Juni – August 2014

and no religion too?

In den kriegerischen Auseinandersetzungen dieser Tage und vor allem im arabischen Raum und im Nahen Osten ist immer wieder die Rede davon sie seien religiös motiviert. Religion wird verstanden als Weltanschauungssystem, das menschliches Verhalten, Handeln, Denken und Fühlen prägt und Wertvorstellungen normativ beeinflusst.
John Lennon, ein sehr spiritueller Friedensaktivist, wäre verkannt würde er so simple interpretiert: Keine Religion, kein Krieg.
Nein, Frieden ist an die Vision von Versöhnung gebunden, die möglich ist :” … nichts wofür man töten oder sterben würde und auch keine Religionen… Stell Dir vor, keinen Besitz zu haben ! …Keinen Grund für Habgier oder Hunger, Eine Bruderschaft der Menschen. Stell Dir vor, all die Menschen, Sie teilen sich die Welt, einfach so! ”
oder wie es Herbert Grönemeyer besungen hat in “ein Stück vom Himmel” (siehe unten): “die Erde ist freundlich, warum wir eigentlich nicht?!”

Da hilft nur noch beten! – Oder doch nicht?

Das Leid der Menschen im Gaza-Streifen ist unerträglich; die israelische Bodenoffensive, um die Raketenangriffe der Hamas zu stoppen nachvollziehbar, ,forciert aber nur noch de Gewalteskalation auf beiden Seiten. Die Verstockheit der Politiker angesichts des Elends der Zivilbevölkerung ist unbegreiflich: Die seit Jahren von der internationalen Politik favorisierte Zwei-Staaten-Lösung scheint immer wieder greifbar und wird letztlich durch die Siedlungspolitik der Israeli und den Terror der Hamas erfolgreich verhindert. Als Nichtbetroffener sehe ich ohnmächtig die täglichen Bilder des Grauens. Alle drei abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) haben in Palästina ihre Wurzeln und ihre heiligen Stätten, dennoch ist ein respektvolles und friedliches Zusammenleben nicht möglich?
Religiöse Intoleranz, gepaart mit Macht- und Territorial-Ansprüchen verhindert den Frieden, um den die Präsidenten Abbas und Peres noch zusammen mit Papst Franziskus Pfingsten gebetet haben.

Foto: Reuters
Foto: Reuters

“Im Anschluss sagte Franziskus, es gelte, «Mauern der Feindschaft niederzureißen», denn allzu viele Kinder seien bereits Opfer von Krieg und Gewalt geworden: «Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass ihr Opfer nicht vergeblich war.»
Der israelische Präsident Peres sagte, Israelis und Palästinenser sehnten sich nach Frieden. Auch wenn die Lösung des Konflikts in weiter Ferne zu liegen scheine, dürfe in den Bemühungen um Frieden im Nahen Osten nicht nachgelassen werden.
Palästinenserpräsident Abbas äußerte die Hoffnung, dass Palästina ein «sicheres Land» für alle Gläubigen und ein Ort des Gebets für Juden, Christen und Muslime werde. Er betete für einen «umfassenden und gerechten Frieden, so dass unser Volk und die Völker des Nahen Ostens die Früchte von Frieden, Stabilität und Zusammenleben ernten können».
Anschließend reichten sich die Präsidenten und Papst Franziskus als Symbol des gemeinsamen Friedenswillens die Hände. Darüber hinaus pflanzten sie als bleibendes Friedenszeichen zusammen mit Patriarch Bartholomäus einen Ölbaum.” fr-online 8.Juni 2014

Ich glaube Beten hilft, wenn die Betenden zusammen daran glauben, denn dann verändert das Beten die Menschen oder wie Anselm Grün schreibt:
“Es gibt viele Erklärungsversuche, warum Beten hilft. Die erste Erklärung: Beten verwandelt mich. Ich schöpfe im Beten neue Hoffnung für die Situation. So gehe ich entspannter in die Situation und das verändert auch die anderen Menschen. Das ist eine psychologische Erklärung. Es gibt noch eine zweite Erklärung, die aber auch noch auf der psychologischen Ebene liegt: Das Beten erzeugt eine Schwingung. Die Gedanken, die ich im Gebet habe, wirken sich in der Atmosphäre aus und erreichen so auch die anderen Menschen. Die dritte Erklärung: Ich vertraue darauf, dass Gott mein Bitten hört und dass er durch seinen Geist in mir und in den  Menschen, für die ich bete, wirkt. Dieses Wirken können wir nicht näher erklären. Aber die Menschen aller Zeiten haben diesen Glauben gehabt, dass unser Beten nicht wirkungslos bleibt, sondern dass Gott unser Beten hört und erhört.  …”

Es segne uns
der Gott des Friedens und der Gerechtigkeit.
Er mache uns zu Friedensstiftern
und zu Zeugen seiner Gerechtigkeit.
Er öffne uns die Ohren für die Schreie
der Verfolgten, Gefangenen und Hungernden.
Er öffne uns die Augen, damit wir sehen,
was er sieht und nicht gutheißt.
Er nehme uns die Neigung wegzusehen,
uns zu entfernen oder uns mit Mitleid zu begnügen.
Er bewahre uns vor gewaltätigem
und geltungsbedürftigem Tun .
Gott segne uns,
er gebe uns ein starkes und geduldiges Herz,
eine helfende Hand und immer neue Kraft.
Er schenke uns das Vertrauen,
dass Beten nicht vergeblich ist.
Er mache uns zu Mitleidenden,
zu Tätern in seinem Namen.
Gott segne uns,
er segne unser Handeln,
er mache es zu Schalom, zum Heil und Wohl.
Er segne all e,
die mit uns an den Gott des Friedens
und der Gerechtigkeit glauben.

