Okt – Dez 2012

Zu Weihnachten:

Krippe im Raum der StilleFoto: Guido Schürenberg

Gott fragt den Menschen:
Wie geht es dir?
Und um es genau zu sehen,
kam er persönlich vom Himmel herunter,
dorthin, wo der Mensch ist.

Er sah es und sagt: Ich bleibe da,
ich werde wie du, ich werde Mensch.
Ich gehe mit dir – bis in den Tod,
und durch den Tod bis zum Leben.
So geht es dir gut!

Die Weihnachtsgeschichte
ist Gottes Abstiegsgeschichte,
sie ist die Geschichte der
Weggemeinschaft Gottes mit uns.
Gott interessiert sich dafür,
wie es uns geht.

Klaus Hemmerle (ehemaliger Bischof von Aachen)

 

MENSCH –Herbert Grönemeyer Live mit Bono

Momentan ist richtig
Momentan ist gut
Nichts ist wirklich wichtig
nach der Ebbe kommt die Flut
Am Strand des Lebens
ohne Grund, ohne Verstand
ist nichts vergebens
ich baue die Träume auf den Sand

Und es ist, es ist ok
Alles auf dem Weg
Es ist Sonnenzeit
Unbeschwert und frei
Und der Mensch heißt Mensch
Weil er vergißt, weil er verdrängt
Weil er schwärmt und stählt
Er wärmt, wenn er erzählt
Und weil er lacht, weil er lebt, Du fehlst

Das Firmament hat geöffnet
Wolkenlos und ozeanblau
Und Telefon, Gas, Elektrik
Unbezahlt und das geht auch
Teil mit mir Deinen Frieden
Wenn auch nur geborgt
Ich will nicht Deine Liebe
Ich will nur Dein Wort

Und es ist, es ist ok
Alles auf dem Weg
Und es ist Sonnenzeit
Ungetrübt und leicht
Und der Mensch heißt Mensch
Und weil er irrt, und weil irgendwann erkämpft
Weil er hofft und liebt
Weil er mitfühlt und vergibt
Und weil er lacht, und weil er lebt, Du fehlst
Ohh, weil er lacht, weil er lebt, Du fehlst

Oh, es ist ok
Alles auf dem Weg
Und es ist Sonnenzeit
Ungetrübt und leicht
Und der Mensch heißt Mensch
Weil er vergißt, weil er verdrängt
Und weil er schwärmt und glaubt
Sich anlehnt und vertraut
Und weil er lacht, und weil er lebt, Du fehlst

Oh, ist schon ok
Es tut gleichmäßig weh
Es ist Sonnenzeit
Ohne Plan, ohne Geleit
Der Mensch heißt Mensch
Weil er erinnert, weil er kämpft
Weil er hofft und liebt
Weil er mitfühlt und vergibt
Und weil er lacht, und weil er lebt, du fehlst
Oh, weil er lacht, und weil er lebt, du fehlst

Ohh, lalalle…

aus dem Album MENSCH (Herbert Grönemeyer, 2002)

 

Gedanken – z.Zt.

Astronomische Uhr im Straßburger Münster

Möge dir ein jeder Tag
in all seinen Stunden,
seinen Minuten und seinen
unzählbar scheinenden Sekunden
von Augenblick zu Augenblick
gesegnet sein.

Möge dir die Zeit, die dich erwartet
immer wieder neue Ideen
ins Herz buchstabieren,
damit sich dein Leben
spannungsvoll fortschreibt
wie ein lesenswertes Buch.

Christa Spilling-Nöker

Die Spanne, die mir bleibt.
Die Zeit, mir zugemessen.
Die Zahl meiner künftigen Schritte.
Die wartenden Schläge des Herzens.
Die vorbehaltenen Züge des Atems.
Die Chance ungedachter Gedanken.
Die Frist ungelebter Gefühle.
Der Raum für gesammelten Dank.

Wolfgang Dietrich

aus: Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.261

 

 

Weihnachtsmarkt

Wenn nach Martini der Winter sich zeigt,
und der Tag sich jeden Tag schneller neigt,
erwacht, vom Anhauch der Weihnacht berührt,
vom Zauber herrlichster Düfte verführt,
die Lust auf Kerzen, auf Lichter und Glanz,
auf Engelsharfen und himmlischen Tanz.
Verlorene Kindheit schwärmt vom Glück,
sehnt sich das Seelenmärchenland zurück,
wo man Zuckerwatte statt Sorgen hat
und will zum Weihnachtsmarkt in die Stadt!

