Verwirrt
„Lasst Euch nicht verwirren!“(Joh 14,1) Diese mahnenden Worte Jesu im Johannesevangelium vom Sonntag klangen mir noch in den Ohren, als ich die Berichte über die Demonstrationen des Wochenendes sah. Eigentlich waren es ja keine Demonstrationen, also Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit, sondern Proteste unterschiedlich motivierter Menschen und Gruppen gegen die Einschränkung ihrer persönlichen Freiheiten im Rahmen der Pandemie-Gesetze und –Verordnungen, erlassen von demokratisch gewählten Gremien, in Solidarität und zugunsten des Infektionsschutzes älterer und vorerkrankter Menschen.
Die vom Grundgesetz geschützte Versammlungsfreiheit wurde nicht zur politischen Meinungsbildung genutzt, sondern von Verschwörungstheoretikern und antidemokratischen Gruppen zur Verbreitung ihrer verwirrten Ideen missbraucht. Für diese Art der populistischen Meinungs- und Panikmache waren sich auch katholische „Würdenträger“ nicht zu schade und reihten sich mit einem gemeinsamen Brief ein. Sie leugnen die Ansteckungsgefahr des Virus, warnen vor Impfen und behaupten in ihren Verschwörungsmythen, dass finstere Mächte die Menschen in Panik versetzen wollten, um eine unkontrollierbare Weltregierung schaffen zu können:
„Die Eindämmungsmaßnahmen seien geschaffen worden, um in Wirklichkeit „die Einmischung von fremden Mächten“ zu begünstigen. Die Rede ist von Projekten, „um besser manipulieren und kontrollieren zu können“, einer „Politik der drastischen Bevölkerungsreduzierung“ und den Kampf gegen einen „unsichtbaren Feind“.(Weser-Kurier 10.5.20)
Angesichts solcher kruden Verschwörungstheorien, die Gut-Gläubige manipulieren und aufhetzen wollen – auch schon zur Zeit Jesu – setzt dieser auf den gesunden Menschenverstand, das Selbstvertrauen und bestärkt den Glauben seiner Freundinnen und Freunde gegen einen blinden Glauben an selbsternannte Propheten und Hirten, die er als Diebe und Räuber bezeichnet (Joh 10): „Ihr kennt den richtigen Weg!“ (Joh 14,4) Der ist vorgezeichnet in seiner Botschaft vom guten Leben für alle in Solidarität und Liebe, Gerechtigkeit und Frieden. – „Lasst Euch nicht verwirren!“
GS 13. Mai 2020
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