Jesu und seiner Mission zu offenbaren.
Die Erkenntnis des Besonderen an eine*r Person, die man meint zu kennen kann beängstigend und überfordernd sein. Kann ich ihrem Anspruch gerecht werden? Soll ich mich wirklich auf ihn, auf sie einlassen? Habe ich Vertrauen? Was muss ich aufgeben, was bisher für mich wichtig war? Lässt die Beziehung Raum für andere und anderes?
Jesus scheint dieses Gefühlschaos nicht nur zu erkennen, sondern er schafft Vertrauen durch Berührung: »Steht auf, habt keine Angst!«
Er fordert zu Vertraulichkeit auf, bis sich seine Mission erfüllt hat und sie zu glaubwürdigen Zeugen seiner Botschaft vom Gottes Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens werden sollen: »Sprecht zu niemand über das, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn vom Tod auferweckt ist.«
Das heißt für uns: lasst Euch Zeit, macht Erfahrungen mit mir und meiner Botschaft, richtet Euer Leben darauf aus und bedenkt die Konsequenzen … Aber vor allem vertraut auf die Liebe und Güte Gottes, des ICH-BIN-DA. (Mt 17,20)
GOTT* wird durch uns und mit uns wirksam für eine bessere Welt.
GS 7. März 2023

Schuld sind doch die anderen!
Und wenn ich doch irgendwie beteiligt bin, na ja „Wir sind alle kleine Sünderlein, das war immer so …“ singt Willi Millowitsch und jenseitsversichernd: „Der Herrgott wird es uns bestimmt verzeih’n, ‘s war immer, immer so.“
Angesichts unserer Klima-Zukunft-Welt sind Schuld-Zuweisungen obsolet, allenfalls unter dem Aspekt, wer die Schulden bezahlt. Und selbst, wenn „der Herrgott“ (!doppelt männlich!) uns verzeiht, ist radikale Umkehr gerade jetzt erforderlich, um die Zukunftsfolgen unserer „Umwelt“Sünden zu bremsen und zu kompensieren.
Mit Blick auf unser aller und der uns folgenden Generationen -die hoffentlich nicht die Letzte sein werden- bedeutet Umkehr zunächst Verzicht und Selbstbeschränkung und das vorbehaltlos. Also nicht: Sollen China und die USA erstmal machen …, die Reichen sollen sich erstmal einschränken … Sondern: Jeder muss Jetzt anfangen bzw. darf nicht nachlassen ihren Lebensstil zu ändern, damit die ökologische und soziale Transformation gelingen kann.
Die neue, gött*liche Weltordnung, wie sie Jesus in der Bergpredigt entwirft, fordert uns auf unsere Haltung gegenüber Welt, Gesellschaft und Gott zu ändern. Sie basiert auf Gerechtigkeit und Liebe. So sind die ersten Schritte das Eingeständnis der eigenen Schuld, der Wille zum Umdenken und die kreative Suche nach Verhaltensänderung: welche Gewohnheiten meines täglichen Lebens kann ich mit dem Ziel „CO2 Reduktion und Ressourcen einsparen“ verändern, …
Da es um Haltungsänderung geht, kann mich motivieren, was ich durch Verzicht gewinne. „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Mt 6,21)
Und apropos Verzicht: »Wenn ihr fastet, dann setzt keine Leidensmiene auf wie die Scheinheiligen. Bei dir soll es anders sein: Wenn du fastest, dann pflege dein Äußeres so,
dass keiner etwas von deinem Verzicht merkt – außer deinem Vater im Himmel. Denn er ist auch da, wo niemand zuschaut. Und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen.« (Mt 6,16-18) – was wird dieser „Lohn“ sein?
GS 28. Febr 2023

Fleisch, lebe wohl! Letzter Ausschank! Vorabend der Fastenzeit, …
der Höhepunkt der „5. Jahreszeit“ trägt sowohl Verzicht, als auch die geistige Wende schon im Namen „Karneval“, „Fasching“, „Fastelovend“, …
Aber obwohl der Abschied exzessiv gefeiert wird, ist die Bereitschaft zu Verzicht, geistigem Umsteuern aus Einsicht in die Notwendigkeit, Reue und Busse, Solidarischem Handeln und geistig-geistlicher Erneuerung…. nur mäßig vorhanden und bleibt schnell hinter den guten Vorsätzen zurück.
Die Fastenzeit, beginnend mit dem Aschermittwoch, bietet die Chance, die Masken abzulegen, offen und sensibel zu werden, was in meinem Leben und in unserer Gesellschaft schief läuft; Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Leid aufzeigen und meine und unsere Verstrickung darin bewusst machen; sich einlassen auf Verzicht, um zu erkennen, dass weniger mehr ist: mehr Lebensqualität, mehr Gemeinwohl, mehr Zukunft für alle, mehr Frieden und soziale Gerechtigkeit …
„Die Zeit zu beginnen ist jetzt, der Ort für den Anfang ist hier …“(Christa Peikert-Flaspöhler)
Jesus setzt in der Bergpredigt für die anstehende Fastenzeit die Akzente für eine bessere Zukunft, indem er das Gebot der Nächstenliebe radikalisiert und erweitert:
Es heißt bei euch: ›Liebe deinen Mitmenschen und hasse deinen Feind!‹ Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen! (Mt 5,43f)
Für mich eine persönliche Herausforderung angesichts von Krieg, Terror und Hate-Speech auf der Strasse, in der Gesellschaft und den sozialen Medien. Aber wohl die einzige Möglichkeit der Spirale von Hass und Gewalt etwas entgegenzusetzen, um Polarisierung und Entsolidarisierung zu überwinden.
Also werde ich versuchen den und die anderen besser zu verstehen, Vorurteilen und Hass in meinem Denken und meiner Sprache keinen Raum zu geben – und immer wieder um die Kraft dazu beten.
GS 22. Febr 2023

Don’t be a MAYBE,
war der Slogan einer Zigarettenwerbung 2011-2013.
Er griff die Etikettierung einer ganzen Generation der Millenials oder Generation Y auf, die der Journalist Autor Oliver Jeges in einer Selbstdefinition (2012/WELT) als Generation ohne Eigenschaften, ohne Profil, ohne Plan und Mut zu Entscheidungen bezeichnet.
Sie kommen nicht mit der ihnen gebotenen “Anything goes!”-Mentalität klar, die vielen Optionen, die ihnen offen stehen, überfordern sie. Trotz guter Bildung und vielen Fähigkeiten weiß diese Generation nichts damit anzufangen. Getrieben von einem Individualitätszwang sind diese kaum noch unter einem gemeinsamen Begriff zusammenzufassen – außer vielleicht unter dem der “Zweifler”. Dinge auszuprobieren und nicht zu allem schon eine Meinung zu haben, sondern “vielleicht” zu sagen, sei ein Kennzeichen dieser Generation.
