Am liebsten weg schauen,

… bei dem, was täglich an Bildern auf mich einstürzt, wenn ich die Nachrichtenmagazine einschalte; bei dem, was um mich herum passiert.
Ich kenne das von kleinen Kinder, die sich die Augen zuhalten und meinen, dann nicht mehr gesehen zu werden, weil sie ja nichts sehen. Bei Kindern finden wir dieses Ausblenden der Realität und des eigenen involviert seins in diese Realität amüsant, bei Erwachsenen ist es krankhaft.
Diese Realitäts-Ausblendung entspringt der Überforderung, vielleicht auch der Sehnsucht nach einer heilen Welt, “es nicht sein kann, was nicht sein darf”. Aber “es” ist Wirklichkeit -das, was wirkt-. Ich bin gefordert mich dazu zu verhalten, meine Lebenswelt mitzugestalten, denn sie ist der Ort, die Bedingung, das Umfeld, dass ich zum Leben brauche: Mein Biotop – mein Lebensort.
Und dazu gehören meine sozialen Beziehungen genauso, wie die sozial-ökonomischen Verhältnisse um mich herum, in diesem Land und weltweit. Dazu gehört meine Liebesbeziehung genauso, wie das präsidiale Handeln von Herrn Trump; meine Arbeitsbedingungen genauso, wie ungerechte Welt-Wirtschaftsstrukturen; die Entscheidung, welches Auto ich fahre genauso wie der Klimawandel.  Alles ist miteinander verwoben und von einander abhängig.
Wer nicht sehen will, wird es (zu) spüren(bekommen).
Ich bin gleichzeitig Teil und Mitgestalter dieser Welt in der wir leben. Ich will nicht gelebt werden, sondern leben. Deshalb Augen auf, wahrnehmen, nachdenken und handeln.

GS 8. Februar 2017

Es wachse in dir der Mut,
dich einzulassen
auf dieses Leben
mit all seinen Widersprüchen,
mit all seiner Unvollkommenheit,
dass du beides vermagst:
kämpfen und geschehen lassen,
ausharren und aufbrechen,
nehmen und entbehren.

Es wachse in dir der Mut,
dich liebevoll wahrzunehmen,
dich einzulassen
auf andere Menschen
und ihnen teilzugeben
an dem, was du bist und hast.

Sei gesegnet, du,
und mit dir die Menschen,
die zu dir gehören,
dass ihr
inmitten dieser unbegreiflichen Welt
den Reichtum des Lebens erfahrt

Antje Sabine Naegeli (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.118)

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