Leuchttürme außer Funktion

könnte man meinen, wenn man im Sonntagsevangelium die Gebrauchsanweisung Jesu zum öffentlichen Tun von Gottes Willen für die Menschen in dieser Welt liest: »Man stellt eine Leuchte auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt. Genauso muss auch euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.«(Mt 5,15f).

Die Hörer der Botschaft Jesu vom Gottes Reich der Gerechtigkeit der Liebe und des Friedens als Orientierung gebende und gleichzeitig Mahnende vor drohende Gefahren. – eine wirklich gesellschaftlich relevante Aufgabe für uns Christen und für unsere christlichen Einrichtungen und Institutionen.

Offensichtlich werden wir in der Öffentlichkeit nicht mehr als gesellschaftlich relevante Gruppe wahrgenommen, weder an der Seite der Armen und Ausgebeuteten, noch als Friedensvermittler_innen in den Krisen dieser Zeit, nicht als Botschafter_innen der Freiheit, noch als Aktivist_innen für die Rettung unserer bedrohten Lebensgrundlagen.

Öffentlich wahrgenommen werden sexueller und Machtmissbrauch in kirchlichen Einrichtungen und das Vertuschen dieser Vorfälle durch die Kirchenleitungen; und dass die „Freiheit eines Christenmenschen“(Martin Luther) an den hierarchischen Kirchenordnungen scheitert und so wirkliche Partizipation und Engagement für ein christliches Leben im Sinne der Botschaft Jesu im kirchlichen Raum verhindert wird.

An anderer Stelle fordert Jesus die, die sich auf ihn berufen auf „Sauerteig“ in und für die Welt zu sein. Es geht also beim christlichen Leben um Leuchtkraft und Empowerment für eine bessere Welt, wie sie Gott mit uns gestalten will.

Statt Kirchtürme abzureißen und Kirchenräume zu schließen, weil sie nicht mehr für die Liturgie benötigt werden lasst uns sie zu Leuchttürmen christlicher Hoffnung für die Welt und zu Räumen der Solidarität und des Engagements für ein gutes Leben für alle Menschen umwidmen. – Das wäre wirklicher und wirksamer Gottesdienst.

GS 7. Febr 2023