Ich finde es sehr pauschalisierend so eine ganze Generation zu etikettieren und mein Erleben mit dieser Generation meiner Kinder kennt auch andere Erfahrungen. Dennoch, diese Orientierungslosigkeit und das sich (noch) nicht festlegen können oder wollen ist ja auch die Scheu und vielleicht auch die Angst sich zu binden und Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst, für andere und für die Zukunft dieses Planeten.
Von den nach 2000 Geborenen organisieren sich weltweit und radikaler immer mehr in Bewegungen wie #fridaysforfuture, die unterstützt von Wissenschaftlern, eine konsequente ökologische und soziale Transformation einfordern. Sie lassen sich mit keinem “Vielleicht” oder “Später” abspeisen, denn es ist ihre (und unser aller) Zukunft. Fast schon verzweifelt nennen sich deshalb einige Aktivist_innen „Letzte Generation“.
Jesus fordert in der Bergpredigt: „Euer Ja sei ein Ja und Euer Nein ein Nein – Alle anderen Beteuerungen zeigen nur, dass du dich vom Bösen bestimmen lässt.“ (Mt 5, 33-37)
Eine klare Botschaft an uns, egal welche Macht und welchen Einfluss wir auf das Weltgeschehen haben und nehmen, an Politik und Wirtschaft, ernst zu machen, zu Entscheidungen zu stehen und verbindlich zu handeln. Die Zukunft der Menschheit verträgt keine MAYBEs!
GS 14. Febr 2023
Leuchttürme außer Funktion
könnte man meinen, wenn man im Sonntagsevangelium die Gebrauchsanweisung Jesu zum öffentlichen Tun von Gottes Willen für die Menschen in dieser Welt liest: »Man stellt eine Leuchte auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt. Genauso muss auch euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.«(Mt 5,15f).
Die Hörer der Botschaft Jesu vom Gottes Reich der Gerechtigkeit der Liebe und des Friedens als Orientierung gebende und gleichzeitig Mahnende vor drohende Gefahren. – eine wirklich gesellschaftlich relevante Aufgabe für uns Christen und für unsere christlichen Einrichtungen und Institutionen.
Offensichtlich werden wir in der Öffentlichkeit nicht mehr als gesellschaftlich relevante Gruppe wahrgenommen, weder an der Seite der Armen und Ausgebeuteten, noch als Friedensvermittler_innen in den Krisen dieser Zeit, nicht als Botschafter_innen der Freiheit, noch als Aktivist_innen für die Rettung unserer bedrohten Lebensgrundlagen.
Öffentlich wahrgenommen werden sexueller und Machtmissbrauch in kirchlichen Einrichtungen und das Vertuschen dieser Vorfälle durch die Kirchenleitungen; und dass die „Freiheit eines Christenmenschen“(Martin Luther) an den hierarchischen Kirchenordnungen scheitert und so wirkliche Partizipation und Engagement für ein christliches Leben im Sinne der Botschaft Jesu im kirchlichen Raum verhindert wird.
An anderer Stelle fordert Jesus die, die sich auf ihn berufen auf „Sauerteig“ in und für die Welt zu sein. Es geht also beim christlichen Leben um Leuchtkraft und Empowerment für eine bessere Welt, wie sie Gott mit uns gestalten will.
Statt Kirchtürme abzureißen und Kirchenräume zu schließen, weil sie nicht mehr für die Liturgie benötigt werden lasst uns sie zu Leuchttürmen christlicher Hoffnung für die Welt und zu Räumen der Solidarität und des Engagements für ein gutes Leben für alle Menschen umwidmen. – Das wäre wirklicher und wirksamer Gottesdienst.
GS 7. Febr 2023

Fundamental anders
als unsere real existierende und erlebbare Ordnung der Gesellschaft ist offensichtlich die „neue Welt, die Gott mit uns leben will“ (Mt 5,3) – jedenfalls, wenn wir der Vision Jesu vom Reich Gottes Glauben schenken, das eben nicht im Jenseits und irgendwann, sondern im hier und jetzt von uns und mit uns realisiert wird.
Manche, die jetzt diffamiert, am Rand der Gesellschaft stehen, verachtet und unterdrückt werden, aufgrund ihrer Überzeugungen oder, weil sie sich weigern Ungerechtigkeit, Hunger und Krieg einfach hinzunehmen oder als notwendiges Opfer für den Wohlstand einiger weniger in privilegierten Ländern des globalen Nordens in Kauf zu nehmen, … dürfen sich glücklich schätzen und sich freuen, wie es in den „Seligpreisungen“ der Bergpredigt (Mt 5,3-12) heißt. „Sie werden mit Gott leben in seiner neuen Welt.“
Diese Umkehr unserer gesellschaftlichen Wert-Schätzung hat schon die Machthabenden und politisch wie wirtschaftlich einflussreichen Religionsführer zur Zeit Jesu provoziert und letztlich seine Hinrichtung als Anführer einer Aktivistenbewegung, die die herrschenden Machtverhältnisse nicht nur infrage stellte und öffentlich kritisierte, sondern zur radikalen Umkehr und Neuausrichtung von gesellschaftlichem und religiösen Handeln aufrief. Die Vision einer freiheitlichen, offenen Gesellschaft, die sich an GOTTES* gerechtem Willen orientiert, so wie er von Jesus verkündet wurde.
Das fundamental andere dieser Botschaft ist die Grundhaltung: „tun, was Gott will“.
Unser Problem ist das doppelte ICH, das wir an GOTTES* Stelle gesetzt haben: „ICH tue, was ICH will“ und das nennen wir dann Freiheit.
An die Stelle des autorisierten Übersetzers von GOTTES* Willen sind Traditionsbewahrer und uninspirierte Verwalter kirchlichen Machtanspruches getreten.
Den wirklich Jesus nachfolgenden Aktivist_innen, die sich bemühen den Willen GOTTES* zu tun und in Jesu prophetischem Geist glaubwürdig zu leben spricht er zu: „Freuen dürft ihr euch, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört. Freut euch und jubelt, denn bei Gott erwartet euch reicher Lohn. So haben sie die Propheten vor euch auch schon behandelt.«
GS 31. Jan 2023
Visionär
»Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht. Und für alle, die im Schatten des Todes leben und ohne Hoffnung sind, leuchtet ein Licht auf!«
Nach fast einem Jahr Krieg in der Ukraine, der festgefahren und eingegraben erscheint, und nach 50 Jahren wissenschaftlich belegtem, menschengemachtem Klimawandel, von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert und von den dafür Verantwortlichen meist verharmlost, ist unsere Gesellschaft müde, festgefahren und fatalistisch resigniert – orientierungslos.
