Segensbedürftig
Manchmal nervt sie mich, die inflationäre Verwendung des Emoticons „gesegnet“ auf Facebook, Instagram und den Messenger-Diensten, insbesondere aus der christlich-kirchlichen Bubble. Drückt es wirklich Emotionen der Verwender_in aus oder ist es einfach ein Label für eine besondere Gruppe?
Der christliche Begriff Segen entspricht dem lateinischen Wort benedictio, abgeleitet von benedicere aus bene („gut“) und dicere („sagen“), also eigentlich von jemandem gut sprechen, jemanden loben, preisen. Und im Deutschen ist Segen dem lateinischen signum = Zeichen entlehnt (Wikipedia)
Ja, es gibt eine Berechtigung sich gesegnet zu fühlen. Und in alten Zeiten war man davon überzeugt, dass der Segen sofort wirkt. Der und die Segnende sagt Gutes zu im Vertrauen, dass der Segen wirkt. Eigentlich war damals jeder Gruß ein Segenswunsch : Guten Tag, buenas dias, tschüß aus dem französischen adieu = Gott befohlen oder bye bye von God be with you =Gott sei mit Dir.
Segnen als alltägliche „Gewohnheit“ sollte wieder zu einer alltäglichen Praxis werden.
Denn wir sind segensbedürftig, damit unser Leben gut wird und das können wir nicht aus uns heraus, sondern wir glauben, dass GOTT*, der alles gut geschaffen hat auch unser Leben gut macht, indem er uns auf dem gewählten Lebensweg begleitet und lenkt. In diesem Sinne kann ich mich als GOTT* Glaubende_r gesegnet fühlen.
Und mehr noch, aus dem Gefühl und im Bewusstsein ein_e Gesegnete_r zu sein kann ich Segen selbst bewusst weitersagen, weiter wünschen, weiter geben an und auf meine Mitmenschen, ja auf die Welt – gerade in Zeiten von Hass und Gewalt, Kriegen, Vertreibung und angesichts von Milliarden Not Leidenden. „Dem Hass mit Liebe begegnen“ (Salman Rushdie)
Segen verändert, Segen wirkt – bei mir und bei denen, denen ich Gutes zusage, die ich segne.
Christen werden bezeichnet und signieren andere mit einem Kreuz, dem Zeichen dessen, der mit uns solidarisch gelebt und in und für diese Welt und die Menschen, die Gott liebt, gewirkt hat.
GS 14. Mai 2024