„Wichtig ist, was hinten rauskommt“ ?!?!
Worum geht es? Es geht um Liebe: wer liebt wen wie viel? Es geht um Leben: Man kann es gewinnen, man kann es auch verlieren? Es geht um’s Kreuz: Und zwar nicht um irgendeines, sondern das selbst zu Tragende. Und schließlich geht es um das Miteinander der Menschen: wer mit wem in Verbindung steht. Und zu allerletzt geht’s um‘s Ergebnis: Gibt es einen angemessenen Lohn für mein Leben.
Habt ihr Interesse, euch am Sonntagabend mit diesen grundsätzlichen Lebensfragen auseinanderzusetzen? Denn das dürfte schon beim ersten Hören klar geworden sein: Eine Auseinandersetzung mit diesen Worten Jesu geht ans Eingemachte. Will ich mein Leben wirklich so ungeschont auf den Prüfstand stellen? Und damit einher geht ja eine weiterführende Frage, nämlich die, ob ich innerlich bereit bin, mich zu verändern. Und das eben nicht nur beruflich, sondern existentiell.
„Wichtig ist, was hinten herauskommt“, hat der Kanzler gesagt, der in diesen Tagen nach seinem Tod wieder in aller Munde ist. Jesus spricht auch vom Lohn, vom Lebenslohn, von dem, was am Ende des Lebens rauskommt. Mal im Ernst: Mache ich mir darüber Gedanken? Denke ich über den heutigen Tag hinaus und zwar nicht pekuniär, ob die Rente reichen wird, sondern essentiell, ob mein Sein, mein So-Sein reichen wird?
Jesus konfrontiert seine Freundinnen und Freunde mit mehreren Fragen. Eine Frage: was bringe ich mit, wenn ich anderen begegne? Ausschließlich meine Themen, meine Überzeugungen; meine Zeit, meine Launen und Stimmungen? Oder bringe ich mit mir und durch mich den mit, der meinen Blick und meine Sicht weitet auf das Wesentliche, das sich im anderen zeigt? Und die Frage, die sich daraus erschließt: Welchen anderen begegne ich eigentlich? Nur meinesgleichen, nur Gleichgesinnte und Gleichgeschaltete, nur Ebenbürtige und ‚auf Augenhöhe-Befindliche‘? Oder traue ich mich zu den Kleinen, wie Jesus sie nennt, zu den anderen, zu den Unvertrauten und unten Stehenden?
‚Wichtig ist, was hinten rauskommt‘. Genügt mir am Ende meines Lebens meine Pension als Maschinenbauer, genügt mir mein gestärktes Selbstbewusstsein als moderner Intellektueller, genügt mir meine Lebensleistung als Exzellenz-Universität Geprüfter? Und überhaupt: Habe ich den Mut, auf das Ende meines Lebens zu schauen, meinen Blick zu weiten hinaus über die nächste Prüfungsphase, die nächste Beförderung, den nächsten Auslandsaufenthalt, die nächst anstehende Lebensphase? Was bedeutet mir das Ende meines Lebens: ist es Ende für mich oder Voll-Endung?
Fragen über Fragen. Antworten auf diese Fragen finde ich nicht bei Google, nicht in den Büchern, mögen sie noch so wissenschaftlich fundiert sein. Antworten auf diese Fragen finde ich nur im learning by doing. Das stellt das Leben auf wackelige Füße; dies auszuhalten, ohne ständig nach Sicherheiten Ausschau zu halten, bezeichnet vielleicht das Kreuz, von dem Jesus heute spricht. Aber wenn dann der Lohn am Ende des Lebens tiefste Dankbarkeit ist für eben dieses Leben, dann hat es sich doch gelohnt, oder?…Predigt am 02. Juli
Christoph Simonsen