Mai – August 2019
CRISIS? – What Crisis?
Anflug von Retro-Romantik anlässlich 50 Jahre Woodstock-Festival. Meine Schallplattensammlung aus den 70ern durchgeschaut. Neben anderen lange nicht gehörten Schätzchen, das Album der britischen Rockgruppe SUPERTRAMP von 1975 mit dem Titel CRISIS? WHAT CRISIS? wiederentdeckt. Aufgenommen unter dem Eindruck der 1. Ölkrise. Diese demonstrierte die Abhängigkeit der Industriestaaten von fossiler Energie, insbesondere von fossilen Treibstoffen. Einerseits führte diese Krise zu drastischen Energiesparmaßnahmen und gleichzeitig förderte sie die Sensibilisierung breiter Schichten für unsere Abhängigkeit von endlichen Rohstoffen auf diesem Planeten, auf die parallel der Club of Rome 1974 verwies mit der Studie „Die Grenzen des Wachstums“
Die Krisenszenarien sind längst weltweit spürbare Wirklichkeit geworden, aber Ignoranz und Schuldzuweisung sind nach wie vor da. „Die Araber“ (Ölkrise) sind in der Krisenverursacheridentifikation zu „die Afrikaner“ geworden, die Wälder abholzen und verbrennen zur Energiegewinnung (Clemens Tönnies, Fleischfabrikant und Aufsichtsratvorsitzender des Schalke 04) und so den CO2 Kollaps beschleunigen.
Krise kommt aus dem Griechischen und bedeutet eine „schwierige Situation, Zeit, die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt“ (Duden) und leitet sich von „Entscheiden“ ab. Es sind also Entscheidungen zu fällen, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Stattdessen wiegeln wir ab, sind nicht zuständig, prokrastinieren in der Hoffnung, dass irgendwie, irgendwem schon eine Lösung einfällt die Katastrophe aufzuhalten.
Damals wie heute sind es die Jugendlichen, deren Zukunft auf dem globalen Spiel steht, die ihren Protest laut hinausschreien und singen. Sie fordern die Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf, endlich zukunftsfähige und -sichernde Entscheidungen zu fällen und Verantwortung zu übernehmen. Die Unterstützung liefern Wissenschaftler und Künstler. Trotz Hatespeech und Hetze in social media ist auch bei future-Demos und -Camps „Love, Peace and Understanding“ das, was die Bewegung stärkt und trägt für eine lebenswerte Zukunft für uns alle. Und die alte Hymne LET IT BE -damals gesungen von der Ikone der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung Joan Baez- gibt (fast schon religiöse) Kraft in der Krise durchzuhalten und sein, das Leben zu leben. GS 20. August 2019
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Zukunftskunst
braucht es, wenn der Umbau zu einer sozial und ökologisch gerechten Welt noch gelingen soll – sagt Prof. Uwe Schneidewind, Leiter des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt, Energie in seinem Buch „Die große Transformation“ (Frankfurt 2018).
(Seine Thesen dazu wird er auch am Mi 6. November im Audimax bei einer gemeinsamen Veranstaltung von KHG und ESG erläutern.)
Zukunftskunst
das ist Gestaltungswille und -fähigkeit, Kreativität, Möglichkeiten entdecken und nutzen angesichts einer Weltsituation, die gekennzeichnet ist durch vielfältige Krisen, die zeitgleich, grundlegend und nachhaltig angegangen werden müssen:
Der Klimawandel und seine unumkehrbaren Folgen wie Hitzewellen, Unwetter, Klimazonenverschiebungen, Überschwemmungen, Dürrekatastrophen, Missernten, Wassermangel, Klimaflüchtlingen …
Dazu kommen kriegerische Konflikte, Handelskriege, zunehmend nationalistische und populistische Bewegungen, die versuchen die Weltgemeinschaft zu spalten, die globale Verantwortung zu verleugnen und das gesellschaftliche Klima zu vergiften.
Die biblischen Geschichten erzählen von ökologischen und menschlichen Katastrophen und von den Versuchen der Menschheit unabhängig von Gott, der nach jüdischer, christlicher und muslimischer Überzeugung der Schöpfer der Welt ist und diese den Menschen als Lebensraum geschenkt hat, diese Welt nach ihren egoistischen Vorstellungen zu gestalten – und ihrem nachhaltigen scheitern.
In der biblischen Erfahrung dagegen sind gesellschaftliche Transformationen dann erfolgreich, wenn die sie gestaltenden Menschen sich von Gott getragen wissen und auf ihn vertrauend in Gemeinschaft von Gleichgesinnten ihre Lebenswelt reformieren, so wie sie von ihrem Schöpfer gedacht war.
Prophetische Mahner*innen und mit ihnen sich solidarisierende Bewegungen fordern die große Transformation, Denker und Wissenschaftler stellen Lösungsmöglichkeiten vor. Der gesellschaftliche Konsenz, dass die Transformation notwendig ist, ist in der Weltgemeinschaft und in den einzelnen Staaten weitgehend vorhanden. Was fehlt ist die Bereitschaft zum Verzicht als Konsequenz – und der Glaube an den mittragenden, weil liebenden und deshalb solidarischen Gott. GS 13. August 2019
Herr, unser Schöpfer,
gesegnet hast du deine Geschöpfe,
Menschen und Tiere,
aus deiner Hand kommen sie und wir.
Deine Liebe hat uns zusammengebracht.
