Unterbrechung-Mittendrin
5 Minuten Zeit für Besinnung, Meditation, Impulse
mitten am Tag, in der Mitte der Woche
Idee und Gestaltung: GUIDO SCHÜRENBERG – guido.schuerenberg@besinnzeit.de
Sie hat geschafft,
woran ein Standes-Vorgänger (Mk 10) vor mehr als 2000 Jahren verzweifelt ist: Sich von (fast) allem Besitz zu trennen und es an Bedürftige zu verteilen. Marlene Engelhorn, 32 und Millionen-Erbin aus dem BASF-Vermögen „findet ihren Reichtum nicht gerecht. Und die Macht, die damit einhergeht, auch nicht. Deshalb spendet sie fast 25 Millionen an rund 80 Organisationen, die sich für eine gerechtere Welt einsetzen“.(ARD) Darüber hinaus zählt sie zu den Mitgründerinnen der Initiative “Tax me now” #taxmenow, die sich für eine höhere Besteuerung wohlhabender Menschen einsetzt und ist das prominente und glaubwürdige Gesicht der Oxfam-Kampagne #taxtherich.
Unser persönlicher Wohlstand macht sich an unserem Einkommen, unserem materiellen Reichtum fest und mit mehr als 3000€ Nettoeinkommen zählt man in Deutschland zu den 15% Wohlhabenden in unserer Gesellschaft. Also müssen 85% mit deutlich weniger auskommen.
Jesus setzt mit seiner Forderung an einen jungen, reichen Mann und an uns hohe Maßstäbe zur Teilhabe am Gottes Reich der Gerechtigkeit und Liebe. Aus Nächstenliebe sollen wir uns befreien von materiellem Reichtum und eintreten für allgemeinen Wohlstand, um allen ein Leben in Würde zu ermöglichen. D.h. Armut, Hunger, Obdachlosigkeit, Unterdrückung, Verfolgung, Hass und Gewalt aus der menschlichen Gemeinschaft zu verbannen, wie es auch die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, #SDG) als globalen Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten fordert.
Es geht um das bedingungslose, solidarische Handeln, jetzt und aus Nächstenliebe – und nicht aus Selbstsorge oder Lebensversicherung. Jesus mutet uns zu zu teilen und uns von der Fixierung auf materiellen Besitz zu befreien.
So „wahre Menschen“ zu werden, um Teil zu sein der Gemeinschaft des GOTT*es Reiches – da liegt noch viel Entwicklungsnotwendigkeit vor mir, vor uns und die gesamte Menschheit. – Aber fangen wir bei der Begegnung mit dem Nächsten -wer immer es auch ist oder sein wird- an.
GS 15. Okt 2024
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist
sagt im ersten Buch der Bibel (Genesis 2,18) der schöpferische GOTT*, der sich um die Lebensbedingungen seines Geschöpfes Mensch sorgt, nachdem er diesem die sorgende Verantwortung um seine Mitwelt übertragen hat.
Deshalb erschuf ICH-BIN-DA-GOTT* lebende Wesen. Dem Menschen zugeführt und anvertraut gab dieser ihnen Namen und gestaltete damit von Anfang an eine persönliche Beziehung und übernahm Verantwortlichkeit, weil er sie sich vertraut machte, wie Antoine de Saint-Exupéry „Der kleine Prinz“ diese besondere und lebenslange Beziehung zwischen den Lebewesen benennen wird.
Aber keins dieser Lebewesen war der GÖTT*lichen Erwartung eine menschlichen „Entsprechung“. Nur Mensch entspricht Mensch als sorgende Partner_in GOTT*es Schöpfungsplan. Deshalb ist Mensch von Anfang an ischa (Frau) und isch (Mann), gleich berechtigt und gleich verpflichtet in der Sorge und im Handeln an der Welt und an den Mitgeschöpfen.
Dem GÖTT*lichen Sinne „entsprechend“ ist auch das menschliche „eins sein“, die körperliche, seelische und soziale Verbindlichkeit der Menschheit, also Liebes-, Leidensfähigkeit und -empfindsamkeit.
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“, denn das entspricht nicht seinen sozialen und kommunikativen Bedürfnissen und den GÖTT*lichen Ansprüchen an eine mitwelt-sorgende Partnerschaft für das Leben in GOTT*es Schöpfung. Einsamkeit und damit einhergehende Verwahrlosung stellen eine zunehmende Herausforderung für unsere Gesellschaft dar. Dem in persönlicher Begegnung entgegen zu wirken ist zwischenmenschliche Aufgabe.
Aus dem Soundtrack meines Lebens klingen zwei Lieder aus den späten 70er/ frühen 80ern nach, die diese Ambivalenz je unterschiedlich ausgerichtet ins Wort bringen:
„Einsam bist du klein, aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.“ (F.K. Barth 1981) ein Solidaritätslied nicht nur für Kirchentage und Sonntagspredigten und Mario Hené (Lieber allein, als gemeinsam einsam 1978): „Einsamkeit ist der Preis meiner Freiheit/ Ich möcht sie trotzdem nicht verliern/ Lieber allein als gemeinsam einsam/ Vor Zufriedenheit zu frieren“
GS 8. Okt 2024
Respekt für Besserverdienende
fordert der vorsitzend christliche Demokrat Merz im Interview am Sonntag, während die katholisch-biblische Ordnung am selben Sonntag das Reichen-Bashing des Jakobusbriefes (5,1-6) im Gottesdienst liest.
Ur-christlich handelt die junge österreichische Millionenerbin Marlene Engelhorn, die 25 Millionen € über einen Bürgerrat gemeinnützigen Zwecken zuführt und sich so glaubwürdig für die Besteuerung der Reichen weltweit einsetzt.
Das BUEN VIVIR, das GUTE LEBEN für ALLE ist der Maßstab einer biblisch-christlichen Lebensführung und einer wirklich christlich-sozialen Politik nicht nur der indigenen Völker Lateinamerikas, sondern weltweit, wenn es um die lebenswerte Zukunft der Menschheit geht.
Während die Opfer weltweiter Unterdrückung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit täglich um das Überleben kämpfen, müssen wir Wohlstands-Verwöhnte uns den Zumutungen einer ökologischen Transformation stellen, deren (Er-)Folgewirkungen aus Macht-Interessen und populister Wahlkampf-Strategie, von den jeweiligen Lobby- und Interessen-Verbünden diskreditiert werden statt zur Chance für allgemeinen Wohl-Stand erklärt zu werden.
Gier und Neid bewirken Hass und Spaltung. Sie provozieren Angst vor Wohlstands-Verlust, behindern und lähmen den not-wendenden Transformationsprozess, auch unseres Denkens und unserer Haltung.