Stand am Anfang der regierenden Ampelkoalition nach mühsamen Verhandlungen noch zumindest verbal eine Vision: “Die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen, hat für uns oberste Priorität” so wirkt die daraus folgende im Wahlkampf angekündigte Klima-Kanzlerschaft uninspiriert und visionslos in der oft verschleppten Umsetzung.
Ähnlich orientierungslos war wohl das von Krieg und Krisen gezeichnete Volk Israel im 8ten Jahrhundert v. Chr., gespalten in Nord- und Südreich und vor einem Krieg mit dem aggressiv expandierenden Assyrien, als der Prophet Jesaja (ICH-BIN-DA-Gott befreit) auftrat und seine Vision „Recht und Gerechtigkeit“verkündete verbunden mit einer scharfen Sozialkritik. Israels Überleben sah er davon abhängig.
Diese Vision stellt Jesus an den Beginn seines öffentlichen Wirkens und verbindet seine Botschaft vom liebenden und rettenden GOTT* mit dem Aufruf zur Veränderung des Lebensstils:
»Ändert euer Leben! Gott wird jetzt seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden!«
Jesaja und Jesus sehen die gesellschaftliche „Wende“ in Verbindung mit dem Vertrauen auf den Gott* der bei seinem Volk ist, der den Weg weist zu einem Guten Leben für alle und der die Veränderungsbereiten stärkt in ihrem Handeln.
Das Volk Israel macht die Erfahrung, dass immer dann, wenn es sich von der göttlichen Führung abwendet, sich Egoismen und Ausbeutung durchsetzen und das Wohl des Volkes aus dem Blick gerät.
Das Vertrauen auf ICH-BIN-DA -Gott führt zum Guten und in eine lebenswerte Zukunft – auch in Wende-Zeiten, wenn es einhergeht mit entsprechendem konsequenten Handeln.
GS 24. Jan 2023

Vertan
Der Kampf um Lützerath und damit um eine der symbolisch-roten Linien der Klimakatastrophe und der Einhaltung des 1,5° Zieles der internationalen Staatengemeinschaft scheint verloren. Die Power der internationalen CO2 Super Emittenten im Verbund mit den unter Energiesicherheits- und Sozialverträglichkeits-Druck stehenden Regierenden hat ihre Ziele mit Polizei-Gewalt durchgesetzt. Der soziale Widerstand immer breiterer Bevölkerungskreise in diesem Kampf der Klima-Davids gegen die fossilen Goliaths ist aber nachhaltig gewachsen. Die Bilder von Familien mit Kindern, kirchlichen Aktions-Gruppen, von Senior_innen und behinderten Menschen, vereint im gewaltfreien Widerstand sind beeindruckend.
In der biblischen Sonntagslesung aus dem Buch Jesaja steht ein Satz, der bei aller Resignation gerade diesen Aktivist_innen David-Mut geben kann:
Ich aber dachte: »Ich habe mich vergeblich abgemüht. Ich habe meine ganze Kraft erschöpft und nichts erreicht. Doch ICH-BIN-DA-Gott wird mir zu meinem Recht verhelfen und meine Mühe belohnen.« Gott* spricht zu mir: »Nein – ich habe dich zum Licht für alle Völker gemacht, damit du der ganzen Welt die Rettung bringst.« (Jesaja 49, 4.6)
Dass sich RWE-Goliath scheinbar mal wieder gegen internationale Verpflichtungen durchgesetzt hat und dass die regierenden Unterstützer_innen damit gegen die Grund-Rechte der jungen und der nachkommenden Generationen verstößt, ist für die Transformation unserer Gesellschaft eine bedauerliche Niederlage, da wertvolle Zeit vertan wird durch den Raubbau an unseren natürlichen Lebensgrundlagen und die ineffiziente Verfeuerung fossiler Rohstoffe.
Aber Welt und Politik werden wachsenden Widerstand und Verzichtbereitschaft der Menschen nicht ignorieren können und konsequent die Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft voran treiben müssen, damit dies nicht die „letzte Generation“ in einer lebenswerten, wunder-vollen Welt bleibt. – Die öko-soziale Transformation im Industrieland Deutschland als „Licht für alle Völker“ ist eine schöne, nachhaltige Entwicklungsvision. Lasst uns unseren Teil dazu beitragen, „so wahr uns Gott helfe“
GS 17. Jan 2023
Mutig und vorbildlich
Als die Ampel-Ministerinnen und -Minister im Dezember 2021 vereidigt wurden, gab es Kommentare zur Eidesformel und die Frage „fügt er/sie hinzu ‘so wahr mir Gott helfe’.
9 von 17 Minister_innen und der Kanzler ließen diesen optionalen Zusatz weg, was die Süddeutsche Zeitung kommentierte: „In Deutschland wird schon noch geglaubt, aber nicht mehr unbedingt an Gott. Der neue Kanzler und seine Kabinettsriege verzichteten erstaunlich häufig auf Hilfe von oben.“
Diese Regierungsübernahme, die mit dem hohen Anspruch antrat für mehr soziale Gerechtigkeit und eine konsequente Klimapolitik einzustehen und entsprechend zu handeln, fiel mir beim Lesen des Sonntagsevangeliums Mt 3 -Taufe Jesu durch Johannes- ein.
Jesus lässt sich zu Beginn seines öffentlichen Wirkens in Anwesenheit seiner und des Johannes Jünger von diesem im Jordan taufen. Seine Begründung: „Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.“(Mt 3,15)
Jesus stellt sich seiner Berufung für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. Konsequent geht er den Weg der Gewaltfreiheit und Liebe, wohl wissend, dass er damit Widerstand provoziert, Verfolgung und Hass. Er vertraut dabei auf seinen Gott, den er als ICH-BIN-DA glaubt. Nur mit seiner Hilfe kann er diesen Weg gehen. Mit seinem zeichenhaften Einverständnis, den Willen Gottes zu tun, ermutigt er viele ihm darin zu folgen und sich mit ihm zu verbünden im gemeinsamen Einsatz für eine bessere Welt.