Zum Dom, in dessen goldenem Schimmer
auf dem Christplatz die Buden wie immer
diesseits der Häuser vom Kaufmannsgeviert
mit Sankt Nikolaus samt Schlitten geziert
sich ducken, sich schmiegen Wand an Wand.
Hier ist die Welt bunt, gefüllt bis zum Rand
mit Gedränge und heiterem Vergnügen,
und der Gewissheit: es wird sich fügen:
Was du auch im Leben verloren hast,
auf dem Weihnachtsmarkt bist du Ehrengast!

Zwar gibt Frost dort ein kaltes Stelldichein
und Nordwind pfeift durch die Gassen herein,
Frau Holle schneit arktisch eisig Flocken
und ein dunkler, tiefer Klang der Glocken
schlägt unverdrossen jedem die Stunde.
Doch hier lachen, mit Engeln im Bunde,
alle heiter: Glühwein und Königspunsch
erfüllen so manchen fröhlichen Wunsch.
Die Wangen werden röter, Schluck um Schluck,
dem Weihnachtsmarkt sind sie ein Festtagsschmuck!

Samt glänzender Augen! Köstlichkeiten
warten sinnenfroh auf allen Seiten:
Knusperhäuschen, Kipferl und Ulmer Brot,
Bratäpfel, Äpfel im Schlafrock und rot,
Nürnberger Lebkuchen, Pfeffernüsse,
Plum-Cake, Dresdener Stollen, ganz frische,
Pflaumen getrocknet, Orangen kandiert,
mit Zimt, Anis, Gewürznelken garniert.
Aachener Printen, Adventszopf, ein Schmaus:
Auf dem Weihnachtsmarkt ist jeder zu haus.

Unter Christbäumen und Lichterketten,
Zwischen Glücksschweinen, rosarot fetten
und Schornsteinfegern, Edelmarzipan,
bietet Knecht Ruprecht Goldlametta an.
Nussknacker und Weihnachtspyramiden
Krippenfiguren aus Holz getrieben.
Anno zwölfhunderteins bereits erwähnt
Engel: Silberhaar klassisch bis gesträhnt
Kunsthandwerk, bunte Kugeln, Kitsch und Tand:
Alles hat am Weihnachtsmarkt seinen Stand.

Dazu Kinderchöre, Weihnachtslieder
Macht hoch die … und Alle Jahre wieder
Kling Glöckchen Klingelingeling, so ist
der Mensch, von jung bis alt, ein jeder Christ
in warmen gelbgoldnen Lichtschein getaucht
und findet gar vieles, was er nie braucht.
Doch die Seele schwingt in ihr Gleichgewicht
und zaubert ein Lächeln auf sein Gesicht.
Ein Strom von Farben, von Trost und Musik,
treibt auf dem Weihnachtsmarkt, hin und zurück.

Norbert Schuster

aus: N.Schuster, Weihnachtsmarkt – Matthias-Grünewald-Verlag 2001, S.9f

 

Gerechtigkeit
Gnade und Treue finden zusammen,
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Treue sprosst auf aus der Erde,
und Gerechtigkeit schaut vom Himmel hernieder.
ER selbst gibt das Gute,
und unser Land bringt seinen Ertrag hervor.
Gerechtigkeit geht vor ihm her,
und Heil folgt der Spur seiner Schritte.
Psalm 85, 11- 14

Gerechtigkeit ohne Frieden wird zur kalten Gerechtigkeit. Sie “befriedet” mit Gewalt. Friede ohne Gerechtigkeit wird zum faulen Frieden. Er übertüncht die tatsächlichen Verhältnisse.
Wo aber Gerechtigkeit und Friede sich küssen, entsteht Schalom. Mit dem Namen “Schalom” wird aus dem Herzen der hebräischen Bibel heraus erfülltes Leben benannt. Wer im Schalom wohnt, wohnt unter
einer Wolke von Wohlwollen, die von Frieden und Gerechtigkeit durchdrungen ist.
Wolfgang Dietrich

aus: Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.223

 

 

Psalm 139

Von allen Seiten umgibst Du mich,
ich bin ganz in deiner Hand.