Eberhard Röhrig
(Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.251)

 

Hallelujah

wäre es wohl meinem Mund entfahren als Ausdruck des Jubels oder der Begeisterung über den Sieg der deutschen Mannschaft bei der Fußball-WM – wenn ich in einem religiös-charismatisch geprägten Umfeld aufgewachsen wäre, wie meine afrikanischen Freunde

Hallelujah,
in der katholischen Liturgie der Oster-Jubel über die Auferstehung Christi, gesungen vor dem Evangelium, der frohen Botschaft.

Hallelujah,
“Ehre sei dem Herrn”, beinhaltet und drückt aus Dankbarkeit, Freude, Jubel, … aber auch, wie Leonhard Cohen, der Texter und Komponist seines gleichnamigen Songs in einem Interview sagt, auch die Annahme der Gebrochenheit und des Leides, beides für ihn am dichtesten in einer Liebesbeziehung erfahrbar.

Hallelujah, Ehre sei Gott,
Staunen, Annahme, Lob, Jubel, tiefe emotionale Berührung …
hier für mich am schönsten interpretiert von Kurt Nilsen, Espen Lind, Askil Holm und Alejandro Fuentes, vier norwegischen Singer-Song-Writern auf dem gemeinsamen Album HALLELUJA LIVE:

Es ist an der Zeit

In diesen Tagen jährt sich zum hundertsten Male der Ausbruch des ersten Weltkrieges, der auch der Große Krieg genannt wird. 70 Millionen Menschen standen unter Waffen und 17 Millionen Menschen starben in diesem Krieg. Begonnen als Reaktion Österreichs auf das Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajevo am 28.Juni 1914, waren 40 Staaten beteiligt und neben konventioneller Kriegsführung führten neue Kriegstechnologien wie Flugzeuge, Giftgas, Panzer und U-Boote zu Eskalationen nie dagewesenen Ausmaßes. Durch die europäischen Kolonialmächte wurde er wirklich zu einem Welt-Krieg. Sinnlosigkeit, Brutalität und menschenverachtendes Morden auch an der Zivilbevölkerung insbesondere in den europäischen Kernländern Frankreich, Belgien und Niederlande, aber auch in Osteuropa und auf dem Balkan und mit den politischen Umwälzungen die er auslöste, die mit Revolutionen und Völkermord einhergingen ist er wirklich die “Urkatastrophe des 20.Jahrhunderts”.
Auf den  deutschen Koppelschlössern fand sich häufig “Gott mit uns”, dabei ging es doch um Machterhalt und Monarchische Ordnung in den alten Nationalstaaten Europas. Diese vermeintliche göttliche Legitimation von Gewalt und Krieg ist auch 100 Jahre danach aktuell in den Kriegen unserer Tage. Damals, wie heute wird der Idealismus gerade junger Menschen ausgenutzt von den Mächtigen, die die Kriege als gottgewollt ideologisieren und damit unendliches Leid rechtfertigen.
“Ja auch Dich haben sie schon genauso belogen, so wie sie es mit uns heute immer noch tun” Eine ergreifende Erinnerung an die jugendlichen Opfer des großen Krieges:

Mein Gott! – Mein Gott?

Mein Gott! – so entfuhr es mir, als ich in der Zeit (27/2014, S.43ff und 56) Artikel über die Kriege von Boku Haram und ISIS las und von der Ideologie der “Gottes”krieger, die für ihre Grausamkeiten ausgerechnet sich auf Gott berufen, in dessen Namen sie diese Kriege führen.
Mein Gott! – Ja darum geht es. Mein Gott muss für Machtgelüste und Unterdrückung her halten, für theokratische Diktaturen. – Mein Gott? Unser Gott? Ist er der Gott, in dessen Namen sie zerstören, morden und vergewaltigen?
Vor 400 Jahren, im 30 Jährigen Krieg, beriefen sich die Konfessionskrieger in Europa  in ähnlicher Weise wie heute Taliban, ISIS, Boku Haram, u.a. auf Gott und zogen vergewaltigendmordend und brandschatzend durch Europa. Dieser religiös legitimierte Terror führte zu einer Neuordnung der Macht – und Einflusssphären legitimiert mit konfessionellen Unterschieden. Protestanten gegen Katholiken -so wie jetzt Sunniten gegen Schiiten- vordergründig! letztlich geht es wie damals schon um göttlich legitimierte Macht
In Europa ermöglichte die Aufklärung die Emanzipation der Menschen und damit die Befreiung von Theokratischen Machtansprüchen.
Mein Gott ist der, der sich selbst als “Ich bin da” (Exodus 37-14) bezeichnet und der mich und uns befreien will von Ideologien und Diktatoren. Dieser Gott ist der gemeinsame Gott der Juden, Christen und Muslime!

