Juli- September 2018

Welt anschauen

Die Auseinandersetzungen um die Rodungen im Hambacher Forst bei Düren haben mir wieder mal deutlich gemacht, dass zivilgesellschaftliches und politisches Handeln mit meiner Sicht auf unsere Gesellschaft und unsere Welt zu tun hat. Welche Werte bestimmen mein Leben und Handeln, welche Perspektiven sehe ich für unsere Um- und Mitwelt, meine Zukunft, für diese Welt? Und woher kommt diese Welt-Anschauung. Neben Wertevermittlung in Elternhaus und Schule spielt meine Lebenserfahrung eine grosse Rolle und dies durchaus im wörtlichen Sinn.
Bei einem Infotag für Jugendliche, die nach Abitur oder Ausbildung einen freiwilligen, sozialen Dienst im Ausland machen wollen beeindruckte mich das Fazit der Teilnehmerinnen einer Gesprächsrunde, dass ihnen am meisten für ihre Entwicklung und für ihr Selbstbewusstsein das Kennenlernen und Eintauchen in eine völlig fremde Kultur gebracht habe, und dass sie dies auf keinen Fall missen möchten und allen versammelten Interessenten dringend empfehlen würden sich dieser Herausforderung zu stellen.
Charleen, die ein Jahr als Freiwillige in Afrika in einer Familie gelebt hat, berichtet, dass sie erlebt habe, wie es ist eine andere Hautfarbe zu haben, aus einem anderen Kulturkreis zu stammen, sich inkulturieren zu müssen, fremd zu sein. Sie hat mit Menschen und in einer Familie gelebt, wo sie grundsätzlich freundlich aufgenommen wurde und die zu ihrer Familie wurde. Sie hat eine Gemeinschaft erlebt, in der offen über gegenseitige Klischees gesprochen, diese bestätigt oder wiederlegt wurden und wo man gemeinsam darüber lachen konnte. Und sie habe durch dieses Erleben auch ihre eigenen Werte und Wichtigkeiten überprüfen müssen. Ihre Welt-Anschauung habe sich verändert.
Der Leitspruch des Freiwilligenprogramms mit dem Charleen ihre Erfahrungen machen konnte heisst “Zeig mir, wie Du lebst” Diese Bereitschaft auf einander zuzugehen, die Sichten und die Werte des Anderen kennenlernen zu wollen und sich über diese und die unterschiedlichen Ansichten austauschen zu wollen wünsche ich mir für alle notwendigen Auseinandersetzungen und Entscheidungen in unserer Gesellschaft.
“Neid und Selbstsucht führen zu Krieg und Streitigkeiten” schreibt Jakobus, der Bruder Jesu an seine Gemeinde im Jerusalem. Er stellt dagegen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Nur dies bewirkt nachhaltig Frieden in der Gesellschaft.
Welche Erfahrungen in der jeweils anderen Kultur würden Baumbesetzer, RWE-Manager, Polizeiverantwortliche und Minister machen, wenn sie sich wirklich aufeinander einlassen würden?
Sie würden danach die Welt anders anschauen.       GS 25. Sept. 2018

Ermutigung zum
Aushalten

Wenn die Ungerechtigkeiten der Welt
dir keine Ruhe lassen,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich voller Tatendrang
an die Seite der Armen zu stellen.

Wenn du zwar kleine Hoffnungszeichen erkennst,
aber das Leid in der Welt noch immer so groß ist,
dann wünsche ich dir den Mut,
diese Spannung auszuhalten.

Wenn du ungeduldig wirst
und verzweifelst,
wenn sich trotz aller Mühen
zu wenig bewegen lässt,
dann wunsche ich dir den Mut,
voll Gottvertrauen und Hingabe weiterzumachen.

