In Fahrt gekommen und ausgebremst

Der synodale Weg der Reform der Katholischen Kirche Deutschlands hat mit der 3. Vollversammlung endlich Fahrt aufgenommen. Dazu beigetragen hat sicherlich die konfrontativen Ergebnisse der Münchner Missbrauchsstudie und in der Folge die Unfähigkeit amtierender, wie emeritierter Hierarchen Verantwortung zu übernehmen für Ignoranz des Missbrauchs durch Amtsträger, Vertuschung der Taten in den Ordinariaten und Herabwürdigung des Opferleids, bis hin zu offensichtlichem Leugnen der Verantwortlichkeit für Personalentscheidungen.

Durch #outinchurch wurden zeitgleich Geschlechter-Diversität, Lebensformen und kirchliches Arbeitsrecht thematisiert.

So waren die mit großer Mehrheit von den Synodalen auf den Weg gebrachten „Empfehlungen“ zur Öffnung von Weiheämtern für Frauen, eine größere Beteiligung des Kirchenvolkes an der Bischofswahl und die Anpassung des kirchlichen (Sonder-) Arbeitsrechts an EU Standards wichtige öffentliche Signale des Reformwillens von mehr als 2/3 der Versammelten inklusive Bischöfe
Die Euphoriebremse kam schon während der Versammlung in einer Mahn-Botschaft des päpstlichen Nuntius: In einer Erklärung vor den Delegierten betonte er die Einheit der katholischen Kirche, die weltweit dieselbe Botschaft verkünde. Dabei sei entscheidend, was der „Heilige Vater“ in Rom sage. … Eine wahre Synode sei vom Heiligen Geist erfüllt „und nicht ein Parlament oder eine Befragung von Meinungen …“

Am Tag danach hörten die Sonntagsgottesdienstbesucher aus dem Korintherbrief des Paulus: „Ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht. … Durch diese Botschaft werdet ihr gerettet, wenn ihr sie unverfälscht festhaltet.“ Die Essenz dieser Botschaft war am Sonntag vor dieser dritten Versammlung des Synodalen Weges zu hören und gab damit den Synoden-Ton vor: Der Weg der Liebe ist das Handlungskonzept für die kirchliche Lebenspraxis: „Auch wenn alles einmal aufhört – Glaube, Hoffnung und Liebe nicht. Diese drei werden immer bleiben; doch am höchsten steht die Liebe.“ (1 Kor 13)
Diese Wegweisung ist geistbewegender als die Vereinheitlichungsbremse.

GS 8. Febr 2022