„Wer weiß, wie er Gutes tun kann und es nicht tut, der macht sich schuldig.“ (Jak 4,17)
Der Fokus unseres Denkens und Handelns -christlch-humanitär inspiriert- muss also auf dem Erkennen und Fördern des GUTEN liegen, um mit solidarischem Handeln eine lebenswerte Zukunft zu gestalten, nicht (nur) für uns, sondern für alle und das nachhaltig. Im wahrsten Sinne Wohlstand – weltweit. Schalom!
GS 1. Okt 2024
Ungerechtigkeit ist der Grund
für Neid, Streitsucht und Krieg, wie der Jakobusbrief schreibt (Jak 3). Und das seid Jahrtausenden. Das mag für einige libertäre und/oder autoritäre Egomanen kurzfristig von Vorteil sein, letztlich zerstört es unsere Gesellschaften und die menschliche Gemeinschaft. Der göttliche Gegenentwurf einer gerechten Gesellschaftsordnung ist die Vorbedingung des Friedens, des Schalom und Salam, den wir uns für uns und die Menschheit -ebenfalls seit Jahrtausenden- wünschen. Aber nur aus Gerechtigkeit wird dieser Friede erwachsen.
Wir alle sind verstrickt in den Strukturen der Ungerechtigkeit durch unseren täglichen Konsum zu ungerechten Preisen und auf Kosten unserer Mitwelt, durch unseren CO2 lastigen Energiehunger, durch Neid-Debatten und Hate Speech in den sozialen Netzen und den populistischen Medien und Parteien.
Andererseits gibt es eben diese ur-menschliche Sehnsucht nach Gerechtigkeit, wie sie in der indigenen Weltanschauung des Buen Vivir versucht weltgemeinschaftlich wirksam zu werden.
Wenn wir uns der Klimawirklichkeit, den Kriegsrealitäten und neo-kolonialem Rohstoff-Raubbau und Landgrabbing stellen, gibt es nur diese DENKWENDE, um aus der lähmenden Schleife von Verdrängung, Ohmacht, Wut und Resignation herauszukommen: die Nebenfolgen-Verantwortung für unser privates Konsumieren, wirtschaftliches, gesellschaftliches und damit politisches Handeln übernehmen und das ehrliche und konsequente Streben nach Gerechtigkeit, um eine lebenswerte Zukunft zu gestalten und zu erhalten. – Dazu braucht es Mut, einen langen Atem, Kraft und Solidarität
„Die Frucht aber, die aus Gerechtigkeit hervorgeht, wird in Frieden gesät. Sie kommt denen zugute, die Frieden stiften“ (Jak 3,18)
GS 24. Sept 2024
Für wen hältst Du mich?
Wie wirke ich auf Dich? Was macht mich aus? Was siehst Du in mir? Wer bin ich in Deinen Augen?
Basis-, Beziehungs- und Erkenntnisanfragen von Menschen, die einen Weg miteinander gegangen sind.
Je nach Antwort enttäuschend oder ermutigend. Basis für eine gemeinsame Zukunft.
Dieses zutiefst menschlichen Bedürfnis nach Spiegelung, nach Wirkungs-Feed Back scheint auch Jesus gehabt zu haben, jedenfalls erzählt es so das Markusevangelium (Mk 8): „Für wen halten mich die Menschen? … Und für wen haltet Ihr mich?“ Die Erkenntnis seiner Weggemeinschaft wird zum spontanen Lippen-Bekenntnis zu Person, Botschaft und Auftrag. Die sich als Konsequenz abzeichnende Zukunft, die Hinrichtung Jesu als Regime-Kritiker, wegen vermeintlicher Amtsanmaßung und vermeintlicher Gottes-Lästerei wird von seinen engsten Freunden aber verdrängt und abgelehnt. Es nicht sein kann, was nicht sein darf. Der Hoffnungsträger darf nicht zum Sündenbock werden, weil das alle hoffnungs-vollen Erwartungen enttäuschen würde und seine Anhänger zu Verfolgten machen würde.
Seine Botschaft, seine authentische Verkündigung ist eben nicht populistisch sondern fordert persönliche Konsequenzen ein. Wer sich für Jesus und seine radikale Botschaft fremd schämt, der hat den Willen Gottes mit dieser Welt nicht verstanden und kann das Gottesreich der Gerechtigkeit und Liebe nicht leben und erleben.
Für wen hältst Du mich? wird zur Haltungsfrage, wie stehst DU zu MIR und meinen Visionen einer lebenswerten Zukunft für alle und wann beginnst Du endlich sie konsequent zu leben.
GS 17. Sept 2024
Öffnungsbereit?
Vor etlichen Jahrzehnten habe ich Schallplatten aufgelegt bei Tanzabenden einer „Taubstummen“-Selbsthilfe-Initiative. Die Musik spielte, der Tanzstil wurde angezeigt und die Menschen tanzten sprachlos, aber mit ansteckender Begeisterung. Sie fühlten den Beat und Gebärdensprache übertrug die notwendigen Erklärungen. Taubstumm = Staubdumm war eine diskreminierende Etikettierung dieser doch so ganz normalen Menschen. Ihnen wurde unterstellt, weil sie gehörlos waren und ihre sprachlichen Versuche oft einem Lallen glichen, dass sie nichts mitbekämen von ihrer Umwelt. Außen vor, ausgestoßen. Sie konnten nicht mitreden und oft nur durch unartikuliertes Schreien auf sich und ihre Bedürfnisse aufmerksam machen. Die Menschen, die ich kennenlernen konnte repräsentierten alle sozialen und Bildungs-Schichten, eben ganz normale Menschen – mit einem Handicap.
Das Markus-Evangelium (8,31-37) erzählt von der Begegnung Jesu mit einem „der taub war und stammelte“. Seine Verwandten, die außerhalb der jüdischen Gesellschaft lebten, also denjenigen, zu denen sich Jesus bis dahin gesandt und verpflichtet fühlte, brachten ihn zu ihm mit der Bitte um Heilung. Nach Berührung, Gebet und der Aufforderung „Öffne Dich“ wurde er geheilt– weil er bereit war sich zu öffnen. Auch Jesus öffnete seine Botschaft ab da auf alle Menschen guten Willens.
In unserer derzeitigen gesellschaftlichen Krisensituation verhärten sich die ausschließenden Positionen, wir hören nicht mehr zu, viele Verstummen, leben und kommunizieren nur noch in ihrer Bubble. Unsere Gesellschaft ist gespalten, entsolidarisiert.
Eine Lebenswerte Zukunft werden wir nur haben, wenn wir uns berühren lassen, uns einander öffnen, gesellschaftliche Grenzen überwinden und gemeinsam und solidarisch Lösungen suchen und leben, was wir er-beten.
GS 10. Sept 2024
Macht das Beste aus eurer Zeit!
Klingt in mir nach aus der sonntäglichen Lesung des Paulus-Briefes an die Christengemeinde in Ephesus an der türkischen Ägäis.
