Fastenzeit und Ostern 2014
Auferstehung
Welchen Sinn
Hätte die Auferstehung
Wenn alles so weiterginge
Wenn wir nicht auferstehen
Uns weiter ducken
Unsere Kraft verstecken
Unsere Würde
Und die der anderen
Welchen Sinn hätte sie
Wenn wir nicht aufstehen
Stolz, mit geradem Rücken
Und erhobenem Kopf
Ja sagen und nein
Zu gegebener Zeit
Für uns sorgen
Wie für die anderen
Welchen Sinn hätte sie
Doris Bewernitz – www.doris.bewernitz.net
Der Aufstand gegen die Verzweiflung ist die Grundfigur der Auferstehung – eine österliche Provokation
… Wer sich opfert, ist für die anderen im nachhinein ein Held. Und fraglos gehört Mut dazu, sich der greifbaren Gewalt zu wiedersetzen oder auch der Gewalt der Gewohnheit. Aber für den wahrhaft Überzeugten ist sein Opfer alternativlos. Er kann nicht anders. Das innere Muss bei einem Opferbereiten entsteht, wenn die Liebe, die Loyalität, das Pflichtgefühl oder die Empörung größer sind als Scheu und Angst. … Der Aufstand gegen die Verzweiflung ist die Grundfigur der Auferstehung.
Wir alle leben vom Opfer, das andere bringen. Familien leben davon, Freundschaften …, Unternehmen leben davon, ja die ganze Gesellschaft. Und auch die Weltgemeinschaft wird jene vor uns liegende Zeiten der Überbevölkerung, der Zerissenheit zwischen Arm und Reich und des Klimawandels nur überstehen, wenn die einen für die anderen Opfer bringen. Deshalb sind das Opfer und der Neuanfang nicht voneinander zu trennen.
Und das ist Ostern.
Ausschnitt aus dem Leitartikel der Zeit von Sabine Rückert am 16.April 2014
Karwoche – LEBENSWANDEL
Gesegnet seist du
wenn du Traurigkeit spürst
und die Angst vor dem Loslassen
dich umzingelt.
Gesegnet seist du
wenn du Leere empfindest
und es dir schwerfällt
sie auszuhalten.
Gesegnet seist du
wenn du vertraust
dass im Loslassen Neues wachsen
und reifen kann.
Gesegnet seist du:
Christus ist dir Wegbegleiter
in alldeinen Erfahrungen
Pierre Stutz
Worauf warten wir denn? Wir warten auf einen neuen Himmel. Und wir warten auf eine neue Erde. Wir warten darauf, dass wir umgreifend erneuert werden. – Wir sehen alt aus, wenn wir nur auf das Alte starren. Es sei alles schon dagewesen, wird dann gesagt. Es gäbe nichts Neues unter der Sonne.- Aber was ist schon alt? Das wahre Alte: In seinem Kern funkelt es unbeirrt vor Neuem. Die Sonne ist gespannt auf jeden neuen Anfang, dem sie in alter Weise entgegen tönt. Ich weiß, Du hast mich geschaffen in eine beharrliche Welt, die zugleich veränderlich und veränderbar ist. Ich weiß, Du hast mich geprägt in den immer sich gleichen Linien meiner Hand.
Und zugleich gabst Du mir das immer im Wandel begriffene Leben meines Gesichts. Die Lust gabst Du mir, ein neues Lied zu singen.
Wenn es doch nur der Erneuerung dient!
Wolfgang Dietrich
aus: Jeden Augenblick segnen, Verlag am Eschbach 2005, S82f
5. Fastenwoche – Ermutigung zum Aufbruch
Fakten der Ungerechtigkeit, die zur Umkehr auffordern:
Trotz Eurokrise wächst die Zahl der Wohlhabenden in Deutschland. Die Bundesrepublik belegt hinter den USA und Japan Platz drei der Länder mit den meisten Dollarmillionären.
