Öffnungsbereit?

Vor etlichen Jahrzehnten habe ich Schallplatten aufgelegt bei Tanzabenden einer „Taubstummen“-Selbsthilfe-Initiative. Die Musik spielte, der Tanzstil wurde angezeigt und die Menschen tanzten sprachlos, aber mit ansteckender Begeisterung. Sie fühlten den Beat und Gebärdensprache übertrug die notwendigen Erklärungen. Taubstumm = Staubdumm war eine diskreminierende Etikettierung dieser doch so ganz normalen Menschen. Ihnen wurde unterstellt, weil sie gehörlos waren und ihre sprachlichen Versuche oft einem Lallen glichen, dass sie nichts mitbekämen von ihrer Umwelt. Außen vor, ausgestoßen. Sie konnten nicht mitreden und oft nur durch unartikuliertes Schreien auf sich und ihre Bedürfnisse aufmerksam machen. Die Menschen, die ich kennenlernen konnte repräsentierten alle sozialen und Bildungs-Schichten, eben ganz normale Menschen – mit einem Handicap.

Das Markus-Evangelium (8,31-37) erzählt von der Begegnung Jesu mit einem „der taub war und stammelte“. Seine Verwandten, die außerhalb der jüdischen Gesellschaft lebten, also denjenigen, zu denen sich Jesus bis dahin gesandt und verpflichtet fühlte, brachten ihn zu ihm mit der Bitte um Heilung. Nach Berührung, Gebet und der Aufforderung „Öffne Dich“ wurde er geheilt– weil er bereit war sich zu öffnen. Auch Jesus öffnete seine Botschaft ab da auf alle Menschen guten Willens.

In unserer derzeitigen gesellschaftlichen Krisensituation verhärten sich die ausschließenden Positionen, wir hören nicht mehr zu, viele Verstummen, leben und kommunizieren nur noch in ihrer Bubble. Unsere Gesellschaft ist gespalten, entsolidarisiert.

Eine Lebenswerte Zukunft werden wir nur haben, wenn wir uns berühren lassen, uns einander öffnen, gesellschaftliche Grenzen überwinden und gemeinsam und solidarisch Lösungen suchen und leben, was wir er-beten.

GS 10. Sept 2024

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