Sei mutig und stark!
…Über dieses Buch der Weisung sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genauso zu handeln, wie darin geschrieben steht. (Josua 1,6-8)
Während ich dies niederschreibe wird in München der Untersuchungsbericht zum innerkirchlichen Umgang mit Missbrauchstaten unter der Verantwortung der Münchener Erzbischöfe überreicht.
Die Kirchen-Personal-Verantwortlichen und an ihrer hierarchischen Spitze die Erzbischöfe haben weggesehen, weggehört und vertuscht, anstatt konsequent kirchliche und rechtliche Schritte gegen die Täter einzuleiten. Unter ihnen auch Kardinal Ratzinger als Erzbischof von München, als Präfekt der römischen Glaubenskongregation und als Papst Benedikt
Dieser Skandal hat System in der Weltkirche, in Gemeinden, Pfarreien, Ordensgemeinschaften und kirchliche Einrichtungen.
Wer sich dem erschütternden Gespräch zwischen zwei Missbrauchs-Opfern und dem Augsburger Bischof (ARD Report München 11. Januar 2022) ausgesetzt hat, kann die Grausamkeit der Täter und das entsetzliche Leid der Missbrauchten nur fassungslos erahnen.
Die deutsche und die römische Kirche versucht nun eher halbherzig in synodalen Prozessen das System zu reformieren. Sie scheitert an den selbstgebauten Hürden, dass wesentliche Strukturen und Ordnungen unverfügbar, sakrosankt seien, da sie vermeindlich göttlichem Willen entspringen oder der kirchlichen Tradition, also schon immer so geglaubt wurden.
Im „Buch der Weisung“, wie es dem Moses-Nachfolger Josua vorgehalten wird, und in den folgenden alt- und neutestamentlichen Schriften findet sich als Handlungsanweisung für Leitende – also auch für die „Hirten“- die Aufforderung zur DienMUT und zur Nächsten- und Feindesliebe um Gerechtigkeit und allumfassenden Frieden zu ermöglichen.
Wenn diese Kirche wirklich umkehren und den Weg der Erneuerung gehen will, um sexuellen und geistlichen Missbrauch zu verhindern und damit Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, braucht sie den MUT den Opfern vorbehaltlos zuzuhören, Fehler und Machtmissbrauch einzugestehen, bis in ihre hierarchische Spitze hinein die Verantwortung zu übernehmen und personelle Konsequenzen zu ziehen. Machtverzicht zugunsten von Synodalität und DienMUT der Amtsträger wären ihre Stärke in einer erneuerten Glaubensgemeinschaft in der Nachfolge Jesu.
GS 20. Jan 2022