Symbol-Missbrauch

Die Bilder vom Sturm auf das Kapitol in Washington (am 6. Januar, dem Fest der Erscheinung des Herrn) sind auch nach Abtritt des dazu anstachelnden Ex-Präsidenten im Gedächtnis verankert. Die mitgeführten Symbole unterstreichen den teils religiös motivierten Anspruch dieses geplanten und inszenierten Aufstandes gegen das politische Establishment und die freiheitliche Demokratie und ihre Einrichtungen.
Plakate wie “Jesus saves“ und Kreuze in allen Größen erinnern an Prozessionen und Donald Trump inszenierte sich gerne als Messias der radikal-evangelikalen Community in “Gods own country”
Der Missbrauch christlicher Symbole und die Ideologisierung aus dem Zusammenhang gerissener Fragmente aus heiligen Schriften der Religionen sind erschreckend und können nicht einfach nur missbilligend in Kauf genommen werden.
Dies ist kein bedauerliches Missverständnis der biblischen Botschaft, sondern ein bewusster Missbrauch von Zeichen und Kernaussagen des Christentums.
Die Umdeutung religiöser Kernaussagen ist kein christlich, amerikanisches Spezifikum, sondern auch die Thora, der Koran und Schriften Buddhas werden von religiösen Fanatikern für politische Handlungen und terroristische Anschläge missbraucht.
Selbst Schuld? Religion ist eben doch Opium fürs Volk (wobei Opiate eher beruhigen bis hin zur Apathie)? Religion passt eben nicht in eine aufgeklärte Gesellschaft des 21. Jahrhunderts?
Ich glaube eher, dass religiöse (Verkündigungs-)Sprache eine Klartext-Aktualisierung braucht.
Papst Johannes XXIII forderte bei der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils in den 1960er Jahren ein „Aggiornamento“ ein heutig werden, ausgerichtet an dem, was die Menschen unserer Zeit bewegt. Religion muss Antwort geben auf die Fragen der Menschen und lebbare Wege und Werte aufzeigen.
Die Heilige Schrift braucht ein Update, wie Bodo Wartke in seinem neuen Song DIE HEILIGEN SCHRIFTEN 2.0 vorschlägt.

Verhindert das den Missbrauch religiöser Symbole? – nein, aber religiöse Werte und Haltungen wären verstehbarer und (er-)lebbarer für uns glaubende und suchende Menschen im 21. Jahrhundert.
GS 26. Januar 2021

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