Angela Lohhausen, Misereor-Fastenaktion 2012


Existenzbedrohend

Zwei Themen beschäftigen in diesen Tagen tausende Menschen und mich nochmal besonders:
Die skandalösen Ergebnisse der Studie zum Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche und die anstehende Rodung des mehrere hundert Jahre alten Hambacher Forstes für den Braunkohle-Abbau.
Meine Kirche, in der ich nicht nur Mitglied, sondern auch in vielfacher Weise schon seit Jugend an ehrenamtlich tätig bin und in deren klerikales System, der Hierachie (Heilige Ordnung) ich als Kirchenangestellter und Theologe auch existentiell eingebunden bin, hat seit vielen Jahrzehnten weggesehen, gedeckt und vertuscht, was kirchliche Mitarbeiter*innen und insbesondere Kleriker 3766 Kindern und Jugendlichen (dokumentiert) in den vergangenen 70 Jahren angetan hat und immer noch tut. Täter sind 5,1% der Diozesan-Priester der deutschen katholischen Kirche und wahrscheinlich kenne ich den ein oder anderen. Missbrauch zerstört die Glaubwürdigkeit der Kirche, die von Auftrag und Anspruch die Liebesbotschaft Gottes verkörpern soll und will, weil Kirchenführer ihre Macht über Abhängige und Unschuldige missbraucht haben.
Ich wohne 5 km vom Tagebau Hambach und 0,5 km vom Tagebau Inden entfernt. Der uralte Hambacher Forst verdeckt nicht nur den ökologischen Abgrund des Hambacher Loches, sondern war und ist ein kaum zu ersetzender CO2 Speicher, der zumindest ein bisschen den klimaschädlichen Ausstoß der Braunkohle- Verbrennung kompensiert.
Was bei diesem Raubbau an der Natur geschieht betrifft existentiell die Zukunft meiner Kinder und Enkel und dieses Planeten. Darüber hinaus schadet es auch unserem politischen System, wenn politische Vereinbarungen wie die Klimaziele durch Interessenpolitik unterwandert werden und die Regierungen in Stadt, Land und Bund sich wirtschaftlichen Interessen mehr verpflichtet fühlen, als einer lebenswerten Zukunft für alle Menschen auf diesem Planeten.

Es stärke dich Gott
das Richtige zu tun
gegen alle Stimmen
von rechts und von links
säuselnd oder drohend

aufzurichten
was zerstoßen ward
von dunklen Mächten
gegen das Lachen
der Spötter

Neues zu wagen
trotz blutender Hände
auszusprechen
was gefährlich ist
und schweigend zu warten
wo die Menge drängt

gegen das Verzagen
das Trotzdem zu setzen
und unbeirrt
das Rechte zu tun
das Er dir zeigt

Wilma Klevinghaus (Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S.226)


Ich kann es nicht mehr hören und es macht mich sprachlos,

… wenn in diesen Tagen über Gewalttaten einzelner Flüchtlinge berichtet wird und wie begeistert dies von AfD und anderen rechtsradikalen Gruppen zum Anlass für Kundgebungen und Aufmärsche gemacht werden, die als Solidaritätskundgebungen und Trauermärsche etikettiert werden. Damit werden die Gefühle der Opfer und ihrer Familien missbraucht und das Volk verhetzt.
Dabei müssen wir im Gegenteil genau hinhören, was sich da -nicht nur im Osten der Republik- vollzieht: Die Destabilisierung, ja der offene Kampf gegen unsere freiheitliche Demokratie und seine Verfassung.
Und ich bekomme den Mund nicht auf, finde nicht die richtigen Worte des Widerspruchs!
Hinhören und richtiges Reden sind aber für unsere Gesellschaft existentiell wichtig. Wir leben von der offenen Kommunikation, von der freien Meinungsbildung und vom Austausch miteinander. Das ist die Basis unserer Demokratie.
Das Evangelium des vergangenen Sonntags (MK 7, 31-37) erzählt von der Begegnung Jesu mit einem Taubstummen: Er berührt ihn, spricht ihn an: “Öffne Dich!” und der Taubstumme kann hören und richtig sprechen.
Ich wünsche mir -auch wenn ich es nicht mehr hören kann und es mir die Sprache verschlägt, was Menschen anderen Menschen und unserer Gesellschaft antun- , dass ich mich gerade jetzt vom Schicksal der Menschen und von der gesellschaftlichen Krise berühren lasse und wieder die richtigen Worte finde, meinen Protest laut gegen das Unrecht zu setzen.

