Gelähmt – Gib Frieden!

Die täglichen News präsentieren ein fast schon chaotisch wirkendes Bild der Welt mit unterschiedlichen Herausforderungen an die Menschheit, deren Bearbeitung in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sich gegenseitig lahm zu legen scheinen. Unterschiedliche nationale, aber auch partikulare Interessen verhindern Lösungen und auch der nicht oder nur rudimentär vorhandene Wertekonsens einer globalen Gesellschaft verhindert die Priorisierung von gemeinsamen Maßnahmen.
Die Folge dieser Lähmung ist deutlich spürbar in der zu zögerlichen und teils verhindernden Umsetzung der globalen Klimaziele, der sich erneut abzeichnenden (europäischen) Flüchtlingskrise, der Pandemie ausgelöst durch den Coronavirus und einer sich abzeichnende Weltwirtschaftskrise …
Da wirkt die Aufforderung GIB FRIEDEN! schon fast surreal, auch wenn sie „nur“ Headline der diesjährigen Fastenaktion des Hilfswerkes MISEREOR ist.
„Jetzt gib endlich Frieden!“ hört sich wie die genervte Reaktion gestresster Eltern auf ihre quengelnden Kinder an. Aber es könnte auch ein Kurzgebet, ein Hilferuf zu Gott sein:
Gib Frieden! Weil wir mit unseren Möglichkeiten am Ende sind und Du Dich als der immer Da Seiende und Mitgehende Gott dem Moses vorgestellt hast (2.Mose 3,14)
Dieser Hilferuf entlässt uns aber nicht aus der Verantwortung für unsere Mitwelt und deren Zukunft. GIB FRIEDEN! ist auch eine Aufforderung an uns aus der Lähmung herauszugehen, unsere Einstellungen zu überprüfen und entsprechend unseren wirklichen Möglichkeiten am weltweiten Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und den Erhalt unserer Mitwelt mitzuwirken.
Lasst uns diese Fastenzeit nutzen damit anzufangen.
GS 3. März 2020

Gebet der Nein-Sager

Nein
möchte ich sagen mit Dir
mein Gott
zu allem, was lähmt
zu allem, was krank und depressiv macht.
Gib mir
Kraft
mein Gott
dass ich nein sage
zu allem, was blind macht
zu allem, was die Sprache verschlägt

Nein
möchte ich sagen mit Dir
mein Gott
zu allem, was zerstört
zu allem, was Angst macht
Gib mir
Kraft
mein Gott
daß ich nein sage
zu allem, was trennt
zu allem, was schwächt

Nein
möchte ich sagen mit Dir
mein Gott
zu allem, was blendet
zu allem, was knechtet
Gib mir
Kraft
mein Gott
dass ich nein sage
zu allem, was tödlich ist
zu allem, was verwundet

Übersetze
mein Gott
Dein Nein in die Sprache meiner Tat
und
lass durch dieses Nein
Dein Ja hörbar werden
mir und aller Welt

Anton Rotzetter, Gott der mich Atmen lässt, Herder 1985 S.71f