Januar-April 2019

Don’t be a MAYBE,

war der Slogan einer inzwischen verbotenen Zigarettenwerbung.
Er griff die Etikettierung einer ganzen Generation auf , die der Journalist Autor Oliver Jeges quasi in einer Selbstdefinition als Generation ohne Eigenschaften, ohne Profil – zwar gut ausgebildet, aber ohne Plan und Mut zu Entscheidungen bezeichnet.
Sie kommen nicht mit der ihnen gebotenen „Anything goes!“-Mentalität klar, die vielen Optionen, die ihnen offen stehen, überfordern sie. Trotz guter Bildung und vielen Fähigkeiten weiß diese Generation junger Menschen nichts damit anzufangen. Getrieben von einem Individualitätszwang sind die „Twentysomethings“ kaum noch unter einem gemeinsamen Begriff zusammenzufassen – außer vielleicht unter dem der „Zweifler“. Dinge auszuprobieren und nicht zu allem schon eine Meinung zu haben, sondern „vielleicht“ zu sagen, sei ein Kennzeichen dieser Generation.
Ich finde es sehr pauschalisierend so eine ganze Generation zu ettiketieren und mein Erleben von Studierenden kennt auch andere Erfahrungen. Dennoch, diese Orientierungslosigkeit und das sich (noch) nicht festlegen können oder wollen ist ja auch die Scheu und vielleicht auch die Angst sich zu binden und Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst und für die Zukunft dieses Planeten.
Die folgende Generation, die für sich nicht das Etikett „Z“ (also das Ende – des Alphabetes) aufdrücken lassen will, organisiert sich weltweit in immer größeren Aktionskreisen als #fridaysforfuture -Bewegung. Entstanden aus der zunächst belächelten und von Politikern ignorierten Initiative der 16 jährigen Schülerin Greta Thunberg, wächst sie beständig und fordert die sofortige Umsetzung der Pariser Klimaziele. Sie lässt sich mit keinem „Vielleicht“ oder „Später“ abspeisen, denn es ist ihre (und unser aller) Zukunft.
Jesus fordert seine Follower auf: Euer Ja sei ein Ja und Euer Nein ein Nein – Alle anderen Beteuerungen zeigen nur, dass du dich vom Bösen bestimmen lässt. (Mt 5, 33-37)
Eine klare Botschaft an uns, egal welche Macht und welchen Einfluss wir auf das Weltgeschehen haben und nehmen und an Politik und Wirtschaft, ernst zu machen, zu Entscheidungen zu stehen und verbindlich zu handeln – auch wenn mit Verzicht keine Wahlen zu gewinnen sind. Die Zukunft der Menschheit verträgt keine MAYBEs.
GS 30. April 2019


Ermutigung

Wir alle brauchen sie, immer wieder, um unsere innere Kraft zu mobilisieren dieses Leben, unser Leben und diese Welt, unsere Welt selbstbewusst zu gestalten.
Die Vorsilbe er- drückt u.a. einen Zugewinn und einen Prozess des Wachsens aus.
Ermutigung kommt von außen, von anderen durch Worte, Zeichen, Berührungen, …
Sie hilft mir meinen Mut zu entdecken, zu stärken.
Mut bedeutet:
[1] Geisteshaltung, bei der Handlungen in einer gefährlichen, kritischen oder waghalsigen Situation energisch und furchtlos ausgeführt werden
[2] Gemütszustand, in dem neue Aufgaben mit Zuversicht begonnen oder fortgeführt werden
Die Gegenwörter zu Mut sind:
[1] Angst, Feigheit, Furcht, Mutlosigkeit
[2] Pessimismus, Skepsis, Zweifel
In dieser Woche vor Ostern wird uns in den biblischen Texten und in den gottesdienstlichen Feiern Jesus als ein Mensch gezeigt, der den Mut hatte sich einzusetzen für andere und für ein Gutes Leben für alle. Der dies als Gottes Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens verkündigte. Der mit den Menschen, die sich auf ihn und diese Botschaft einliessen, dieses Gottes Reich erlebbar machte und damit ermutigte zur Hoffnung, dass ein besseres Leben für alle möglich ist – nicht erst nach dem Tod.
Dabei erlebte er -wie seine Freunde berichten- in den letzten Tagen vor seinem Tod all das, was seinem Mut, seiner Hoffnung entgegenstand in seiner engsten Umgebung und auch an sich selbst: Furcht, Feigheit, Angst – Skepsis, Pessimismus, Zweifel (nachzulesen in den Evangelien des Markus, Lukas und Matthäus).
Sie sind Teil seiner Leidensgeschichte, durchlitten in der Hoffnung auf Auferstehung zu neuem Leben.
GS 16. April 2019

Wenn in dir alles leer
und keine einzige Idee zu finden ist,
möge jemand da sein
der dich wieder aufrichtet.

Wenn deine Ideen und Träume
zerplatzen wie Seifenblasen,
möge jemand da sein,
der dich wieder aufrichtet.

Wenn dir jemand begegnet,
der „am Boden“ ist,
mögest du da sein,
um ihn aufzurichten.

Wenn deine Idee
zu groß ist für einen allein,
mögen viele Menschen da sein,
die mit dir gemeinsam
deine Idee verwirklichen.

