Fern-Sehen ohne Fern-Weh

Das Fernsehen spült uns die täglichen Katastrophen in Echtzeit ins Haus -z.Zt. Hunger in Ostafrika, Schlammlawinen in Kolumbien, Überschwemmungen in Peru, Bombenattentat in St.Petersburg, Straßenschlachten in Paraguay und Venezuela, …
Wir nehmen die Bilder in uns auf, bekommen die Zahl der Toten und Verletzten mitgeteilt und ob deutsche Staatsbürger betroffen sind.
Wir werden informiert und nehmen zur Kenntnis.
Aber was lösen diese Informationen bei uns aus? Mit-Leid empfinden wir mit Menschen, die uns näher sind, von denen wir mehr wissen, zu denen wir eine Beziehung haben. Eine Beziehung aufzubauen ist fast unmöglich, angesichts der Fülle der täglichen Katastrophennachrichten, von denen wir ja nur die Spektakulärsten und Aktuellen gezeigt bekommen.
Mit-Leid, Fern-Weh oder gar solidarisches Handeln fällt so immer schwerer. Wir stumpfen ab, bauen Seh- und Leid-Filter auf.
Spenden können, wenn sie denn ankommen, akutes Leid zumindest materiell lindern. Nachhaltig helfen sie, wenn sie in Infrastrukturmaßnahmen einfließen. So arbeiten die großen Hilfswerke und sie verdienen unsere Unterstützung dafür. Aber Spenden sind eine einseitige Beziehungsform, die auf Dauer abhängig machen kann.
Wenn ich mehr Beziehung will, um mich zu solidarisieren , muss ich mich den einzelnen Schicksalen aussetzen, tiefer schauen, mich in die anderen hinein versetzen, damit mir das Leid der Fernen weh tut. Ich müsste meine Filter ausschalten.
Beten füreinander wäre ein Anfang und ein Zeichen, dass sie mir nicht egal sind.

Wenn du dir die Hände
nicht schmutzig machen willst
und dir einredest,
dass genug andere Menschen aktiv werden könnten,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für die Wahrheit zu entscheiden.
Wenn du merkst,
dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich einzumischen
und Partei zu ergreifen für ein Leben in Würde.
Wenn du erkannt hast,
was auf dem Spiel steht,
aber vor den damit verbundenen Hindernissen zurückschreckst,
dann wünsche ich dir den Mut,
über deinen Schatten zu springen.

Angela Lohausen und Guido Schürenberg, Früh-/ Spätschichten MISEREOR Fastenaktion 2017

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