Sehnsuchtsvoll
In den letzten Mai-Tagen, dem Sommer-Öffnungs-Wochenende war viel von der Sehnsucht nach Normalität und Freiheit zu hören.
Wonach sehne ich mich nach fast eineinhalb Jahren Pandemie und weitgehenden Einschränkungen von Freiheiten und Infektionsängsten?
Ich sehne mich nach ein paar Tagen Urlaub am Meer, den Blick in die Weite zu haben, Sonne und Seeluft zu genießen. Sonne, Meer und Wind sind für mich Elemente der Freiheit und des Wohlfühlen – die Seele baumeln lassen..
In Sehnsucht steckt aber auch das Wort Sucht, also ein krankmachendes Sehnen:
Sehnsucht (von mittelhochdeutsch sensuht, als „krankheit des schmerzlichen verlangens“[Wörterbuch der Gebr. Grimm] ist ein inniges Verlangen nach Personen, Sachen, Zuständen oder Zeitspannen. Sie ist mit dem Gefühl verbunden, den Gegenstand der Sehnsucht nicht erreichen zu können. (Wikipedia)
Verlangen nach Zuständen, verbunden mit dem Gefühl dies nicht erreichen zu können, weil die derzeitigen Umstände dies nicht zulassen. Also erreichbare, kleinere Ziele/ Freiheiten? Oder andere Prioritäten für mein Leben, für meine Sorgen, für mein Sehnen?
Jesus nimmt in der radikalisieren, provozierenden Bergpredigt unsere menschlich verständlichen Sorgen und auch Sehnsüchte wahr, er entlastet, weitet den Horizont unseres Sehnens, damit wir vom Kreisen um uns selbst und unsere naheliegenden Sorgen loskommen und frei werden für die menschheitsverbindenden Notwendigkeiten, für ein gutes Leben für alle auf diesem Planeten:
Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit, und er wird euch all das geben, was ihr braucht. (Mt 6,33)
Übertragen auf unser Sehnen und unser Handeln in der Pandemie könnte das heißen:
Befreien wir uns vom Impfnationalismus und verteilen wir die Impfressourcen weltweit. Halten wir die Beschränkungen noch eine Zeit aus. Vielleicht entdecken wir, dass diese Solidarität in unser aller Interesse ist und wir uns sorgenfreier wieder international und begegnen können. Die Folgen des Klimawandels und das Ziel einer lebenswerten Zukunft für alle braucht diese, unsere Solidarität auf diesem Planeten und für das „gemeinsame Haus“ (Papst Franziskus), unsere Welt.
GS 2. Juni 2021