Politiker sind sich ihrer Macht bewusst und versuchen ihre Ziele und parteilichen Überzeugungen umzusetzen, ermächtigt durch die sie Wählenden, aber in Verantwortung für das Wohl des ganzen Volkes. Die Begleitung des ICH-BIN-DA gerade auch in den schweren Entscheidungen entlastet und das Maß nehmen an dem Anspruch von Gerechtigkeit und Liebe ist nicht nur hilfreich sondern Not wendend. – Im Amt spürbar und ausdrücklich „so wahr mir Gott helfe!“
GS 10. Jan 2023
Neues Jahr mit Altlasten
Die Wünsche zum neuen Jahr klingen in diesen Tagen, als wäre das alte mit seinen Krisen und Konflikten abgeschlossen und wir würden mit einem Neuen Jahr ganz neu beginnen (können).
Auch der alte Brauch das neue Jahr mit guten Vorsätzen zu starten suggeriert, dass wir irgendwie neu und unverbraucht einen neuen Lebensabschnitt beginnen können.
Der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer schrieb im Dezember 1944, ein viertel Jahr vor seiner Hinrichtung in seinem letzten theologischen Gedicht:
„Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das Du uns bereitet hast.“
Er ignoriert nicht die Belastungen, Nöte, Kriege und Krisen. Sie sind „Altlasten“, die da sind. Er erhofft sich für die Gott* Glaubenden, dass ICH-BIN-DA die „Seelen“ heilt und ihnen eine gute Zukunft gibt.
Das Ende des Weltkrieges und der Diktatur, die dazu geführt hat, hat er nicht mehr erlebt, dennoch hat ihn die Hoffnung auf „das Heil“ beruhigt und seinen Weg konsequent bis zur Hinrichtung gehen lassen.
Mit einem „Doppel-Wumms“ oder und ähnlich vollmundigem Politsprech werden die Krisen, Kriege und Katastrophen sich nicht von heute auf morgen und auch nicht übermorgen auflösen. Das neue Jahr 2023 wird weitere Herausforderungen, neue Sorgen, mit sich bringen und alte Probleme weitertragen. Das Jahr wird Zumutung sein, die wir nur mit Solidarität ertragen können und die uns herausfordern werden konstruktive Lösungen zu entwickeln. Das wird nicht ohne Verzicht möglich sein und der vertrauensvoll glaubenden Haltung Bonhoeffers:
„Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
In diesem Sinne wünsche ich uns allen den Segen dessen, der sich als ICH-BIN-DA bezeichnet und glaubhaft mitgehend als Gott* erwiesen hat.
Und ich hoffe auf ein Gutes Leben für alle und Frieden im neuen Jahr auf dem Weg in eine lebenswerte Zukunft.
GS 3. Jan 2023
Vaterschaftstest (zu Mt 1,19-24)
Joseph spielt eine bedeutende Nebenrolle in der Weihnachtsgeschichte, so wie sie im Matthäus-Evangelium erzählt wird. Mich interessiert nicht, ob er der biologische Vater oder „nur“ der Adoptiv Vater Jesu ist. Mich interessiert eher, ob er für Jesus ein Vater gewesen ist, der ihn geliebt hat und ihn so zur liebevollen Annahme der Menschen denen er begegnete befähigt hat. Mich interessiert, ob er ein „spiritueller“ Vater für Jesus geworden ist, der ihm den Glauben seiner Väter nahegebracht und diesen gelebt hat.
Eine „Rolle“ spielt er eigentlich nur im Matthäusevangelium – als Träumender, wie sein Namensvorfahr Josef, der Lieblingssohn von Jakob in der Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk.
Josephs Träume ermöglichen erst, dass Jesus in eine anerkannte und angesehene Familie hineingeboren wird und dass er durch die Flucht nach Ägypten dem machtbesessenen Morden, mit denen der Despot Herodes mögliche Konkurrenten, egal welchen Alters, beseitigen lies, entkam.
Träume, die Wege aufzeigen – Glaubensväter, die sie gehen.
Jesus konnte so, dank seines Vaters Josef, im schützenden Umfeld einer Familie sich entwickeln und seine Berufung finden.
Josef und sein Sohn Jesus haben den Heilsplan Gottes mit seinem Volk und der Menschheit angenommen und ihren Platz und ihre Aufgabe darin gefunden und gelebt – vorbildlich.
GS 20. Dez 2022

Der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer schrieb im Dezember 1944, ein viertel Jahr vor seiner Hinrichtung in seinem letzten theologischen Gedicht:
„Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das Du uns bereitet hast.“
Er ignoriert nicht die Belastungen, Nöte, Kriege und Krisen. Sie sind „Altlasten“, die da sind. Er erhofft sich für die Gott* Glaubenden, dass ICH-BIN-DA die „Seelen“ heilt und ihnen eine gute Zukunft gibt.
Das Ende des Weltkrieges und der Diktatur, die dazu geführt hat, hat er nicht mehr erlebt, dennoch hat ihn die Hoffnung auf „das Heil“ beruhigt und seinen Weg konsequent bis zur Hinrichtung gehen lassen.
Mit einem „Doppel-Wumms“ oder und ähnlich vollmundigem Politsprech werden die Krisen, Kriege und Katastrophen sich nicht von heute auf morgen und auch nicht übermorgen auflösen. Das neue Jahr 2023 wird weitere Herausforderungen, neue Sorgen, mit sich bringen und alte Probleme weitertragen. Das Jahr wird Zumutung sein, die wir nur mit Solidarität ertragen können und die uns herausfordern werden konstruktive Lösungen zu entwickeln. Das wird nicht ohne Verzicht möglich sein und der vertrauensvoll glaubenden Haltung Bonhoeffers:
„Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
In diesem Sinne wünsche ich uns allen den Segen dessen, der sich als ICH-BIN-DA bezeichnet und glaubhaft mitgehend als Gott* erwiesen hat.
Und ich hoffe auf ein Gutes Leben für alle und Frieden im neuen Jahr auf dem Weg in eine lebenswerte Zukunft.
GS 3. Jan 2023
Mundtod machen
ist schon immer die Strategie der Mächtigen, um störende Mahner und Verkünder*innen unbequemer Wahrheiten und/ oder wissenschaftlicher Erkenntnisse los zu werden. Propheten*innen, die mit zeichenhaften Handlungen und entsprechendem Lebensstil seit alters her öffentlich ihre Botschaft verkünden. Sie wurden von angestellten oder bezahlten Handlangern verhaftet, weggeschlossen, aus dem Verkehr gezogen. Manche verschwanden in ausgetrockneten Brunnen, andere in feuchten Kerkern, manchen wurde die Zunge herausgeschnitten, anderen -wie Johannes der Täufer wurde der Kopf abgeschlagen. Schreib- und Veröffentlichungsverbot, oft auch verbunden mit Haftstrafen ohne rechtsgültige Verurteilung. Prophet*innen-Schicksal auch heute immer noch und nicht nur in autoritären und gottesstaatlichen Gesellschaften und unter autokratischen oder religiösen Machteliten.