Wir haben uns von dir entfernt
und darum die Mitgeschöpfe preisgegeben
an Willkür, Ausbeutung und Experiment.
Herr, dein Segen bringe uns wieder zusammen.
Lass uns den Regenbogen erkennen,
der über uns und sie gespannt ist.
Mache uns wieder dankbar für dein Geschenk;
öffne uns die Augen für den Reichtum dieser Erde.
Segne uns durch neues Staunen.
Lass uns auf die Sprache achten,
die Bruder und Schwester Tier sprechen,
lass uns achten auf die Sprache
von Pflanzen, Blumen und Bäumen.
Segne uns durch neue Freude über alle Geschöpfe
und halte uns verbunden in dir.
Eberhard Röhrig (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.198)
ZEIT: nehmen und geben
Jetzt zum Ende des Schuljahres und am Ende des Semesters wird sie wieder knapp – die Noch-Zeit. „… nur noch bis…“ macht Druck. Für die einen positiv, weil das ihre Kreativität und Konzentration auf das Wesentliche fördert, die Anderen sind blockiert, geraten in Panik. Aber die Aufgabe ist jetzt dran.
Manches mit dem wir uns auseinandersetzen müssen kommt zur „Unzeit“, manches wirkt zeitlos.
Ist nicht alles was mit uns zu tun hat, was uns umgibt, Zeit gebunden, messbar, fühlbar … meine Zeit?
Ich kann sie mir nehmen sie nutzen, sie gestalten, ich kann Zeit geben, vergehen lassen, sie vertreiben, geniessen, … und rückblickend feststellen: es war eine gute Zeit oder eine schlechte Zeit – meine Zeit!
Egal ob Arbeitszeit oder Freizeit, es ist meine Zeit und diese Zeit strukturiert unser Leben: LEBENSZEIT
Also: CARPE DIEM* GS 9. Juli 2019
Alles hat seine Zeit, alles auf dieser Welt hat seine ihm gesetzte Frist:
Geboren werden hat seine Zeit wie auch das Sterben.
Pflanzen hat seine Zeit wie auch das Ausreißen des Gepflanzten.
Töten hat seine Zeit wie auch das Heilen.
Niederreißen hat seine Zeit wie auch das Aufbauen.
Weinen hat seine Zeit wie auch das Lachen.
Klagen hat seine Zeit wie auch das Tanzen.
Steine zerstreuen hat seine Zeit wie auch das Sammeln von Steinen.
Umarmen hat seine Zeit wie auch das Loslassen.
Suchen hat seine Zeit wie auch das Verlieren.
Behalten hat seine Zeit wie auch das Wegwerfen.
Zerreißen hat seine Zeit wie auch das Flicken.
Schweigen hat seine Zeit wie auch das Reden.
Lieben hat seine Zeit wie auch das Hassen.
Krieg hat seine Zeit wie auch der Frieden.
Wer weise ist, weiß, welches Verhalten zu welcher Zeit richtig ist.
Denn in jeder Situation gibt es die richtige Zeit für die richtige Entscheidung.
(Kohelet 3, 1-8 und 8, 5-6)
—————-
* Carpe diem
Der lateinische Sinnspruch carpe diem, der sich mit Pflücke den Tag und Genieße den Tag übersetzen lässt, geht auf die Ode An Leukonoë zurück, welche vom antiken Dichter Horaz um 23 v. Chr verfasst wurde. In der letzten Verszeile der Odenstrophe findet sich die bekannte Wortfolge. Diese stellt einen Appell dar, die knappe Lebenszeit zu genießen und nicht auf morgen zu verschieben. Der Ausspruch ist zum geflügelten Wort geworden und wird teilweise auch als Nutze den Tag wiedergegeben.
Sage NEIN
Da paradieren sie wieder mit einer Mischung aus Demo und Karnevalsumzug durch die Strassen der Welt-Städte und solcher, die sich dafür halten. Schrill und bunt demonstrieren sie für die Freiheit so zu sein, wie sie sind und leben möchten: CSD-Pride
50 Jahre nach einem willkürlichen und gewaltätigen Polizeieinsatz gegen Homosexuelle und Transgender im Stonewall, einer Szenekneipe in der New Yorker Christopher Street im Stadtviertel Greenwich Village sind diese jährlichen Demonstrationen nicht nur Ausdruck eines gewachsenen Selbstbewusstseins, sondern auch Mahnung, dass überall auf der Welt die Freiheit selbstgewählter, authentischer Lebensentwürfe und Lebensweisen bedroht ist, ja sogar verboten ist.
Das ist nicht nur eine Frage der sexuellen Orientierung, sondern auch des weltanschaulichen/ religiösen Bekenntnisses, sowie der politischen Überzeugung.
Diese Freiheit, dieses Menschenrecht der Selbstbestimmung ist die Grundlage unserer Gesellschaft – und sie ist bedroht!
Wie bedroht kann man den Hatespeech-Kommentaren auf entsprechende Nachrichten und Berichte im Netz entnehmen. Und nur wenige Journalisten, Politiker, Promis , … haben die sprachlichen Möglichkeiten und das Standing dem was entgegen zu setzen, wie die ZdF-Moderatorin Dunja Hayali oder Grünen-Politikerin Claudia Roth.
Wir alle sind gefordert diese bedrohte Freiheit, unsere Freiheit zu verteidigen. Und das beginnt mit einem NEIN.
