Ihr wisst es doch!

… ist die wutentbrannte Antwort Jesu auf die Frage der geschädigten Händler und insbesondere des Kirchen-(Tempel-)Vorstands, woher er das Recht nimmt den Tempel-(Vorhof) von allen Geschäftsständen (Kleinviehopfertiere, Wallfahrtsandenken, Wechselstuben und Banken, Essens-und Getränke-Buden, …) zu säubern. Er sabotiert die Geschäfte der Tempelverwaltung und diffamiert sie als Räuber mit Verweis auf die göttlichen Gebote, die sie ja alle kennen müssten und denen sie verpflichtet seien: “Ihr wisst doch das Gott in den heiligen Schriften gebietet: mein Haus soll ein Ort des Gebetes sein!” (Lukasevangelium 19,46)
Für Jesus ist gesetzt, dass der öffentliche Raum einer Kirche, die wir ja oft auch als Gotteshaus bezeichnen, ausschliesslich dem Gebet zu dienen hat! Man kann durchaus die Tempelräumung als Protest gegen die Kommerzialisierung der Religion sehen.
Die reichen deutschen kirchensteuerfinanzierten Kirchen reagieren auf immer leerere Krichen mit “Umnutzung”: Gotteshäuser als Kletterhallen, Buchhandlungen, Event-Locations, …
Orte an und in denen teils seit Jahrhunderten Menschen gebetet haben, die spirituell aufgeladen sind. Und auch so manche Kirche und Kathedrale (der Kölner Dom ist sicherlich so bedeutsam für Christen, wie der Tempel in Jerusalem für die Juden bis heute hin), die überwiegend Museum und Konzertsaal ist: mehr Kulturbetrieb als Gebetsort.
Anfragen, der sich Kirchenleitungen und -Verwaltungen stellen müssen, massnehmend an der biblischen Botschaft, aber auch am Bedürfnis der Menschen nach Gotteskommunikation und Spiritualität.
Aber auch die Veruntreuung (Skandalnachricht am 27. November) des “Peterspfennig” (Der Peterspfennig ist eine Geldsammlung, die als Ausdruck der Verbundenheit der Gläubigen mit dem Papst gilt. Mit der finanziellen Zuwendung soll die apostolische und karitative Arbeit des Papstes unterstützt werden) als weltkirchlicher Spende, insbesondere für die Armen (Papst Franziskus) würde von Jesus sicherlich auch als Räuberei bezeichnet.
Die Kirchenbezeichnung als “Ort des Gebetes” stellt aber auch mein Gebets-Verständnis und mein Beten, ja meine Spiritualität in Frage.
“Das Gebet (von althochdeutsch gibët, abgeleitet nicht von beten, sondern zu bitten ) bezeichnet eine zentrale Glaubenspraxis vieler Religionen. Es ist eine verbale oder nonverbale rituelle oder freie Zuwendung an transzendente Wesen (Götter, Gottheiten).” (Wikipedia)
Mein Beten (Atem für die Seele, Jörg Zink) sucht die Kommunikation mit Gott, ist Ausdruck meines Fragens, meiner Sorge, meiner Zweifel, aber auch meines Glaubens und meines Dankes.
Mein Beten ist nicht an einen Ort, einen Ritus, eine Zeit gebunden, sondern ist situativ, emotional, persönlich – meine Beziehung zu Gott.
Ein Gebetsort kann mein Gebet anregen, unterstützen, insbesondere in einer wirklichen Gemeinschaft mit Menschen, denen ich mich -vielleicht auch nur in diesem Moment- verbunden fühle. Ein kommerzfreier Raum der Begegnung mit Gott und untereinander.
Und ja, ich müsste es eigentlich wissen!
Anstoss Kernausagen der biblischen Botschaft zu lesen, zu hören – und zu leben.
GS 27. Nov 2019

Vater,
du bist heilig.
Mach dein Wirken sichtbar.
Setze deinen Willen durch.
Gib uns das kommende Brot heute.
Lass uns neu anfangen,
wie wir dem einen neuen Anfang gewähren,
der an uns schuldig ist.
Führe uns nicht in die Gefahr,
deine Hand zu verlieren.
Und mach uns frei von der Macht des Bösen.
Denn in dir ist das All.
ln deinem Geist ist die Kraft.
Du bist alles, was Licht ist.
Von einer Weltzeit zur anderen.
Das gilt. Das bleibt. Amen.

Jörg Zink, Atem für die Seele, Verlag am Eschbach 2010, S.2

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