Das ist nicht so daher gesagt, sondern verweist auch mich darauf, dass meine Lebenszeit endlich ist und sie Sinn-voll genutzt werden will.
Welche Prioritäten will ich setzen? Welche Herausforderungen sind jetzt schon wirksam und schränken mich ein? Bin ich wirklich Herr meiner Zeit?
Und was ist das Beste? Und für wen?
Da ist die Sorge um und für Menschen, die mir nahe sind, denen ich mich verbunden fühle – wie viel meiner Zeit setze ich ein für sie?
Mein zivilgesellschaftliches Engagement – woran orientiert, ist es wirksam, effektiv und nachhaltig?
Und die Zeit für mich? Entspannte Zeit, erfüllte Zeit, Lebenszeit! Kann ich die mir geschenkte Zeit genießen oder vertue ich meine Zeit? Quäle ich mich gar durch die Zeit?
Und was ist das Beste, das Ziel meiner (verbleibenden) Zeit?
Für Paulus ganz klar: den Willen Gottes mit mir erkennen und entsprechend handeln, wie wir im Vater/ Mutter Unser beten: Dein Wille geschehe.
Vielleicht schaffe ich es voll vertrauen wieder zu singen: „Meine Zeit steht in Deinen Händen! Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in Dir. Du gibst Geborgenheit, Du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in Dir.“
GS 20. August 2024
Schön war’s
im Nachhinein besondere, packende Momente im und außerhalb des olympischen Geschehens der vergangenen 2 Wochen zu sehen. Schön zu sehen, wie sportliche Wettkämpfe in das pulsierende Leben dieser besonderen, traditions- und kulturreichen Stadt integriert wurden. Ergreifend, Edith Piaf’s Hymne an die Liebe von Celine Dion vom Eiffel-Turm gesungen über der Stadt : „Gott vereinigt ja alle die sich lieben.“ Und neben den sportlichen Höchstleistungen die emotionalen Momente der Freude und Dankbarkeit, wie sie im Gospel von Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye bei der Pressekonferenz erklingt: „God kept me – Gott hat mich gehalten, Gott hat mich bewahrt“.
Wie selbstverständlich kann sie vom Kraft gebenden Gebet sprechen, während einige katholische Hierarchen -zu unrecht- die szenische Darstellung des “Mahl der Götter” während der Eröffnungsfeier als blasphemisch verqueertes letztes Abendmahl Jesu sehen wollen.
Der Wunsch-Gedanke des weltweiten olympischen Friedens wurde nur unter großen Sicherheitsvorkehrungen in Paris realisiert und so gingen die zahlreichen kriegerischen Konflikte in der Welt weiter – teils sogar heftiger, blutiger, tödlicher.
Dennoch Frieden stiftende und versöhnende Momente waren wirksam meist in den (rituellen) Gesten vor und nach den Wettkämpfen, in der Teilnahme des Refugee-Teams, … .
Unversöhnlich dagegen die Kriegsspiele der Politiker, die den olympischen Frieden surreal erscheinen lassen. Sie wirkten bis in die Entscheidungen hinein und führten zur Disqualifikation der afghanischen Break-Dancerin Manizha Talash, weil sie einen hellblauen Umhang mit der Aufschrift “Free Afghan Women” trug, was als unerlaubtes politisches Statement gewertet wurde. Ihr Mut ist für sie und ihre Familie lebensgefährlich.
Olympia: Imagine all the people, livin’ life in peace – Schön wär’s!
GS 14. August 2024
Unzufrieden
war das Volk auf seinem Weg durch die Wüste, nachdem der charismatische Moses sie im Auftrag ihres GOTT*es aus der Sklaverei herausgeführt hatte, so erzählt das biblische Buch Exodus. Sie waren auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft, aber von großer Hoffnung auf Freiheit, Selbstbestimmung und Sicherheit. Unzufrieden, weil die Rundum-Versorgung mit allem, was man zum Leben zu brauchen meint nicht von den Führern des Volkes bereitgestellt war. Ihre Erwartungen waren enttäuscht, das Land des Überflusses, dass sie sich erträumten lag noch in der Ferne, wogegen sie in der Sklaverei zwar nicht frei, aber dafür mit allem Lebensnotwendigen versorgt waren. Dahin wollten sie wieder zurück. Das Versprechen einer lebenswerten Zukunft für alle hatte an motivierender Kraft und Glaubwürdigkeit verloren, je länger sie unterwegs waren. Das Volk verlangte ess- und trinkbare, materiell greifbare Zeichen für diese bessere Zukunft, um der Führungsautorität des Moses und der Macht seines und ihres ICH-BIN-DA- GOTT*es zu vertrauen.
GOTT* lieferte maßvoll und jedem und jeder nach ihrem Lebensbedarf – um des gesellschaftlichen Friedens willen und um die Führer des Volkes in ihrem Vertrauen und in ihrer Glaubwürdigkeit zu stärken.
Das retrograde „Früher war alles besser“ und die euphemisierten „Fleischtöpfe Ägyptens“ sind uns wohl vertraut. Das verlorene Vertrauen in die politische Führung des Landes gerade in gesellschaftlichen Krisenzeiten nährt das populistische Aufbegehren, schürt den Sozialneid und führt zu Hass und Gewalt.
Wir haben die gemeinsame Vision einer lebenswerten Zukunft für alle, zugunsten nationaler und individueller Egoismen verdrängt und einer Klientelpolitik geopfert, die von den politischen Führern bedient werden will. Wir sehen die Entsolidarisierung weltweit, die zu menschheitsbedrohenden Krisen geführt haben und sehnen uns als Menschheit nach Schalom.
Diese, unsere Sehnsucht wird sich nur erfüllen, wenn wir statt auf machtgeile Autokraten und populistische Parteien uns vertrauend auf ICH-BIN-DA GOTT* ein- und verlassen, nach seinen Geboten handeln und leben. Er will uns Gutes und zu Frieden führen.
GS 7. August 2024
Das Maß ist voll!
Mal wieder und in diesem Jahr noch einen Tag früher. ERDÜBERLASTUNGSTAG ist diesmal schon am 1. August, der Tag, an dem die nachhaltig nutzbaren Ressourcen eines Jahres weltweit verbraucht sind. Er wird jedes Jahr vom Global Footprint Network errechnet und verdeutlicht die ökologischen Grenzen des Planeten.
Die Menschheit, also wir alle weltweit, hat an diesem Tag die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen dieses Jahres verbraucht; ab dem 2. August verbrauchen wir die Vorräte des nächsten Jahres. – Wir leben auf Pump!
Wir in Deutschland leben bereits seit Mai von den Ressourcen des nächsten Jahres, denn der nationale OVERSHOOT DAY war bereits am 2. Mai.
