Krude Zeit

ging es mir durch den Kopf, als ich die beigelegten Prospekte der Sonntagszeitung durchblätterte: Alle Discounter hatten Adventskalender (oder was sie sich so unter diesem Begriff vorstellen) im Angebot: Schokolade, Playmobil, Lego, … Und Mc Donalds hat vom 17.Okt -13. Nov Weihnachts-Countdown.
Wirklich eine krude (roh, ungeschliffen, unfein, nicht kunstvoll, unkultiviert) Zeit, wo die ganze Welt mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert ist, Handelskriege die Weltwirtschaft bedrohen, Autokraten und Diktatoren ihre eigene Bevölkerung unterdrücken, regionale Konflikte sich ausweiten, Egoismen und Nationalismen Gesellschaften spalten und Radikalisierungen in Haß und Anschlägen sich überall auf der Welt Bahn brechen.
Advent – in der christlichen Tradition Zeit der Vorfreude, des Wartens auf das Fest des Friedens und der Versöhnung, auf Weihnachten.
Soll unsere Aufmerksamkeit, unser Denken und Fühlen von der uns umgebenden Realität weg gelenkt werden, eingelullt mit Christmas Lullabay, um von den eskalierenden Katastrophen-Szenarien und den halbherzigen Politreaktionen darauf (Verwässerung der Klimaziele, kein Tempolimit auf Autobahnen, nur 10€ pro Tonne CO2, … ) abgelenkt zu werden, mit was Schönem, Wohligen, Unkomplizierten beschäftigt werden? Statt uns einzuschränken, aus dem Vollen schöpfen, uns was gönnen und sei es nur was Süßes und Spielzeug für die Kids, die bei fridays for future nicht nur ihre Klima-Zukunft einfordern?
Ursprüngliche eine Zählhilfe und ein Zeitmesser für die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, christlich die Geburt Jesu (daher auch Advent = Ankunft), wurde der Adventskalender schon einmal, in den Kriegsjahren 1941- 1944 unter dem Titel VORWEIHNACHTEN zum Instrument nationalsozialistischer Propaganda. Mit nationalsozialistischen SINNBILDERN, militärischen Inhalten, aber auch Back- und Bastelanleitungen diente zur Indoktrination der Jugendlichen. Die christlichen Rituale waren dagegen in dieser Zeit eher von der Lichtsymbolik geprägt.
Nach dem 2. Weltkrieg bediente die Bilderwelt der Adventskalender hinter den 24 Türchen die Sehnsucht nach der heilen Welt. Seit 1958 wurde er mit Schokolade gefüllt, um das Warten auf Weihnachten zu versüßen und seit einigen Jahren auch mit Kleinspielzeug, zur Vorbereitung der weihnachtlichen Geschenkeflut (s.o.)
Dem entgegen entdeckten die christlichen Verlage den Adventskalender als Geschichten- und Bastelkalender für Familien wieder und versuchen so die ursprünglichen Werte des Weihnachtsfestes als Fest des Teilens und des Friedens wieder in Erinnerung zu rufen.
Die christlichen Lesetexte in diesen Herbst-Wochen des kirchlichen Kalenders verbreiten ein eher apokalyptisch düsteres Bild vom Ende der Welt, passend zu den Zukunftsszenarien des Welt-Klima-Rates. Sie provozieren uns zur Entscheidung für das Gute, für ein lebenswertes Leben für alle auf diesem Planeten, zum Wiederstand gegen das Dunkle und für das Licht, das dann über die adventlichen Geschichten und die Lichtsymbolik in der wirklichen Adventszeit auf Weihnachten hin erzählt und gedeutet wird.
Also bitte alles zu seiner Zeit und mit Geschichten, die unsere Welt einen, weil sie Verständnis für einander schaffen und so Frieden und Versöhnung ermöglichen gegen das Dunkle, Zerstörerische in dieser, unserer Welt, ein Stück vom Himmel – und das nicht nur zur Advents- und Weihnachtszeit, sondern alle Jahre und immer wieder.
GS 22.Okt 2019

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