Angela Lohausen, Misereor Fastenaktion 2017


Der erste Stein

der alles „ins Rollen bringt“
Handschmeichler, Baustein, Eckstein, …

Der erste Stein
geworfen, entfesselt eine Welle der Gewalt
Pflasterstein, herausgerissen, geworfen als Ausdruck des Protestes, der zerstörerischen Wut
„… macht kaputt, was Euch kaputt macht! …“

Der erste Stein
Stolperstein, Erinnerungstein, Stein der Weisen, heiliger Stein, …
„… auf diese Steine können Sie bauen! …“

Der erste Stein
der liegen bleibt, ein Ruhe-Stein, der Kreise zieht
»Wer von euch noch nie eine Sünde begangen hat, soll den ersten Stein auf sie werfen!«
(Johannes-Evangelium 8, 7)

GS 9. April 2019 (zum Fünften Fastensonntag 2019)


Gegen die Selbstverzwergung: Sei Zukunft!

Da wird der Klimaaktivistin, Intiatorin und Gesicht der Fridays for Future- Bewegung, Greta Thunberg die Goldene Kamera verliehen – zu Recht. Aber sie nimmt ihn nicht für sich, ihre Idee oder die Schüler, die nun schon seit Monaten Freitags überall auf der Welt für eine, IHRE lebenswerte Zukunft demonstrieren, sondern sie reicht diese mediale Anerkennung weiter an die Klimaschützer, die sich für den Erhalt des Hambacher Forstes einsetzen und an all diejenigen, überall auf der Welt, die gegen den Einsatz fossiler Energieträger kämpfen.
Sie nutzt die Gelegenheit den anwesenden Stars und Sternchen der Unterhaltungsindustrie den Spiegel vorzuhalten, „Wir schaffen das nicht ohne euch hier und heute im Publikum,“ sagte sie in ihrer Dankesrede. Es sei eine komische Welt, in der Kinder ihre Ausbildung opfern müssten, um gegen die Zerstörung ihrer Zukunft zu protestieren, erklärte die 16-Jährige. Eine Welt, in der sich Stars nicht für Umwelt- und Klimaschutz engagierten, weil sie „dann nicht mehr um die Welt fliegen könnten, um ihre Lieblingsrestaurants, Strände und Yogaseminare zu besuchen“. Und man klatscht höflich Beifall! Der besten Nachwuchsschauspielerin wird vom Sponsor VW noch ein SUV zusätzlich überreicht!
Die Kritik der Fridays-for-Future betrifft aber nicht nur den Show-Biz, sondern unsere Konsumgesellschaft insgesamt und die Wirtschaft und Industrie, deren Produkte wir konsumieren.
Das uns, die wir uns doch gerne als Opfer des Klimawandels sehen!
Und schon greift das Muster der Selbstverzwergung:
„Wir können nicht die Welt retten – aber unsere Qualität verbessern!“ (Mc Donalds)
Und auch die zögerlichen Projekte und Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele werden uns immer wieder vorgestellt unter dem Vorbehalt, dass alle, zumindest die europäischen Staaten mitmachen.
Der von Menschen verursachte Klimawandel ist Fakt und die Zeit, die bleibt, um die Katastrophe abzuwenden schwindet. Die Chance, die uns bleibt besteht in der Gleichzeitigkeit politischer Entscheidungen, technischer Innovationen und … Verzicht und radikaler Änderung unseres Lebensstils. Unseres! Nicht nur die Promis, Stars und Sternchen. Für eine lebenswerte Zukunft für alle auf diesem Planeten.
Verzicht und radikale Änderung unseres Lebensstils steckt in der DNA des Christentums und in dieser Fastenzeit fordert uns der Kampagnentitel der Fastenaktion MISEREOR deshalb gegen alle Versuche der Selbstverzwergung auf:
Mach was draus: SEI ZUKUNFT!

GS 2. April 2019

Gebet ist ein Ausdruck des Vertrauens in die Nähe Gottes und der Solidarität mit den Menschen dieser Welt:

Wir senden unsere Bitten Guter Gott in alle Himmelsrichtungen und rufen zu dir:
(Westen:) Für die Kinder, Jugendlichen und jungen Menschen in dieser Welt. Gib ihnen das Durchhaltevermögen, jeden Tag neu an ihrer Zukunft zu arbeiten, sich nicht durch ihre Umwelt entmutigen zu lassen und immer wieder zu erkennen, was sie durch ihre eigene Kraft und Stärke in Bewegung setzen können, wenn sie auf dich vertrauen.
(Norden:) Für alle, die unter den Folgen des Klimawandels leiden. Mit unserer Freiheit hast du uns aufgetragen, deine Schöpfung zu bewahren und wertzuschätzen. Schenke allen Mut, die sich dafür einsetzen.
(Osten:) Für alle, die unter der politischen Situation im Nahen Osten leiden und für alle, die in erklärten oder unerklärten Kriegen leben müssen. Lass sie stets deine Nähe spüren und fühlen, dass sie nicht allein sind. Hilf ihnen, für den Frieden einzutreten.
(Süden:) Für alle, die in Afrika unter Hunger leiden. Du hast uns eine Welt geschenkt, in der für alle genug zu essen da sein kann. Lass auch die, die nicht wissen, wie sie morgen satt werden sollen, an dieser Nahrung teilhaben.
(Auf unserem Boden:) Für alle, die auch hier in Deutschland Gewalt und Kriminalität erfahren. Lass sie einen Ausweg finden und nähre in ihnen immer wieder die Hoffnung auf ein besseres Leben.
(Im Himmel:) Für alle, die durch die Gewalt auf der Welt schon ihr Leben verloren haben. Schenke ihnen dein Licht und lass sie leben in Ewigkeit. (
Guter Gott, wir bringen diese Bitten mit unserem ganzen ICH vor dich. Erinnere uns daran, dass wir nicht alleine auf deiner Welt leben und als Christinnen und Christen unsere Verantwortung füreinander wahrnehmen. Begleite uns auf unseren Wegen und stärke unser Tun. Amen

aus: BASTA! Jugend macht was draus! – Liturgische Bausteine zur MISEREOR-Fastenaktion 2019 / Julia Kösters, Katholische Studierende Jugend – Köln


