Erwählt

Trotz aller Unterschiede in ihrer Politik und in ihrem Handeln sind sich die Autokraten und Theokraten dieser Welt einig in ihrem scheinbar von-Gott-auserwählt-sein. Aus diesem überzogenen Selbstbewusstsein wird dann die regenfreie Zeit während der Antrittsrede des neuen amerikanischen Präsidenten von ihm als göttliches Zeichen  gedeutet, schließlich hat er den Amtseid ja auf zwei Bibeln geschworen.
Die biblische Botschaft dagegen entwirft ein anderes Bild göttlicher Erwählung und Auftrags: „Selig die Frieden stiften, denn sie werden Söhne (und Töchter) Gottes genannt werden. … Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben.“ (Bergpredigt Mt 5, 5 u.9)
Auch wenn sie proklamieren, sie würden für die Rechte der kleinen Leute eintreten, so hat das wenig mit Barmherzigkeit und Gerechtigkeit im biblischen Sinne zu tun. Letztlich geht es ihnen um die eigene Größe, und die Gottesbeziehung soll nur den eigenen Machtanspruch legitimieren.
Dagegen das biblische Herrschaftsmodell: Alles von Gott erwarten, auf ihn zu vertrauen und dafür auch Beschimpfung, Verleumdung und Verfolgung in Kauf nehmen (Mt 5,11), um des Buen Vivir, des guten Leben für alle Menschen auf dieser Erde.
Eine der Ikonen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, Joan Baez, hat im Lied „God is God“ dieser Versuchung der Selbstvergöttlichung die Selbstbescheidung entgegengesetzt. Nur solche Menschen, „die arm sind vor Gott“ leben das „Himmelreich“ für alle Menschen (Matthäus 5,3)

GS   24. Jan 2017

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