Jeder von uns soll und kann NEIN sagen überall da und immer dann wo menschliche Freiheit bedroht, Nationalismen das Wohl aller Völker bedrohen, Menschen diskriminiert werden, Terror und Krieg als Mittel nationaler Politik auch nur gedacht werden, Religionen missbraucht werden, um Unrecht, Ausbeutung, Unterdrückung und Terror zu legitimieren, Rassismus zum Alltagsverhalten wird: Dann gibt’s nur eins – Sage nein! (Wolfgang Borchert 1947)
Mit einem solchen NEIN sagen wir gleichzeitig JA zu einem guten Leben für alle und setzen uns ein für eine lebenswerte Zukunft.
GS 3. Juli 2019
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Sommerlust und Klimafrust
Wir saßen unter einem 100 Jahre alten Walnussbaum in unserem Garten, umgeben von Blumen und Obstbäumen, um einen interkulturellen Freiwilligen-Austausch vorzubereiten. Sommeridylle mit leichter Brise und angenehmem Klima. Menschen unterschiedlicher Herkunft und kulturellen Wurzeln: Afrika, Asien, Europa; Menschen im Alter von 21 bis 64 Jahren, Menschen mit unterschiedlichen Berufs- und Zukunftsperspektiven, in unterschiedlichen Lebensphasen und mit unterschiedlichen Erfahrungen, alle verbunden im Engagement für eine Welt, in der alle Menschen gut leben können.
Wir sitzen im Schatten eines Baumes, der einen Krieg (fast) unbeschadet überstanden hat, unter dem vier Generationen gelebt, gearbeitet, gespielt und sich an ihm erfreut haben. Seine Blätter und sein Stamm haben in diesen hundert Jahren fast eineinhalb Tonnen CO2 gebunden.
Der Baum steht nur noch einen Kilometer vom Tagebau entfernt. Der Braunkohle-Staub legt sich auf die Blätter, die Pumpen des Tagebaus nehmen ihm das Wasser weg: Seine Blätter wachsen nicht mehr so dicht und werden schneller braun.
Nur der Flug einer Freiwilligen in ihr Einsatzland im südlichen Afrika stösst dreimal soviel CO2 aus wie der Walnussbaum unter dem wir sitzen in 100 Jahren gebunden hat. Vor 15 Jahren, als zwei der unter dem Baum sitzenden ihre Afrikareise planten, haben wir uns darüber keine Gedanken gemacht. Heute sind wir mehr als sensibilisiert für diese Schattenseite unseres Engagements und der spürbare u.a. durch unseren CO2 Ausstoss verursachte Klimawandel, führt gerade im afrikanischen Partnerland zu Extremwetter und dauerhaften Ernteausfällen.
Eine der unter dem Baum Sitzenden, eine ehemalige Freiwillige, erzählt von ihren Erfahrungen und ihrer Motivation an den #fridaysforfuture-Demonstrationen teilzunehmen und von der Demo im Tagebau Hambach.
Mein Blick fällt auf einen kleinen Feigenbaum, der auch im Schatten des Walnussbaumes wächst und mir fällt ein, dass Jesus seinen Freunden von den kommenden Tagen der Entscheidung für das richtige Tun gesprochen hat. Und davon, dass Gott es gut mit denen meint, die auf ihn vertrauen, auch wenn alles um sie herum zusammenbricht. Gefragt, woran man diese kommende Zeit, die Endzeit erkennen kann, verweisst er auf den Feigenbaum:
„Lernt nun etwas vom Feigenbaum: Wenn seine Knospen weich werden und seine Blätter zu sprießen beginnen, wisst ihr, dass der Sommer vor der Tür steht, auch ohne dass man es euch sagt.“ (Mk 13,28)
Zeit konsequente Entscheidungen auch gegen wiederständige Interessen zu fällen und zu handeln – jetzt!
GS 25. Juni 2019
Wenn Unwichtiges sich aufbläht
und das, was wirklich zählt, verdeckt,
dann wünsche ich dir den Mut,
innezuhalten
und den Dingen auf den Grund zu gehen.
Wenn Menschen hungrig, heimatlos
und unterdrückt bleiben,
während andere sich bereichern
und nur an ihren Vorteil denken,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für das Reich Gottes zu entscheiden.
Wenn du dich im Gewirr der Angebote
und Meinungen verlaufen
und eine falsche Richtung eingeschlagen hast,
dann wünsche ich dir den Mut,
umzukehren
und aufzubrechen in ein neues Leben.
Angela Lohausen/ Guido Schürenberg – MISEREOR Fastenaktion 2017
Zuspruchs-Voll
Ambitioniert, aber realisierbar fanden die Vertreter der Staatengemeinschaft ihre Klimaschutzziele, die sie im Abkommen von Paris im Dezember 2015 festschrieben.
Der Begeisterung über diese weltweite Einigung folgte bald die Ernüchterung bei der Übernahme dieser Ziele in die nationale Politik. Auch die deutsche Regierung blieb bisher hinter den europäischen Klimazielen zurück.
Die erwarteten Zumutungen für Wirtschaft und Gesellschaft scheinen zu wenig verträglich zu sein, als dass dem ambitionierten Aufbruch in eine CO2 neutrale Zukunft -diese ist u.a. eine Voraussetzung der Begrenzung der Erderwärmung auf 2°C- denn nun auch konkrete und konsequente Taten in einem vertretbaren Zeitraum folgen würden.