Zum Glück

gibt es ja die Glücks-Literatur. Auch wenn sie nicht zu meinem momentanen Welt-Erleben passt, hilft sie doch das positive des Augenblicks zu entdecken und sich des „Sekundenglück“ bewusst zu werden, ohne die Realitäten schön zu reden und sich in dieser Illusion einzurichten.
Ich kann mich JETZT an der Frühlingssonne und den knospenden Büschen und Bäumen freuen, trotz meines Wissens um die Folgen des Klimawandels, dem zerstörerischen Braunkohleabbau nur einen Kilometer von meinem blühenden Garten entfernt und der Nachricht von meinen sambischen Freunden, dass auch in diesem Jahr wieder eine Missernte droht, da die Regenzeit zu trocken war.
Dieses Sekundenglück geniessen, jeden Augenblick bewusst leben TROTZ ist Lebenskunst – zum Glück.
GS 26. März 2019

Der Weise Kohelet schreibt im ersten Band der Bibel, dem Alten Testament:
Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit:
Geborenwerden und Sterben, Pflanzen und Ausreißen,
Töten und Heilen, Niederreißen und Aufbauen,
Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen,
Steinewerfen und Steinesammeln, Umarmen und Loslassen,
Suchen und Finden, Aufbewahren und Wegwerfen,
Zerreißen und Zusammennähen, Schweigen und Reden,
Lieben und Hassen, Krieg und Frieden.
So kam ich zu dem Schluss, dass es für den Menschen nichts Besseres gibt, als fröhlich zu sein und das Leben zu genießen.
Kohelet (Prediger) 3; 1-8,12


Verzicht funktioniert nicht …

behauptet in einer ganzseitigen Anzeige in der ZEIT 12/ 2019 der Wurstfabrikant Rügenwalder Mühle in der zweiten Woche der Fastenzeit und titelt weiter „Wir brauchen bessere Ideen“
(Konsum-) Verzicht kann ein Zeichen setzen, aber Fasten meint mehr. Fasten in der jüdisch-christlichen Tradition soll ein Innehalten sein, Verzicht auf Konsum, um sich auf das Wesentliche der Beziehung zu Gott und Mensch zu besinnen, auf Liebe und Gerechtigkeit. Der „Erfolg“ dieses Fasten ist veränderndes Handeln.
So beschreibt es der Prophet Jesaja vor 2500 Jahren : „Fasten, wie ich es liebe, sieht so aus: … Entferne die Unterdrückung aus deiner Mitte. Lass die höhnischen Fingerzeichen und das trügerische Reden!
Öffne dem Hungrigen dein Herz und hilf dem, der in Not ist. Dann wird dein Licht in der Dunkelheit aufleuchten und das, was dein Leben dunkel macht, wird hell wie der Mittag sein. “ (Jesaja 58, 6-10) Fasten heisst also umdenken und verändernd handeln.
Verzicht ist eine freiwillige Entscheidung. Dauerhafter Verzicht auf in der Herstellung klimaschädlicher Produkte oder Lebensgewohnheiten können ein Zeichen sein, das provoziert und, wenn es von vielen mitgetragen wird, verändert. Verzicht kann also etwas bewirken, Verzicht funktioniert – anders. Individueller Verzicht wird wirksam für ein gutes Leben für alle. Die bessere Idee des christlichen Fastens ist das Teilen und damit der Einsatz für Gerechtigkeit. Statt Wachstum, Konsum und Genuss für Wenige (im reichen globalen Norden), ein gutes Leben für alle auf diesem Planeten. – Das ist ein Fasten, wie es Gott gefällt und der Menschheit hilft.                          GS 19. März 2019

Wenn Unwichtiges sich aufbläht
und das, was wirklich zählt, verdeckt,
dann wünsche ich dir den Mut,
innezuhalten
und den Dingen auf den Grund zu gehen.

Wenn Menschen hungrig, heimatlos
und unterdrückt bleiben,
während andere sich bereichern
und nur an ihren Vorteil denken,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für das Reich Gottes zu entscheiden.

Wenn du dich im Gewirr der Angebote
und Meinungen verlaufen
und eine falsche Richtung eingeschlagen hast,
dann wünsche ich dir den Mut,
umzukehren
und aufzubrechen in ein neues Leben.

Angela Lohausen/ Guido Schürenberg – MISEREOR Fastenaktion 2017


Sei Zukunft! – Mach was draus!