Propheten mahnen Haltungsänderungen an mit Blick auf eine lebenswerte Zukunft für alle. Dies stellt Machbarkeitsphantasien, soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit und Ausbeutung in Frage und fordert zur Umkehr auf, zur Abkehr von Sünden jeglicher Art und zur Hinwendung zu Gottes Willen für die Menschen.
Die Sehnsucht nach einer lebenswerten Zukunft für alle auf diesem Planeten ist angesichts der krisengeplagten Weltlage groß und auch die Bereitschaft sich für #weltretten einzusetzen wächst. Da stellt sich die berechtigte Frage nach der Wirkung der Initiativen und Aktivist*innen.
So auch die Frage des Johannes (Mt Evangelium zum 3. Advent) aus dem Gefängnis, vom Tod bedroht und aus Sorge, dass er in seinem Auftrag gescheitert ist an Jesus: „Kommt mit Dir die Rettung der Welt?“ Worauf dieser, genau wie heutige Aktivist*innen auf die Wirkungen verweist. So auch Luisa Neubauer am 11. Dez auf Instagram im Rückblick auf 4 Jahre #fridaysforfuture und die bewirkten Veränderungen in Gesellschaft und Politik.
Veränderungen und sie einfordernde Prophet*innen sind unbequem für uns, die wir uns in unseren Komfortzonen selbstzufrieden eingerichtet haben und für die an der Macht Klebenden bedrohlich.
Für unsere Zukunft sind sie überlebens-notwendig.
GS 12.Dez 2023
Nicht nur in der Vorweihnachtszeit
und nicht erst seit dem russischen Überfall wird in gut gemachten Werbeclips unsere Solidarität mit Kriegsflüchtlingen eingefordert und an unsere Spendenbereitschaft für Hungernde in Afrika und sozial Benachteiligte unter uns appelliert.
Die saisonale Spendenbereitschaft ist nach wie vor groß, auch wenn die Kriegsfolgekosten und die Energiesanktionen auch bei uns spürbar sind.
Ein bisschen abgeben vom Überfluss an die, die nichts haben, oder die alles verloren haben. Werbeclips vermitteln ein gutes, Herz erwärmendes Gefühl.Voraussetzung, um mit seinen Lieben unbeschwert Weihnachten, das Fest der Liebe und des Friedens feiern zu können.
Gerechtigkeit, Liebe und Frieden – Grundsehnsüchte nicht nur im Christentum, aber gerade dort mit der Botschaft Jesu vom Friedensreich eng verbunden und an Weihnachten als Geburt der „Menschenfreundlichkeit unseres Gottes“ (Paulus) gefeiert.
Der Apostel Paulus fordert daher die Solidarität der Starken mit den Schwachen, den Armen, Unterdrückten, Ausgebeuteten und den vulnerablen Gruppen der Gesellschaft ein, als eine der Grundhaltungen christlichen Lebens „Wir müssen als die Starken die Schwäche derer tragen, die schwach sind, und dürfen nicht für uns selbst leben. …“ (Röm 15,1)
Egoismen machen a-sozial. Und wenn die Vulnerablen auf Ungerechtigkeit, ja auf die Bedrohung der menschlichen Existenz hinweisen, die Abläufe stören, oder Infektionsschutz und ausreichende Gesundheitsvorsorge einfordern , sehen die Starken und Mächtigen ihre Freiheit bedroht und die Störer_innen werden als Klima RAF oder Feinde der Freiheit diffamiert.
Ein friedliches Weihnachtsfest und gesellschaftliche Solidarität braucht Gemeinsinn und dieser beginnt mit Respekt, Zuhören, Geduld, miteinander reden, Verständnis, Teilen, … Einsatzbereitschaft für eine gemeinsame, lebenswerte Zukunft.
Wenn alle Menschen „Guten Willens“ so miteinander umgehen würden, könnten wir gemeinsam Zukunft lebenswert für alle gestalten und das Gottesgeschenk der Geduld und des Trostes, des Gemeinsinns und der Harmonie untereinander (Römer 15,5) wäre nicht nur an Weihnachten spürbar.
GS 5. Dez 2022

Ihr wisst, was die Stunde geschlagen hat!
Nach den enttäuschenden, eher mal wieder unverbindlichen Absichtserklärungen und CO2 Reduktionskompromissen der UN-Klimakonferenz in Ägypten hört sich diese Mahnung des Apostel Paulus (Brief an die Gemeinde in Rom 13,11) vor mehr als 1950 Jahren sehr aktuell an.
Das Zukunftsszenario, das Paulus beschreibt setzt auf eine gesellschaftliche Zeitenwende, geprägt von Gerechtigkeit und Liebe, die es jetzt zu realisieren gilt, damit sie gelingen kann. Er meint damit die Jesus-Vision vom Gottes Reich, in dem menschliches Macht-Gerangel und interessengeleitetes, egomanisches Agieren überwunden ist und das Gemeinwohl Ziel allen Handelns ist.
In unserer Konsumwelt ist nach Black Friday, mit Weihnachtsmärkten und unterschiedlichsten Adventskalendern die Zeit der Vorbereitungen und des ungeduldigen Wartens auf das Jahres-End-Konsum-Fest angebrochen. Die Gegen-Bilder und -Symbole zum Konsumfest sind : Das Licht, das ins Dunkel unserer Welt kommt; Menschwerdung; Frieden und Gerechtigkeit für die Armen und Unterdrückten. … Hoffnungsbilder einer lebenswerten Zukunft für alle – Weihnachten, das Fest der Menschenfreundlichkeit, der Liebe und des Friedens.
Die Adventszeit ist vor-weihnachtliche #besinnzeit, in der wir unser Leben überdenken sollen, ob wir es gelebt haben und leben wollen im Bemühen um Gerechtigkeit und Liebe und im Dienst am Frieden untereinander. Denn das sind die Maßstäbe, die Jesus in der Bergpredigt als Bedingung nennt für ein Leben in der Liebe Gottes, das wir an Weihnachten eigentlich feiern.
#advent – Vier Wochen Anlass und Chance zur Besinnung auf das, was die Stunde geschlagen hat und wie wir uns, unsere Gesellschaft und unsere Zukunft verändern können und wollen.
Für eine lebenswerte Zukunft im Gemeinsamen Haus, dieser unserer Welt, im Frieden untereinander und im Einklang mit der Gott geschenkten Schöpfung. – Neu Mensch werden!