Den dringenden Handlungsbedarf und die konsequente Umsetzung der Vereinbarungen fordern die ein, deren Zukunft gefährdet ist: Pazifische Inselstaaten, die Bewohner der Polarregionen – und Jugendliche aus aller Welt, die in der #fridaysforfuture-Bewegung, unterstützt durch Wissenschaftler*innen, Eltern und Lehrer*innen die Gesellschaft zu radikalem Umdenken, zur Transformation unserer Wirtschaft und Industrie auffordern.
Ignoranz, Abwehr, lächerlich machen sind die fast schon hilflos wirkenden Reaktionen der Mächtigen in solch bedrängenden Situationen der Weltgeschichte und es braucht Zuspruch, Mut und ein starkes Standing dennoch einzustehen und aufzustehen für ein „Trotzdem“:
Vor mehr als 3000 Jahren erfährt ein wegen Totschlags eines Sklaventreibers Verfolgter, am Pharaonenhof wie ein Sohn ausgebildeter Israeli mit Namen Moses den Anruf und Zuspruch eines Gottes, der sich als „Ich bin da“ (Jahwe) bezeichnet. Moses, der bisher nur den Gott-König Pharao kannte und dessen menschenverachtende Grausamkeit seinem Volk, wie seinen Feinden gegenüber, fragt deshalb, wer denn dieser Ich-bin-da sei. Er erhält die Antwort, dass Ich-bin-da der Gott Israels ist und schon immer das Volk Israel begleitet hat. Er ist der Gott, dem es vertraut, mit dem es gerungen hat. „Ich habe das Elend meines Volkes gesehen, ich kenne ihr Leid“ Und dann beruft und beauftragt der Ich-bin-da Gott Moses als Protagonisten des erlösenden Aufbruchs in eine ungewisse Zukunft und verheisst ein Land, einen Zustand, in dem es sich gut leben lässt, in Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit.
Moses versucht den Auftrag loszuwerden, verzwergt seine charismatischen Führungsqualitäten, ….
Als alle Argumente und Vorbehalte nicht ziehen, nimmt er die Aufgabe an, nachdem ihm zugesichert wird, dass nicht nur Gott bei ihm ist, sondern er im Team mit charismatischen Frauen und Männern seines Vertrauens den Auftrag ausführt. (Exodus 3,1 – 4,17)
Der Zuspruch Ich-bin-da erging in der Geschichte immer wieder zum Wohl der Menschheit. Angesichts der großen Herausforderungen der Jetzt-Zeit bewirkt er Solidarität, Achtsamkeit, Selbstbesinnung, Mut zur Veränderung, Aufbruch, … , wenn wir uns diesem Zuspruch vertrauensvoll stellen als Verbraucher*innen, als Politiker*innen, als Wirtschaftslenker*innen, als Zukunft-Gestaltende Menschen!
Ermutigung:
Wenn du dir die Hände
nicht schmutzig machen willst
und dir einredest,
dass genug andere Menschen aktiv werden könnten,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für die Wahrheit zu entscheiden.
Wenn du merkst,
dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich einzumischen
und Partei zu ergreifen für ein Leben in Würde.
Wenn du erkannt hast,
was auf dem Spiel steht,
aber vor den damit verbundenen Hindernissen zurückschreckst,
dann wünsche ich dir den Mut,
über deinen Schatten zu springen.
Angela Lohausen/ Guido Schürenberg – Früh-/ Spätschichten – Misereor Fastenaktion 2017
Risiko:Geist
Am vergangenen Sonntag feierten die Christen das Fest der Begeisterung einer kleinen Gruppe verunsicherter-weil immer-noch-nicht-fassen-können-was-eigentlich-passiert-ist Freund*innen und Anhänger*innen Jesu. Sie hatten ihn als Propheten kennengelernt und als von Gott gesandten Erlöser geglaubt. Dann war er von der römischen Besatzungsmacht auf Denuntiation und Drängen der Religionsführer als Revolutionär abgeurteilt und hingerichtet worden. Ein Schicksal, das auch ihnen drohte, wenn sie die Botschaft vom Gottesreich der Gerechtigkeit und Liebe weiterhin verbreiteten.
Deshalb hatten sie sich eingebunkert, lebten aus der Erinnerung ihrer zerstörten Hoffnungen und Träume. In diese depressive Stimmung hinein werden sie alle erfasst von einer Euphorie, einem Feuer der Begeisterung, das man ihnen offensichtlich ansieht und sie durcheinander reden lässt in unterschiedlichen Sprachen, aber offensichtlich auch für Außenstehende verständlich, „wie der Geist es ihnen eingab“ (Apg 2). Dieses lautstarke, begeisternde Chaos hatte auch eine unüberhörbare Außenwirkung, sodass die aus aller Welt zum Schawuot-Fest zusammen gekommenen Juden aufmerksam wurden und schaulustig zusammenliefen. Die Gaffer sind erstaunt, dass sie alle, obwohl unterschiedlicher Sprache und Herkunft, die Botschaft von der Güte Gottes und seines Handelns zum Wohl aller Menschen verstehen. Angesichts dieses Phänomens beginnt sofort die Meinungsmache: Die sind ja besoffen oder haben was geraucht!
Da die Begeisterung aber nunmal öffentlich geworden ist, braucht es eine Erklärung durch den Gruppensprecher Petrus: Es erfüllt sich an den frustrierten und verängstigten Jüngern eine prophetische Prophezeiung, mit der die Endzeit beginnt, die Zeit der Entscheidung für oder gegen Gottes Willen und sein Angebot in einer Welt, in seinem Reich der Gerechtigkeit der Liebe und des Friedens für alle Völker zu leben nach den Regeln, die Jesus in der Bergpredigt grundlegend verkündigt hatte und konsequent gelebt hat.
