Perspektivwechsel oder Umetikettierung?

Was da gerade zwischen den „christlichen“ Unionsparteien als Kompromiß nach „den Vorgaben der CSU“ (CSU-Generalsekretär Scheuer) ausgehandelt wurde ist kein Perspektiv(Standpunkt)-Wechsel, sondern eine Umetikettierung.
Die Umetikettierung des Problems (ein sambischer Freund sagt immer: Don’t call it a problem, it’s a challenge), der Herausforderung ist einfach und verschleiert es. Ein echter Perspektiv(Sichtweise)-Wechsel würde sich auf eine differenzierte Betrachtung der Situation und ihrer Hintergründe einlassen, sowohl in den Fluchtländern, auf den Fluchtrouten und auch bei den aufnehmnenden Kommunen. Perspektivwechsel hieße dann sich einlassen auf die Menschen, sich in die Sichtweise des/der anderen hineinbegeben.
Unsicherheit, Not, Angst, Verzweiflung, … würden wahr genommen und nicht wertend als Opfermythen abgetan „Wirtschaftsflüchtlinge!“ Die Vielfalt der Fluchtursachen und -motive würden anerkannt und nach unterschiedlichen Möglichkeiten der Fluchtursachen-Bekämpfung gesucht und dabei auch die Fluchtwilligen einbezogen.
Perspektivwechsel hieße dann Perspektiven entwickeln mit und nicht für die Betroffenen (so wurde erst nach massiven Protesten afrikanischer NGO aus der BMZ-Initiative „Masterplan für Afrika“ ein „Masterplan mit Afrika“)
Ob es also zukünftig statt Obergrenze Richtwert oder noch verwaschener heißt, ändert an der Problemlage der Menschen und an unserer humanitären (christlichen) Verpflichtung Leben zu retten, Obdachlose aufzunehmen, Nackte zu bekleiden, Kranke zu versorgen, für ein Leben in Würde für alle Menschen Sorge zu tragen -ohne Obergrenze- nichts.
Das ist die christliche Perspektive und Verpflichtung, die auch Teilen und Verzicht bedeutet.
Das sind unaufgebbare christliche Werte, für die wir einstehen. Und dann sei unser „Ja ein Ja und unser Nein ein Nein“ -und kein vielleicht, wenn wir es uns leisten können, denn „alles andere stammt vom Bösen“ (Mt 5,37)                GS 10. Okt 2017

Ermutigung zum Aufbruch

Wenn Unwichtiges sich aufbläht
und das, was wirklich zählt, verdeckt,
dann wünsche ich dir den Mut,
innezuhalten
und den Dingen auf den Grund zu gehen.

Wenn Menschen hungrig, heimatlos
und unterdrückt bleiben,
während andere sich bereichern
und nur an ihren Vorteil denken,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für das Reich Gottes zu entscheiden.

Wenn du dich im Gewirr der Angebote
und Meinungen verlaufen
und eine falsche Richtung eingeschlagen hast,
dann wünsche ich dir den Mut,
umzukehren
und aufzubrechen in ein neues Leben.

Angela Lohausen – MISEREOR-Aktion 2012