Dass Du mich so vollständig kennst, das übersteigt meinen Verstand; es ist mir zu hoch, ich kann es nicht fassen …

 

 

Herausforderungen

Jeder Tag
mit seinen Herausforderungen,
seinen Aufgaben und Pflichten
liegt vor dir wie ein Berg,
den du mit Mühe
erklimmen und überwinden musst.
Aber versäume nicht,
auf dem Gipfel auszuruhen,
um die Aussicht auf die Schönheit
der Welt in dich aufzunehmen
und darin den Lohn aller Mühe
auszukosten.
Genieße auch die Ruhe
am Abend im Tal,
und freue dich an dem,
was du an diesem Tag bewältigt hast
und was dir dabei gelungen ist.

Sacht weht der Wind
durch das farbige Laub,
still zieht der Herbst
mit mildem Licht
über das brache Land.
Erinnerungen steigen in dir auf,
wehmutsvoll
stimmen sie dich leise
und lassen dich mehr und mehr
nach innen schauen.
Was gewachsen oder abgestorben,
was entstanden ist in diesem Jahr,
will sich in der Stille in dir
fügen und gestalten.
Während draußen Abschied weht,
wandelst du dich hin zu dir.

Wir brauchen
Inseln der Stille,
heilige Orte
zum Rückzug
von den Disharmonien
der äußeren Welt,
um unsere ureigenen Töne
zum Klingen
und die uns noch
verborgenen Seiten
unserer Seelen
zum Schwingen zu bringen.

Christa Spilling-Nöker,  Liebe das Leben – Verlag am Eschbach 2003, S.16
Foto: Guido Schürenberg, Sauerland und Totholz

 

Innehalten

Manchmal
suchst du das Weite –
warum eigentlich?
Halte inne!
Stelle dich dir selbst
auf der Flucht
in den Weg,
und dein Leben
wird sich weiten
nach außen
und innen.

Steine im Weg,
scharfkantig sich
daran stoßen mit bloßen Füßen
schafft Wunden, die bluten,
hindert am Weitergehen
auf dem vertrauten Pfad.
Anstoß nehmen
an den Gedanken und der Lebensart
anderer Menschen,
an allem, was der Seele
fremd ist,
kann weh tun, kann verletzen.
Aber das Innehalten im Schmerz
lässt nach einem neuen Weg suchen,
zwingt
in eine andere Richtung zu blicken,
schenkt eine geweitete Sicht.

Christa Spilling-Nöker,  Liebe das Leben – Verlag am Eschbach 2003, S.14
Foto: Guido Schürenberg, Uferweg in Bormes les Mimosas

 

Was wäre denn das für ein Leben?

Du wartest
schon so lange darauf,
dass das Wunder
an deine Tür klopftSalzfelder auf der Ile de Re
und dich
um Einlass bittet,
und wenn es
nicht kommt,
weinst du
vergebens.
Versuche derweil,
den Faden deines Glücks
selbst zu spinnen.
Wer weiß,
welch Wunderwerk
dabei entsteht.

Was wäre denn das
für ein Leben
ohne die Stille
und das zarte Streicheln
des Windes
auf deiner Haut?
Was wäre denn das
für ein Leben,
ohne die sich wandelnden
Farben der Jahreszeiten
und das Licht des Himmels,
das täglich
über dir leuchtet
und seinen Spiegel
in deiner lebendigen Seele
sucht.

Christa Spilling-Nöker,  Liebe das Leben – Verlag am Eschbach 2003, S.12
Foto: Guido Schürenberg, Salzfelder auf der Ile de Re


Die Spuren der Stürme annehmen

Die Macht der Gefühle
nicht länger
der Vernunft unterordnen,
kanalisieren
oder ganz unterdrücken.
Die Leidenschaft
strömen lassen
voller Kraft:
mit der Wut
und der Freude,
mit der Lust
und der Liebe.

Sich nicht länger
abhängig machen
von anderen Menschen;
nicht mehr
in die Knie gehen
vor Enttäuschung.
Stattdessen aufstehen,
gerade gegen
den Schmerz,
denn dein Leben
gehört dir
allein.

Manchmal
sehne ich mich
nach dem geraden Weg,
nach der einfachen Lösung,
nach der Eindeutigkeit.
Und doch weiß ich,
dass es die verschlungenen Pfade,
die verworrenen Gefühle
und die Irrtümer sind,
die mich unterwegs sein lassen,
um zu werden,
die/ der ich bin.

Christa Spilling-Nöker, Liebe das Leben – Verlag am Eschbach 2003, S.10
Foto: Guido Schürenberg, Uferweg Bormes les Mimosas

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