Diese Begeisterung der Jünger, die sie befähigt hat die Botschaft Jesu weiterzusagen, ist sozusagen der Geburtstag kirchlicher Verkündigung, da sich die christlichen Kirchen ja in der Tradition dieser Jüngergemeinschaft verstehen.
Also feiern wir jedes Jahr diesen Anfang öffentlicher Verkündigung, Deutung des Zeitgeschehens auf Gott hin und das Vertrauen, dass Gott es gut mit uns meint.
Die Frage an uns, wenn wir uns auch in dieser Tradition verstehen ist doch: Spüren wir diese Begeisterung immer noch oder sind wir eher wieder in der Depression und bunkern uns ein in unseren prachtvollen Kirchen und finanziell abgesicherten Institutionen? Welches Pfingstereignis könnte uns heute daraus hervorlocken risikobereit und provozierend lautstark für die christliche Botschaft der Liebe auf- und einzutreten?
Ich wünschte mir in dieser (Kirchen-)Situation die Risikobereitschaft und Überzeugungskraft zu haben wie Petrus vor dem Religionsgericht des Hohen Rates der Juden und mir nicht den Mund verbieten zu lassen: „Wir können nicht schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben!“ (Apg 4,20)
GS 12. Juni 2019
Es segne uns der Geist,
der war und ist,
dass wir
als Gewordene werden,
wozu wir gemacht sind,
als Geliebte lieben,
die ungeliebt sind,
als Beschenkte beschenken,
die gabenlos sind,
als Gerufene rufen,
die keiner sonst ruft,
als Entfachte entfachen
das Feuer der Liebe,
entzündet aus ihm.
Wilma Klevinghaus (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S. 112)
Das Risiko der unbequemen Mahner*innen
Da wird der Parteivorsitz der SPD plötzlich als „riskantester Politikjob“ (Zeit-Online) bezeichnet.
Was macht einen Parteivorsitz risikoreich?
Ist es die Aufgabe der Integration und Leitung? Die Abhängigkeit von Stimmen und Stimmungen der Basis? Der Druck, geradezustehen für eine Politik, die von der Regierung gemacht wird? …
Oder ist dieser Job risikoreich, weil er erfordert „unbequeme Wahrheiten“ zu verkünden und eine Vision von Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität (Schrift am Eingangsportal der Parteizentrale) zu haben, aufrecht zu erhalten und immer wieder neu zu verkünden? Damit macht man sich nicht nur unbeliebtbei den (Volks-)Genossen und Glaubensgeschwistern, sondern läuft auch Gefahr gehasst, gestalkt, vertrieben, verfolgt, ja sogar mit dem Tode bedroht zu werden
Die Propheten in den biblischen Schriften des Alten Testamentes gingen dieses Risiko immer wieder ein, als unbequeme Mahner, als Deuter des Weltgeschehens und Erinnerer der göttlichen Gesetze. Sie verkündeten die Vision einer von Gott inspirierten und durch die Geschichte solidarisch begleiteten Volksgemeinschaft, die sich als Gottes auserwähltes Volk sah und zu einem Leben in Freiheit und Gerechtigkeit berufen war.
Diese Männer -und nur diese dokumentierten oder ließen von ihren Schülern ihre Botschaft niederschreiben, wobei die Geschichte des Volkes Israel auch prophetische Frauen wie Mirjam, die Schwester des Mose, die gleichberechtigt mit ihren Brüdern Mose und Aaron das Volk leiteten kennt- waren Leute aus dem Volk (griechisch Laos = Laien) keine Priester oder angestellte Hofpropheten.
Das gab ihnen existenzielle Freiheit, machte die Aufgabe aber schwieriger, weil Ihnen der Zugang zu den Kommunikationszentren und -Medien des Königreiches verwehrt war. Sie verkündeten also ihre Botschaft in den Zentren des Reiches auf den Versammlungsplätzen und Treffpunkten. Unermüdlich erinnerten sie an die Befreiung aus der Sklaverei und dass sich das Volk Israel und seine politischen Führer damit Gottes Führung und dem Leben nach den göttlichen Geboten verpflichtet hatten. Stattdessen wandten sich diese anderen Göttern zu, etablierten ausbeuterische Strukturen und handelten autokratisch.
Amos, ein Schafzüchterzüchter, verkündet daher im Auftrag Jahwes, des Gottes, der immer bei seinem Volke ist:
Ich, der HERR, fordere euch Israeliten auf: Kommt zu mir zurück, dann bleibt ihr am Leben! Ihr treibt mit der Gerechtigkeit Schindluder, ihr tretet das Recht mit Füßen! Ihr hasst jeden, der vor Gericht für das Recht eintritt, und wer die Wahrheit sagt, den verabscheut ihr. Von den Ärmsten nehmt ihr Pachtgeld und verlangt auch noch Getreideabgaben.
Ja, ich weiß, wie viele Verbrechen ihr begangen habt und wie groß eure Schuld ist. Ehrliche Menschen bringt ihr in Bedrängnis, ihr nehmt Bestechungsgelder an und lasst die Armen vor Gericht nicht zu ihrem Recht kommen.
Wer klug ist, der schweigt in dieser schlimmen Zeit.