Das Motto der diesjährigen Fastenaktion Misereor ist direkt, fordernd, ansprechend. Ein Appell zum Menschsein angesichts einer bedrohten Zukunft.
Ich kann mich nicht entziehen – und doch versuche ich es immer wieder: Nicht genau hinschauen, ja aber, ist ja noch Zeit, ich tu doch schon so viel, sollen die anderen doch erst anfangen, ….
Herbert Grönemeyer fragt: Bist Du da? Jetzt, in dieser Situation, mischt Dich ein, solidarisierst Dich, … und er beschreibt, was in mir und mit mir passiert, wenn ich mich einlasse, ohne wenn und aber, vorbehaltlos: Du zierst Dich nicht – Du bist da!
Also: Sei Zukunft! – Mach was draus!
Diesen Mut wünsche ich uns!                                GS 13. März 2019

Bist Du Da?

Woher du kommst, das hast du nie verlor’n
Was auch passiert, du schaust nach vorn
Es steht nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut
Der Zeitpunkt ist noch günstig, dass sich was tut

Du kennst das Wort nicht kaltgestellt
Du hast den Anspruch an die Welt, an die Welt

Bist du da wenn Seelen verwaisen?
Bist du da wenn zu viel Gestern droht?
Wenn wir verrohen weil alte Geister kreisen?
Bist du da?

Herzensbarrikaden, wer kämpft noch für wen?
Wir meiden die richtigen Fragen, wir streunen ums Problem
Du traust dem Impuls und bleibst immer kühl
Du erlaubst dir nicht, dich zu entzieh’n

Und deine Fassung ringt
Weil Fassung nichts mehr bringt, nichts mehr bringt
(Ja)

Bist du da wenn Seelen verwaisen?
Bist du da wenn zu viel Gestern droht?
Wenn wir verrohen weil alte Geister kreisen?
Bist du da?

Du siehst den Glanz in tausend Augen
Gibst einen Teil vom Glück zurück
Verschleuderst haltlos dein Vertrauen
Und du zierst dich nicht, du verzierst dich nicht
Zierst dich nicht
Immer wenn—

Du bist da wenn Seelen verwaisen
Du bist da wenn zu viel Gestern droht
Wenn wir verrohen weil alte Geister kreisen
Du bist da

Du bist da in gottlosen Zeiten
Du bist da und auch sonst rund um die Uhr
Du tust nichts um dich zu beweisen
Du bist daHerbert Grönemeyer „Tumult“ 2018

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Die Masken ablegen

Er war nicht mehr er selbst, hatte Adriana gesagt. …
Wann war jemand er selbst? Wenn er so war wie immer? So, wie er sich sah? Oder so, wie er war, wenn die glühende Lava der Gedanken und Gefühle alle Lügen, Masken und Selbsttäuschungen unter sich begrub? Oft waren es die anderen, die beklagten, dass jemand nicht mehr er selbst sei. Vielleicht hieß es dann in Wirklichkeit: Er ist nicht mehr so, wie wir ihn gerne hätten?
aus: Pascal Mercier, Nachtzug nach Lissabon, btb-Verlag 12/2006

Masken von Peter Hodiamont

Manchmal brauchen wir Masken
Für das alltägliche Rollenspiel,
um funktionieren zu können,
wie es von uns erwartet wird.
Manchmal brauchen wir Masken,
um unser wahres Gesicht,
unser verletzliches Inneres
nach außen hin zu schützen.
Manchmal sehnen wir uns danach,
unsere Masken abnehmen zu können,
endlich wir selbst sein zu dürfen
und als solche geliebt zu sein.

Finde zu dir selbst

Möge dir nach und nach
die Kraft zuwachsen,
unter den Masken des Alltags,
hinter denen du dich
zu verstecken suchst,
deine eigene Wahrheit
zu entdecken.

Mögest du dich selbst
annehmen und lieben lernen,
damit du die Masken
nach und nach ablegen kannst,
so dass auch dein Umgang
mit anderen Menschen
natürlicher wird.

Christa Spilling-Nöker, Leben hat die Farbe Sehnsucht, Verlag am Eschbach 2007, S.10 und 15

Sei was Du willst!

Lustig auf Kommando kann ich nicht. Auch nicht in diesen Tagen, wo der rheinische Strassenkarneval dem „Sessions-Höhepunkt“ am Rosenmontag/ Veilchendienstag entgegenstrebt. Und am Aschermittwoch wird der Schalter wieder auf „Ernst des Lebens“ umgestellt. OK „lustig“ muss ja nicht unbedingt ein Gefühlsausbruch sein, aber ohne die innere echte Beteiligung nimmt mir das keiner ab.
Gibt es deshalb die Masken?

Gestaltung: Peter Hodiamont

Ich las im Vorbeifahren den Werbespruch eines Kostümverleihs: SEI WAS DU WILLST! Das klingt nach unbegrenzter Freiheit.

Was will ich sein, wirklich sein und nicht nur „in der Session“?

Auf keinen Fall möchte ich von anderen definiert(begrenzt) werden: Du bist, Du sollst, Du musst, … ICH BIN ICH! So wie ich geworden bin, mit meinen Stärken und Schwächen, meinen Sehnsüchten und Zukunftsplänen, mit meinen Vorlieben und Fehlern, … meinem so sein und jetzt sein.
Und ich weiß, dass ich so geliebt bin wie ich bin. Nicht von allen oder vielen, nein nur von wenigen oder einzelnen, aber dafür wirklich geliebt.

Ich mache mich nicht beliebter, wenn ich mich anpasse, mich dabei selbst aufgebe … denn dann wäre ich ja nicht ich. Ich wäre nicht mehr frei und authentisch, sondern machte mich abhängig von meinen „Beliebtheitswerten“
Ich brauche keine Masken und Verkleidungen um ein anderer zu sein, denn ich bin ich.