Wir könnten es wissen, wenn wir es an uns heran lassen würden, genau wie die täglichen Klima-Katastrophen-Meldungen, die wir zur Kenntnis nehmen, aber nicht wahrhaben wollen- Erst wenn die Flut in unsere Keller schwappt.
Wir haben das alles im Blick, echtzeit medial versorgt, aber wir schalten um oder dreh’n uns weg, -wie Revolverheld singen- in unserem „Zimmer mit Blick“ auf die Welt.
Unsere systemische Beteiligung, unsere Verantwortung, unser veränderndes Handeln?
Diese offensichtlichen und quälenden Menschheits-Zukunfts-Fragen verdrängen wir.
Wir wollen -und können- unser Nicht-Handeln auch nicht recht-fertigen (ein verdächtiges Wort: „den Eingriff in den Schutzbereich eines Grundrechts begründen“). Insbesondere nicht vor denen, die wir als Zukunft bezeichnen, unsere Kinder und Enkel.
„Wie soll ich diesen Quatsch erklären
Was erzähl’ ich meinem Kind
Dass überall auf dieser Erde einfach nur Verrückte sind
Wir haben das alles zwar gewusst
Doch unternommen haben wir nichts
Oder lüg’ ich ihm ins Gesicht?“ (Revolverheld, Zimmer mit Blick 2018)
Die Erde, das gemeinsame Haus ist uns von GOTT* überantwortet worden. Wir sollen die Schöpfung „bearbeiten und bewahren“ (1. Mose 2,15)
Statt die zu kriminalisieren, die uns auf diese Verantwortung hinweisen, sollten wir umgehend verantwortlich handeln, ressourcenschonend und nachhaltig wirtschaften und leben. Verzicht – für eine lebenswerte Zukunft für alle.
GS 30. Juli 2024
Verzichten
Hoffentlich schafft er es seine Amtszeit, konzentriert und mit nachhaltig Frieden stiftenden Akzenten versehen, zu Ende zu bringen. Ein halbes Jahr Zeit zu beenden, was eigentlich auf Fortsetzung angelegt war, auf ihn zugeschnitten, nun nach mehr als 50 Jahren sein politisches Lebenswerk zu vollenden und in Würde abzutreten.
Joe Biden verzichtet auf die Kandidatur für eine zweite Präsidial-Amtszeit.
Ein Verzicht unter Druck von wohlmeinenden Freunden, kalkulierenden Parteistrategen, enttäuschten Sponsoren und Investoren, hämischer Gegner, Hatespeech und Kontinuitätsdruck, altersentsprechenden gesundheitlichen Einschränkungen – und Altersstarrsinn.
Verzicht auf Macht und Einfluss oder auf ein Amt im Dienste des amerikanischen Volkes mit der Möglichkeit sich für eine gerechte und friedliche Welt für alle einzusetzen?
Es ist eine Frage des Selbstverständnisses und der Haltung.
Sein Amtsvorgänger und Wahlkampf-Gegner skandiert nationale und persönliche Egoismen als Programm, gepuscht von evangelikalen Hardlinern.
Joe Biden scheint als katholisch glaubender und lebender Christ in seinem gesellschaftlichen Handeln eher von der Botschaft Jesu inspiriert.
Dieser Jesus hat, angesichts des absehbaren Endes seines öffentlichen Wirkens, in Konsequenz seiner politisch und relgiös anstössigen Verkündigung und Lebensweise, vor seinem Leidensweg die ihm nachfolgenden Vertrauten und Freundinnen bevollmächtigt seine Botschaft zu verkünden und wirksam zu leben, um GOTT*es neue Weltordnung zu realisieren.
Verzicht kann wirkungsvoll eine neue lebenswerte Welt gestalten, im Vertrauen auf die eigene gelebte Glaubwürdigkeit.
50 Jahre politische Wirkmacht ver-dienen einen würdevollen Abschied von der politischen Macht und Kontinuität, Inspiration und Kreativität in der Nachfolge für eine gerechtere und friedvollere Welt.
GS 23. Juli 2024
Visions- und Wirkungslos
ist die Kirche geworden. Sie, die mal Heimat für viele -mich eingeschlossen- war, die Antworten geben wollte -und wirkungsvoll gab- auf die Fragen der Menschen und die bewegenden Themen der Zeit nach einem sinnvollen Leben. Die sich einsetzte für eine lebenswerte Zukunft, für Versöhnung und Frieden.
Spirituell verarmt, sich klammernd an leblosen Riten und geistlosen Ordnungen, dem Leben und den Menschen abgewandt kommt sie mir vor – uninteressiert und uninteressant. Irrelevant, weil mit sich selbst beschäftigt und um sich selbst kreisend.
Da trifft vor einer erneuten synodalen Beratungsschleife im Herbst im Kreis der Hierrachie-Hüter das Sonntags-Evangelium (Markus 6) der Katholischen Leseordnung(!) mit seinem jesuanischen Sendungsauftrag die, die sich in der Nachfolge Jesu verstehen (Gehöre ich noch dazu?):
Hinausgehen in die Welt, so wie wir sind, mit der Botschaft Umzukehren in allen Facetten unseres Lebens, allen lebensfeindlichen Kräften uns zu verweigern, Kranke pflegen und heilsam sein in der Begegnung und Solidarität mit denen die leiden, verfolgt werden und sich ohnmächtig fühlen.
So Jesu Botschaft versuchen zu leben und wieder zu einer Bewegung werden, die die Welt verändert, weil sie Hass und Gewalt mit Liebe begegnet.
Eine solche Kirche wäre wieder meine Kirche, die mich bewegt, die Vision vom GOTT*es Reich der Gerechtigkeit und Liebe zu leben.
Also Welt-Synoden-Teilnehmer habt Mut und öffnet Euch. Werdet kirchenradikal, geht zurück zu den Wurzeln des Evangeliums und lebt den Sendungsauftrag Jesu.
GS 16. Juli 2024 – Foto: Thomas Richter-Alender
Unbequeme Wahrheiten
hören und sehen wir nicht gern! Wie die Nachricht des EU-Klimadienstes Copernicus, dass die globale Lufttemperatur seit zwölf Monaten in Folge über 1,5°C liegt – dem Grenzwert des Pariser Klimaabkommens für 2050! Die Ursache liegt u.a. in nach wie vor zu hoher Emission von Treibhausgasen.
Unbequeme Wahrheiten stören uns in unserer Komfort-Zone – so wir uns überhaupt noch stören lassen.. Gerade, zu Zeiten, wo wir uns auf einen unbeschwerten Sommer-Urlaub freuen, an Urlaubsorten, die sonnig-warme Erholung an breiten Sandstränden verheißen. –
Und die Konsequenzen für unser Handeln wollen wir erst recht nicht hören, geschweige denn entsprechend umsetzen.
