Shitholes und Weltverbesserer
Es ist mal wieder aus seinem Mund gequollen: die respektlose, diffamierende, pauschale und skandalöse Bezeichnung ganzer Staaten und Kontinente als „Shitholes“. Donald Trump ließ zwar dementieren, aber Augen- und Ohrenzeugen seines Treffens mit US-Senatoren bestätigten seine Verbal-Entgleisung bezogen auf die Herkunftsländer von Migranten.
Ich bin der Überzeugung, dass unsere Weltsicht und unser Wollen unsere Sprache bestimmt. Wenn President Trump als Politiker wirklich die Welt verändern wollte zu einem lebenswerten Ort für alle Menschen, wie es die Vereinten Nationen als gemeinsames Ziel der Staatengemeinschaft 2015 festgeschrieben haben, würde er eine andere Sprache benutzen. – Es sei denn, er leide an Koprolalie, also dem Herausschleudern obszöner und aggressiver Ausdrücke.
Hatespeech –nicht nur im Internet- ist zu einem gesellschaftlichen Problem geworden und findet sich auch zunehmend in der politischen Auseinandersetzung. Hass und Gewalt verändern unsere Gesellschaft und unsere Welt zum Negativen und nicht zum friedlichen, konstruktiven Miteinander.
Wenn ich mich an der Botschaft Jesu orientiere und sie als Christ (als solcher bezeichnen sich ja immer noch viele Politiker, auch Donald Trump) leben will, dann wird mein Verhalten gegenüber Mitmenschen geleitet sein vom Anspruch der Bergpredigt: „Ich sage Euch: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen. So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne scheinen auf böse Menschen wie auf gute, und er lässt es regnen auf alle, ob sie ihn ehren oder verachten. … Was ist denn schon Besonderes daran, wenn ihr nur zu euresgleichen freundlich seid? Das tun auch die, die Gott nicht kennen! Nein, wie die Liebe eures Vaters im Himmel, so soll auch eure Liebe sein: vollkommen und ungeteilt.« (Matthäus 5, 44-48)
Demnach geht Weltverbesserung nur über Liebe, dem Gegenteil von Hass und Gewalt. – Und an unserer Sprache wird unser Wollen erkennbar. GS 23. Jan 2018
Ich bitte um Gelassenheit, wenn
meine Vorstellungen nicht berücksichtigt,
meine Pläne nicht eingehalten,
meine Wünsche nicht befriedigt,
meine Vorschläge nicht ernst genommen werden.
Ich bitte um die Einsicht, dass
Stürme notwendig sind,
Fehler neue Möglichkeiten eröffnen,
Widerstand zum Denken anregt,
in Krisen eine Chance liegt,
Sanftmut weiter führt als Gewalt.
Ich bitte um den Mut,
mich an meine Grenzen vorzutasten,
meine Möglichkeiten zu entfalten,
zu sagen, was ich zu sagen habe,
zu tun, was ich tun muss,
mich zu sehen, wie ich bin.
Ich bitte um den Glauben
an die Kraft, die in mir liegt,
an das Gute in dir,
an den Wert unseres Gesprächs,
an den Sinn unseres Lebens,
dass Liebe trägt.
Max Feigenwinter (Jeden Augenblick leben, Verlag am Eschbach 2005, S.36f)