Sei was Du bist!                                         GS 6. Febr. 2018

In diesen Karnevalstagen müssen viel Studierende sich auf die anstehenden Klausuren und Prüfungen vorbereiten. Für diese Zeiten hat die KSHG Münster ein Gebet empfohlen:

Liebender Gott,

du kennst mich und weißt,
was mich bewegt.
Ich danke dir,
dass du immer bei mir bist.

Bevor ich nun anfange zu
arbeiten, bitte ich dich:

… um Konzentration,
damit ich fokussiert bei den Aufgaben bleibe,
die vor mir liegen.

… um klare Gedanken und eine hohe Auffassungsgabe,
damit ich verstehe, was ich lese und es selbst weiterdenke

… um Ausdauer, damit ich Durststrecken überwinde
und geduldig die Aufgaben zu Ende führe,
die sich mir stellen.

Gott, du hast mir meine Fähigkeiten und Talente gegeben.

Lass mich den Sinn meines Studierens erkennen
und dich in allen Dingen suchen und finden.

Amen


Hört endlich auf …

Greta, Luisa & Co., die mit ihrer fast schon verzweifelt anmutenden Fridays-for-Future-Protesten die Verantwortung für ihre und der Welt Zukunft bei den Mächtigen einklagen.Sie lassen sich nicht mit fragwürdigen Kohlekompromissen abspeisen, sondern nehmen Wirtschafts- und Politik-Akteure und auch uns Verbraucher in die Pflicht jetzt alles was möglich ist auch zu tun, um die Erderwärmung zu stoppen.
Die Reaktion derjenigen, die die Macht haben sind abwiegelnd, nicht zuständig, herabsetzend, unverschämt.

Hört endlich auf …
Schüler*innen und Student*innen, die für ihre und unser aller Zukunft auf die Strasse gehen, dafür zu desavouieren, zu verleumden, zu bestrafen. Lasst uns mit Ihnen zusammen überlegen, was in unserer Macht steht hier und jetzt zu verändern.

Und meine Kirche, die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen zu ihrer eigenen Freude und Hoffnung, Trauer und Angst machen will (2.Vatikanisches Konzil, Gaudium et Spes)?
Die päpstliche Enzyklika Laudato si ist immer noch nicht beim Kirchenvolk angekommen, sondern führt eher, wie andere päpstliche Schreiben, ein Nischendasein bei ohnehin sensibilisierten, christlich motivierten und ökologisch Engagierten. Umgesetzt werden die Handlungskonzepte auch in der reichen deutschen Kirche nur in Nischen.
Die Fastenaktion MISEREOR mit dem diesjährigen Motto Mach was draus: Sei Zukunft! gibt Anregungen zum JETZT handeln.

Hört endlich zu! – Und handelt zukunftsfähig!

Ermutigung

Wenn du dir die Hände
nicht schmutzig machen willst
und dir einredest,
dass genug andere Menschen aktiv werden könnten,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für die Wahrheit zu entscheiden.

Wenn du merkst,
dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich einzumischen
und Partei zu ergreifen für ein Leben in Würde.

Wenn du erkannt hast,
was auf dem Spiel steht,
aber vor den damit verbundenen Hindernissen zurückschreckst,
dann wünsche ich dir den Mut,
über deinen Schatten zu springen.

Angela Lohausen/ Guido Schürenberg – Früh-/ Spät-Schichten Misereor Fastenaktion 2017


Bei Euch soll es nicht so sein

Dieses Wort Jesu, das in den Evangelien übereinstimmend als Reaktion auf einen Jüngerstreit um Machtanspruch und Diensthaltung in der christlichen Gemeinde überliefert ist, ging mir am Wochenende durch den Kopf als ich auf mehreren Plattformen von der Initiative einiger Bischöfe für „eine nationale Synode als großes Debatten- und Diskussionsformat, auf dem Laien, Theologen, Kirchenkritiker, Experten von außen und Bischöfe über jene systemischen Veränderungen diskutieren, die die Kirche jetzt brauchen könnte.“ (Zeit-Online 6. Februar 2019) las. Die anstehenden Themen als Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal: Macht, Sexualmoral, Zölibat als einzig erlaubte priesterliche Lebensform, Klerikalismus.
Das sind keine Glaubensfragen, sondern Themen der kirchlichen Ordnung – Machtfragen.
Die Etiketten sind entsprechend: „Neustart“, „Zeitenwende“ bis hin zu „kleine Revolution“.
Das Ziel der (bischöflichen) Initiative ist für die Kirche nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die Rückgewinnung der Glaubwürdigkeit als Kirche. Wobei Kirche nicht Selbstzweck ist, sondern der Ort an dem die christliche Botschaft gelebt und erlebt wird. Diese Botschaft ist Auftrag und auch Maßstab der Glaubwürdigkeit.
Auch im 21. Jahrhundert sind Menschen auf der Suche nach Sinn und viele finden diesen in der christlichen Botschaft, wenn sie den Bezug zu ihrer Lebenswirklichkeit und ihren Fragen dort entdecken, bzw. glaubwürdige Menschen ihnen in ihrem Suchen begegnen.
Unglaubwürdig wird es dann, wenn Kirchenleiter (m) und Kirchenlehrer (m) zu Ideologen werden, auf ihrer Deutungshoheit bestehen, Andersdenkenden und -sprechenden die Befugnis dazu absprechen und dem (Kirchen-)Volk die Konsensfähigkeit im Glauben abspricht, die Glaubenden entmündigt.
Diese absolutuistische Haltung verurteilt Jesus, wenn er sagt „Aber bei euch soll es nicht so sein. Im Gegenteil: Der Erste unter euch soll sich allen anderen unterordnen, und wer euch führen will, muss allen dienen.“(Lukas 22,26)
Kirche und ihre Glaubensverkünder*innen müssen diesen Dienst an Anderen und deren Glauben erst wieder lernen, um glaubwürdig die Botschaft Jesu verkünden zu können.
Die entsprechende Tugend heisst Demut = Dien-Mut
Passend eben gefunden auf der franziskanischen Spiritualitäts-Site barfuss-und-wild.de :
Demut heißt, niemals über jemandem zu stehen. Aber auch niemals darunter.
GS 13. Febr 2019

