Spaltende Pharisäer

Seit den öffentlich sicht- und hörbaren Flügelkämpfen in der deutschen Bischofskonferenz in der 4. Vollversammlung des Synodalen Weges, erinnert mich die Gruppe der auf die unveränderbare Lehre der Kirche zur menschlichen Sexualität verweisenden und ihren Amtseid betonenden Bischöfe nochmal mehr an die Pharisäer im Lukasevangelium. Eine kleine Gruppe von Bischöfen, verhindert die Annahme des Grundtextes zur Sexuallehre der Kirche „Leben in gelingenden Beziehungen“ mit ihrer Sperrminorität, trotz 82% Zustimmung der Versammlung.
Diese „rechtgläubigen Pharisäer“ versuchen die menschenzugewandte Botschaft Jesu und seine Praxis der Nähe zu den von den Religionshütern ausgegrenzten „Zöllnern und Sündern“ zu diskreditieren, als gegen das göttliche Gesetz. Jesus hält ihnen entgegen, dass gerade diese „Sünder“ oft ehrlicher Gott suchen als die Gesetzesfixierten, die jede Barmherzigkeit und Liebe Gottes negieren und Gott auf das Gesetz reduzieren.

Genau wie in der Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern seiner Zeit geht es offensichtlich im Synodalen Weg einigen einflussreichen Bischöfen bei den katholischen Reformbemühungen um die Deutehoheit in Glaubensfragen und um den klerikalistischen Machterhalt – Spaltung in Kauf nehmend.

Diese Exklusivität macht auch Bischöfe fassungslos: „Wir haben das Evangelium zu bezeugen. … Tradition darf uns nicht fesseln, sondern muss uns stark machen. Aussagen, dass sich jemand überhaupt nicht ändern will, dazulernen will, helfen überhaupt nicht weiter.” (Helmut Dieser, Aachen)

Im Buch Exodus 32 berichtet die Geschichte vom Goldenen Kalb ebenfalls über einen Machtkampf um die Deutehoheit des Willens Gottes zwischen Moses, dem charismatischen Führer und seinem Bruder Aaron, dem Vertreter der wortgewaltigen Priesterschaft.

Hier wird das „Früher und Besser“ in Gold gegossen und götzengleich verehrt, was den Zorn Jahwes provoziert.

Um dem Anspruch „das Evangelium in der Lebenswelt heute zu bezeugen“ nachzukommen muss eine Weiterentwicklung der christlichen Lehre möglich sein, um Lebensfragen der Menschen eine glaubwürdige und lebbare Antwort anbieten zu können.

GS 14. Sept 2022

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