Ankunft – Was kommt

Wenn in einem Werbespot dieser Tage ein Kind den Vater fragt “Was ist eigentlich Weihnachtsstress?” und bereits seit dem 15. November in einigen Städten “Weihnachtsmarkt ist”, dann ist es jetzt an der Zeit die fehlende Adventszeit für mich neu mit Sinn zu erfüllen.
Advent (lateinisch adventus „Ankunft“), eigentlich adventus Domini (lat. für Ankunft des Herrn), bezeichnet die Jahreszeit, in der die Christenheit sich auf das Fest der Geburt Jesu Christi, Weihnachten, vorbereitet. Zugleich erinnert der Advent daran, dass Christen das zweite Kommen Jesu Christi erwarten sollen.(Wikipedia)
Vorbereitungszeit! Sich Gedanken darüber machen, was ich wem schenken kann und soll, ist das eine – aber warum zu Weihnachten?
Grundlos schenken, einfach so, weil wir Beschenkte sind, unverdient ohne erbrachte Leistung, gratis! vom lateinischem Gratia = Gnade. Dieses unverdiente Geschenk ist Gottes Liebe zu uns Menschen, verkörpert in seinem Sohn, der als Jesus Mensch geworden ist, vor mehr als 2000 Jahren. Dieses “Gratis” feiern Christen an Weihnachten seit dem Jahr 336. Dass es ein Geschenkefest (für Kinder) wurde, verdanken wir Martin Luther, der in pädagogischer Absicht seit 1535 die Aufmerksamkeit der Kinder auf das Fest der Geburt Jesu lenken wollte.
Also beschenken wir einander als Reaktion auf dieses Gottesgeschenk der Liebe und als Ausdruck unserer Liebe zu unseren Mitmenschen.
Soweit christlich-theologisch und in sich sinnvoll; aber was wir daraus gemacht haben ist doch eher weihnachts-sinn-entleert.
Und dann ist da noch das “Zugleich” der Wikipedia-Definition von Advent: Die zweite Ankunft Jesu als auferstandener Christus und damit auch dem Ende der Zeiten.
“Ankunft – Advent”: Erinnerung, wie solidarisch Gott mit uns Menschen sein will, wie menschlich er in unserer Mitte ist (Huub Osterhuis in einem Lied aus den 60ern) und in Erwartung der Endzeit, “wenn er kommt”, wenn alles zu Ende geht und wir daran unser Leben messen müssen, ob wir es gelebt haben im Bemühen um Gerechtigkeit und Liebe und im Dienst am Frieden untereinander. Denn das sind die Maßstäbe, die Jesus in der Bergpredigt als Bedingung nennt für ein Leben in der Liebe Gottes.
Diese adventliche Endzeitstimmung steht quer zur Glühweinseligkeit der Weihnachtsmärkte. Aber in Zeiten des Klimawandels und der Anfragen der #…ForFuture-Bewegungen ist gerade die Adventzeit für mich BeSinnZeit auf das, was da kommt und wie ich mein Leben darauf ausrichte “worauf es ankommt, wenn er kommt”
GS 10. Dez 2019

Es geht um das Evangelium,
das heißt, um Geschichten,
die in der Gosse liegen.
Und nicht um Weihnachten
bei den Kindern von Lilleström.

Es geht um das Evangelium,
das heißt, um Menschen,
deren Würde im Dreck stirbt.
Und nicht um Poesie
aus Kerzenschein und Tannengrün.

Es geht um das Evangelium,
das heißt, um Gott,
kurz vor der Niederkunft.
Und nicht um Moritaten
pausbäckig roter Weihnachtsmänner.

Norbert Schuster, Weihnachtsmarkt, Mainz 2001, S.15

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