GS 29. Nov 2022

Kinder in die Mitte!
Am 20. November feiert die Welt den internationalen Tag der Kinderrechte und die Katholische Kirche das Christ-König-Fest als Bekenntnissonntag.
Im Lukas-Evangelium stellt Jesus in einem Zeichen klar, was er von den Rangstreitigkeiten seiner Jünger hält: Er nahm ein Kind, stellte es neben sich und sagte zu ihnen: »Wer dieses Kind in meinem Namen aufnimmt, nimmt mich auf.«(9,46-48)
Jesus stellt sich auf eine Stufe mit den Schutzbedürftigen, den Kleinen und gesellschaftlich Ohnmächtigen und definiert so das Ranking der Achtsamkeit und Liebe, die das Reich Gottes prägen soll, das von seinen Jüngern -also uns- gelebt und gestaltet werden soll.
Kinder und ihre Rechte gehören ins Zentrum einer zukunftsfähigen Gesellschaft.
- Gleichheit Alle Kinder haben die gleichen Rechte. Kein Kind darf benachteiligt werden.
- Gesundheit Kinder haben das Recht gesund zu leben, Geborgenheit zu finden und keine Not zu leiden.
- Bildung Kinder haben das Recht zu lernen und eine Ausbildung zu machen, die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht.
- Spiel und Freizeit Kinder haben das Recht zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein.
- Freie Meinungsäußerung und Beteiligung Kinder haben das Recht bei allen Fragen, die sie betreffen, mitzubestimmen und zu sagen, was sie denken.
- Schutz vor Gewalt Kinder haben das Recht auf Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung.
- Zugang zu Medien Kinder haben das Recht sich alle Informationen zu beschaffen, die sie brauchen, und ihre eigene Meinung zu verbreiten.
- Schutz der Privatsphäre und Würde Kinder haben das Recht, dass ihr Privatleben und ihre Würde geachtet werden.
- Schutz im Krieg und auf der Flucht Kinder haben das Recht im Krieg und auf der Flucht besonders geschützt zu werden.
- Besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung Behinderte Kinder haben das Recht auf besondere Fürsorge und Förderung, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können.
Die Umsetzung dieser Rechte wäre ein wirkliches Bekenntnis zu einer göttlichen Ordnung der Welt. Kinder dürfen nicht zur verzweifelten #lastgeneration werden, denen wir die lebenswerte Zukunft zerstören.
GS 22.Nov 2022
Apokalyptisch und brandaktuell
sind die Lesungen aus dem Lukas-Evangelium (z.B. Lk 21, 5-19) in diesen Wochen während der Klimakonferenz COP27 in Scharm El-Scheich
Die biblischen Bilder und Szenarien der Endzeit beschreiben auf der einen Seite die sich religiös gebenden und sich an dem schönen Schein, der heilen Welt Freuenden, aber für die Zeichen der Zeit, die auf radikale Veränderungen hinweisen und zur Umkehr auffordern blind sind. Auf der anderen Seite die Sensibilisierten und nach Zukunft Fragenden, die die ahnen und fürchten, dass das Ende der Menschheit droht in nicht zu kontrollierenden Kriegen und klimawandelbedingten Natur- und Umweltkatastrophen verheerenden Ausmaßes. Die Klimakonferenz COP 27 liefert die Bilder und Szenarien dazu, überlagert durch Kriege, Hunger, Flüchtlingselend in Echt-Zeit und hautnah.
Der Aufruf Jesu, sich dadurch nicht kirre machen zu lassen, weder durch pseudoreligiöse Prophetie, noch durch Kriege und andere Katastrophen, ist für uns irritierend.
Ich kann nicht einfach abwarten und all dem tatenlos zuschauen, es geht doch um meine, meiner Kinder und Enkel, um unser aller Zukunft!
Die Botschaft Jesu ist Zumutung: Ihr sollt und werdet Euch mit der Hoffnung auf ein Gutes Leben für alle der allgemeinen Resignation und dem Fatalismus entgegenstellen, auch wenn man Euch dafür der religiösen und gesellschaftlichen Diskreditierung, Shitstorms und Hatespeech ausliefert oder gar willkürlich ins Gefängnis steckt.
Fürchtet Euch nicht, „denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können“ (Lk 21,15)
Nach dieser Zumutung -nicht nur für Klimaaktivist*innen- ist Jesu Zusage auf Zukunft -„Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“- Anfrage an mich, an uns: Wie möchte ich und können wir erfüllend und gut Leben? und was bin ich bereit dafür verantwortlich und nachhaltig zu tun?
Wie auch immer diese Zukunft sein wird, die Menschheit im gemeinsamen Haus dieser Welt wird eine Zukunft mit ICH-BIN-DA-Gott* haben – Gott* sei Dank.
GS 15. Nov 2022

Am Abgrund
Ich erinnere mich noch lebhaft an meine Angst angesichts einer waghalsigen Neugier.Tour unserer damals ca. 8jährigen Tochter an der bretonischen Steilküste. Es gelang mir eben noch sie am Hosenbund festzuhalten und schlimmeres, wie einen Absturz, zu verhindern.
Neugier und Über-Mut, Entdeckungs-Lust und Wagnis. – Hoch-Mut kommt vor dem Fall!
Worauf die versammelten Staatsfunktionär_innen und Vertreter_innen der Zivilgesellschaften der auf der 27ten Weltklima-Konferenz „vereinten“ Nationen bei steigendem Meeresspiegel am Ufer des Roten Meeres Folgen abschätzend schauen ist das existenzbedrohende Desaster menschenverursachten Klimawandels.
Die Warnungen werden seit 50 Jahren in den Wind geschlagen, die Propheten zunächst verhöhnt, später mundtot gemacht in ihren Wissensschafts-Bubblen.
Noch sagen die Optimist_innen „wir schaffen das – irgendwie“, die Pessimisten_innen oder besser Realist_innen „das absehbare Ende menschlicher Lebensmöglichkeiten auf diesem Planeten“ noch innerhalb dieses Jahrhunderts voraus. Dazwischen Ignorant_innen, Konsum-Fixierte, Sich-selbst-was-Gönnende, Zukunfts-Blinde, Veränderungswilligkeits-Frustrierte, … -ideen- und hoffnungslos.
