Führung im Nebel
Das Ritual der Schuldzuweisungen nach Wahlen unter den Spitzenpolitikern der Volksparteien ist wieder in vollem Gange und gleich sollen wieder Köpfe rollen:
“… Seit Jahren lege sich “wie ein Nebelteppich die Untätigkeit und die mangelnde Führung durch die Kanzlerin” über das Land, sagte Friedrich Merz dem ZDF. Das gesamte Erscheinungsbild der Bundesregierung sei “einfach grottenschlecht”. Er könne sich nicht vorstellen, dass “diese Art des Regierens in Deutschland” noch zwei Jahre so weitergehen könne. …” Zeit-Online 30.10.19
Ähnlich andere CDU-Spitzen. Und auch beim GroKo-Partner SPD ist Führungsbashing im freien Fall Ausdruck der Hilflosigkeit und Planlosigkeit gegenüber den in der Gesellschaft notwendigen Veränderungsmaßnahmen. – Oder sind diese Pauschalurteile doch nur Ausdruck der eigenen Machtgeilheit?
Die Bibel erzählt vor mehr als 3000 Jahren vom Aufbruch und Weg einer großen Gruppe Sklaven mit ihren Familien in ein besseres Land und eine aussichtsreiche Zukunft. Angeführt werden sie-aus denen später das Volk Israel entstehen soll- von einem Freiheitskämpfer, der im Affekt einen brutalen Sklavenaufseher erschlagen hat. Er (Moses), der von sich sagt, dass er ein Kommunikationsproblem hat, führt die Gruppe im Team mit seinem Bruder (Aaron), dem deshalb diese Kommunikation mit dem Volk übertragen wird und seiner Schwester (Mirjam), die für die Motivationsarbeit zuständig ist. Alle drei haben eine Vision von einem besseren Leben als Volk in einem “gelobten Land”, aber keinen Plan wie sie dieses erreichen wollen. Sie sollen dennoch das Volk zusammenhalten und führen. Dabei vertrauen sie auf die Führung und Hilfe dessen, der von sich sagt: Ich bin immer da bei Euch (Jahwe). Ich habe eure Not gesehen. Ich habe Euer Klagen über die Missstände im Land und bei eurer Arbeit gehört, ich kenne euer Leid! Deshalb führe ich Euch in die Freiheit und in ein gutes Land. Ihr werdet ein Volk sein. In dem Land werdet ihr gut mit all Euren Nachkommen leben können und auch die Fremden sollen sich bei Euch wohl fühlen. Und Ihr werdet eine friedliche und gerechte Zukunft für alle gestalten. (2. Buch Mose 3+4 und öfter)
Diese göttliche Zumutung nehmen Moses + Co. an im Vertrauen auf göttliche Hilfe, wie auch 3000 Jahre später Bundeskanzlerinnen und Ministerinnen immer noch geloben:
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“
Auch heutige Regierungen oder überhaupt Führungskräfte in Gesellschaft, Wirtschaft und auch Kirchen müssen die Lebenssituation der Menschen in den Blick nehmen,
ihnen zuhören, sich den Sorgen und Zukunftsängsten stellen und Maßnahmen, Wege für eine gute Zukunft für alle entwickeln, entsprechend entscheiden und konsequent auf den Weg bringen.
Göttliche Führung dazu können sie (warum nicht gemeinsam) erbeten. Dabei können sie der jüdischen Weisheit gewiss sein:
Der Mensch wird des Weges geführt, den er wählt (Talmuth)
GS 30. Okt 2019