GS 11. Sept. 2018

Charitea …

… wird seit 2 Jahren in unserer Kneipe Chico Mendes angeboten. Der Name soll nicht nur – aber auch – das Marketing fördern und das Gefühl vermitteln, dass der Genuss eine Wohl-Tat für den Konsumenten ist, sondern auch den Erzeugern der Rohstoffe ein faires Einkommen garantiert und Bildungsprojekte gefördert werden.
Charity* als Produktbeiname wird vom Verbraucher mehr als positiv konotiert, denn der Gedanke der Charity ist insbesondere in den USA weit verbreitet. Charity gehört dort zum guten Ton in Wirtschaft und Gesellschaft.
Das deutsche Pendant Wohltätigkeit kommt dagegen muffig und uncool daher, erinnert eher an Briefmarkensammeln, denn an eine soziale Bewegung, die sich einsetzt für die Armen und Ausgegrenzten in der Gesellschaft. Wohltätigkeit gehört zu den obersten Tugenden in den Welt-Religionen und so wundert es nicht, dass ausgerechnet der Todestag einer katholischen Nonne (Mutter Teresa von Kalkutta) von den Vereinten Nationen zum Welttag der Wohltätigkeit ausgerufen wurde: 5. September

Survival of the fattest
im Hafen von Kopenhagen zur Klimaschutzkonferenz
Foto: Jesse Walker 2010

Offensichtlich müssen wir jährlich an diese Grundtugend der Christen erinnert werden, an unseren sozialen Auftrag der Nächstenliebe und daran, dass unsere Welt und unsere Gesellschaften durch Armut, Hunger und Ungerechtigkeit gekennzeichnet sind. Auf diesen Dauer-Skandal verweist der UNO-Gedenktag und stellt mit Mutter Teresa eine Aktivistin im Kampf gegen Armut, Hunger und menschliches Elend als Vorbild in den Mittelpunkt.
Charity-Aktionen kann jede und jeder von uns starten, am besten im eigenen sozialen Umfeld zur Wohl-Tat für einzelne Bedürftige und zum Benefit für unsere Welt.

GS 4. Sept. 2019

*Wohltätigkeit auch Benefiz (veraltend: Mildtätigkeit) ist das Wirken Einzelner oder von Organisationen zu Gunsten Bedürftiger durch „milde Gaben“ (Almosen, Geschenke, Spenden). Sie gilt seit alters als besondere Tugend vieler Religionen. Im Christentum, im Judentum, im Buddhismus und im Islam wird dies beispielsweise vom Einzelnen erwartet. (Wikipedia)


Ohrwurm

Ich habe seit heute morgen 6:30h wieder einen Ohrwurm: “But I still haven’t found, what I’m looking for”
Der Song von U2 (1987) drückt ein/ mein Lebensgefühl als Christ aus, damals wie heute. Ich habe das GottesReich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens, auf das ich hoffe und an dessen Er-leben ich glaube, noch nicht gefunden. Aber bin ich auch wirklich auf der Suche?
Es ist ja kein Ort, sondern eher ein Zustand, ein Verhalten, eine Lebenshaltung, meine Lebenshaltung.
Das GottesReich der Gerechtigkeit der Liebe und des Friedens, von dem Jesus besonders in der Bergpredigt spricht, fällt mir nicht in den Schoß, es realisiert sich nur mit mir.
Dieses Dilemma drücken U2 in diesem Song aus: Wie kann ich etwas finden, das ich erwarte, erhoffe, ersehne, was so wesentlich von mir und meinem Verhalten abhängig ist? Nur darauf zu hoffen, dass Gott es schon richten wird – da kann ich lange suchen und immer wieder (still running).
Aber , der Ohrwurm erinnert mich und weckt wieder die Sehnsucht nach Liebe zu den Menschen meiner Mitwelt und zu Gott, verbunden und gelebt in dieser Welt.
Utopie (wo ist der Ort)? – Mein Lebens-Lauf-Ziel (I’m still running)!
GS 31. Juli 2018

Ich bestieg die höchsten Berge
Ich lief durch die Felder
Nur um bei dir zu sein
Nur um bei dir zu sein
Ich lief Ich krabbelte
Ich schabte die Mauern der Stadt ab
Nur um bei dir zu sein
Aber bis jetzt habe ich nicht gefunden, wonach ich suche
Aber bis jetzt habe ich nicht gefunden, wonach ich suche

Ich küsste honigsüße Lippen
Fühlte die heilende Wirkung ihrer Fingerspitzen
Es brannte wie Feuer
Die brennende Sehnsucht
Ich sprach mit Engelszungen
Ich hielt die Hand des Teufels
Es war warm in der Nacht
Ich war kalt wie ein Stein
Aber bis jetzt habe ich nicht gefunden, wonach ich suche
Aber bis jetzt habe ich nicht gefunden, wonach ich suche