Ein Bittgebet für Menschen im kirchlichen Dienst:

Jesus Christus
Bruder und Meister
Erfüll die Kirche mit Deiner Gegenwart
Präg ihr Deine Gesichtszüge ein

Wir suchen Brüder, nicht Herren
Schwestern, nicht Primadonnen
Gib uns Brüder und Schwestern

Wir suchen Brot, nicht Steine
Wein, nicht Essig
Gib uns Brot und Wein

Wir suchen ein Wort, nicht Wörter
Taten, nicht Theorien
Gib uns Worte und Taten

Wir suchen Hände, nicht Fäuste
ein Herz, nicht Härte
Gib uns Hände und Herz

Wir suchen Salbe für die Wunden, nicht bohrende Pfeile
Einfühlung, nicht Hiebe
Gib uns Salbe und Einfühlung

Anton Rotzetter, Gott der mich atmen lässt, Herder 1985 – S.134


Na dann, herzlichen Glückwunsch …

Dieser schon fast zynisch anmutende Ausspruch kann auch ein Bedauern ausdrücken oder die gefühlte Hilflosikeit bei scheinbar unlösbaren Aufgaben.
Glück und glücklich sein wird individuell verschieden erlebt und empfunden. Es ist „flüchtig“, nur manchmal spürbar. Herbert Grönemeyer singt von den „einzigartigen, tausenstel Momenten“ vom „Sekundenglück“. Es ist der Moment, das Gefühl im Augenblick – kein Dauerzustand. Dies wahrzunehmen, zu geniessen, dafür dankbar zu sein und immer wieder neu danach zu suchen ist schöner, erfüllender und menschlicher als sich „dem Frust hinzugeben“, also sich in den enttäuschten Erwartungen ( frustratio lat: Täuschung einer Erwartung) zu vergraben.
Angesichts des Zustandes unserer Welt haben wir und insbesondere „die Jüngeren“ allen Grund ent-täuscht, frustriert zu sein, ja zu trauern. Aber danach beginnt die Suche nach der lebenswerten Perspektive, nach dem „jetzt erst recht“, nach dem „trotz alledem“. Denn nur die lebenswerten Perspektiven, die Hoffnung, die Zuversicht (=festes Vertrauen auf eine positive Entwicklung in der Zukunft, auf die Erfüllung bestimmter Wünsche und Hoffnungen) motiviert zur Zukunft-Gestaltung. Und dafür brauchen wir Wissen, Mut, Tatkraft, Durchhaltevermögen, … , mitfühlende Glück-Wünsche – und Gottes Segen

1. Wer nur den lieben Gott läst walten
Und hoffet auf Ihn allezeit
Der wird Ihn wunderlich erhalten
In aller Noht und Traurigkeit.
Wer Gott dem Allerhöchsten traut
Der hat auf keinen Sand gebaut.

2. Was helfen uns die schweren Sorgen?
Was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es daß wir alle Morgen
Beseuftzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreutz und Leid
Nur größer durch die Traurigkeit.

3. Man halte nur ein wenig stille
Und sey doch in sich selbst vergnügt
Wie unsres Gottes Gnadenwille
Wie sein’ Allwissenheit es fügt
Gott der uns Ihm hat auserwehlt
Der weis auch sehr wohl was uns fehlt.

4. Er kennt die rechte Freudenstunden
Er weis wohl wenn es nützlich sey
Wenn Er uns nur hat treu erfunden
Und merket keine Heucheley.
So kömmt Gott eh wir uns versehn
Und lesset uns viel Guts geschehn.

7. Sing / bet / und geh auf Gottes Wegen
Verricht das Deine nur getreu
Und trau des Himmels reichem Segen
So wird Er bey dir werden neu.
Denn Welcher seine Zuversicht
Auf Gott setzt / den verläst Er nicht.