Fatalismus, Verdrängung oder Schuldzuweisung auf die Industrie oder die Politik ändert nichts an unserer Verantwortung als Autofahrer, Flugzeugnutzerin, Kreuzfahrt-Urlauber, Hausbesitzerin, Kunde im Versand-Handel, Streamingdienst-Nutzerin, …
Die Forderung aus Zivilgesellschaft und Politik nach Selbstbe- und Einschränkung weckt Abwehr, Aggression, Sozialneid, Hass,… Resignation.
Die Verkünder_innen dieser unbequemen Wahrheiten, wurden schon immer gehasst, gemoppt, verfolgt, ausgestoßen, eingesperrt, ja getötet. Besonders schwer haben sie es in ihrem eigenen sozialen Umfeld, was Jesus sprichwörtlich konstatiert: »Ein Prophet gilt nirgends so wenig wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.« (Mk 6,4)
Populisten, Faktenverdrehern, Euphemisten, … hören wir gerne zu, weil sie uns eben nichts zumuten.
Für Prophetinnen gilt die bestärkende Selbstaussage des Petrus im Maulkorb-Prozess vor dem jüdischen Religionsgericht: »Es ist für uns einfach unmöglich, nicht von dem zu sprechen, was wir gesehen und gehört haben.«
Hören wir Ihnen zu, auch wenn sie uns stören und Einschränkungen einfordern – Es sind Zu-Mut-ungen für eine lebenswerte Zukunft für uns, unsere Kinder und Enkel. Das ist es allemal wert entsprechend zu Handeln.
GS 9. Juli 2024
Einfallslos
sitze ich am Laptop und habe keine Idee für diese UNTERBRECHUNG-MITTENDRIN.
Statt dessen schwirren mir die beunruhigenden täglichen Katastrophenmeldungen, die alltäglichen Hass und Gewalt-Ausbrüche in unserer Gesellschaft und die demokratiegefährdenden Verrenkungen der Politik Gestaltenden durch den Kopf.
Vermischt mit der Sorge um die Menschen, die mir wichtig sind.
Zum Ensemble unseres großen Esstisches gehören zwei Postkarten:
EINATMEN – AUSATMEN.
Sie helfen mir in solchen Momenten, lassen mich innehalten, nachdenken, beruhigen und nach einiger Zeit auch Kraft schöpfen, … leben.
EINATMEN – AUSATMEN, mein Lebensrhythmus
Richard Rohr, Franziskaner und spiritueller Lehrer, erzählt von jüdischen Gelehrten, die die Konsonanten des Gottesnamen JHWH deuten als „Versuch, das Atmen des Menschen wiederzugeben: mit JH den Zug des Einatmens und mit WH den Zug des Ausatmens!“ (R.Rohr, Ins Herz geschrieben, Herder 2008, S.189). Gott* ICH-BIN-DA-BEI-EUCH „ist uns verfügbar und zugänglich, wie unser Atem“ (ebd.), ist lebensbegleitend – ja ist das Leben selbst!
Auch, wenn es mir mal den Atem verschlägt, kann ich zurückfinden zum EINATMEN – AUSATMEN, meinen Lebensrhythmus wiederfinden im Vertrauen darauf, dass Gott* mich atmen lässt.
GS 1. Juli 2024
Angst essen Seele auf
titelt ein Film von R.W.Fassbinder, Anfang der 70er Jahre. Im Gastarbeitermilieu spielend, setzt er sich vielschichtig mit den Themen „Liebe, Alter, Familie, Rassismus, Vorurteile, Diskriminierung, Einsamkeit, Geschlechterrollen, Freundschaft, Sexualität, Migration, fremde Kulturen, Heimat, …“ auseinander.
Dass Angst unsere psychische Gesundheit nicht nur stark beeinträchtigt, sondern unsere Seele „regelrecht kaputt macht“, uns traumatisiert und panisch, ohnmächtig, handlungsunfähig macht erleben wir ja im gerade erst begonnenen Multi-Katastrophen-Sommer mit tödlichen Hitzeglocken, Überflutungen, Erdrutschen, Starkregen, Ernteausfällen wegen Dürre oder Überschwemmung, … Je nachdem wo wir leben, hautnah und existenzgefährdend.
Die Erzählung des Markus-Evangeliums über die existenzielle Angst der engsten Freund_innen Jesu in einem Boot im Sturm ist für uns nachvollziehbar, persönlich be-treffend.
Die Reaktion Jesu, der mit ihnen im gleichen Boot sitzt und sorglos schläft dagegen ist nicht nur irritierend, sondern fast schon herablassend: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr immer noch keinen Glauben?“ Er scheint über Sturm und Existenzangst zu stehen, ja er beherrscht diese.
Wie gehen wir mit den existenziellen Bedrohungen unserer Zeit um? Ignorieren wir sie? Spielen wir auf Zeit? Konsumieren wir, „solange es noch geht!“ oder hemmungslos „nach uns die Sintflut!“ Verdrängen wir unsere Angst oder aktiviert sie uns für eine lebenswerte Zukunft aufzustehen und uns einzusetzen an den Stellen, wo wir es können, auch durch persönliche Einschränkung und Verzicht im Glauben und Vertrauen auf eine lebenswerte Zukunft?
Jesus stellt sich der Realität und beruhigt, um seinen Freund_innen zu ermöglichen von ihren Ängsten abzusehen und sich auf einen Glaubens einzulassen, der eine liebevolle, gerechte und friedliche Welt ermöglicht.
Glaube kann helfen die Selbst-Blockaden meiner Ängste zu überwinden und mich für ein Gutes Leben für alle einzusetzen, indem ich mich der Gewalt und Zerstörung entgegenstelle, im Vertrauen auf solidarische Gemeinschaft und die bewegende Geistkraft Gottes.
Habe ich diesen Glauben schon?
GS 25. Juni 2024
Weil einfach einfach einfach ist,
lautete vor fast 20 Jahren der Werbe-Slogan eines Telekommunikations-Anbieters und wurde zum Trendsetter für ein Umdenken in unserer Kommunikation. Auch angesichts der steigenden Anzahl von Menschen , die aus verschiedensten Gründen nicht richtig lesen oder schreiben können und von daher sich von unserer komplexen, alltäglichen Nachrichtenflut, den komplizierten Behördenformularen, Gebrauchsanweisungen und erst recht Fachliteratur überfordert fühlen und sich resignativ aus weiten Bereichen der Kommunikation zurückziehen oder ihre politische Information und Meinungsbildung auf Schlagzeilen der Boulevard-Medien reduzieren, ist Information und Kommunikation in einfacher Sprache notwendig.
