Gerechtigkeit ist eine Frage der inneren Entwicklungsfähigkeit

Die Anlässe waren unterschiedlich, mein Thema in diesen Tagen das Gleiche: Es geht um Gerechtigkeit: biblisch, lokal, international, global. Es geht um eine Gerechtigkeit, die einen Ausgleich schafft zwischen arm und reich, einen Ausgleich in der großen Menschheitsfamilie, wie Papst Franziskus es im Film DIENER SEINES WORTES formuliert.
Das war der erste Anlass in der vergangenen Woche mich wieder dieser latent vorhandenen Frage auszusetzen. Wir haben es verdrängt, denn die Ungerechtigkeit ist zum Normalzustand geworden. Es steht nicht mehr das Gute Leben für alle Menschen im Zentrum unserer Politik, unserer gesellschaftlichen Bemühungen , sondern die Einzel-Interessen und Egoismen.
Das Thema ist nicht neu, wie der zweite Anlass, die sonntägliche Bibellesung, mir deutlich machte. Schon in frühchristlicher Zeit mussten insbesondere die Reichen (z.B. in Korinth) vom Apostel Paulus erinnert werden, dass sie ihren Reichtum und ihre privilegierte Stellung letztlich als Gottesgeschenk betrachten müssten, mit dem sie verantwortlich umgehen sollten und die Armen daran teilhaben lassen sollten (2 Korinther Kapitel 8 und 9). Gerechtigkeit schaffen als Antwort auf das von Gottes geschenkte gute und privilegierte Leben, “Freiwillig und nicht aus Pflichtgefühl” (2 Kor 9,7) . ” Ihr sollt nicht selbst in Not geraten, weil ihr anderen aus der Not helft. Es geht nur um einen gewissen Ausgleich.
Heute habt ihr so viel, dass ihr ihnen helfen könnt. Ein andermal werden sie euch von ihrem Überfluss abgeben, wenn es nötig ist. Das meine ich mit Ausgleich.” (2 Kor 8, 13f) Ein christlicher Soli bzw. eine christliche Selbstverständlichkeit und Ausdruck der Dankbarkeit von Gott bedingungslos geliebt zu sein.
Die Zeitungslektüre (Afrika-Dossier in der Zeit) führte mich als dritter Anlass wieder vor das Thema, diesmal als (neo-)kolonialeAusbeutung, ungerechte Welthandelsstrukturen und Bildungsungerechtigkeit. Obwohl rohstoffreich sind die afrikanischen Subsahara-Staaten immer einkommensärmer geworden durch den Neokolonianismus internationaler Konzerne und Staaten, wie China und Saudi Arabien, die Land aufkaufen und bewirtschaften lassen und Rohstoffvorkommen exklusiv ausbeuten. Die Folgen: Korruption, Abhängigkeit, Armut, Hunger, Krankheit, Gewalt und Terror. Jugendliche haben keine Zukunftsperspektive, wenn die Familien nicht Schul- und Studiengebühren aufbringen können (siehe Projekt Schulfee-Zambia der KHG) und fliehen vor Armut, Hunger, Klimawandel und Gewalt nach Europa. Sie haben aber hier als “Wirtschaftsflüchtlinge” keine Chance auf Einwanderung oder Asyl, sondern werden in Internierungslagern in Nordafrika festgesetzt, bezahlt von den Europäischen Regierungen, als Sklaven verkauft, vergewaltigt, zur Prostitution gezwungen oder verschleppt und in der Wüste ausgesetzt. Christliche Solidarität auch als Leitmotiv politischen Handelns?
Eine Anfrage einen Kreuzweg für die Fastensolidaritätsaktion MISEREORs zu gestalten führt mich zum vierten Mal vor das Thema, diesmal speziell zum Thema Bildungsungerechtigkeit und Armut als Ursache für Gewalt und Terror in El Salvador. Und damit schließt sich gewisssermaßen der Kreis.
Ausgleich schaffen zwischen Arm und Reich auf diesem Planeten (Oxfam: 42 Reiche besitzen so viel wie 3,7 Milliarden Arme) aus Dankbarkeit für das eigene gute Leben und in Solidarität mit den Brüdern und Schwestern in der einen Menschheitsfamilie mich einsetzen für ein gutes Leben für alle auf diesem Planeten. – Dafür brauche ich noch viel innere Entwicklungsarbeit, Anstösse und Visionen von außen, …
wie z.B. Herbert Grönemeyer, Stück vom Himmel.          GS 4. Juli 2018

Visit Us On FacebookVisit Us On Instagram