Setzt euch für das Gute ein, allem Bösen aber kehrt den Rücken! Dann werdet ihr leben, und der HERR, der allmächtige Gott, steht euch bei.
Ja, hasst das Böse, liebt das Gute! Verhelft vor Gericht jedem zu seinem Recht! Vielleicht erbarmt sich der HERR, der allmächtige Gott, doch noch über euch. (Amos 5)
Die Propheten waren nicht korrumpierbar. Man konnte sie Einsperren, Foltern, sie isolieren, mit dem Tod bedrohen, aber in ihrer Botschaft waren sie unbeirrbar und mutig, um den Willen Gottes zu verkünden, auch wenn sie manchmal an der Ignoranz von Volk und Machthabern verzweifelten.
Dieses Standing und dieses Gottvertrauen auf göttliche Führung, der für die Menschheit ein Leben in Fülle will Joh 10,10) wünsche ich mir für die Mahner und Verkünder unbequemer Wahrheiten, für die Visionäre und Verantwortungsträger. Risikoreich sind unsere Entscheidungen für die Zukunft ohnehin.
GS 5. Juni 2019
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33 und 102
Zwei Zahlen aus den Headlines der vergangenen Woche, die die Relevanz von Institutionen für das Leben der Menschen ausdrücken:
33% der 18-30 Jährigen haben bei der Europawahl Grüne gewählt. Im Gemeinwohlranking steht die Katholische Kirche als Institution auf Platz 102 von 137 Organisationen, Firmen und Institutionen.
Nur eine Momentaufnahme oder ein Trend?
Was ist relevant für mein Leben, wer thematisiert die Fragen, die mich beschäftigen und hat auch noch Antworten, die weiterführen. Nicht abstrakt, sondern konkret.
Fragen des Lebens. Existenzielle Fragen für meine Zukunft, für eine lebenswerte Zukunft.
Die beste Botschaft kann nicht ankommen, wenn sie nicht glaubwürdig gelebt wird und offen hinterfragt werden darf (siehe die wütenden Reaktionen auf das Video des YouTuber Rezo).
Parteien, wie Kirchen stehen in der Öffentlichkeit und sie haben kein Weltanschauungs- und Sinndeutungs-Monopol (mehr). Die Katholische Kirche zieht sich zurück auf den inner circle, kreist um den eigenen Kirchturm, beschäftigt sich nach den Missbrauchsskandalen mit sich selbst und ihrer Glaubwürdigkeit.
Vor 2000 Jahren versuchte eine kleine Gruppe Überzeugter, die sich auf einen Jesus, den sie Christus -der Gesalbte- nannten, auf dem Markt der Götterverehrung die christliche Botschaft vom Leben in Fülle und von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für alle zu plazieren. Sie erzählten von einem, ihrem Gott, der sich mit denen solidarisiert und ihnen Hoffnung gibt, die am Rande der Gesellschaft stehen, den Armen, Kranken, Ausgestossenen, Sklaven, Losern. Ihr Botschafter Paulus predigte im Zentrum von Athen, auf dem Marktplatz, dem Platz der offenen Diskussion, des Philosophierens, der Streitgespräche mit Vertretern der unterschiedlichen Denkschulen, Think Tanks der damaligen Welt … und erzählte von seinem Glauben. Dies war so interessant, dass sie mehr von ihm hören wollten und ihn mitnahmen zu einer Podiumsdiskussion: Apg 17, 20-31
Paulus hat mit seiner Botschaft von einem menschenfreundlichen, lebensbejahenden, liebenden und solidarischen Gott die Fragen, den Nerv der suchenden Menschen seiner Zeit getroffen, ihr Fragen und Suchen ernst genommen und versucht Antwort zu geben, Perspektiven aufzuzeigen für ein sinnvolles gutes Leben – nicht Rituale, Dogmen, Verwaltungsstrukturen aufgedrängt.
Menschen wie Paulus wurden Propheten, Apostel, Gesandte genannt – heute würde man Greta Thunberg + Co und vielleicht auch Rezo und andere Polit YouTuber Influencer (Meinungsbilder)nennen. Warum findet man sie nicht in der katholischen Kirche? Weil eine geschlossene Gesellschaft den offenen Diskurs fürchtet und der Relevanz ihrer gelebten Botschaft für das Leben der Menschen nicht traut?
Absichtserklärungen
Absichtsvoll und ambitioniert einigten sich im Dezember 2015 alle 195 Staaten der Welt in Paris darauf den Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2°C zu begrenzen. Erreichen wollte man dies durch drastische CO2 Reduktionen.
Der Jubel in Paris über die Einigung auf Weltniveau war groß, aber im Nachgang fühlten sich einige Regierungen (Türkei, USA, Polen, …) nicht an diese Absichtserklärungen gebunden, da sie mit heimischen Wirtschaftsinteressen kollidierten.
2018 forderte der Weltklimarat IPCC im Vorfeld der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz, bei der konkrete Maßnahmen, Zeitpläne und Standards vereinbart werden sollten, sogar bis 2050 den CO2 Ausstoß auf 0 zu senken, um damit den Temperaturanstieg auf 1,5°C zu senken, um eine ökologische Katastrophe zu verhindern.
Also aus der der Pariser Traum von der Weltenrettung?
Der Druck wächst auch aus der Wirtschaft (z.B. Versicherungen und Banken) und nicht zuletzt auch auf der Straße durch die sich immer internationaler organisierende #fridaysforfuture Bewegung, die den Absichten der Politiker und Wirtschaftslenker nicht traut.