60 Kilogramm Fleisch werden in Deutschland jährlich pro Kopf der Bevölkerung konsumiert. Viele essen aber auch deutlich mehr – aber: Fleisch frisst Land. Der weltweite Flächenverbrauch für den Fleischkonsum in Deutschland und Europa ist immens. Soja und andere Futtermittel verdrängen Weizen- und Kartoffelfelder, Gärten und Wälder.
842 Millionen Menschen auf der Welt leiden Hunger, dazu kommen aber noch die vielen – besonders Kinder – die mangelernährt sind.
Wo stehen wir. Wo sind wir und wie sind wir in dieser ungerechten Welt- und Weltwirtschaftsstruktur verstrickt?
Gegen das Gefühl “Ich kann ja doch nichts ändern” eine
ERMUTIGUNG zum Aufbruch
Wenn Unwichtiges sich aufbläht
und das, was wirklich zählt, verdeckt,
dann wünsche ich dir den Mut,
innezuhalten
und den Dingen auf den Grund zu gehen.
Wenn Menschen hungrig, heimatlos
und unterdrückt bleiben,
während andere sich bereichern
und nur an ihren Vorteil denken,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für das Reich Gottes zu entscheiden.
Wenn du dich im Gewirr der Angebote
und Meinungen verlaufen
und eine falsche Richtung eingeschlagen hast,
dann wünsche ich dir den Mut,
umzukehren
und aufzubrechen in ein neues Leben.
Angela Lohausen für MISEREOR 2012
(Fakten aus MISEREOR Fastenaktion 2014)
4. Fastenwoche – Ermutigung zum Handeln
Wenn du dir die Hände
nicht schmutzig machen willst
und dir einredest,
dass genug andere Menschen aktiv werden könnten,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich für die Wahrheit zu entscheiden.
Wenn du merkst,
dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden,
dann wünsche ich dir den Mut,
dich einzumischen
und Partei zu ergreifen für ein Leben in Würde.
Wenn du erkannt hast,
was auf dem Spiel steht,
aber vor den damit verbundenen Hindernissen
zurückschreckst,
dann wünsche ich dir den Mut,
über deinen Schatten zu springen.
Angela Lohausen für MISEREOR-Fastenaktion 2012
3. Fastenwoche
JETZT IST JETZT
Nichts ist wirklich,
nichts außer dem Jetzt.
Und das Jetzt ist nicht etwa
die Fortsetzung der Vergangenheit.
Und auch nicht die Tür zur Zukunft.
Jetzt ist: irgendwo ankommen,
ohne gleich daran zu denken,
wann du wieder wirst gehen müssen.
Jetzt ist: offen sein für alles, was geschieht.
Jetzt ist jetzt.
Werner Sprenger
HEUTE
Ich weiß
wie es aussieht
überall und nirgendwo.
Das Durcheinander ist alt
das Chaos bleibt
lebenslänglich
so vieles ist zu tun.
Aber heute will ich
einen Platz für mich
will die Sonne
den Himmel
so selten hat er dieses Blau.
Will spüren
dass meine Füße
leicht sein können
heute will ich mich freuen
dass es mich gibt.
Anne Steinwart
(Texte aus: Weniger ist mehr, Verlag am Eschbach 2012, S.25+33)
2. Fastenwoche
… das ist ein Fasten, wie ich es liebe …
Jes 58,6 Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, …
zumutung
im alltag verfangen
verlier ich mich
zwischen terminen
und erwartungen
steuererklärungen
und geburtstagseinladungen
dem käsekuchenrezept
und der bescheinigung
für den arbeitgeber
alltag eben
zu erledigen
zu funktionieren
zu machen
zu tun
und ich erledige
ich funktioniere
ich mache
ich tu
und verlier mich
und find mich nicht
und sehne mich
und will
sein
endlich sein
frei will
ich sein
frei von erwartungen
von druck
von zu erledigendem
von dem
was man von mir will
und da höre ich das wort
zur freiheit hat uns
Christus befreit
zur freiheit
befreit
weil es
eine mitte
gibt
zur freiheit
befreit
weil es
ihn
gibt
zur freiheit
befreit
um zu
sein
so, wie ich bin
herausgerufen
eingeladen
geliebt
zur freiheit berufen
mutet gott sich zu
gott mutet mich
mir zu
zur freiheit
berufen
mutet mir gott
das leben zu
Andrea Schwarz, Reise in die Sehnsucht
1. Fastenwoche
Wohin gehst Du, Mensch?