Ich glaube an das Kommen des Reiches Gottes
Dann werden alle Farben in eine zusammenfließen
Doch ja, ich laufe noch immer
Du brachest die Bande
Du lockertest die Ketten
Du trugst das Kreuz
Und meine Schande
Und meine Schande
Du weißt, ich glaube es
Aber bis jetzt habe ich nicht gefunden, wonach ich suche
Aber bis jetzt habe ich nicht gefunden, wonach ich suche

U2 – The Joshua Tree 1987


Tag der Hängematte –

am Sonntag dem 22. Juli hätte ich mich am liebsten in selbige gelegt. Aber mal abgesehen davon, dass ich eine solche nicht besitze, lässt mich -auch an einem Sonntag- etwas in mir nicht zur Ruhe kommen. Vielleicht ist es die Unterbrechung der Alltagsroutinen, vielleicht aber auch die Unfähigkeit abzuschalten, zu entspannen, was ganz anderes … zu tun?
Etwas (sinnvolles) tun müssen, aktiv sein, wozu?

Foto: Johannes Nadenau

Entspannen, das Leben genießen, aufmerksam werden für meine Mitwelt, das Schöne geniessen ohne machen zu müssen, in uns zur Ruhe zu kommen – Hängematte!
Das muss ich, das müssen wir Getriebenen, Machen-Müsser erst wieder lernen. Ich brauche dafür Ruhe, Abstand, Musik ….
Im Sonntagsevangelium höre ich, dasss Jesus seinen Freunden genau dies verordnet: ” Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.” (Markus 6)
Aber als sie dann dort ankommen sind die Leute schon wieder da und er kann sich ihnen und seinem Auftrag die Botschaft vom Gottesreich zu verkünden nicht entziehen. Immerhin gönnt er seinen Freunden und Mitarbeitern die Pause, die erholsame Unterbrechung, weil er weiß, dass sie diese, genau wie er auch brauchen, auch wenn noch so viel zu tun ist.
Eigentlich ist der Sommer, sind die Ferien und die Vorlesungsfreie Zeit für diese Unterbrechung vorgesehen. Eigentlich, wenn nicht, …
Nehmen wir uns die kleinen Auszeiten und Unterbrechungen, denn anschließend geht das Arbeiten und Lernen leichter – Work-Life-Balance.
Denn jetzt ist Sommer wie die Wise Guys -die weisen Jungs- singen:

Jetzt ist Sommer, egal ob man schwitzt oder friert,
Sommer ist, was in deinem Kopf passiert.
Es ist Sommer, ich hab das klar gemacht,
Sommer ist, wenn man trotzdem lacht…
(Wise Guys)

GS 24. Juli 2018

Möge deiner Arbeit Bedeutung innewohnen.
Möge sie die Begabung von Händen
und Herz entfalten.
Möge sie dich erfreuen,
anderen wohl tun
und Gott sie sehen und segnen.

Möge deine Arbeit die Unterbrechung kennen.
Möge sie dich mit Lebendigem in Berührung bringen.
Möge sie Früchte tragen,
dich zuweilen überraschen
und Gott sie sehen und segnen.

Möge deine Arbeit dir Leib und Seele nicht verletzen.
Möge sie dich lehren.
Möge sie gerecht entgeltet,
ihr Tempo ein menschliches sein
und Gott sie sehen und segnen.

Möge deine Arbeit Wertschätzung erfahren.
Möge sie dir Fehler gestatten.
Möge sie dir Sicherheit schenken,
dein Leben nicht halbieren
und Gott sie sehen und segnen.

Jacqueline Keune (Segen für den Weg des Lebens, Verlag am Eschbach 2009, S.17)


