fairsteuert

Mehr als 50 Jahre alt ist die Idee eines fairen Handels mit „Kolonialwaren“, landwirtschaftlichen Produkten und Kunsthandwerk aus den „Entwicklungsländern“.
Kompensation der ehemaligen Kolonialherren und Ausbeuter dieser Länder oder wirkliche faire Teilhabe am internationalen Markt sei dahingestellt. Die Anforderungen an eine faire Produktion und Verarbeitung legten die Hilfs- und Entwicklungsorganisationen fest, die auch Weiterverarbeitung und Vertrieb (u.a. über die Weltläden und durch Aktionsgruppen) übernahmen, verbunden mit Bildungsprogrammen und Marketing.
Offensichtlich erfolgreich, denn laut der Dachorganisation Fairtrade International nahmen im Jahr 2015 über 1,5 Millionen Landwirte an Fair-Trade-Programmen teil. Insgesamt lag der Umsatz in Deutschland bei 1,6 Milliarden Euro in 2018; bei 8,5 Milliarden Euro weltweit.
Was nach viel klingt, relativiert sich im Detail: Die fairen Klassiker Kaffee und Kakao hatten einen Marktanteil 2016 in Deutschland von 3,8 bzw. 6 Prozent und jeder deutsche Konsument gibt durchschnittlich pro Jahr nur 13€ für faire Produkte aus.
Dabei sind die Richtlinien für fairen Handel und Produktion in Kombination mit ökologischem Landbau eine nachhaltige Maßnahme den Klimawandel zumindest zu verlangsamen. Der Verbraucher honoriert das durch höhere Preise und bewussteren Konsum.
Der faire Handel und seine immer breitere Produktpalette haben unser Konsumenten-Bewusstsein in den vergangenen 50 Jahren fairändert. Waren es am Anfang eher christliche Aktionsgruppen oder linke Aktivisten, die Kleinbäuerliche Kooperativen in Lateinamerika, Afrika und Indien mit der Vermarktung fairer Produkte auf dem Markt der westlichen, reichen Länder unterstützten, so sind bereits seit einigen Jahren auch Discounter und große Handelsketten unter dem FairTrade-Label aktiv.
Eigentlich sollte unser Handel doch immer fair sein, so zumindest der Ansatz der „Gründer*innen“ der Bewegung : Alle Hersteller haben Anspruch auf fairen und gleichen Zugang zu den Märkten. Der Slogan dieser Zeit „Trade not aid“ (dt.: „Handel statt Hilfe“), gewann 1968 Anerkennung, als ihn die United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) übernahm, um die Betonung auf die Etablierung der Fairhandelsbeziehungen mit den Entwicklungsländern zu legen.
Von daher kommt die Initiative des Bundesministers für Zusammenarbeit und Entwicklung Gerd Müller fair gehandelten Kaffee von der Steuer zu befreien nach 50 Jahren UNCTAD doch sehr zeitverzögert daher.
Dies wird in Deutschland den Marktanteil in der Nische der Edelkaffees möglicherweise erhöhen und den Produzenten gerechteren Anteil an der Wertschöpfung bringen,
aber solang Gerechtigkeit als zentrale Massgabe und Handlungsanweisung der Botschaft Jesu (siehe die Bergpredigt des Matthäus-Evangeliums Kap. 5-7) nicht grundsätzlicher Maßstab unseres Wirtschaftens und Konsumierens ist, ist diese Steuerbefreiung nur ein (Kaffee-)Tropfen auf den heissen Stein.
Gerechtigkeit ist eine Frage des guten Geschmacks – und das nicht nur zur (Vor-)Weihnachtszeit.
GS 3. Dezember 2019

Wenn Unwichtiges sich aufbläht
und das, was wirklich zählt, verdeckt,
dann wünsche ich dir den Mut,
innezuhalten
und den Dingen auf den Grund zu gehen.

Wenn Menschen hungrig, heimatlos
und unterdrückt bleiben,
während andere sich bereichern
und nur an ihren Vorteil denken,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für das Reich Gottes zu entscheiden.

Wenn du dich im Gewirr der Angebote
und Meinungen verlaufen
und eine falsche Richtung eingeschlagen hast,
dann wünsche ich dir den Mut,
umzukehren
und aufzubrechen in ein neues Leben.

Angela Lohausen/ Guido Schürenberg, Früh-/Spätschichten Liturgische Hilfen Misereor 2017