wohin gehst du, Mensch
heute und an allen Tagen deines Lebens
wohin gehst du, Mensch
mit deinen Spielräumen und Grenzen
wohin gehst du, Mensch
mit deiner Sehnsucht nach Gerechtigkeit
wohin gehst du, Mensch
mit deinem Mut, die Welt zu bewegen
wohin gehst du, Mensch
mit deiner Ernährung und deinem Konsumverhalten
wohin gehst du, Mensch
in deiner Verbundenheit mit der Schöpfung
wohin gehst du, Mensch
im Privaten und in der Weltgemeinschaft
wohin gehst du, Mensch
in deinem Glauben an den mitgehenden Gott
wohin gehst du, Mensch
angesichts der Endlichkeit deines Lebens
Angela Lohausen
Wachstum gegen den Hunger?
Hunger und Krankheit und Armut und Ungerechtigkeit in der Welt werden wir nur in den Griff bekommen, wenn wir in den Industrieländern aufhören, zu leben, als hätten wir mehrere Welten zur Verfügung.
Wenn Natur- und Ressourcenverbrauch gedrosselt werden – und zwar unter Einbeziehung der in südliche Länder ausgelagerten Firmen. Wenn Forschung und Produktion auf existenzielle Probleme wie die Bekämpfung des weltweiten Hungers, der Mangelernährung, der Armut und Ungleichheit ausgerichtet werden anstatt auf Weltraumerforschung, Militär und Profitmaximierung.
Katja Strobel
Aus: Katja Strobel, ÜberLebensKunst. Texte zum Nach- und Querdenken, in: MISEREOR/ZASS-KAB/KBE (Hg.), CD, wohin gehst du mensch? ÜberLebensKunst, Aachen 2013, C 1 a).
Fastenzeit
Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden zu Worten.
Achte auf Deine Worte,
denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen,
denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.
aus dem Talmud
Masken
Er war nicht mehr er selbst, hatte Adriana gesagt. …
Wann war jemand er selbst? Wenn er so war wie immer? So, wie er sich sah? Oder so, wie er war, wenn die glühende Lava der Gedanken und Gefühle alle Lügen, Masken und Selbsttäuschungen unter sich begrub? Oft waren es die anderen, die beklagten, dass jemand nicht mehr er selbst sei. Vielleicht hieß es dann in Wirklichkeit: Er ist nicht mehr so, wie wir ihn gerne hätten?
aus: Pascal Mercier, Nachtzug nach Lissabon, btb-Verlag 12/2006
Manchmal brauchen wir Masken
Für das alltägliche Rollenspiel,
um funktionieren zu können,
wie es von uns erwartet wird.
Manchmal brauchen wir Masken,
um unser wahres Gesicht,
unser verletzliches Inneres
nach außen hin zu schützen.
Manchmal sehnen wir uns danach,
unsere Masken abnehmen zu können,
endlich wir selbst sein zu dürfen
und als solche geliebt zu sein.
Finde zu dir selbst
Möge dir nach und nach
die Kraft zuwachsen,
unter den Masken des Alltags,
hinter denen du dich
zu verstecken suchst,
deine eigene Wahrheit
zu entdecken.
Mögest du dich selbst
annehmen und lieben lernen,
damit du die Masken
nach und nach ablegen kannst,
so dass auch dein Umgang
mit anderen Menschen
natürlicher wird.
Christa Spilling-Nöker, Leben hat die Farbe Sehnsucht, Verlag am Eschbach 2007, S.10 und 15
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