Sommerlust und Klimafrust

Wir saßen unter einem 100 Jahre alten Walnussbaum in unserem Garten, umgeben von Blumen und Obstbäumen, um einen interkulturellen Freiwilligen-Austausch vorzubereiten. Sommeridylle mit leichter Brise und angenehmem Klima. Menschen unterschiedlicher Herkunft und kulturellen Wurzeln: Afrika, Asien, Europa; Menschen im Alter von 21 bis 64 Jahren, Menschen mit unterschiedlichen Berufs- und Zukunftsperspektiven, in unterschiedlichen Lebensphasen und mit unterschiedlichen Erfahrungen, alle verbunden im Engagement für eine Welt, in der alle Menschen gut leben können.
Wir sitzen im Schatten eines Baumes, der einen Krieg (fast) unbeschadet überstanden hat, unter dem vier Generationen gelebt , gearbeitet, gespielt und sich an ihm erfreut haben. Seine Blätter und sein Stamm haben in diesen hundert Jahren fast eineinhalb Tonnen CO2 gebunden.
Der Baum steht nur noch einen Kilometer vom Tagebau entfernt. Der Braunkohle-Staub legt sich auf die Blätter, die Pumpen des Tagebaus nehmen ihm das Wasser weg: Seine Blätter wachsen nicht mehr so dicht und werden schneller braun.
Nur der Flug einer Freiwilligen in ihr Einsatzland im südlichen Afrika stösst dreimal soviel CO2 aus wie der Walnussbaum unter dem wir sitzen in 100 Jahren gebunden hat. Vor 15 Jahren, als zwei der unter dem Baum sitzenden ihre Afrikareise planten, haben wir uns darüber keine Gedanken gemacht. Heute sind wir mehr als sensibilisiert für diese Schattenseite unseres Engagements und der spürbare u.a. durch unseren CO2 Ausstoss verursachte Klimawandel, führt gerade im afrikanischen Partnerland zu Extremwetter und dauerhaften Ernteausfällen.
Eine der unter dem Baum Sitzenden, eine ehemalige Freiwillige, erzählt von ihren Erfahrungen und ihrer Motivation an den #fridaysforfuture-Demonstrationen teilzunehmen und von der Demo im Tagebau Hambach.
Mein Blick fällt auf einen kleinen Feigenbaum, der auch im Schatten des Walnussbaumes wächst und mir fällt ein, dass Jesus seinen Freunden von den kommenden Tagen der Entscheidung für das richtige Tun gesprochen hat. Und davon, dass Gott es gut mit denen meint, die auf ihn vertrauen, auch wenn alles um sie herum zusammenbricht. Gefragt, woran man diese kommende Zeit, die Endzeit erkennen kann, verweisst er auf den Feigenbaum:
„Lernt nun etwas vom Feigenbaum: Wenn seine Knospen weich werden und seine Blätter zu sprießen beginnen, wisst ihr, dass der Sommer vor der Tür steht, auch ohne dass man es euch sagt.“ (Mk 13,28)
Die Zeit konsequente Entscheidungen auch gegen wiederständige Interessen zu fällen und zu handeln ist jetzt!
GS 25. Juni 2019

Wenn Unwichtiges sich aufbläht
und das, was wirklich zählt, verdeckt,
dann wünsche ich dir den Mut,
innezuhalten
und den Dingen auf den Grund zu gehen.

Wenn Menschen hungrig, heimatlos
und unterdrückt bleiben,
während andere sich bereichern
und nur an ihren Vorteil denken,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für das Reich Gottes zu entscheiden.

Wenn du dich im Gewirr der Angebote
und Meinungen verlaufen
und eine falsche Richtung eingeschlagen hast,
dann wünsche ich dir den Mut,
umzukehren
und aufzubrechen in ein neues Leben.

Angela Lohausen/ Guido Schürenberg – MISEREOR Fastenaktion 2017