Eine Hochzeit ist nicht nur lustig sondern auch lehrreich

Ich fasse zusammen: Jesus, der kleine Wurm, dessen Geburtstag wir vor wenigen Wochen erst gefeiert haben, ist inzwischen größer geworden und darf jetzt schon ausgehen, wenn auch nur in Begleitung seiner Mutter. Zum ersten Mal kann er der Öffentlichkeit zeigen, wer und wie er ist. Und was macht er? Er verwandelt bei einer Hochzeitsfeier Wasser in Wein. Um es mal umgangssprachlich zu formulieren: ‚Klingt komisch, ist es aber nicht‘. Die Frage ist doch: Was will uns der Evangelist Johannes damit sagen, der ja an den Schluss der Erzählung – als Höhepunkt sozusagen – feststellt, dass der erwachsenen gewordene Jesus mit diesem ersten öffentlichen Auftritt ein Zeichen für die Herrlichkeit Gottes setzen wollte?
Sollte es einen direkten Zusammenhang geben zwischen der Herrlichkeit Gottes und der Qualität des Weines, der den Gästen einer Feier eingeschenkt wird? Da ich jemand bin, der die Worte der Heiligen Schrift sehr ernst, wenn auch noch lange nicht immer wörtlich nimmt, muss ich davon ausgehen, dass sich hinter dieser Botschaft in der Tat eine göttliche Wahrheit verbirgt.
Ich kann mich noch sehr gut an das erste Mal erinnern, als ich abends nach 20h ausgehen durfte. Es war keine Hochzeit, nur eine Fete im Pfarrheim, genau genommen: eine Maibowlenfete. Und seit diesem Abend kenne ich die Tücken einer Bowle sehr genau. Im Blick auf den heutigen Text wird mir klar, dass es einen gehörigen Unterschied gibt zwischen dem Wunsch, groß und stark erscheinen zu wollen oder eben herrlich.
Ihr könnt vielleicht erkennen, worauf ich hinauswill. Ich wollte als Teenie erwachsen daher kommen und hab die Bowle getrunken, als wäre es Apfelsaft und natürlich war das Ergebnis davon, dass ich nicht groß und stark daherkam sondern kindisch und albern. Ernst nehmen konnte mich in dieser Situation keiner mehr, geschweige denn, dass da noch jemand an mich glaubte. Wer den Glauben an sich selbst noch nicht gefunden hat und meint, ihn dann zu finden, wenn er sich in was auch immer ertränkt, der kann anderen keine Stütze sein, Festigkeit und Glaube zu finden.
Anders Jesus. Er will nichts sein, nichts gelten. Vielmehr hat er etwas vor Augen: Seine Stunde. Er ist sich dessen bewusst, dass sein Leben noch Veränderungen erfahren wird, dass er Geduld haben muss. Jesus kann warten, bis seine Stunde da ist, wo er zeigen kann, wer er ist und wie er ist.
Geduld ist nicht jedermanns Sache; ich spreche da durchaus auch aus eigener Erfahrung. Aber sie kann einen Weg bereiten, sich selbst besser zu erkennen und zu finden und sie verleiht eine innere Stärke, die Zeit richtig einzuschätzen, zur richtigen Zeit das richtige zu sagen und zu tun. Und richtig ist das, was Gott verherrlicht; und Gott verherrlicht, was den Menschen befähigt, an sich selbst zu glauben.
Die Geschichte geht aber ja noch weiter. Obwohl die Stunde Jesu noch nicht da ist, lässt Jesus sich von seiner Mutter bequatschen. Das Fest soll noch nicht zu Ende sein. Jesus setzt ein Zeichen und blamiert auf diese Weise den Gastgeber. Der Wein Jesu ist besser als der Wein des Hochzeitspaares. Mittelmäßigkeit sollte nicht das Ziel sein, wenn man durchs Leben geht. Das ist wohl der Grund, weshalb Jesus in Aktion tritt, um eben diesen Rat zu geben: Der Mensch ist zu mehr berufen, als zu Mittelmaß. Deshalb tat Jesus in Kana in Galiläa sein erstes Zeichen: Um dem Menschen zu zeigen, dass wir von Gott berufen sind, das Beste zu geben, was uns zu eigen ist und uns Zeit zu nehmen, Zeit für Stille, für Gebet, für Meditation, um zu erkennen, welch große Fähigkeiten uns geschenkt sind.
Christoph Simonsen

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