Glaubenskrise

„Wollt nicht auch Ihr gehen?“ seit ich diese Frage Jesu an seine engsten Freunde im Sonntags-Johannes-Evangelium las, klingt sie immer wieder in mir nach, beschäftigt mich und stellt auch meine Kirchenerfahrungen infrage.
Der Anlass für die Frage waren aber die Glaubenszumutungen die Jesus predigte: Er allein sei der von Gott bevollmächtigte Verkünder des Willens Gottes. Dieser von Jesus verkündete Wille Gottes bezog sich auf den persönlichen Lebensstil, wie auf den sozialen Umgang miteinander, also das, was in der „Bergpredigt“ als Grundsätze des Reiches Gottes beschrieben wird: Nächsten- und Feindesliebe, Versöhnungsbereitschaft, Gewaltverzicht, Gerechtigkeit und Frieden schaffen und halten, Verzicht auf Luxus und Ausbeutung, sich mit dem zum Leben notwendigen begnügen, Ehrlichkeit und das Vertrauen darauf, dass Gott den Menschen Gutes will, weshalb sie ihn allein als Gott verehren.
Den geistlichen Volksführern und Theologen wirft er Heuchelei und Verrat am Willen Gottes vor, weil sie vom Volk fordern, was sie selbst nicht leben und nur ihre Macht sichern wollen.

Die Reaktion der Zuhörer:

»Was er da redet, geht zu weit! So etwas kann man nicht mit anhören!« (Joh 6,60)

Ähnliche Reaktionen kennen wir auch heute auf polarisierende Reden und Statements von Politikern und Kirchenmännern. Zumutungen, insbesondere, wenn sie unseren Lebensstil, unseren Konsum oder unsere Freiheiten betreffen, sind nur schwer zu ertragen und das Zukunftsversprechen muss schon sehr attraktiv sein, wenn wir uns darauf einlassen.

Das diese Zukunfts-Lebens-Botschaft Jesu lebbar und erlebbar ist, habe ich auch in kirchlichen Gemeinschaften erfahren, in die ich hineingewachsen bin und denen ich z.T. meine heutigen Überzeugungen und Hoffnungen verdanke.

Aber Jesu Anfrage an seine Vertrauten und auch an mich geht tiefer: Wollt Ihr euch von mir, meiner Botschaft, und damit eurer Beziehung zu Gott, der euch Vater und Mutter ist, trennen? Oder anders gesagt, ist Gott und sein Wille noch relevant für euer Leben?

Das ist eine Glaubenszumutung!

Die Antwort der Jünger damals: „Wohin sollen wir gehen, nur Du hast Worte, die uns Leben lassen!“

GS 24. Aug 2021

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