Ausgewählt und mit Vollmacht

Unsere bundesdeutsche, demokratische Zivilgesellschaft mit ihrem hohen Anspruch an vielfältigem sozialem und kulturellem Leben funktioniert nur, wenn viele sich “ehrenamtlich” engagieren, ihre Fähigkeiten unentgeltlich einbringen, hochmotiviert und engagiert.
Fast 16 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland in Vereinen, Initiativen, sozialen Bewegungen, im Sport, in der Arbeit mit Jugendlichen, im Gesundheitsdienst, in der Sozialfürsorge, in der Pflege und Betreuung, in der Nachbarschaftshilfe, … und in den Kirchen.
Mit “Ehrenamt” wird im deutschen Sprachraum die Übertragung einer Aufgabe des bürgerschaftlichen Engagements durch Wahl oder Beauftragung verstanden, eben ein AMT. Dies traut den Gewählten zu, dass sie die Aufgabe ausführen zum Wohle der Gemeinschaft und zum Dienst an der Gesellschaft – und dass es ihnen Spaß macht.
Ich arbeite nun schon seit 50 Jahren “ehrenamtlich” in unterschiedlichen Gruppen und Initiativen, meist in Friedens- und Entwicklungspolitischen Initiativen, aber auch kirchlichen Initiativen und Gremien; in vielen Fällen langjährig in Leitungsfunktionen.
Entscheidend für die “freiwillige” Übernahme dieser Funktionen und für mein Engagement überhaupt war immer meine Motivation, mein Interesse an den Menschen und den damit verbundenen Herausforderungen.
Für die Kirchen in Deutschland ist ein vielfältiges ehrenamtliches Engagement lebensnotwendig, um ihren Dienst an der Zivilgesellschaft und ihre internen Dienste und Angebote aufrechterhalten zu können. Hier ist für das EhrenAMT zunächst mal die Mitgliedschaft durch die Taufe und die Firmung/ Konfirmation Voraussetzung und die Einbindung in die Organisation, die Hierarchie (Heilige Ordnung). Die individuelle Motivation ist der Berufung durch die Taufe zum Dienst in der Kirche nachrangig. Ehrenamtlicher Dienst ist die zwangsläufige Konsequenz der Mitgliedschaft und keine Frage der inneren Motivation und der Voll-Macht.
Das Matthäus-Evangelium zeigt auf, wie Jesus die, die sich für seine Botschaft engagieren wollten in sein Wirken eingebunden hat und sie motivierte für ihren Dienst:
Erst verkündet er seine Botschaft vom Friedensreich der Gerechtigkeit und Liebe, dann setzt er in seinem Leben und Handeln diese Botschaft konsequent um, gewinnt Anhänger, die mit ihm gehen. Und als er erkennt, dass der Bedarf nach Botschaft, Leben und Handeln größer ist, als er allein leisten kann, wählt er unter seinen Followern Bevollmächtigte aus es ebenso zu tun, die Reichweite seiner Botschaft und seines Handelns zu vergrößern. Er nimmt ihre Motivation und ihr Engagement ernst und traut ihnen zu in seinem Sinne zu handeln. – Auch wenn einer ihn enttäuscht an die Religionsbehörde verrät.
Jesus sendet sie aus ohne Bezahlung oder Vergütung, darauf vertrauend, dass sie versorgt werden von der Gemeinschaft der ihm und mit ihm Gott Glaubenden.
Sein Motivations-Zuspruch: „Tut alles, ohne etwas dafür zu verlangen, denn ihr habt auch die Kraft dazu ohne Gegenleistung bekommen.“(Matthäus-Evangelium 10,8)
Fragen:
In unserer Individual-Gesellschaft, in der soziales Engagement sich lohnen muss, ein schwer vermittelbares Mitarbeiter Rekrutierungs- und Motivierungsmodell?
Weil Kirche der eigenen Botschaft und der Attraktivität ihrer Dienste am Nächsten und für die Gemeinschaft nicht traut? – Oder weil sie ihren Followern und deren Motivation nichts zutraut?
GS 17. Juni 2020

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