Kipp-Punkte und ihre Folgen lassen sich nicht kontrollieren oder gar steuern, aber kurzfristig -das heißt sofort- realisierbare Handlungsoptionen, wie Tempo 100, eine radikale Verkürzung der Genehmigungsverfahren für den Ausbau erneuerbarer Energien und der dafür notwendigen Infrastruktur, Stopp der Leerflüge, Einführung einer #Kerosinsteuer und #CO2Kompensation im Luftverkehr, Subventionsstreichungen für Massentierhaltung, … würden den CO2 Ausstoß deutlich reduzieren.
Unseren CO2 ausstoßenden und zukunftgefährdenden Lebensstil können wir selbst beeinflussen. Wie wissen wir medial gut Informierten genau, wenn wir nicht den Kopf in den Sand stecken und unsere Komfortzone in Frage stellenden Infos wegdrücken.
Wenn das Wohl unserer Kinder und Enkel bedroht ist, greifen wir ein und zu – warum dann nicht oder nur zögerlich, wenn es um ihr und auch unser Zukunfts-Wohl geht?
Wir haben den Auftrag zur Weltgestaltung und Schöpfungserhaltung.
GS 8. Nov 2022

Bist Du noch zu retten?!
Diesen Entsetzensaufschrei meiner Eltern angesichts präpubertärer „Schandtaten“ klingt mir nicht mehr nachhaltig in den Ohren. Nach Schadensregulation blieben Lebenserfahrungen und Erinnerungen.
Sind wir noch zu retten?
Seit der amerikanischen Umwelt-Entwicklungsstudie GLOBAL 2000 (1978) und der immer sicht- und spürbarer werdenden Bewahrheitung dieser „unbequemen Wahrheit“ (Al Gore) stellt sich mir diese Frage immer drängender und die Entsetzensaufschreie werden immer hör- und sichtbarer nicht nur bei der #fff Bewegung, #lastgeneration oder #extinctionrebellion, sondern auch in der überwiegenden Mehrheit der Zivilgesellschaft weltweit.
Hilflos anmutende Schadensregulierungen scheitern an Polit-, Libertär-, National-, … Egoismen. Die Vision einer lebenswerten Zukunft für und auf unserer Erde -dem gemeinsamen Haus (Papst Franziskus)- sieht eher düster apokalyptisch aus.
Im Lukasevangelium (Lk 19, 1-10) sieht Jesus sich als „Retter der Verlorenen“, egal welcher Vergangenheit, Herkunft und Weltanschauung. Vorausgesetzt, dass sie sich ehrlich machen und ihr Handeln radikal neu ausrichten, die „Zeichen der Zeit“ erkennend, die auf Umkehr stehen (Mt 16).
Viele Menschen weltweit sehen diese Menschseins-bedrohenden Zeichen der Zeit, auch schon vor den aktuellen, zusätzlichen Welt-Krisen. Aber zu Umdenken, Verhaltensänderung und Verzicht, Gegensteuern und Zukunft erhaltendem, weltweiten, gerechtem und nachhaltigem Handeln fehlt offensichtlich Mut und Wille.
Am Ende dieser Woche versammeln sich Politiker*innen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft zur 27ten Klimakonferenz COP im ägyptischen Scharm El-Scheich auf der Sinai-Halbinsel, wo vor 3000 Jahren schon einmal Aufbrüche (Exodus) in eine lebenswerte Zukunft initiiert wurden. Vielleicht gelingt dort endlich und konkret ein weltweiter, gemeinsamer Aufbruch zur nachhaltigen Weltenrettung.
ICH-BIN-DA-GOTT* will der Menschheit immer wieder neu „eine Zukunft und eine Hoffnung geben“(Jer 29,11). Wir sind also noch zu retten – wenn wir es wollen!
GS 31. Okt 2022
#unterbrechungmittendrin #eineunbequemewahrheit #ichbindagott #COP27 #zeichenderzeit
Bigotte Selbstinszenierung
ich kann sie nicht mehr hören und sehen, diese selbstgerechte Inszenierung der eigenen religiösen Integrität und „Leistung“, meist im Gespräch innerhalb der katholischen Blase oder auch in den dazugehörenden KirchenMedia.
Das volle Programm katholischer Sozialisation, der regelmäßige „Messbesuch“, Kirchensteuer zahlen, Spenden für den guten Zweck… und dann hört es meist schon auf. „Praktizierende“ Christen, die auf die Frage, was sie denn glauben und welche Konsequenzen das für ihr Leben hat, nicht mehr zu sagen haben.
Bei den „Amtsträgern“ wird dies noch durch die uniforme Kleiderordnung und die Weihe-Liturgien besonders zelebriert: Das kollektive Niederwerfen vor dem Altar, die Salbung durch den ermächtigten und ermächtigenden Bischof und die „Handauflegung“ als Aufnahme-Ritus in die mitbrüderliche Gemeinschaft. „Der Priester ist kein Mensch wie jeder andere” zementiert Kurienkardinal Robert Sarah diese Inszenierung mit Blick auf die kirchliche Heilsordnung, die Hierarchie.
Jesus dagegen spiegelt seinen auserwählten Jünger*innen und den Christengemeinden in einer Geschichte (Lk 18, 10-14) was er von dieser bigotten Egomanie hält: Im Tempel, dem höchsten Heiligtum der Juden, beten gleichzeitig ein fundamentalistischer Pharisäer (ganz vorn im Tempel) und ein mit der römischen Besatzungsmacht kollaborierender Zolleinnehmer, „weit abseits“. Der eine grenzt sich mit seinen religiösen Leistungen im gemurmelten „Gebet“ von den „sündigen“ und minderwertigen „anderen Menschen, wie diesem Zolleinnehmer“ ab. Der religionsgesellschaftliche Aussenseiter betet: „Gott vergib mir! Ich weiß, dass ich ein Sünder bin“
Diese bekennende Selbsterkenntnis vor Gott macht ihn „gerecht“: »Denn alle, die sich selbst groß machen, werden von Gott gedemütigt, und alle, die sich selbst gering achten, werden von ihm zu Ehren gebracht.«
Es braucht zum glaubwürdigen Christsein mehr als eine entsprechend gradlinige Biographie. Aus der Selbsterkenntnis erwächst DEMUT – Mut zum Dienen. Diese leben ist praktiziertes Christsein – innerhalb und außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft.
GS 25.Okt 2022
Wir sind hier, wir sind laut,
weil Ihr uns die Zukunft klaut. Mit diesem Demo-Spruch machte sich die #fridaysforfuture Bewegung in Politik und Gesellschaft lautstark bemerkbar für ein Umdenken und Handeln in der Klimapolitik und eine entsprechende Veränderung des Konsum- und Lebensstils. Sie fordern ihr Recht auf eine lebenswerte Zukunft ein.
