Ein Stück vom Himmel – ein Platz von Gott

für die Erde in Krisenzeiten

von Herbert Grönemeyer, Album 12/ 2007

Warum in seinem Namen?
Wir heißen selber auch.
Wann stehen wir für unsre Dramen?
Er wird viel zu oft gebraucht.
Alles unendlich, unendlich.

Welche Armee ist heilig?
Du glaubst nicht besser als ich!
Bibel ist nicht zum einigeln,
die Erde ist unsere Pflicht!
Sie ist freundlich, freundlich –
wir eher nicht.

Ein Stück vom Himmel,
ein Platz von Gott,
ein Stuhl im Orbit,
wir sitzen alle in einem Boot!
Hier ist dein Haus,
hier ist was zählt.
Du bist überdacht
von einer grandiosen Welt.

Religionen sind zu schonen,
sie sind für Moral gemacht.
Da ist nicht eine hehre Lehre,
kein Gott hat klüger gedacht,
ist im Vorteil, im Vorteil.

Welches Ideal heiligt die Mittel?
Wer löscht jetzt den Brand?
Legionen von Kreuzrittern
haben sich blindwütig verrannt.
Alles unendlich, warum unendlich?
Krude Zeit.

Ein Stück vom Himmel
ein Platz von Gott,
ein Stuhl im Orbit.
Wir sitzen alle in einem Boot.
Hier ist dein Heim,
dies ist dein Ziel.
Du bist ein Unikat,
das sein eigenes Orakel spielt.
Es wird zu viel geglaubt,
zu wenig erzählt.

Es sind Geschichten,
sie einen diese Welt.
Nöte, Legenden, Schicksale, Leben und Tod,
glückliche Enden, Lust und Trost.

Ein Stück vom Himmel
der Platz von Gott.
Es gibt Milliarden Farben,
und jede ist ein eigenes Rot.
Hier ist dein Heim,
dies unsere Zeit.
Wir machen vieles richtig,
doch wir machen’s uns nicht leicht
Dies ist mein Haus,
dies ist mein Ziel.

Wer nichts beweist,
der beweist schon verdammt viel.

Es gibt keinen Feind, es gibt keinen Sieg.
Nichts gehört niemand alleine,
keiner hat sein Leben verdient.
Es gibt genug für alle,
es gibt viel schnelles Geld,
wir haben raue Mengen,
und wir teilen diese Welt,
und wir stehen in der Pflicht.

Die Erde ist freundlich,
warum wir eigentlich nicht?
Sie ist freundlich,
warum wir eigentlich nicht?

 

Herbert Grönemeyer über „Stück vom Himmel“:

„Stück vom Himmel“ ist der Versuch, mich dem Thema zu nähern, dass plötzlich alle Leute religiös werden. Man versucht sich zu definieren über seine Religion. Für mich ist auch der Irak-Krieg zum Teil ein religiöser Krieg. Tony Blair hat auch im englischen Fernsehen zugegeben, dass er sich seiner Meinung nach nur Gott gegenüber verantwortlich fühlt. Ich warne einfach nur davor. Die Welt ist nur noch gemeinsam zu retten. Wir rücken einfach näher zusammen. Alles, was passiert, ist sofort global. Jeder Virus. Die Armut. Alles. Der Versuch, vorsichtig mit Religion umzugehen. Das ist wunderbar für jeden Einzelnen, als ein eigenes moralisches Gerüst im Kopf, aber man darf nicht plötzlich anfangen, das als Identifikation zu nehmen oder wie ein Etikett zu tragen. Oder am besten noch: Christentum gleich reich, und dadurch besser, erfolgreicher. Im Grunde genommen einfach zu sagen: Diese Welt halten wir alle in den Händen, entspannt, aber nur wenn man sich wirklich öffnet und nicht anfängt, sich plötzlich durch Religion zu separieren und voneinander zu trennen. Das ist im Grunde genommen der Sinn dieses Liedes. Musikalisch sicherlich der Versuch – und das ist beim ganzen Album so, das ist ja wie eine Trilogie, das ist nach „Bleibt alles anders“ und „Mensch“ das dritte Album, das ich mit Alex Silva, meinem Co-Produzenten, mache. Ist sehr streicherorientiert zum Teil, auch sehr pompös, aber wir haben gedacht, „Bleibt alles anders“ war sehr reduziert, „Mensch“ lag so in der Mitte und jetzt gehen wir halt, wie der Engländer sagt, und „embracen“, küssen. Wenn etwas groß sein kann, dann haben wir es auch übertrieben oder richtig hoch gezogen. Hier bei „Stück vom Himmel“ natürlich die Streicher und großes Orchester. Aber ich denke, wir haben immer versucht, die Balance zu wahren, dass es nicht nervt. Das ist generell bei dem Album so. Hinzu kommt, das ist so wie eine Ouvertüre. Das merkt man auch am Schluss. Das Album wird abgeschlossen von einem Schlusstusch.