Text in Georg Neumarks Originalfassung von 1657

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Lieber SchwarzMalen statt SchönReden

In der vergangenen Woche hoffte ich noch, dass die klaren, sonnigen Wintertage den Novemberblues vertreiben würden, der mich mal wieder „voll im Griff“ hat.
Aber nicht nur die Regentage, sondern die Nachrichten dieser Tage trüben die Stimmung um so nachhaltiger: Die zu langfristigen Empfehlungen der Kohlekommission, die akute Umweltkatastrophe in Brasilien, die fortschreitende „Plastifizierung“ der Weltmeere und der fast schon verzweifelte Kampf dagegen (u.a. mit dem HoffnungsProjekt „Ocean Cleanup“, das möglicherweise auch nach wenigen Wochen schon gescheitert ist) … .
Hoffnungszeichen für mich sind dagegen die Schüler- und Studentenstreiks FRIDAYS for FUTURE in einigen europäischen Städten, die das Potential haben zu einer weltweiten Bewegung zu werden.
Sie malen die Zukunft, ihre Zukunft in düsteren Farben. Gegen das Schönreden der Politiker und Manager, die nur das eigene Versagen kaschieren. Und auch ich als Vater und Großvater muss mich fragen lassen, wo meine Mitschuld liegt durch unverantwortbaren Konsum und fehlendem Bewusstsein für die Folgen dazu beigetragen zu haben.
Die SchülerInnen und StudentInnen der Bewegung schaffen es mit Greta Thunberg, dem Gesicht der Schülerstreiks, sich Gehör zu verschaffen vor der UNO und dem Weltwirtschaftsforum in Davos: … „Ich will nicht eure Hoffnung, ich will, dass ihr in Panik geratet“ …
Umso absurder sind die Reaktionen darauf, insbesondere auf Twitter: „Dutzende erwachsene Männer halten es für angebracht, Thunberg und ihre Eltern persönlich anzugreifen und öffentlich zu diskreditieren. … Diese Tweets wurden jeweils von mehreren Tausend Menschen gelikt und retweetet. … Und so steht da tausendfache Diskriminierung gegen eine Jugendliche im Netz, frei zugänglich für alle. … Dies offenbart einige tief sitzende Charakterschwächen in der (männlichen) Gesellschaft. Sie betreiben freimütig Altersdiskriminierung, Thunberg ist 16; Sexismus, Thunberg ist ein Mädchen; Ableismus, Thunberg hat das Asperger-Syndrom, eine Form des Autismus. Sie führen diese Dinge an, um Thunberg als Person und Individuum abzuwerten und wollen verhindern, dass ihre Argumente ein Gehör finden“. (Till Eckert, 28. Jan 2019 in ze.tt)
Es ist an der Zeit, das auch wir als Erwachsene und Eltern endlich Verantwortung für unser verantwortungsloses Handeln und Konsumieren übernehmen, unsere Kinder in ihrer berechtigten Protesthaltung unterstützen, sie vor solch charakterlosen, diskreditierenden Anwürfen schützen und alles uns mögliche tun, um diese auch durch uns bedrohte Welt zu retten. Das hat oberste Priorität unseres Handelns und wir müssen endlich aufhören uns ebenfalls als Opfer zu inszenieren und abzuwarten, dass „Die“ erstmal anfangen mit Umdenken, Selbstbeschränkung, Verzicht, …
GS 29. Jan 2019

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen.
Was keiner sagt, das sagt heraus.
Was keiner denkt, das wagt zu denken.
Was keiner anfängt, das führt aus.

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr´s sagen.
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.
Wenn alle mittun, steht allein.

Wo alle loben, habt Bedenken.
Wo alle spotten, spottet nicht.
Wo alle geizen, wagt zu schenken.
Wo alles dunkel ist, macht Licht.

Konstantin Wecker
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Genieße den Tag

Nach gefühlten Monaten grauem und feuchtem Novemberwetters und dem damit einhergehenden November-Blues scheint in diesen späten Januartagen endlich wieder die Sonne an einem strahlend blauen und frostigem Wintertag. Die Luft ist klar und kalt, der Serotonin-Spiegel steigt und mit ihm der Gute-Laune-Pegel.
Bei mir braucht es immer ein paar Tage, bis ich den November-Blues ganz verabschiedet habe, aber die (Wetter-) Prognosen sind günstig und die hellen Zeiten werden länger. Ich sehe meine Umgebung mit anderen Augen, kann mich wieder freuen, wartend auf den Frühling.
In solchen Zeiten bedrückt mich auch die Zeit-Serie: „Der Zustand der Welt“ nicht. Das kommt später, wenn es wieder dunkel wird, der wunderschöne Blutmond längst vergangen ist und die Klima-Prognosen noch beunruhigender werden.
Jetzt ist er da, der strahlende Himmel, die Sonne, die sich in den bizarren Schnee- und Eiskristallen spiegelt, der Augenblick sich daran zu erfreuen, diese Zeit zu geniessen.
So haben es auch immer wieder die lebensbejahenden Dichter und Philosophen betont -allen Zukunftsszenarien zum Trotz:
Carpe diem – Genieße den Tag!
Angefangen von Kohelet, dem „Prediger“ im Alten Testament „Dadurch wurde mir klar, dass es das Beste für den Menschen ist, sich zu freuen und das zu genießen, was er hat. Denn es ist ein Geschenk Gottes, wenn jemand isst und trinkt und sich über die Früchte seiner Arbeit freuen kann.“ Dann Horaz: „… sei nicht dumm, filtere den Wein und verzichte auf jede weiter reichende Hoffnung! … Genieße den Tag, und vertraue möglichst wenig auf den folgenden! “ Oder Christian Morgenstern: „… Amüsier dich, und laß Wein und Konfekt schmecken dir wie bisher! Seufzen macht mich nervös. Nun aber Schluß! All das ist Zeitverlust! Küssen Sie mich, m’amie! Heute ist heut! …“
Geniessen wir also das Leben, das Gottesgeschenk, in Dankbarkeit – unser Sekundenglück!                                    GS 22. Januar 2019
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Vielfalt und Vorurteil