„Etwa 17 Millionen Erwachsene in Deutschland haben Probleme damit, komplexe Texte zu verstehen. Damit auch sie sich über aktuelle Themen informieren können, strahlt die tagesschau ab sofort Fernsehnachrichten in Einfacher Sprache aus.“
Offensichtlich nutzte auch Jesus vor 2000 Jahren diese Kommunikationsstrategie, um seine Botschaft vom GOTT*es Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens so verständlicher und unabhängig von Theologie- und Glaubens-Experten durch „Gleichnisse“ zu verbreiten: „Jesus erzählte den Leuten noch viele ähnliche Gleichnisse, damit sie ihn besser verstehen konnten, und verkündete ihnen so die Botschaft Gottes. Nie sprach er zu ihnen, ohne Gleichnisse zu gebrauchen.“ (Mk 4,33f)
Einfache Sprache als Kommunikationsmedium zu nutzen, angesichts einer immer komplexeren Wirklichkeit ist eine hohe Kunst und einer anspruchsvollen Botschaft angemessen und notwendig, damit möglichst alle Menschen sie verstehen und sich eine eigene Meinung bilden können. Diejenigen, die schneller begreifen, tiefer sehen, intensiver forschen, … sollten dies als Privileg, als Geschenk, als Gnade begreifen und als Auftrag ihr Wissen auch einfach auszudrücken. Nur so wird gemeinsame Willensbildung und gemeinsames Handeln möglich. Dazu braucht es aufmerksame, einfühlsame und kreative Wissens-Vermittler_innen in Gesellschaft, Politik und Glaubensgemeinschaften, weil einfach eben nicht einfach ist!
GS 18. Juni 2024
„Denk ich an Deutschland (Europa) in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.“
Gerade noch habe ich die Freiheit und Schönheit Europas im Urlaubsland Frankreich genossen, da bereitet mir das Ergebnis der Europawahl schlaflose Nächte und dieses Exilgedicht von Heinrich Heine ging mir durch den Kopf, obwohl der Kontext natürlich ein Anderer ist. Oder doch nicht?
Es ist die Sorge um die, die mir wichtig sind und deren Zukunft.
Die lebenswerte Zukunft und der Frieden in Europa wird abhängig gemacht von nationalistischen Egoismen, wiedererstarkten Faschisten, machtgierigen Klimawandelleugner_innen, … von erklärten Gegner_innen einer offenen Gesellschaft. Die EU hat sich 2009 im Vertrag von Lissabon als Wertegemeinschaft bekannt: „Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.“ (Artikel 2, EUV)
Bei der abendlichen Lichterfeier am Samstag in Taizè konnte ich spüren und erleben, dass ich mit meiner Sehnsucht und meinen Sorgen nicht allein bin und ich konnte mich einstimmen in das Gebet um Frieden, Gerechtigkeit und Liebe.
Es bleibt die Hoffnung, dass die Partei-Gruppen des EU-Parlamentes den Weg der europäischen Einheit, der ökologischen Transformation im Sinne des New Green Deal weitergehen, für eine lebenswerte Zukunft in einem demokratischen, freien und friedlichen Europa und es so schützen gegen innere und äußere Feinde. Dafür möchte ich beten und in solidarischer Gemeinschaft mit den Vielen #wirsindmehr, die sich für unsere offene und freiheitliche und demokratische Gesellschaft engagieren, aufstehen und einstehen.
GS 11. Juni 2024
Entgeistert und sprachlos
blicke ich auf die eskalierende Situation in Gesellschaft, Politik, Kirchen und Religionsgemeinschaften. Angesichts immer unberechenbarer Erderhitzungs-Szenarien und deren Folgen hautnah und weltweit, spürbaren Hass- und Gewalt Spiralen im gesellschaftlichen und politischen Umgang fühle ich mich zunehmend ohnmächtig, ja kraft- und perspektivlos in einem wohlhabenden Land im Herzen eines auf mehr als 75 Jahren Frieden zurückblickenden Europa.
Es brodelt aufgrund sozialer Spannungen und Konflikte. Nationale Egoismen und autokratische Machtphantasien bestimmen die politische Auseinandersetzung und erzeugen ein Klima der Angst und Intoleranz, in der europäischer Wertekonsens wie Nächstenliebe und Solidarität immer weniger gelebt werden.
Ich sehne mich nach Momenten der Hoffnung und Begeisterung wie die Welt-Klima-Beschlüsse 2016 in Paris.
Sie motivieren mich zu solidarischem Handeln und geben Kraft an einer gemeinsamen und lebenswerten Zukunft mitzuarbeiten, auch wenn das vorübergehend Verzicht auch auf persönliche Freiheiten bedeutet.
Die alte biblische Geschichte und Erfahrung von Pfingsten erzählt von den Gaben des Geistes, um die wir bitten sollen: Mitteilung von Weisheit, Vermittlung von Erkenntnis, Glaubenskraft, Krankheiten heilen, Wunderkräfte, Prophetisches Reden, Unterscheidung der Geister.
Diese Geist-Gaben sind in der Menschheit schon vorhanden sagt Paulus. Wir müssen sie nur entdecken und zusammenführen (wollen), damit sie wirksam werden können.
Es ist an uns, unserer Kommunikation, unserem Handeln und unserer Offenheit, dass der Funke überspringt und pfingstliche Begeisterung für ein solidarisches Miteinander, für ein Buen Vivir und eine lebenswerte Zukunft für alle weckt.
Das wäre ein pfingstlicher Aufbruch aus Entgeisterung, Sprachlosigkeit und Resignation. – Belebende Geist-Kraft, die die Welt verändert – Er-Betens-Wert.
GS 21. Mai 2024
Segensbedürftig
Manchmal nervt sie mich, die inflationäre Verwendung des Emoticons „gesegnet“ auf Facebook, Instagram und den Messenger-Diensten, insbesondere aus der christlich-kirchlichen Bubble. Drückt es wirklich Emotionen der Verwender_in aus oder ist es einfach ein Label für eine besondere Gruppe?
Der christliche Begriff Segen entspricht dem lateinischen Wort benedictio, abgeleitet von benedicere aus bene („gut“) und dicere („sagen“), also eigentlich von jemandem gut sprechen, jemanden loben, preisen. Und im Deutschen ist Segen dem lateinischen signum = Zeichen entlehnt (Wikipedia)
Ja, es gibt eine Berechtigung sich gesegnet zu fühlen. Und in alten Zeiten war man davon überzeugt, dass der Segen sofort wirkt. Der und die Segnende sagt Gutes zu im Vertrauen, dass der Segen wirkt. Eigentlich war damals jeder Gruß ein Segenswunsch : Guten Tag, buenas dias, tschüß aus dem französischen adieu = Gott befohlen oder bye bye von God be with you =Gott sei mit Dir.
Segnen als alltägliche „Gewohnheit“ sollte wieder zu einer alltäglichen Praxis werden.
