Als wenn alles beim alten wäre -eine Normalitätssimulation-

so hören wir Jahr für Jahr seit fast 2000 Jahren die biblische Botschaft vom Gottesreich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens in Bildern aus der Lebenswelt der Menschen vor 2000 Jahren. Sie spiegeln deren Alltagserfahrungen wieder. Bilder von Arbeit, gerechtem Lohn, Befreiung, Versöhnung, … Bilder eines lebenswerten Lebens, geschenkt und nicht aufgrund von Leistung verdient. Aber wir verstehen sie und die Botschaft nicht wirklich und wirkungsvoll.

An uns, den heutig Hörenden, ist es diese Bilder und vor allem die sie beschreibenden Werte immer wieder neu in unsere Lebenswelt zu übertragen und das Leben entsprechend dem Willen Gottes -und nichts anderes meint das biblische Reden vom Gottesreich- in unsere Zeit, Erfahrungs- und Ideenwelt, in einer glaubwürdigen, attraktiven, heutigen Sprache zu erzählen und zu vermitteln.

Nur so kann diese zeitlose, begeisternde Botschaft gesellschaftlich relevant werden, Antworten auf uralte Menschheitsfragen und auf Zukunfts-Fragen geben, die sinn-voll sind. Bilder, Sprache, Narrative müssen sich orientieren an dem was das 2. Vatikanische Konzil vor mehr als 50 Jahren mit „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen“ bezeichnet hat.

Jesus kündigt am Ende seiner Gleichniserzählungen vom Gottesreich (Mt 13) an, dass es dazu neue Botschafter_innen des Gottesreiches braucht, „die gelernt haben, was es mit dem Gottesreich auf sich hat“ (Mt 13,52). Nur diese sind in der Lage alte Weisheiten und neue Lebenserkenntnisse miteinander in Beziehung zu bringen und sinn-voll zu vermitteln. Also von der biblischen Botschaft überzeugte, lernende, im heutigen Leben stehende und dieses immer wieder neu reflektierende, kommunikative und prophetische Menschen sind gesucht, die sich von diesem Anspruch in Dienst nehmen lassen – unabhängig von Herkunft, Lebensstand und (zugewiesenem) Geschlecht. Und möglicherweise auch ohne kirchliche Sozialisation und ausdrückliche Beauftragung. Einfach begeisterte und begeisternde Christen-Menschen.

GS 1. August 2023