Für wen hälst Du mich – eigentlich?
Jetzt präsentieren sie sich wieder, die Parteien, ihre Positionen zu den Themen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens und vor allem die „Volksparteien“ ihre Kanzlerkandidat*innen und deren „Kompetenz-Teams“. Angesichts unserer Welt-Zukunft überzeugen sie alle nicht mit klaren Perspektiven und Maßnahmen. Denn das, was da auf uns zukommt, auch als Konsequenz von Ignoranz und nationalen, persönlichen, wie wirtschaftlichen Egoismen, ist existenzbedrohend für die Menschheit.
Von daher sind alle erforderlichen Massnahmen Zumutungen. Entsprechend diffus und unklar bleiben die konkreten Forderungen und Handlungsperspektiven.
Den Wähler*innen wird unterstellt, dass ihnen nichts zuzuMUTen ist, da sie sich ja in ihrem „Wohlstand“ eingerichtet haben.
Wenn wir in dieser zukunftsbedrohlichen Situation Politiker*innen wählen wollen, die die Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Gesellschaft gestalten und mutig handeln sollen zum Wohle des Volkes, müssen wir wissen, wofür sie stehen, für welche Werte und welche Sichtweisen auf diese Welt. Es entstehen Bilder und Erwartungen, von den Kandidat*innen geweckt. Passen oder gar biedern sie sich diesen Bildern und Erwartungen an oder sind sie ehrlich und glaubwürdig und stehen zu den Zumutungen?
Im sehr „volksnahen“ Evangelium des Markus fragt Jesus seine Anhänger: „Für wen halten mich eigentlich die Leute?“ und nachdem diese ihm die Ergebnisse der kleinen Meinungsumfrage präsentiert haben, hakt er nach und fragt: „Und Ihr, für wen haltet Ihr mich?“ (Mk 8,27-29)
Er will wissen, auf wen er sich angesichts der Zumutungen seiner Zukunftsbotschaft verlassen kann, wer zu ihm stehen wird und mit ihm dieses Reich Gottes der Gerechtigkeit und Liebe gestalten und leben will. Und natürlich steht auch seine Glaubwürdigkeit in Frage, erkennbar in seinem Lebensstil, seinen Handlungen und seiner Bereitschaft, dafür alles zu geben.
Wenn wir Politiker glaubwürdig und nicht populistisch anbiedernd und indifferent erleben würden, wäre die Wahl einfacher und motivierender. Und es bestünde eine realisierbare Chance lebenswerte Zukunft gemeinsam zu gestalten und das Leben auf diesem Planeten zu retten.
GS 14. Sept 2021