Wir tun’s: Warten

Die Zeit kurz vor dem Osterfest hat für mich einen merkwürdigen Charakter.

Zum einen begrüßen mich schon seit Wochen in Supermärkten und Zeitschriften große Überschriften wie „Frohe Ostern wünscht Ihnen…“ oder „Für ein gelungenes Osterfest“ und Angebotsschilder preisen Osterhasen aus Schokolade oder bunte Ostereier an.

Zum anderen ist mit Beginn des Palmsonntags die letzte Woche der Fastenzeit – die Kar-Woche – angebrochen; die letzte Woche des Verzichts, an dem wir mit Karfreitag das Leiden und den Tod Jesu in gesonderter Weise durch einen sogenannten „strengen Fastentag“ gedenken können. Erst nach den vierzig Tagen des Fastens kann mit der anschließenden Osterfeier die Zeit des Aushaltens ihren Abschluss finden.

Aber bis dahin, quasi mittendrin – warten.

Warten auf das, was im Alltag bereits durch Werbung angekündigt wird. Warten auf das Fest Ostern; warten auf die Kolleg*innen, warten auf das Essen, auf die Straßenbahn, auf die grün werdende Ampel – überall: warten, warten, warten.

Das Warten umgibt uns, wir tun’s jeden Tag, mal bewusst und mal ganz nebenbei. Manchmal kann ich es kaum aushalten und habe das Gefühl vor Spannung zu platzen. Ein anderes Mal bin ich eigentlich ganz froh über eine kleine Wartezeit, die mir Gelegenheit zum Durchatmen und Vorbereiten gibt. Es ist Teil unseres Alltags zu warten. Entscheidend ist, was wir daraus machen, um am Ende nicht vergeblich zu warten.

Rafał Londo – 27. März 2018

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