Es ist … kompliziert

Wenn ich mir in diesen Tagen meine kleine Welt anschaue, mich an der Blütenpracht und den reichlich tragenden Obstbäumen, dem wolkenklaren Himmel und den lauen Sommernächten auf der Gartenterasse freue, dann bleibt immer ein Beigeschmack! Weil ich die außergewöhnliche Trockenheit ignoriere, daß die Bäume in der Stadt jetzt schon die Blätter abwerfen. Climate Change lässt sich auch in unseren Breiten nicht mehr leugnen.
Der Film EINE UNBEQUEME WAHRHEIT -mittlerweile 12 Jahre alt- den wir in der KHG zeigten, dokumentiert diese schleichende, in Kauf genommene Veränderung unseres Klimas mit ihren immer sichtbarer werdenden Folgen. Und er liefert Erklärungen und fordert -leider erst im Abspann- Maßnahmen, die jede*r Einzelne tun kann, um das Erschreckende abzuwehren. Aber es braucht den politischen Willen und die Bereitschaft von Wissenschaft, Wirtschaft, Industrie, … entsprechende Rahmenbedingungen bereitzustellen, um die immer näher rückende Bedrohung des Lebens auf dieser Erde zu stoppen und zu kompensieren. Diese Allianz aller Player, die das Pariser Klimaabkommen im Dezember 2015 ermöglichte, bröckelt durch nationale Egoismen und individuelle Ignoranz.
Dieser Sommer ist für mich vordergründig erstmal schön, aber für manche schon in meiner Nachbarschaft, die direkt am Tagebau leben und denen das Grundwasser weggepumpt wird erschreckend. Für meine Freunde im südlichen Afrika ist der Klimawandel katastrophal, existenzgefährdend. Die Zukunft meiner Kinder und Enkel ist gefährdet. All das ist mir seit 1978 bekannt, als ich die amerikanische Umweltstudie GLOBAL 2000 las. Aber richtig bewusst wird es erst langsam, wo ich den Klimawandel spüren und sehen kann. Und das Gefühl der Ohnmacht wächst.
Die Studierenden,mit denen ich den Film gesehen habe, waren optimistischer, dass die Weltgemeinschaft nachhaltige Lösungen für eine lebenswerte Zukunft findet und umsetzt. Das wie und wann ist offen. Sie wollen sich daran beteiligen, ich kann und werde dafür beten.

Foto: Guido Schürenberg

Jetzt will ich mich am Sommer und am Leben freuen – dankbar, dass es mir so gut geht.

Die Wege
auf denen wir gehen
die verschiedenfarbigen Träume
an denen wir spinnen
unsere Erinnerungen
aus Licht und Dunkel
und die Bilder
in denen wir uns selbst
die Menschen
und Dich
Gott
denken
träumen
all dies bringen wir vor Dich:

Lege Du auf uns Deinen Segen
voller Stärke und Weisheit
und Mut des Herzens
Deinen mütterlichen Segen
lege auf uns

Lege Du auf uns Deinen Segen
voller Kraft und Fürsorge
und Zuneigung Deines Herzens
Deinen väterlichen Segen
lege auf uns

Lege Du auf uns Deinen Segen
voller Rat und Beistand
und Leidenschaft des Herzens
Deinen freundschaftlichen Segen
lege auf uns

Isabella Schneider (Segen für den Weg des Lebens, Verlag am Eschbach 2009, S.46)


Liebe …

Foto: Nastja Drofa

… heißt seit 2003 das Soloprogramm des Kabarettisten Hagen Rether. Er legt darin seinen Schwerpunkt auf gesellschaftspolitische Themen wie Religion, Massenmedien, Kapitalismus, Konsumismus und Globalisierung. Mit seiner spitzzüngigen “Pianoplauderei” , übernimmt er die prophetische Botschaft “die Verlogenheit der Konsumgesellschaft und des Establishments zu geißeln. Dies tut er subversiv, nonchalant und hundsgemein.” (Süddeutsche Zeitung)
“Hagen Rether verkörpert etwas, das selten ist: Eine Haltung. Er weicht nie aus, sondern bezieht Stellung, auch wenn die unbequem ist.” (Abendzeitung, Tina Schlegel)
LIEBE als Haltung dem Leben, der Gesellschaft, der Welt gegenüber kommt nicht moralisierend daher, sondern legt den Finger in die Wunden unserer Gesellschaft und fordert auf zum Umdenken, zum wertorientierten Handeln..
Gerade dieser Tage, wo unsere christlichen Werte zwar verbal hochgehalten werden, aber in der Realität nicht nur missachtet, sondern ihnen zuwider politisch gehandelt wird, wird LIEBE zu einem provozierenden Programm – zur Weltanschauung.
LIEBE wird zu einem radikalen Gegenentwurf gesellschaftlichen und politischen Handelns. LIEBE wird zur Haltung, zum Grundwert meines Lebens, Denkens und Handelns, wenn sie mehr ist als ein Wort, eine Phrase.
Hagen Rether belässt es nicht bei LIEBE als Weltanschauung, sondern fragt , sich selbst einschliessend: “Wir haben es doch alle gesehen – wieso ändern wir uns nicht?”            GS 11. Juli 2018