Denn wir sind segensbedürftig, damit unser Leben gut wird und das können wir nicht aus uns heraus, sondern wir glauben, dass GOTT*, der alles gut geschaffen hat auch unser Leben gut macht, indem er uns auf dem gewählten Lebensweg begleitet und lenkt. In diesem Sinne kann ich mich als GOTT* Glaubende_r gesegnet fühlen.
Und mehr noch, aus dem Gefühl und im Bewusstsein ein_e Gesegnete_r zu sein kann ich Segen selbst bewusst weitersagen, weiter wünschen, weiter geben an und auf meine Mitmenschen, ja auf die Welt – gerade in Zeiten von Hass und Gewalt, Kriegen, Vertreibung und angesichts von Milliarden Not Leidenden. „Dem Hass mit Liebe begegnen“ (Salman Rushdie)
Segen verändert, Segen wirkt – bei mir und bei denen, denen ich Gutes zusage, die ich segne.
Christen werden bezeichnet und signieren andere mit einem Kreuz, dem Zeichen dessen, der mit uns solidarisch gelebt und in und für diese Welt und die Menschen, die Gott liebt, gewirkt hat.
GS 14. Mai 2024
Anmaßend
sind nicht erst dieser Tage die „christlichen“ Selbstetikettierungen gerade der C-Parteien und deren europäischen Kooperationsparteien in der EVP-Fraktion im Europaparlament bezüglich ihrer Migrationspolitik. 75 Jahre nach ihrer Gründung wird der Anspruch des Christlichen in ihren politischen Grund-Sätzen immer mehr ent-wertet.
Ausgrenzung von Menschen aufgrund von Herkunft, Nationalität, religiöser Anschauung, Geschlecht oder sexueller Orientierung können nicht das Etikett christlich beanspruchen; und de facto ist die Überführung von Asylbewerbern in „Drittstaaten außerhalb der EU“ ein Verstoß gegen das Menschenrecht auf ein Leben in Sicherheit und Würde. Diese war 2007 für die CDU noch grund-sätzlich „unantastbar“.
Kirchliche Asylinitiativen erinnern daher mahnend in einer Projektion an das Prophetenwort:„Bietet Zuflucht wie ein Schatten, der in der Mittagshitze schützt wie die Nacht. Versteckt die Vertriebenen, verratet die Geflüchteten nicht!“ (Jesaja 16,3)
Die Bergpredigt Jesu als Vision des GOTT*es Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens fordert von den GOTT* Glaubenden in Bezug auf ihr Handeln: Nächsten- und Feindesliebe, Versöhnung und Solidarität mit den Benachteiligten als Tun des GOTT*es Willen.
Aber vielleicht braucht auch der CDU-Grundsatz-Programm-Parteitag heute die geist-gewirkte Erkenntnis des Apostels Petrus, durch eine Begegnung mit dem anders glaubenden, römischen Hauptmann Kornelius, von dem die Apostelgeschichte an diesem Sonntag vor dem CDU-Parteitag erzählt:
„Jetzt erst habe ich wirklich verstanden, dass GOTT* niemanden wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt. Alle Menschen sind ihm willkommen, ganz gleich, aus welchem Volk sie stammen, wenn sie nur Ehrfurcht vor ihm haben und so leben, wie es IHM gefällt.“ (10,34f)
Diese selbstkritische, offene, respektvolle und menschenfreundliche Haltung wünsche ich mir grund-sätzlich für eine sich an christlichen Werten orientierende Partei und ihrem daraus resultierenden politischem Engagement und Handeln – auch in der CDU und für eine offene Gesellschaft in Deutschland und Europa.
GS 7. Mai 2024
Nachhaltig wirksam
Jahreszeitlich bedingt beschäftige ich mich gerade mit der Aufzucht und dem Anbau von Gemüsepflanzen in meinem Garten. Dabei muss ich familiär tradiertes und über die Jahre erworbenes, angelesenes und angesehenes Erfahrungswissen in den letzten Jahren meines wieder Entdeckens der Gartenarbeit immer mehr den rasch sich ändernden Klima-Bedingungen anpassen.
Tradiertes Wissen und Erleben trifft auf veränderte Lebens- und Wachstumsbedingungen und diese Veränderungen sind immer disruptiver. Die alten Erfahrungs-Regelmäßigkeiten, niedergelegt in Bauernregeln, Aussaat und Pflanz-Kalendern, … sind durch unberechenbare Klimaereignisse und deren verändernde Wirklichkeit in weiten Teilen überholt oder gar unbrauchbar. Ich muss meine Aussaat- und Pflanz-Zeiten und -Methoden diesen Veränderungen anpassen, ja damit erst neue Erfahrungen sammeln.
Was für mein Garten-Biotop gilt, erfahre ich auch in meinem Glaubensleben. Alte und tradierte Glaubensgewissheiten werden durch Lebensveränderungen in Frage gestellt, ja es müssen neue Antworten gesucht werden in der Botschaft Jesu, die meinem Glauben zugrunde liegt. Auch der gesellschaftliche Klimawandel und die Zeichen der Zeit brauchen neue, angepasste Antworten. Sonst wird er irrelevant – für mich, wie für die menschliche Gemeinschaft.
Jesus sagt im Johannesevangelium: Wenn ihr mit mir verbunden bleibt und meine Worte in Euch bewahrt, dann dürft ihr bitten, was ihr wollt – und eure Bitte wird erfüllt werden.
Die in mir wirkenden, Leben fördernden (Glaubens-) Gewissheiten neu entdecken und leben. Dann können sie nachhaltig wirksam sein für mein Leben und für ein Gutes Leben für alle.
Dieses neu entdecken der biblischen Botschaft und die Glaubens-Gewissheiten in mir sind nachhaltiger Dünger für mein Glaubens-Biotop.
GS 30.April 2024
Ungerecht verteilt
sind die Folgen des Menschen verursachten Klimawandels, dessen Auswirkungen wir zur Zeit deutlich sichtbar und hautnah in unseren weltweiten Lebensräumen spüren können: Hungerkatastrophen durch Dürre im südlichen und östlichen Afrika, Überschwemmungen in China und Russland, Wassermangel in den Obstanbaugebieten Spaniens und Kaliforniens, andauernde Erhitzung der Weltmeere bewirken Korallenbleiche und Fischsterben, … .
Ungerecht, weil es mal wieder die trifft, die am wenigsten Anteil und Schuld haben an den Treibhausgas-Emissionen und an der industriellen Verseuchung unserer Wasserressourcen..
Nutznießende sind die Konsument_innen in den reichen Ländern des globalen Nordens, die auch mit Mobilität, Wohnen und Produktion den größten Anteil an der globalen Emission haben. Damit werden auch koloniale Mechanismen und Denkweisen fortgeführt, die die Länder des globalen Südens in ausbeuterischer Abhängigkeit halten, Lebensraum verseuchen und menschenwürdige Existenzbedingungen vernichten.