Da trifft die Nachricht den Nerv, dass die brasilianische Regierung den Amazonas-Urwald -die grüne Lunge der Erde und Schutzgebiet für indigene Völker- einer wirtschaftlichen Nutzung öffnen will durch Holzhändler, Rohstoffkonzerne, die Minen eröffnen wollen, sowie vor allem das Agrobusiness, das Flächen für Soja- und Maisplantagen sowie Rinderhaltung sucht.
Christen haben sich in einer ökumenischen Weltversammlung 1990 in Seoul auf einen konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung verständigt. 10 christliche Grundüberzeugungen sind leitend für diesen Prozess der ökumenischen Weltverständigung und daraus folgendem christlichem Handeln.
Grundüberzeugung VIII hält fest:
„Wir bekräftigen, dass die Erde Gott gehört. Das Land und die Gewässer bedeuten Leben für die Menschen […] Wir bekräftigen deshalb, dass das Land Gott gehört. Der Mensch soll Boden und Gewässer so nutzen, dass die Erde regelmäßig ihre lebensspendende Kraft wiederherstellen kann, dass ihre Unversehrtheit geschützt wird und dass die Tiere und Lebewesen den Raum zum Leben haben, den sie brauchen. Wir werden jeder Politik widerstehen, die Land als bloße Ware behandelt […] Wir verpflichten uns zur Solidarität mit Urvölkern, die um ihre Kultur, ihre Spiritualität und ihre Rechte auf Grund und Boden sowie auf Gewässer kämpfen. Wir verpflichten uns zur Solidarität mit Landarbeitern und armen Bauern, die sich für eine Bodenreform einsetzen, sowie mit den Saisonlandarbeitern. Wir verpflichten uns außerdem, den ökologisch notwendigen Lebensraum anderer Lebewesen zu achten.“
Diese Grundüberzeugung verpflichtet uns als Christen, egal welcher Konfession zum Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Dieser Absichtserklärung muss entsprechendes Handeln privat wie gesellschaftlich folgen – für eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen auf diesem Planeten.
Herr, unser Schöpfer,
gesegnet hast du deine Geschöpfe,
Menschen und Tiere,
aus deiner Hand kommen sie und wir.
Deine Liebe hat uns zusammengebracht.
Wir haben uns von dir entfernt
und darum die Mitgeschöpfe preisgegeben
an Willkür, Ausbeutung und Experiment.
Herr, dein Segen bringe uns wieder zusammen.
Lass uns den Regenbogen erkennen,
der über uns und sie gespannt ist.
Mache uns wieder dankbar für dein Geschenk;
öffne uns die Augen für den Reichtum dieser Erde.
Segne uns durch neues Staunen.
Lass uns auf die Sprache achten,
die Bruder und Schwester Tier sprechen,
lass uns achten auf die Sprache
von Pflanzen, Blumen und Bäumen.
Segne uns durch neue Freude über alle Geschöpfe
und halte uns verbunden in dir.
Eberhard Röhrig (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.198)
MiMiMiMiMi und Ignoranz
Tot schweigen und wegbeten ist ein vertrautes Reaktionsmuster in der Kirche mit Konfliktpotential umzugehen. So ging es jahrzehntelang „gut“ bei den intern bekanntgewordenen Fällen sexuellen Missbrauchs von Priestern, Ordensleuten und Angestellten in kirchlichen Einrichtungen. Insbesondere wenn Priester beteilgt waren, wollten Kirchenglieder, wie Kirchenleitungen dies nicht wahr haben und wenn es offensichtlich war, wurde versucht zu verschweigen und zu vertuschen. Für die Täter wurde durch Versetzung eine verträgliche Lösung geschaffen und für die Opfer gebetet.
Die in den letzten Monaten dazu bekanntgewordenen Fälle von geistig/geistlichem Missbrauch, entstehend aus Abhängigkeiten gegenüber Priestern und Vorgesetzten stehen noch im Raum und sind erst in Ansätzen dokumentiert und überhaupt nicht systematisch untersucht worden. Fest steht, dass die Ursache dieser Missbrauchsskandale durch die kirchlichen Macht- und Abhängigkeitsstrukturen begünstigt wurden.
Dieser Analyse konnte sich auch die deutsche Bischofskonferenz nicht verschließen und hat „die Verbände und alle Katholiken guten Willens zu einem „synodalen Weg“ geladen, bei dem über alle in der katholischen Kirche umstrittenen Themen geredet werden soll, vom Umgang mit Macht über die Sexualmoral bis hin zur Weihe für Frauen.“ (SZ 12. Mai 2019) Die Zulässigkeit und die Verbindlichkeit der daraus resultierenden Beschlüsse wird von konservativen Kreisen bezweifelt und auch die Initiatorinnen des in dieser Woche stattfindenden Kirchenstreikes Maria 2.0 setzen keine große Hoffnung auf wirkliche Änderungen im System, durch dieses auch nicht von allen Bischöfen mitgetragene Gesprächsangebot. Entsprechend ist auch die Reaktion der Bischofskonferenz auf die Forderungen der Initiative Maria 2.0: Nach anfänglichem MiMiMiMiMi reagierte der Sprecher der deutschen Bischofskonferenz eher verhalten : „Man wolle ja reden, aber ein Streik sei nun mal die falsche Form.“ SZ 12. Mai 2019). Einige Bischöfe ignorierten einfach die streikenden Basisinitiativen und ihre sie unterstützenden Gruppen und Verbände.
