Begreifend Erkennen

“Das liegt doch auf der Hand!” meint “Bist Du eigentlich blind? schwer von kapee? begriffsstutzig?” Ungeduldig kommentieren wir besser Wissende für sie offensichtliche Erkenntnisse, um sie sofort zu verbreiten während sich bei den Angesprochenen, die Erkenntnis erst langsam wachsen muss.
In einer alten Ostergeschichte (Lukas-Evangelium 25,13-35) sind zwei solch Begriffsstutzige nach einer gemeinsam erlebten Enttäuschung auf dem Weg zurück in ihre Heimat. Immer wieder sprechen sie, wie in einer Selbsthilfe-Gruppe über ihr Erleben, tauschen ihr Empfinden aus, suchen nach Gründen, warum sie sich in einem, den sie für den von Gott gesandten Retter, den Erlöser der Welt gehalten hatten und dessen Bewegung sie angehörten, so getäuscht hatten. Er hatte kläglich versagt, war ganz menschlich als Gotteslästerer und Revolutionär von den Religionswächtern bei der Besatzungsmacht angezeigt worden und zum Tod am Kreuz verurteilt und hingerichtet worden. Er war für sie gestorben.
Sie sind enttäuscht, weil er als Heilsbringer versagt hat und weil sie ihm geglaubt und vertraut hatten und für ihn alles verlassen und aufgegeben hatten. Sie waren mit Jesu Tod auch persönlich am Ende.
Der Sinn des Ganzen und die Be-Deutung der Ereignisse, die sie erlebt hatten, wird ihnen erst in der Erinnerung an die alten Geschichten und Erfahrungen deutlich als Plan Gottes. Und sie scheinen immer noch Teil dieses Planes zu sein, denn sie spüren, dass der, den sie für immer tot glaubten in ihrem Erzählen und Nach-denken wieder Gestalt annimmt. Er wird Teil ihrer Weg- und Erzählgemeinschaft. Sein Leben mit ihnen und seine Botschaft werden wieder lebendig.
Letztlich begreifen sie das Phänomen seiner Auferstehung aber erst beim gemeinsamen Essen und an der Art und Weise, wie sie in Erinnerung an ihr letztes Zusammensein mit Jesus das Brot gebrochen haben und er ihnen den Auftrag gab, dies immer wieder im Gedenken an ihn zu tun.
Er gibt sich ihnen zu erkennen und sie erkennen ihn. Das geteilte Brot in ihrer Hand wird zum Zeichen ihrer Gemeinschaft mit dem in ihnen weiterlebenden Jesus, dem von Gott gesandten Messias.
Das Brot in ihrer Hand und die Erkenntnis daraus, dass er auferstanden ist, erinnert sie daran Gottes Willen zu tun, zu teilen und seine frei machende Botschaft von der Liebe Gottes, die auch den Tod übersteht weiter zu erzählen, sie in ihr Leben zu übersetzen und so an einer besseren Welt mitzuarbeiten.
Handgreifliche Zeichen brauchen wir Begriffsstutzigen, um zu Glauben!
GS 7. April 2021


jesus
jüdischer bruder
herz gottes
liebhaber des lebens

so auf dich vertrauend und glaubend
so auf dich setzend und hoffend
so dir nachfolgend

mit unseren möglichkeiten und
den deinen darin
wollen wir unser leben wagen

tag für tag
stufe für stufe
schritt für schritt
unser leben vor dem tod
du weist uns den weg zum leben

osterwärts

© manfred langner
(Auszug aus OSTERWÄRTS 2021)

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