Ich brauche keine Könige, aber die Welt braucht Weg-Weise
Bei seiner Geburt werden auf der nachgetragenen Gästeliste 3 Könige als Überraschungsgäste verzeichnet. Ursprünglich war es eine Gruppe von Magiern „aus dem Osten“ vermutlich aus Persien, der Sterndeutung kundige Männer, auf der Suche nach dem „König der Juden“. Ein besonderes Sternbild hatte sie auf dessen Geburt aufmerksam gemacht. Sie versetzen den von der römischen Besatzungsmacht installierten Marionettenkönig Herodes in der jüdischen Hauptstadt Jerusalem in Aufregung, der einen Staatsstreich befürchtet und sich umgehend des Kron-Konkurrentens entledigen will.
Eine 2. Version nennt diese Gruppe Weise aus dem Morgenland, die dem Stern folgen zum Geburtshaus Jesu und ihm Geschenke (Gold, Weihrauch und Myrrhe) machen, die eines Königs der antiken Welt würdig waren, woraus die Leser der Geschichte (ab dem 3. Jahrhundert) schlossen, dass dies nur Könige sein könnten, die einem der ihren die Aufwartung machten. Allerdings ist Myrrhe eine Heilpflanzen und passt eher für einen Heiler, einen „Heiland“ und Weihrauch gehörte schon damals in die Kirche, in den Tempel als Wohlgeruch zur Verehrung der Gottheit, dargebracht von den Priestern. Also ist dieser Neugeborene mehr als ein König, er ist auch Heiler und Priester, nicht legitimiert durch seine Blutlinie oder gar durch Wahl, auch nicht durch erworbene Qualifikation oder weil er einer bestimmten Berufsgruppe entstammt sondern, … – ja wodurch eigentlich? Durch fremde, weise Männer und durch die Verkündigung von Engeln, also göttlichen Boten, letztlich also durch Gott. Das sollte ein Herrscher der damaligen Welt erst mal toppen. Und auch heutige Autokraten und Polit-Clowns können sich damit nicht messen.
Ihre Zahl schwankt zwischen 2 und 4. Wegen der mitgebrachten Geschenke hielt man lange an 3 Königen fest, bis dann im 19. + 20. Jahrhundert ein vierter König auftaucht, der obendrein zu spät nach Bethlehem kommt, aber gerade noch rechtzeitig zum Kreuz auf Golgatha.
Aus den Morgenländern wurden im Mittelalter die Herkunft aus den 3 damals bekannten Kontinenten: Europa, Asien und Afrika, was sich auch in den entsprechenden Darstellungen fand, obendrein in 3 Typen von Mann: Jüngling, Erwachsener und Greis.
Martin Luther verwarf die ganzen Königsspekulationen und übersetzte stattdessen nur „Weise aus dem Morgenland“.
Das Interesse an ihren Knochen war groß und politisch und wirtschaftlich folgenreich: Helena, die Mutter Kaiser Konstantins „fand“ sie im 3. Jahrhundert; der Kaiser verschenkte sie an den Bischof von Mailand; Kaiser Friedrich Barbarossa wiederum raubte sie in Mailand und verschenkte sie an den Erzbischof von Köln, um mit diesen Knochen der ersten christlichen Könige seinen Anspruch als christlicher Kaiser -unabhängig vom Papst- zu legitimieren. Die geschäftstüchtigen Kölner schließlich steckten sie in den Dreikönigenschrein, der Köln zum Pilgermagneten machte und daraus resultierender wirtschaftlicher Boom-Town, sodass 1248 dafür ein größerer Dom gebaut werden musste.
Ich brauche keine Könige, aber die Welt braucht weise Männer und Frauen, die die Nöte und Sorgen dieser Welt sehen, die die Zeichen der Zeit deuten und uns aufmerksam machen (demonstrieren), wie diese Welt gerettet werden kann – und die uns den anderen Weg zu unserem Ziel einer gerechten und lebenswerten, friedlichen Welt zeigen und vorangehen. „Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, … zogen sie auf einem anderen Weg heim …“
GS 7. Jan 2020
aus deinem Herzen
der Stern
an den Himmel gehängt –
Könige
verstanden das Zeichen
und machten sich auf –
hinter ihnen
Sicherheit und Zukunft –
Vor ihnen
das Wagnis des Weges
und das Ziel
nur geahnt –
und nachher
spürten sie
ohne den Stern
sind wir weglos
und er wurde ihnen
zum Ziel
Eva-Maria Leiber (Gesegnete Weihnacht, Verlag am Eschbach 2011, S. 35)