Einatmen – Ausatmen
Bei der morgendlichen Lektüre der Schlagzeilen meiner Online-Zeitung verschlägt es mir oft den Atem. Auch die intensivere Lektüre und die Nebenher-Nachrichten verstärken eher dieses Hilflosigkeits-Gefühl gemischt mit Empörung und Resignation.
Zum Ensemble unseres großen Esstisches gehören zwei Postkarten EINATMEN – AUSATMEN. Sie helfen mir in solchen Momenten, lassen mich innehalten, nachdenken, beruhigen und nach einiger Zeit auch Kraft schöpfen, … leben.
EINATMEN – AUSATMEN, mein Lebensrhytmus
Richard Rohr, Franziskaner und spiritueller Lehrer, erzählt von jüdischen Gelehrten, die die Konsonanten des Gottesnamen JHWH deuten als „Versuch, das Atmen des Menschen wiederzugeben: mit JH den Zug des Einatmens und mit WH den Zug des Ausatmens!“ (R.Rohr, Ins Herz geschrieben, Herder 2008, S.189). Gott* ICH-BIN-DA-BEI-EUCH „ist uns verfügbar und zugänglich, wie unser Atem“ (ebd.), ist lebensbegleitend – ja ist das Leben selbst!
Auch, wenn es mir mal den Atem verschlägt,kann ich zurückfinden zum EINATMEN – AUSATMEN, meinen Lebensrhytmus wiederfinden im Vertrauen darauf, dass Gott* mich atmen lässt.
Der mich atmen läßt
bist Du, lebendiger Gott
Der mich leben läßt
bist Du, lebendiger Gott
Der mich schweigen läßt
bist Du, lebendiger Gott
Der mich reden läßt
bist Du, lebendiger Gott
Der mich warten läßt
bist Du, lebendiger Gott
Der mich handeln läßt
bist Du, lebendiger Gott
Der mich wachsen läßt
bist Du, lebendiger Gott
Der mich Mensch sein läßt
bist Du, lebendiger Gott
Der mich atmen läßt
bist Du, lebendiger Gott
(Anton Rotzetter, „Gott, der mich atmen lässt“, Herder-Verlag Freiburg, 2000, S. 98)
GS 11.Januar 2022