Es stärke dich Gott
das Richtige zu tun
gegen alle Stimmen
von rechts und von links
säuselnd oder drohend

aufzurichten
was zerstoßen ward
von dunklen Mächten
gegen das Lachen
der Spötter

Neues zu wagen
trotz blutender Hände
auszusprechen
was gefährlich ist
und schweigend zu warten
wo die Menge drängt

gegen das Verzagen
das Trotzdem zu setzen
und unbeirrt
das Rechte zu tun
das Er dir zeigt

Wilma Klevinghaus  (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.226)

 

Manchmal fällt es mir schwer mich selbst zu motivieren, die Routinen des Tages zu tun, Neues anzupacken, Entscheidungen zu fällen, Hindernisse zu überwinden. Dann kommt mir der einzige Hit der RuhrRockBand Herne3 aus dem Jahr 1982 in den Sinn:

“Immer wieder aufstehn, immer wieder sagen es geht doch”

( Er ist titelgebend geworden für mehrere Bücher über die Bewältigung von Lebenskrisen).

Aber über diese Selbstmotivation hinaus braucht man manchmal auch jemanden, der uns motiviert, der uns mitzieht, der uns was zumutet und zuspricht:

Sendemast von Thomas Richter-Alender
Sendemast von Thomas Richter-Alender

Manchmal braucht man einen

der sagt: Steh auf!

Und die müden Beine tanzen

Manchmal braucht man einen

der sagt: Nun komm!

Und da ist plötzlich ein Ziel

Manchmal braucht man einen

der sagt: Nun geh!

Und der Anfang gelingt

Manchmal braucht man einen

der sagt: Du kannst!

Und die Kräfte sind da.
Immer ist da einer

der sagt: Steh auf!

und reicht uns die Hände

Immer ist da einer

der sagt: Nun komm!

und fängt uns auf

immer ist da einer

der sagt: Nun geh!

und geht mit

Immer ist da einer

der sagt: Du kannst!

und ist selbst die Kraft

Wilma Klevinghaus (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.148)

Vertrauen – nicht nur in Prüfungszeiten

Es lasse dich Gott
ohne Erschrecken
vor den Schwierigkeiten
die kommen könnten

Jakub Both
Jakub Both

neue Wege beschreiten
ohne Sorge wann
und wo sie enden werden

in der Irre nicht zweifeln
am Ziel

im Dunkel schon
hoffen
auf das Licht
im Weinen dich schon freuen
auf das Lachen

nicht wissen aber gewiss sein
ohne Beweise dich weisen lassen
er lasse dich fallen
in Erwartung des Netzes
ruhig schlafen mitten im Sturm
und aufwachen und weitergehen
getrost

Wilma Klevinghaus (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.103) 

Was ist (mir) heilig?
– Ein Nachklang zum 1.Gesprächsabend  “Provokante Stoffe”

SELIG, DIE REINEN HERZENS SIND

Selig sind, die reinen Herzens sind.

Foto: Christian Willner
Foto: Christian Willner

Sie werden Gott schauen.

 

Aber was ist das, ein reines Herz?

Ist es das unberührte Herz?

Das vom Schmutz und vom Elend dieser Erde

abgeschirmte, nicht angetastete? Nein.

Ein reines Herz, das ist eines,

das sein Interesse an seiner Unberührtheit aufgab,

frei von der Suche nach dem eigenen Glück

und der eigenen Reinheit.

 

Es ist ein Herz, das durchlässig ist

fürden Geist und die Lebendigkeit Gottes,

das Medium ist für den Willen Gottes

und für seine Liebe.

Ein reines Herz ist ein lebendiges,

waches, von Leid und Klage

rund um die Erde betroffenes Herz.

 

Es ist das empfindsame Herz,

Foto: Jo Hadwiger
Foto: Jo Hadwiger

das hungert und dürstet nach Gerechtigkeit

für die Leidenden,

ein Herz, wie das Hohelied der Liebe sagt,

das trauert über das Unrecht

und sich freut an der Wahrheit.

Es wird Gott schauen.

 

Ihm werden die Augen aufgehen

auch für den verborgenen Gott,

für alle Rätsel und Abgründe des Daseins

und für den Sinn, den sein Leid hatte.

 

Selig sind darum, die hoffen –

nicht auf bessere Zeiten,

sondern auf Gottes Reich

Selig sind, denen das Heute, das Morgen

und die Ewigkeit eins sind.

Eins die Stille, die Tat und die Hoffnung.

 

Selig sind sie. Sie haben festen Stand.

Sie wirken mit an einem lohnenden Tun.

Siefinden ihren Weg und ihr Ziel.

Und das Leben, das volle, liegt vor ihnen.

 

Jörg Zink, Hoffnungsvoll Leben – Verlag am Eschbach 2010, S.124f

 

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