Wunschlos? Glücklich?

Montag-Morgen hat mich Susanne Moll mit ihrem Beitrag „Wünschen“ auf WDR 5 nachdenklich gemacht. Nachdenklich deswegen, weil ich am Abend zuvor auf die Frage meiner Kinder, welche Wünsche ich denn zu Weihnachten habe, mal wieder den dummen Spruch rausgekloppt habe “keine, ich bin wunschlos glücklich“
Warum sage ich sowas als Antwort auf eine gut gemeinte und berechtigte Frage?
Doch wohl nur, weil mir die Frage nach meinen „materiellen“ Wünschen lästig ist, weil ich alles habe, was ich materiell brauche, und mehr als das. Aber ich –und viele andere, denen diese Floskeln ebenso unbedacht über die Lippen quillt- antworte mit einem immateriellen Begriff „Glück“, einem Gefühl, einem Zustand von Zufriedenheit und Wohlbefinden. „Ich habe keine Wünsche und bin (trotzdem) glücklich!
Aber Glück ist doch kein Dauerzustand, jedenfalls nicht bei mir, und Wünsche, also immaterielle habe ich doch wie jeder Mensch: geliebt zu werden und angenommen zu sein, in Frieden leben zu können, …
Es scheint, als ob wir nicht zu unseren Wünschen stehen, wir finden sie unrealistisch, unangebracht in einer von Konsum bestimmten Zeit, in und mit der wir uns ja auch wohlzufühlen scheinen.
Das Gefühl beschenkt zu werden und selbst zu schenken ist schön, wenn eine geglückte Beziehung dahinter steht oder damit ausgedrückt wird: Ich mag Dich, Du bist mir wichtig, ich liebe Dich … und deshalb mache ich mir Gedanken, was ich Dir schenken könnte, um genau dieses auszudrücken.
Der flapsige Spruch vom wunschlos glücklich Sein blockiert dies, wehrt die Achtsamkeit der Fragenden ab, verhindert über meine wirklichen Wünsche nachzudenken, hält meine Sehnsucht nach Glück klein, weil scheinbar unrealisierbar.
Wir brauchen diese Glück-Wünsche, die Sehnsucht nach einer Welt, in der wir in Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit leben können. (Für Christen ist dies das Reich Gottes für alle Menschen, das mit der Geburt des Jesus aus Nazareth angebrochen ist und das unsere Lebensaufgabe ist.)
Diese Sehnsucht lässt uns leben und ist Motivation für unser Engagement in und für diese wunder-volle Welt. Navid Kermani hat bei seiner großen Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises 2015 bekannt: „Ich glaube an Wünsche, und dass sie mit oder ohne Gott in unserer Welt wirken.“
Die kleinen und manchmal materiellen Geschenke sind Zeichen der Achtsamkeit und Verbundenheit, sie drücken Nähe und Beziehung aus, zeigen, dass unsere Wünsche Beachtung finden und können kleine Hinweise sein, dass auch die wirklichen und großen Wünsche wirken.
GS 28. Nov 2017

Ein Geschenk des Himmels
Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist,
daß sie einfach da sind.

Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut
sie einfach zu sehen.

Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich
ihr gütiges Lächeln ist.

Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend
ihre Nähe ist.

Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer
wir ohne sie wären.

Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk
des Himmels sind.

Sie wüssten es,
würden wir es ihnen
sagen!

© Petrus Ceelen