Ein Konsum-Alltags-Beispiel unserer Verstrickung in dieses globale Unrecht:
Edeka bot 2 Avocados aus Sambia für einen Euro an. Für ein Kilogramm Avocados, das sind etwa 2–3 Stück, werden bis zu 1.000 Liter Wasser benötigt. Mein tägliches Duschen verbraucht 75 Liter und an meinem Lebensort haben wir Wasser im Überfluss. Dagegen droht Sambia gerade eine Hungerkatastrophe durch dürre-bedingte Ernteausfälle von 50%.
Der 22. April ist der Internationale Tag der Erde, in diesem Jahr unter dem Motto „Wasser macht Leben möglich“
Jesus sagt im Johannes-Evangelium (Joh 7), dass seine Botschaft der Gerechtigkeit und Liebe, wenn sie wirklich gelebt wird „Leben spendendes Wasser“ für die Menschen sein wird.. Anspruch an mich, an uns zu einem achtsamen, bewussten Konsum -nicht nur der Lebens-Ressource Wasser- und den Einsatz für gerechtes und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften, um gutes Leben und eine lebenswerte Zukunft für alle auf diesem Planeten zu ermöglichen.
„Ich bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – das Leben in seiner ganzen Fülle!“(Joh 10,10)
GS 23. April 2024
Aushalten
Es fällt mir schwer in diesen Tagen Radio- oder Fernseh-Nachrichten an mich heran zu lassen Es fällt mir schwer mich an jahreszeitlich untypischen Sommer-Sonnen-Garten-Terrassen-Tagen zu erfreuen, geschweige denn sie zu genießen. Es fällt mir schwer die Welt-Krisen-Kommentare in meinen Social-Media-Kanälen zu lesen. Es fällt mir schwer Zukunftsperspektiven für mein, für unser eine-welt-engagement zu entwickeln, während unsere Partner sich auf eine Hungerkatastrophe vorbereiten. Es fällt mir schwer angesichts von Ungerechtigkeit, Hass und Gewalt „mit Liebe zu reagieren“ (Salman Rushdie). Es fällt mir schwer dies alles, diese krisengeschüttelte Welt in der ich lebe, gut lebe, auszuhalten.
Mit dieser deprimierenden, manchmal auch wütend machenden Gefühls-Melange aus Unsicherheit, Ohnmacht, Resignation, Angst, Hoffnungslosigkeit, … bin ich nicht allein, viele Menschen unterschiedlicher Generationen und Lebenserfahrungen fühlen wie ich.
Nach dem Tod Jesu, lese ich im Lukas-Evangelium (Lk 24, 45-49), ging es den Freund_innen Jesu ähnlich: Ihre Lebenswelt, das was ihnen wichtig war, ihre Hoffnung auf ein Leben in Gerechtigkeit und Frieden, getragen von Liebe war mit dem gewaltsamen Tod Jesu gestorben. Sie waren gelähmt von Trauer und Ohnmacht, hoffnungs- und perspektivlos. Sie hatten sich zurückgezogen und erzählten sich ihre individuellen Erfahrungen mit diesem Jesus und seiner faszinierenden, Hoffnung gebenden Botschaft von göttlicher Gerechtigkeit und Schalom – dem guten Leben für alle.
So wird seine Botschaft wieder für sie lebendig, sie begreifen deren Sinn und entdecken seinen Auftrag neu, dieses GOTT*es Reich der Gerechtigkeit und Liebe zu leben und glaubwürdig zu verkünden: Ändert Euer Leben! GOTT* will mit Euch neu Anfangen! Fangt an das dies zu leben, da wo ihr jetzt seid! Ihr werdet dazu „die Kraft von oben empfangen“, die euch motiviert!
Aushalten – sich öffnen und die Begegnung mit Gleichgesinnten wagen – sich austauschen und gemeinsam den Sinn in allem suchen und neu entdecken – auf die Geist-Kraft hoffen und sie erbeten, die neu motiviert für ein glaubwürdiges Engagement für ein gutes Leben für alle.
GS 16. Apr 2024
Fakten-Checker*innen
Nicht erst seit seit den scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten mit Künstlicher Intelligenz Fakten zu verdrehen und durch massenhafte Verbreitung Meinungs-Manipulation zu betreiben ist es notwendig Gerüchte zu hinterfragen, Ereignisse und Daten zu überprüfen, auf Glaubwürdigkeit zu testen. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen, Lebenseinstellungen und Zukunfts-Wirklichkeiten, ja sogar Weltanschauungen und mein Glaube hängt davon ab.
Je komplexer unsere Welt, um so diffuser unsere Wahrnehmung, um so mehr und größer die Versuchung Wirklichkeit und Welten-Zukunft auf Gut und Böse, Schwarz und Weiß, einfach und bequem zu reduzieren. „Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mache mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt.“ (Pippi Langstrumpf)
Fakten-Checker*innen werden als lästig, Spaß-Bremse, notorische Zweifler*in, … „ungläubiger Thomas“ abgecancelt. Dabei war der biblische Namensgeber eher ein ernsthaft nach der Wahrheit suchender, eben kein „Klein-“ oder gar „Leicht-“ Gläubiger. Er will die unglaubliche neue Wirklichkeit begreifen, erfassen, körperlich spüren. – Das Angebot des „auferstandenen“ Jesus seine Wundmale zu berühren nimmt er aber nicht wahr (Johannesevangelium 20, 26-29). Es reicht ihm aufgrund seiner Begegnung mit Jesus und hinter das Vordergründe sehend zu glauben. Thomas wird zur Ikone des kritisch Glaubenden und als Überzeugter aus wirklicher Begegnung.
Mein Glaube darf meinen kritischen Verstand nicht ersetzen, mich blind machen für die mich umgebende Wirklichkeit. Mein Glaube weist meinem Leben eine Sinn gebende Richtung.
Für Thomas und die anderen Jünger*innen ist er mit einem Auftrag verbunden, der auch uns Heutigen gilt und Sinn macht: Unser Glaube soll Versöhnung stiften zwischen den Menschen und mit GOTT* der Liebe. So soll dieser Frieden schaffen, gegen Hass und Gewalt.
Diese Mission braucht kritisch denkende, Menschen liebende, tiefer sehende und glaubend verstehende Menschen – wie Thomas.
Kraft, Motivation und Inspiration für diese Mission gibt die bewegende, göttliche Geist*in.
GS 8. April 2024
Pfingsten bis Semesterschluss 2013
Ein anderes Vater Unser
Im Nachgang zur Sommerschule mit sambischen und deutschen Studenten, bei der unter anderem das Thema “Globalisierung und privater Konsum” diskutiert wurde
Hagen Rether – Vater Unser
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