Dieser Spruch fiel mir beim Lesen des Lukasevangeliums ein, in dem der Kampf einer Witwe für ihr Recht geschildert wird und wo diese es schafft bei einem Richter, „dem Gott und die Menschen gleichgültig waren“ zu ihrem Recht zu kommen, weil sie ihm immer wieder auf die Nerven ging.
Witwen waren in biblischer Zeit in einer patriarchalischen Gesellschaft nahezu rechtlos der Willkür und Gutwilligkeit der Familie ihres verstorbenen Mannes ausgeliefert. Schutzlos, rechtlos, existenzbedroht!
Heute würde man sie zu den besonders „vulnerablen“, also verletzlichen, verwundbaren, Bevölkerungsgruppen zählen, wie „Frauen, Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, Menschen auf der Flucht, LSBTI sowie ethnische und religiöse Minderheiten.“ (Definition des BMZ).
Trotz internationalen Absichtserklärungen zu einer klimafreundlichen Energie- und Verkehrswende scheinen den Entscheidern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft „Gott und die Menschen gleichgültig“ zu sein. Macht, Geld und individuelle Freiheit sind die maßgebenden Götter und die existenzbedrohende, weltweite Umweltzerstörung kein „Klimawende“-Handeln zu erfordern.
Der „rücksichtslose“ Richter gibt der nervenden Witwe schließlich nach: „weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen.“
Zukunftsignorante Machtinhaber und Entscheider, aber auch wir als wachstums- und konsumvernarrte Gesellschaft brauchen daher weiterhin lautstarke Präsenz und zeichenhaft handelnde Aktivist*innen von #fff, #extinctionrebellion und anderen prophetisch-radikalen Protestierenden, damit wir alle unser Handeln ändern, um eine lebenswerte Zukunft auf diesem vulnerablen Planeten zu haben.
GS 18.Okt 2022

Wegweisend und inspirierend
ist es auch nach 60 Jahren innerkirchlicher Auseinandersetzung. Das 2.Vatikanische Konzil wurde am 11. Oktober 1962 von Papst Johannes XXIII eröffnet und sollte „frische Luft“ in die traditionsgelähmte Kirche bringen und diese zum „Aggiornamento“ zum „heutigwerden“ führen.
Die Kirche sollte sich den Fragen der Zeit stellen und versuchen Antworten aus dem Glauben zu geben. Dazu müsste sie sich aber der Welt und den Menschen öffnen.
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, insbesondere der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“
Dieser Selbstanspruch gab der kirchlichen Aufgabenbeschreibung den Titel „Gaudium et Spes“ und provoziert bis heute hin die Anfrage, ob sie diesem Solidaritäts-Anspruch gerecht wird und auch entsprechend glaubwürdig handelt.
Strukturell und substantiell haben die Beschlüsse des Konzils keine wesentlichen Reformen bewirkt oder gar das Machtgefüge verändert. Die Beteiligung an Kirchenleitung von nicht Geweihten oder gar Frauen ist allenfalls beratend, und synodale Wege der substantiellen Veränderung von Lehrinhalten und Partizipation scheitern an Sperrminoritäten der Kirchenhierarchen. Dabei wäre ein Aggiornamento nicht nur in Fragen der Sexuallehre und dem Zugang zu kirchlichen Ämtern, sondern auch der Offenheit gegenüber anderen Religionen, Weltanschauungen und Kulturen dringend notwendig, um die Kirche aus ihrer gesellschaftlichen Irrelevanz herauszuführen und glaubwürdige Verkündigung und Handeln zu ermöglichen.
Im Lukasevangelium dieses Sonntages macht Jesus die Erfahrung, das Glaubwürdigkeit und Heilung eher von den vom religiösen Establishment Ausgestossenen und Andersglaubenden, wie dem aussätzigen Samariter, erkannt und in Dankbarkeit angenommen werden, während andere ihr Heil in den traditionellen Reinigungsritualen und Opferliturgien bei den Priestern suchen.
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute …“ sind für mich auch nach 60 Jahren mit und in Kirche Anspruch und Herausforderung zu glaubwürdigem Leben und Handeln.
GS 11.Okt 2022
ENTSOLIDARISIERT
„mit Deiner Hilfe könnte …“ Dieser Satz auf einer Plakatwand sprang mir auf meiner Tag-der-deutschen-Einheit-Brötchen-kaufen-Tour im Vorbeifahren ins Auge.
Könnte, würde, … wenn ich, wenn wir bereit wären … uns mit den Notleidenden, den Armen, den Verfolgten, den Ausgestossenen, den Unterdrückten, den Ausgebeuteten, den Vulnerablen, den schutzbedürftigen Kindern und Jugendlichen, den überforderten und unterbezahlten Pflegekräften, den von Diktatoren überfallenen Völkern … solidarisieren würden.
„Solidarität oder solidarisch bezeichnet eine zumeist in einem ethisch-politischen Zusammenhang benannte Haltung der Verbundenheit mit –und Unterstützung von– Ideen, Aktivitäten und Zielen anderer. Sie drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus. Der Gegenbegriff zur Solidarität ist die Konkurrenz.“ (Wikipedia)
Die derzeitigen Krisen haben unsere Gesellschaft entsolidarisiert, denn häufig ist neben Solidaritätserklärungen auch Handlungsbedarf, bzw. unterstützendes Teilen oder Verzicht auf Konsum gefordert. Zumutungen und Einschränkungen, insbesondere wenn sie den individuellen Lifestyle und die persönliche Freiheit betreffen, werden von weiten Teilen der Bevölkerung zunehmend abgelehnt und von polarisierenden Politiker*innen wortstark (Sozialtourismus) desavouiert. Die verbalen Wertegemeinschaften sind längst zu Interessen gesteuerten, exklusiven Clubs geworden und das Gegenteil einer offenen, humanitären Weltgemeinschaft auf der Suche nach einer lebenswerten Zukunft für alle.
Christliches Handeln lässt sich von Jesu Botschaft der Nächsten- und Feindesliebe, von Gerechtigkeit und Friedenssuche leiten und zeigt sich glaubwürdig, solidarisch handelnd auch in Krisenzeiten. Nur so gelingt die Transformation unserer Gesellschaft für eine lebenswerte Zukunft – und mit meiner Hilfe wird die Welt ein bisschen lebenswerter.
GS 4.Okt 2022

Pfingsten bis Semesterschluss 2013
Ein anderes Vater Unser
Im Nachgang zur Sommerschule mit sambischen und deutschen Studenten, bei der unter anderem das Thema “Globalisierung und privater Konsum” diskutiert wurde
Hagen Rether – Vater Unser
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