Am Sonntag fand in meiner Gemeinde im Sonntagsgottesdienst eine (angkündigte) Taufe statt:
Der im Kirchenraum radschlagende Täufling, 6 Jahre alt, in weißem smokingartigen Anzug, mit weißen, LED bestückten Schuhen. Die ältere Schwester in einem weißen Kleid. Die Mutter, schrill gekleidet mit Kunstblumen im Haar. Bruder und Mutter der Taufmutter eher unauffällig als Taufpaten.
Mein erster Gedanke bei dieser Szenerie: Ist heute Zirkus?
Bereits vor dem Gottesdienst ging das Getuschel unter den ca. 250 Besuchern (Durchschnittsalter 60+) um mich herum los: “ Die hat bestimmt 5 Kinder, wie die aussieht, von unterschiedlichen Vätern“; „Schrecklich, die gehören doch nicht in unsere Messe“ …
Eröffnung des Gottesdienstes mit Vorstellen des Täuflings und seiner Familie:
Motivation des Täuflings „Ich will zu Gott gehören“
Die Mutter ist lange Jahre Meßdienerin gewesen und hat die Texte und Fürbitten selbst formuliert
Die Patin (Oma) nimmt regelmässig an den Exerzitien im Alltag teil.
Im sehr persönlichen Schlußgebet bittet die Mutter am Ende des Gottesdienstes um Kraft für die Glaubens- und Lebensbegleitung ihres Sohnes, um den Segen dazu für die Tauffamilie und die Gemeinde, in der sie sich beheimatet fühlt. Und sie fordert die Gemeinde auf den Glaubensweg des Täuflings wohlwollend zu begleiten.
Spätestens da waren wir alle, die Zeugen dieser Taufe waren, eingefordert unsere Vorurteile aufzugeben und für die Integration dieser Familie in unsere vielfältige Glaubens- und Gottesdienstgemeinschaft Sorge zu tragen.
Wie gehen wir als Christen mit der gewachsenen Vielfalt in unserer Gesellschaft um und wie können wir uns von unseren Vorurteilen befreien?
Aus dem Sonntagsevangelium:
Eine Stimme vom Himmel sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn, über den ich mich von Herzen freue“ (Lukas 3, 22)                             GS 15. Januar 2019

Ermutigung zur Liebe

Wenn du dich selbst kaum noch spürst
und du dich unfähig oder überflüssig fühlst,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich selbst anzunehmen,
so wie du bist.

Wenn dich die Bedürfnisse deiner Mitmenschen
überfordern
und du nicht weißt,
wie dein eigener Beitrag aussehen könnte,
dann wünsche ich dir den Mut,
deine Formen
von Solidarität und Nächstenliebe zu entdecken.

Wenn Gott in deinem Leben kaum noch vorkommt
und du befürchtest, dass er dich vergessen hat,
dann wünsche ich dir den Mut,
einen Neuanfang zu wagen
und ihm dein Herz zu schenken.

Angela Lohausen, Liturgische Hilfen MISEREOR Fastenaktion 2012


Gutes Neues

schallt es mir auch noch in dieser Woche nach den Weihnachtsferien immer wieder entgegen. Und im Postfach heute morgen lagen Neujahrsgrüße von Agenturen und Firmen mit denen ich zusammenarbeite, die diesen Neujahrswunsch mit „Erfolg und Gesundheit“ verbanden.
Am besten gefiel mir die Idee vom „Anpfiff im neuen Jahr“ (von einem Büro für visuelle Kommunikation): Mit einem bewährten Team, neuer Energie und Spielideen die Chancen nutzen, die das Jahr uns bietet.
Politisch, sozial, ökologisch und wirtschaftlich zeichnen sich für das Jahr 2019 neben bekannten – zunehmende Gewalt und Aggression in unserer Gesellschaft – auch neue Herausforderungen ab, die oft nur in globaler Verantwortung angegangen werden können, wie die rasante Verschärfung der Klimakrise.
Statt wie so häufig die Probleme vor uns her zu schieben, zu prokrastinieren, oder auf andere zu verweisen, die erstmal … gilt es uns selbst zu motivieren unseren Teil beizutragen, unsere Möglichkeiten zur Zukunftsgestaltung zu entdecken und zu ergreifen.
Neben den Weihnachts- und Neujahrsgrüßen lag auch der Prospekt zur Misereor-Fastenaktion im Postfach. Das Leitwort
MACH WAS DRAUS: SEI ZUKUNFT
soll mein Jahresmotto, mein Motivationsmantra in diesem Jahr sein. GS 7. Januar 2019

So geht, ihr Hoffenden,
tragt eure Hoffnung
in die Welt:

Hoffnung,
die mitten in der Nacht
den neuen Morgen spürt
und in der Ungewissheit
Glauben wagt –

Hoffnung,
die in die sterbende Erde
noch Samenkörner streut
und Kinder zeugt
im Angesicht der Un-Zukunft –

Hoffnung,
die Tränen trocknet
mitten im Schmerz
und Friedenstauben
zu den Schlachtfeldern schickt –

Geht, die ihr hoffen könnt,
tragt eure Hoffnung
in die Welt!

Wilma Klevinghaus (Adventlich leben, Verlag am Eschbach 2008, S. 119)