Die Themen liegen auf dem Tisch, aber die Zuständigkeit wird auf Rom abgeschoben. Auch hier wird Verantwortlichkeit wegdelegiert und die Hierarchie, die heilige (gottgewollte) Ordnung beschworen.
Weg ducken und Ignoranz sind mit der Lehre Jesu nicht vereinbar, auch wenn sie in der Kirche vielleicht Tradition haben mögen.
Die noch nicht hierarchisch geordnete, sondern geistgeleitete junge Jesus-Bewegung, in deren Tradition sich die Kirche sieht, ließ sich in ihrer Lehre und Kirchenordnung durchaus von den Erfahrungen der Gemeinden, ihren Leitungspersönlichkeiten und den Verkündern der Botschaft vom Reich Gottes für alle leiten. So berichtet die Apostelgeschichte, dass die Juden, die sich als exklusive Adressaten der frohen Botschaft sahen, eifersüchtig auf die Missionserfolge des Paulus und seiner Gefährten unter den Heiden, also den Angehörigen anderer Religionen und Kulte, waren. Das jüdische Establishment hetzte fromme Frauen und die regionale gesellschaftliche Prominenz auf, um den Verkündern der neuen Lehre den Mund zu verbieten und sie aus den jüdischen Gemeinden und Städten zu vertreiben. Dies führte in der Leitung der jungen Kirche, den Aposteln, dazu das religiöse Biotop der jüdischen Synagogengemeinden zu verlassen und die Botschaft Jesu als eine eigenständige Heislehre zu verkünden und zu leben. Diese entwickelte sich unabhängig von den jüdischen Religionsstrukturen und etablierte sich in der Öffentlichkeit der Städte der damaligen Welt.
Diese Eigenständigkeit, Transparenz und Weltoffenheit in unserer Gesellschaft glaubwürdig zu leben und die notwendigen Strukturen und Ordnungen immer wieder kritsch auf zeitgemässe Brauchbarkeit zu überprüfen und ggf. zu reformieren, wünsche ich mir für meine Kirche und dafür lohnt es sich in den Streik zu treten, um so Aufmerksamkeit zu erlangen und Reformen zu bewirken.
GS 14. Mai 2019
Es stärke dich Gott
das Richtige zu tun
gegen alle Stimmen
von rechts und von links
säuselnd oder drohend
aufzurichten
was zerstoßen ward
von dunklen Mächten
gegen das Lachen
der Spötter
Neues zu wagen
trotz blutender Hände
auszusprechen
was gefährlich ist
und schweigend zu warten
wo die Menge drängt
gegen das Verzagen
das Trotzdem zu setzen
und unbeirrt
das Rechte zu tun
das Er dir zeigt
Wilma Klevinghaus (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.226)
Erschöpft
Würde die ganze Welt leben und konsumieren wie wir Deutschen , dann wären in diesem Jahr am 3. Mai alle Resourcen für dieses Jahr verbraucht gewesen (Global Foodprint Network).
Immerhin nach dem 24. April 2017 und dem 2. Mai 2018 haben wir diesen Overshoot Day doch mal wieder leicht nach hinten verschoben; ist halt mühsam mit Einschränkungen und Verzicht und dem bloßen Appell an die Einsicht unserer Mitbürger und -Konsumenten eine so tiefgreifende Änderung zu bewirken, könnte man euphemistisch oder auch resignierend feststellen.
Und auch ich, obwohl von meinem Selbstbild doch schon seit Jahren bewusst nachhaltig lebend und konsumierend habe meinen durchschnittlichen, deutschen Anteil daran: Mein ökologischer Fußabdruck (https://www.fussabdruck.de/fussabdrucktest/#/start/index/)liegt nur knapp unter dem Durchschnitt eines deutschen Menschen: 4,8 gha. Ich weiß, wenn ich unsere Verwandtschaftsbesuche im Ruhrgebiet ausschließlich mit dem ÖPNV machen würde, käme ich ökologisch zu einem besseren Ergebnis, wäre aber mindesten doppelt bis dreifach solange unterwegs.
Wie auch immer, ich lebe deutlich über meine verantwortbaren Verhältnisse und beim konsequenten Handeln lande ich sofort beim „Ja, aber …“
Wie die Politik, diesmal vertreten durch Wirtschaftsminister Altmeier, der eine CO2 Steuer ablehnt (auch diese nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung). Dagegen bringt es die Klimaforscherin Antje Boetius bei Maybritt Illner auf die Palme und den Punkt: „Die Zukunft ist kaputt. … es führt doch zu nichts, wenn man die Wahrheit nicht sagen darf.“
Dieser unbequemen Wahrheit muss ich mich, müssen wir uns stellen, ohne wenn und aber, und handeln – sofort! Wie, das haben die #fridaysforfuture -Sprecher*innen, unterstützt von den scientists for future Experten der Bundesregierung vorgelegt.
Und ich? Ich will endlich runter vom Durchschnitts-ökologischen-Fußabdruck und auf kleinerem Fuß mit einem besseren Gewissen leben, damit auch meine Enkel noch in einer lebenswerten Welt leben können!
GS 7. Mai 2019
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Pfingsten bis Semesterschluss 2013
Ein anderes Vater Unser
Im Nachgang zur Sommerschule mit sambischen und deutschen Studenten, bei der unter anderem das Thema “Globalisierung und privater Konsum” diskutiert wurde
Hagen Rether – Vater Unser