Stress-Test

Sieben Wochen ohne fühlbare Nähe durch social distancing und die Ungewissheit, wie lange das noch so gehen wird. Dazu der Blick aus dem Fenster in einen grauen, regnerischen Himmel und die bestürzenden Nachrichten im Ohr, dass Deutschland jetzt schon die für dieses Jahr zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen verbraucht hat – Earth Overshoot Day.
Sieben Wochen ohne sind mein persönlicher Stress-Test und die Corona-Pandemie scheint ein Stresstest unserer Zivilgesellschaft zu sein.
Das Ziel von Stress-Tests ist ja die Belastungsfähigkeit festzustellen. Zunächst aus der Humanmedizin kommend, fand der Begriff infolge der Bankenkrise Eingang in alle Bereiche unserer Gesellschaft.
Meine Erkenntnis: social distancing klärt Beziehungen. Wie isset?-Joot!-Beziehungen verflüchtigen sich, weil sie aus dem (zufälligen) Blick geraten. Es braucht ein wirkliches Interesse aneinander und das Suchen nach dem Gemeinsamen als Kern dieser Beziehung. Meine Hoffnung für das „Danach“: Dass diese Verdichtung bleibt und das Gemeinsame tragfähig ist.
Der gesellschaftliche Stresstest lässt u.a. erkennen, wie ernst es unserer Gesellschaft mit ihren Werten von Solidarität und Freiheit ist. Das “Danach” wird erweisen müssen, ob der Solidarität und der Verzicht auf Freiheiten der Jungen und Gesunden zugunsten und zum Schutz der Älteren und Kranken in der Coronakrise die Solidarität und der Verzicht der Älteren im Gegenzug in der Klimakrise folgt.
Krise kommt vom griechischen Krinein, was Entscheidung bedeutet. So fordert diese Krise uns zur Entscheidung in welcher Gesellschaft wir zukünftig leben wollen.
Für diese Entscheidung brauchen wir offensichtlich noch Resilienz im Umgang miteinander und mehr Achtsamkeit für einander.
GS 5. Mai 2020

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