Die Panne als Chance
Meine Arbeitswoche begann mit einer Doppelpanne: kurz hintereinander, auf dem morgentlichen Fahrradweg zum Bahnhof ging meinen Reifen die Luft aus. Eine erste optische Diagnose: Glassplitter in runtergefahrenen Profilen aus alterssprödem Gummi!
Die Folgen: Zug verpasst, zu spät am Arbeitsplatz, neue Reifen bestellt, da nicht vorrätig, … Meine tägliche Fahrt von und zur Arbeitsstelle verlängert sich auf jeweils fast 2 Stunden wegen der Wartezeiten.
4 Stunden vergeudete Zeit?
Nein! – 4 Stunden gewonnene Zeit!
Zeit der Muße, denn ich werde gefahren
Zeit für Achtsamkeit, ich nehme meine Um- und Mitwelt anders wahr
Zeit zum Nachdenken, weil ich mich nicht auf den Straßenverkehr konzentrieren muss (leider bin ich als Mann nicht Multitasking fähig)
Zeit für Kreativität, weil aus meinen Beobachtungen und meinem Nachdenken vielleicht Ideen erwachsen, Ideen die helfen, wie wir -jede/r an seinem Ort und in seiner Mitwelt- die Panne der Demokratie, den Wahlsonntag 24. September 2017 nutzen können, um stärkere und alltagstauglichere Profile aufzuziehen.
Christ sein – trotz alledem könnte ein solches Profil sein. Sich einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden, für eine lebenswerte Umwelt auch in Zukunft, für ein gutes Leben für alle Menschen auf diesem Planeten
…
Nutzen wir die WahlPanne unserer Demokratie als Chance zur Profilierung. Wir, die 87 % der Demokratie-Wähler und besonders die Christen unter uns, um die wirklichen Werte des „Christlichen Abendlandes“ wie Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Respekt vor dem anderen, auch wenn er uns zunächst noch fremd ist, offensiv zu leben. – GS 26. Sept. 2017
„Daran entscheidet sich heute Gewaltiges, ob wir Christen Kraft genug haben, der Welt zu bezeugen, dass wir keine Träumer und Wolkenwandler sind. Das wir nicht die Dinge kommen und gehen lassen, wie sie nun einmal sind. Dass unser Glaube wirklich nicht das Opium ist, das uns zufrieden sein lässt inmitten einer ungerechten Welt. Sondern dass wir gerade, weil wir trachten nach dem, was droben ist, umso hartnäckiger und zielbewusster protestieren auf dieser Erde. Protestieren mit Worten und mit Taten.“
Dietrich Bonhoeffer (Lutherischer Theologe, nach 2 Jahren Haft am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg von den Nationalsozialisten hingerichtet)
Bleibe bei uns mit deinem Segen
Wenn der Boden
unter meinen Füßen schwankt,
reichst du mir deine Hand
und hältst mich fest
Wenn ich keinen Boden mehr
unter den Füßen habe,
stellst du mich auf festen Grund.
Wenn die Erde sich auftut,
um mich zu verschlingen,
umgibst du mich mit deiner Liebe,
denn dein Reich ist nicht zu zerstören.
So bleibe bei uns,
mit deinem Segen für Leib und Seele.
So bleibe bei uns,
mit deiner Kraft für Geist und Sinn.
So bleibe bei uns,
mit deiner Liebe auf allen unseren Wegen.
Bleibe bei uns, Herr, mit deinem Segen.
UWE SEIDEL (Deine Güte umsorgt uns, Verlag am Eschbach 2001, S.78)