Geduldsprobe

In diesen Tagen des holprigen Impf-Starts für die priorisierten „vulnerablen Gruppen“ fordern Politiker aller Ebenen von der Bevölkerung Geduld: Geduld mit den Produzentinnen, Geduld mit den Verhandelnden, Geduld mit den Zulassungsstellen, Geduld mit den Verwaltungsabläufen, … letztlich auch Geduld mit den politisch Verantwortlichen selbst. Die Erwartungen waren hoch, die Entwickler*innen schnell, die Wirksamkeitsstudien beachtlich, die Lieferzusagen viel versprechend.
Die Angst vor Mutationen und Kontrollverlust wächst, der Lockdown-Frust ist groß und für viele existenzgefährdend. Der versprochene Impf-Start enttäuschend. Die Impfstoffverteilung ungerecht zu Gunsten des Nordens, zu Lasten des globalen Südens.
Es wird zurück gerudert. Das Erwartungsmanagement müsse verbessert werden, sagt Markus Söder; Robert Habeck sieht dieses gar im Keller.
Erwartungsmanagement? „Im Erwartungsmanagement kommt es darauf an, die gelieferte Leistung an die Kundenerwartung anzupassen. Dabei ist es relevant, die Kundenerwartung in seinem Sinne zu steuern, um beispielsweise nicht in eine so genannte „Erwartungsspirale“ zu geraten, in der die Leistung durch induzierte Erhöhung der Kundenerwartung immer gesteigert werden muss.“(Wikipedia)
Die Erwartungen an die Bewältigung der Krise also falsch gesteuert?
Paulus schreibt während einer Glaubwürdigkeits-Krise der römischen Gemeinde:
Röm 15,5: Gott, der Geduld und Ermutigung schenkt, soll euch helfen, eins zu sein und in Frieden miteinander zu leben. Geht miteinander so um, wie es Christus vorgelebt hat.
Es geht in der Bewältigung von Krisen um Geduld miteinander, d.h. mit denen man gemeinsame Überzeugungen und ein gemeinsames Ziel teilt: Ein gutes Leben für alle.
Und die Bereitschaft zu Verzicht und zum Teilen.
In meiner Prioritäten-Liste stehen Corona-Krise und Klimakrise gemeinsam auf Platz 1.
Dafür brauche ich viel Gott geschenkte Geduld, auch mit mir selbst, Menschen mit denen ich gemeinsame Ziele teile und (Gott geschenkte) Ermutigung!

GS 2. Februar 2021