Angst essen Seele auf
titelt ein Film von R.W.Fassbinder, Anfang der 70er Jahre. Im Gastarbeitermilieu spielend, setzt er sich vielschichtig mit den Themen „Liebe, Alter, Familie, Rassismus, Vorurteile, Diskriminierung, Einsamkeit, Geschlechterrollen, Freundschaft, Sexualität, Migration, fremde Kulturen, Heimat, …“ auseinander.
Dass Angst unsere psychische Gesundheit nicht nur stark beeinträchtigt, sondern unsere Seele „regelrecht kaputt macht“, uns traumatisiert und panisch, ohnmächtig, handlungsunfähig macht erleben wir ja im gerade erst begonnenen Multi-Katastrophen-Sommer mit tödlichen Hitzeglocken, Überflutungen, Erdrutschen, Starkregen, Ernteausfällen wegen Dürre oder Überschwemmung, … Je nachdem wo wir leben, hautnah und existenzgefährdend.
Die Erzählung des Markus-Evangeliums über die existenzielle Angst der engsten Freund_innen Jesu in einem Boot im Sturm ist für uns nachvollziehbar, persönlich be-treffend.
Die Reaktion Jesu, der mit ihnen im gleichen Boot sitzt und sorglos schläft dagegen ist nicht nur irritierend, sondern fast schon herablassend: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr immer noch keinen Glauben?“ Er scheint über Sturm und Existenzangst zu stehen, ja er beherrscht diese.
Wie gehen wir mit den existenziellen Bedrohungen unserer Zeit um? Ignorieren wir sie? Spielen wir auf Zeit? Konsumieren wir, „solange es noch geht!“ oder hemmungslos „nach uns die Sintflut!“ Verdrängen wir unsere Angst oder aktiviert sie uns für eine lebenswerte Zukunft aufzustehen und uns einzusetzen an den Stellen, wo wir es können, auch durch persönliche Einschränkung und Verzicht im Glauben und Vertrauen auf eine lebenswerte Zukunft?
Jesus stellt sich der Realität und beruhigt, um seinen Freund_innen zu ermöglichen von ihren Ängsten abzusehen und sich auf einen Glaubens einzulassen, der eine liebevolle, gerechte und friedliche Welt ermöglicht.
Glaube kann helfen die Selbst-Blockaden meiner Ängste zu überwinden und mich für ein Gutes Leben für alle einzusetzen, indem ich mich der Gewalt und Zerstörung entgegenstelle, im Vertrauen auf solidarische Gemeinschaft und die bewegende Geistkraft Gottes.
Habe ich diesen Glauben schon?
GS 25. Juni 2024