33 und 102

Zwei Zahlen aus den Headlines der vergangenen Woche, die die Relevanz von Institutionen für das Leben der Menschen ausdrücken:
33% der 18-30 Jährigen haben bei der Europawahl Grüne gewählt. Im Gemeinwohlranking steht die Katholische Kirche als Institution auf Platz 102 von 137 Organisationen, Firmen und Institutionen.
Nur eine Momentaufnahme oder ein Trend?
Was ist relevant für mein Leben, wer thematisiert die Fragen, die mich beschäftigen und hat auch noch Antworten, die weiterführen. Nicht abstrakt, sondern konkret.
Fragen des Lebens. Existenzielle Fragen für meine Zukunft, für eine lebenswerte Zukunft.
Die beste Botschaft kann nicht ankommen, wenn sie nicht glaubwürdig gelebt wird und offen hinterfragt werden darf (siehe die wütenden Reaktionen auf das Video des YouTuber Rezo).
Parteien, wie Kirchen stehen in der Öffentlichkeit und sie haben kein Weltanschauungs- und Sinndeutungs-Monopol (mehr). Die Katholische Kirche zieht sich zurück auf den inner circle, kreist um den eigenen Kirchturm, beschäftigt sich nach den Missbrauchsskandalen mit sich selbst und ihrer Glaubwürdigkeit.
Vor 2000 Jahren versuchte eine kleine Gruppe Überzeugter, die sich auf einen Jesus, den sie Christus -der Gesalbte- nannten, auf dem Markt der Götterverehrung die christliche Botschaft vom Leben in Fülle und von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für alle zu plazieren. Sie erzählten von einem, ihrem Gott, der sich mit denen solidarisiert und ihnen Hoffnung gibt, die am Rande der Gesellschaft stehen, den Armen, Kranken, Ausgestossenen, Sklaven, Losern. Ihr Botschafter Paulus predigte im Zentrum von Athen, auf dem Marktplatz, dem Platz der offenen Diskussion, des Philosophierens, der Streitgespräche mit Vertretern der unterschiedlichen Denkschulen, Think Tanks der damaligen Welt … und erzählte von seinem Glauben. Dies war so interessant, dass sie mehr von ihm hören wollten und ihn mitnahmen zu einer Podiumsdiskussion: Apg 17, 20-31
Paulus hat mit seiner Botschaft von einem menschenfreundlichen, lebensbejahenden, liebenden und solidarischen Gott die Fragen, den Nerv der suchenden Menschen seiner Zeit getroffen, ihr Fragen und Suchen ernst genommen und versucht Antwort zu geben, Perspektiven aufzuzeigen für ein sinnvolles gutes Leben – nicht Rituale, Dogmen, Verwaltungsstrukturen aufgedrängt.
Menschen wie Paulus wurden Propheten, Apostel, Gesandte genannt – heute würde man Greta Thunberg + Co und vielleicht auch Rezo und andere Polit YouTuber Influencer (Meinungsbilder)nennen. Warum findet man sie nicht in der katholischen Kirche? Weil eine geschlossene Gesellschaft den offenen Diskurs fürchtet und der Relevanz ihrer gelebten Botschaft für das Leben der Menschen nicht traut?

GS 29. Mai 2019