Krude* Zeit 2
Ich bin keiner, der so einfach zwischen den verschiedenen Gedenktagen und Events hin und her switchen kann, außerdem bin ich empfänglich für November-Blues.
Der 9. November, der Schicksalstag der Deutschen (u.a. 1923 Hitler-Putsch in München, 1938 Reichsprogromnacht an den Juden als Exzess des Gedenkens der”Märtyrer der Bewegung”, die beim Hitler-Putsch starben, 1989 Mauerfall) beschäftigt mich nachhaltig, insbesondere weil wir Deutschen offenbar anfällig sind für totalitäres Gedankengut und neue und alte Nazis folgsame Zuhörer und Follower finden.
Die Exkursion zur NS-Ordensburg Vogelsang mit Studierenden dokumentierte und verglich die perfiden Indoktrinations-Strategien der alten und neuen Nazis.
Und dann am10./ 11.November die “Sessionseröffnung” in Aachen und Köln: Überfüllte Züge mit kostümierten Jecken, die bereits um 8 Uhr morgens schon “vorglühten” und bis in die Abendstunden lautstark durch die Innenstädte zogen, obwohl doch eigentlich dort die Martinszüge unterwegs waren.
MARTIN (Gedenktag 11.November), römischer Soldat, der von seinem hohen Ross herunter stieg, um mit dem bettelnden Obdachlosen auf Augenhöhe zu sein und mit ihm zu teilen, das was für zwei reichte. Später wurde er Bischof von Tour.
In dieser TEIL-Tradition, die zum Wesenskern des Christenlichen gehört, steht auch die ungarische Königstochter ELISABETH (Gedenktag 19. November), die mit 14 Jahren verheiratete Gräfin von Thüringen, die sich vom Hl. Franziskus und seiner Jesusnachfolge inspirieren ließ. Wegen “Verschwendung” des familiären Vermögens und Geldes aus der Staatskasse, um Arme und Hungernde zu unterstützen wurden heftige Vorwürfe gegen sie aus der eigenen Familie erhoben, so dass sie nach dem Tod ihres Mannes an einer Seuche von ihrem Schwager mit ihren 3 Kindern vertrieben wurde. Die Königstochter wurde obdachtlosMit ihrem Witwenanteil am Familienvermögen, das sie auf Druck des Papstes dann doch noch erhielt, stiftete sie in Marburg ein Franziskus-Spital, in dem sie selbst als Pflegerin arbeitet. Sie starb mit 24 Jahren dort an einer Krankheit. Kurz vor ihrem Tod hatte sie noch ihre letzten Sachen verschenkt, um ähnlich wie Franziskus arm und von nichts und niemandem abhängig zu sterben.
Professor Schneidewind sagte bei der Auftaktveranstaltung zu unserer ökumenischen Veranstaltungsreihe SCHERBENHAUFEN, der WEG aus der Klimakrise sei in erster Linie eine ethisch-moralische Herausforderung. Um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu verwirklichen -ein gutes Leben für alle Menschen auf diesem Planeten- bedarf es insbesondere in den reichen Gesellschaften eines Umdenkens, weg von den National-, Gruppen- und Individual-Egoismen zu einer Kultur des Teilens in der Weltgemeinschaft.
Nur mit einer solchen Haltung sei die GROSSE TRANSFORMATION, die die #fridaysforfuture Bewegung zu Recht fordert, möglich.
Die Gedenktage im November motivieren mich und provozieren mich zum Handeln. Da passt das Kirchenlied: JETZT ist die Zeit! JETZT ist die Stunde! HEUTE wird getan oder auch vertan worauf es ankommt …
GS 13. Nov 2019
*krude = roh, ungeschliffen, unfein, nicht kunstvoll, unkultiviert
Ermutigung zum
AUFBRUCH
Wenn Unwichtiges sich aufbläht
und das, was wirklich zählt, verdeckt,
dann wünsche ich dir den Mut,
innezuhalten
und den Dingen auf den Grund zu gehen.
Wenn Menschen hungrig, heimatlos
und unterdrückt bleiben,
während andere sich bereichern
und nur an ihren Vorteil denken,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für das Reich Gottes zu entscheiden.
Wenn du dich im Gewirr der Angebote
und Meinungen verlaufen
und eine falsche Richtung eingeschlagen hast,
dann wünsche ich dir den Mut,
umzukehren
und aufzubrechen in ein neues Leben.
Angela Lohausen, Früh-/ Spätschichten, Misereor Fastenaktion 2012