Verzichtserklärung

Die sieben Wochen vor Ostern, dem Fest des Lebens, sind für Christen schon immer eine Fastenzeit gewesen, also eine Zeit der bewussten Enthaltsamkeit, des Verzichtes.
Fasten kommt in nahezu allen Kulturen vor und soll verschiedenen Zwecken dienen, u.a. „ …einer Förderung der Wahrnehmung, einer Erhöhung der Willenskraft und Vorbereitung auf spezielle Herausforderungen, dem Zuwachs an psychischer und sozialer Kontrolle …“ (Wikipedia).

Die diesjährige Fastenzeit ist eine dreifache Krisenzeit: Klimawandel, Pandemie und Krieg. Alle diese Krisen muten uns Verzicht zu: Reduktion der Klimagase, Infektionsschutzmassnahmen und Gas und Öl einsparen. Die vorgeschlagenen Verzichtsmassnahmen werden als staatlicher Eingriff in die Freiheit diffamiert bzw. als sozialunverträglich diskreditiert. Die diesbezüglichen Umfragen unter der Bevölkerung offenbaren ein anderes Bild: Offenheit, Solidarität, Verzichtsbereitschaft und Bereitschaft zum Engagement bei einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung.
Der Prophet Jesaja schreibt als „Spruch Gottes“ vor 2500 Jahren : “Fasten, wie ich es liebe, sieht so aus: … Entferne die Unterdrückung aus deiner Mitte. Lass die höhnischen Fingerzeichen und das trügerische Reden! Öffne dem Hungrigen dein Herz und hilf dem, der in Not ist. Dann wird dein Licht in der Dunkelheit aufleuchten und das, was dein Leben dunkel macht, wird hell wie der Mittag sein. ” (Jesaja 58, 6-10)

Wenn ich durch Reduktion meines Gasverbrauchs durch Absenken auf 18°C Raumtemperatur, durch Stromsparen, durch Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 kmh, durch prioritäre Nutzung von Fahrrad und ÖPNV den CO2 Ausstoß reduziere, durch Gesichtsmasken tragen und Kontaktbeschränkungen das Infektionsrisiko minimiere, durch solidarisches Inkaufnehmen höherer Energiepreise und mich im Rahmen meiner räumlichen, zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten für Flüchtlinge engagiere, … dann wäre das ein Fasten im Sinne des Fastenaufrufes von Jesaja.
Ein notwendiger Schritt heraus aus meiner Komfortzone, zur solidarischen Krisenbewältigung allemal – und hoffentlich auch über diese Fastenzeit hinaus.

GS 29. März 2022

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