Gerechtigkeit ist eine Frage der inneren Entwicklungsfähigkeit

Die Anlässe waren unterschiedlich, mein Thema in diesen Tagen das Gleiche: Es geht um Gerechtigkeit: biblisch, lokal, international, global. Es geht um eine Gerechtigkeit, die einen Ausgleich schafft zwischen arm und reich, einen Ausgleich in der großen Menschheitsfamilie, wie Papst Franziskus es im Film DIENER SEINES WORTES formuliert.
Das war der erste Anlass in der vergangenen Woche mich wieder dieser latent vorhandenen Frage auszusetzen. Wir haben es verdrängt, denn die Ungerechtigkeit ist zum Normalzustand geworden. Es steht nicht mehr das Gute Leben für alle Menschen im Zentrum unserer Politik, unserer gesellschaftlichen Bemühungen , sondern die Einzel-Interessen und Egoismen.
Das Thema ist nicht neu, wie der zweite Anlass, die sonntägliche Bibellesung, mir deutlich machte. Schon in frühchristlicher Zeit mussten insbesondere die Reichen (z.B. in Korinth) vom Apostel Paulus erinnert werden, dass sie ihren Reichtum und ihre privilegierte Stellung letztlich als Gottesgeschenk betrachten müssten, mit dem sie verantwortlich umgehen sollten und die Armen daran teilhaben lassen sollten (2 Korinther Kapitel 8 und 9). Gerechtigkeit schaffen als Antwort auf das von Gottes geschenkte gute und privilegierte Leben, “Freiwillig und nicht aus Pflichtgefühl” (2 Kor 9,7) . ” Ihr sollt nicht selbst in Not geraten, weil ihr anderen aus der Not helft. Es geht nur um einen gewissen Ausgleich.
Heute habt ihr so viel, dass ihr ihnen helfen könnt. Ein andermal werden sie euch von ihrem Überfluss abgeben, wenn es nötig ist. Das meine ich mit Ausgleich.” (2 Kor 8, 13f) Ein christlicher Soli bzw. eine christliche Selbstverständlichkeit und Ausdruck der Dankbarkeit von Gott bedingungslos geliebt zu sein.
Die Zeitungslektüre (Afrika-Dossier in der Zeit) führte mich als dritter Anlass wieder vor das Thema, diesmal als (neo-)kolonialeAusbeutung, ungerechte Welthandelsstrukturen und Bildungsungerechtigkeit. Obwohl rohstoffreich sind die afrikanischen Subsahara-Staaten immer einkommensärmer geworden durch den Neokolonianismus internationaler Konzerne und Staaten, wie China und Saudi Arabien, die Land aufkaufen und bewirtschaften lassen und Rohstoffvorkommen exklusiv ausbeuten. Die Folgen: Korruption, Abhängigkeit, Armut, Hunger, Krankheit, Gewalt und Terror. Jugendliche haben keine Zukunftsperspektive, wenn die Familien nicht Schul- und Studiengebühren aufbringen können (siehe Projekt Schulfee-Zambia der KHG) und fliehen vor Armut, Hunger, Klimawandel und Gewalt nach Europa. Sie haben aber hier als “Wirtschaftsflüchtlinge” keine Chance auf Einwanderung oder Asyl, sondern werden in Internierungslagern in Nordafrika festgesetzt, bezahlt von den Europäischen Regierungen, als Sklaven verkauft, vergewaltigt, zur Prostitution gezwungen oder verschleppt und in der Wüste ausgesetzt. Christliche Solidarität auch als Leitmotiv politischen Handelns?
Eine Anfrage einen Kreuzweg für die Fastensolidaritätsaktion MISEREORs zu gestalten führt mich zum vierten Mal vor das Thema, diesmal speziell zum Thema Bildungsungerechtigkeit und Armut als Ursache für Gewalt und Terror in El Salvador. Und damit schließt sich gewisssermaßen der Kreis.
Ausgleich schaffen zwischen Arm und Reich auf diesem Planeten (Oxfam: 42 Reiche besitzen so viel wie 3,7 Milliarden Arme) aus Dankbarkeit für das eigene gute Leben und in Solidarität mit den Brüdern und Schwestern in der einen Menschheitsfamilie mich einsetzen für ein gutes Leben für alle auf diesem Planeten. – Dafür brauche ich noch viel innere Entwicklungsarbeit, Anstösse und Visionen von außen,…
wie z.B. Herbert Grönemeyer, Stück vom Himmel.             GS 4. Juli 2018

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