Juli-Oktober 2014

lich und gewissenhaft ist, das Herz Gottes schlagen zu hören. Und wo das Herz Gottes schlägt, da bedarf es keiner Gesetzgebung mehr, keiner Verbote und Zurechtweisungen und schon gar nicht eines besserwissenden Zeigefingers.

Unsere Kirche, davon bin ich überzeugt, befindet sich an einem Scheideweg, wo sich erweisen muss, ob sie mit Gott den Menschen zu dienen und sie zu begleiten bereit ist oder ob sie nur für sich sprechen will und damit Gott und die Menschen zu verlieren droht. Heute Vormittag wurde auf dem Petersplatz in Rom der verstorbene Papst Paul VI selig gesprochen. Er hat vor 50 Jahren das 2. Vatikanische Konzil für eine Öffnung der Kirche genutzt. Gleichzeitig ist er verantwortlich für die sogenannte Pillenenzyklika Humanae Vitae, die jegliche Möglichkeit einer künstlichen Verhütung verbot. Gegen seinen eigenen Willen hörte er damals auf seine Berater, die ihn zu dieser Entscheidung drängten. Es liegt nun an Papst Franziskus, ob er seinen Beratern folgt, in der Frage des Zusammenlebens der Menschen den Traditionalisten zu folgen oder anders zu entscheiden. Es bleibt, abzuwarten. Aber ob die Synode in Rom eine Erneuerung darstellt oder nur zu einem Papiertiger verkümmert liegt auch an uns. Revolutionen, Erneuerungen haben zumeist ihren Anfang im Volk, bei den Menschen. Es scheint jetzt die Zeit, aufzustehen.


Semestereröffnungsgottesdienst am 12.Okt. 2014

Evangelium: Johannes 1,35-39

Am Tag darauf standen bei Johannes zwei seiner Jünger. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde.

Ansprache

In den letzten Wochen haben immer wieder junge Menschen unsere Gastfreundschaft angenommen und haben ein „Nachtlager“ in der KHG gefunden, während sie tagsüber auf die Suche nach einer Wohnung hier in Aachen gegangen sind. Es war uns wirklich eine Freude, eine provisorische Bleibe anbieten zu können. Zum dritten Mal haben wir den Vorraum zum Raum der Stille als Schlafraum zur Verfügung gestellt und Wohnungssuchende konnten unkompliziert auf die Suche gehen. Ich möchte noch mal allen Dank sagen, die mitgetan haben, dass wir als KHG diese Gastfreundschaft anbieten konnten.

Wir alle wissen, wie mühsam es ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Da ist es eine kleine Hilfe, wenigstens um ein bescheidenes Nachtlager zu wissen, um dann tagsüber ausgeschlafen und entspannt auf die Suche nach einem Zimmer gehen zu können.

So einfach, wie die Schlafmöglichkeit auch gewesen sein mag: zu wissen, sich abends irgendwo geschützt hinlegen und angstfrei die Augen schließen zu können, das hat hoffentlich den Vielen, die unsere Einladung angenommen haben, gut getan. Und ich würde mich sehr freuen, wenn unsere zeitweiligen Gäste ein angemessenes Zimmer oder eine freundliche Wohngemeinschaft gefunden hätten.

Sich sicher sein zu dürfen, ein Dach über dem Kopf zu haben, das einem Schutz und Wärme schenkt, ist wirklich Goldwert. In unseren Tagen, in denen so viele Menschen auf der Flucht sind, in denen Menschen schutzlos Terror und willkürlicher Gewalt ausgesetzt sind, da wird mir dieses Geschenk eines Schutzraumes noch einmal in besonderer Weise bewusst. Was für mich selbstverständlich ist und wohl auch für uns alle, das ist anderen ein Gottesgeschenk: Ein Ort, wo ich selbstverständlich und gewollt, vielleicht sogar geliebt, sein darf, an dem ich Ruhe finden kann und an dem ich mich frei entfalten darf. Ein Ort des Lebens und des Liebens, ein Ort, an dem ich Leben finden und Leben teilen darf. Ich wünsche uns allen solch einen Ort und ich wünschte, wir würden erkennen und dafür eintreten, dass auf dieser Erde für alle ohne Ausnahme solch ein Ort bereit ist.

Vielleicht ist so ein Zeitpunkt wie der Anfang eines Semesters eine angemessene Gelegenheit, sich dessen noch einmal zu vergewissern. Die Studienbedingungen setzen immer mehr ein hohes Maß an Mobilität voraus. Umzuziehen ist für ganz viele von euch das Selbstverständlichste von der Welt: Von einem Studienort zum anderen oder nur für eine kurze Zeit aufgrund eines mehrwöchigen Praktikums oder um für ein Semester ins Ausland zu gehen. Die Lebenswirklichkeit vieler von euch ist davon geprägt, mobil sein zu müssen. Um einer sicheren Zukunft entgegen gehen zu können, dazu bedarf es heute einer Fülle von Erfahrungen und Kenntnissen, die möglichst schnell erreicht werden sollten. Da muss schon mal eine Kultur des Wohnens auf der Strecke bleiben. Und weil der Begriff der „Wohnkultur“ in einem doppelten Sinn missverständlich interpretiert werden könnte, möchte ich gleich zwei Irrtümer ausschließen: Eine Wohnkultur bedarf ganz sicher keiner Designer-Einrichtung in einem Luxusappartement, eine Kultur des Wohnens ist nicht abhängig von Geld; und zum anderen darf eine Kultur des Wohnens nicht einigen wenigen Exponierten vorbehalten sein, denn Wohnkultur ist ein Lebensrecht, ja noch mehr: ein Menschenrecht.

Die vielen von uns abgenötigte Mobilität birgt, so empfinde ich manchmal, die Gefahr in sich, seelisch, geistig zu verwahrlosen. Wer sich immer genötigt sieht, in Bewegung zu sein – körperlich, aber auch seelisch – , der ist sehr bald atemlos.

Vielleicht irritiert das einige von euch, wenn ich das so ungeschützt sage; vielleicht trägt es auch zu Verärgerung bei. Einige mögen denken, ich verkenne die Realität. Mobilität sei nun einmal unverzichtbar, um einer sicheren Zukunft entgegengehen zu können; da bleibt eben keine Zeit, sich schnieke einzurichten. Wenn meine Gedanken so verstanden würden, täte es mir leid.

Es geht mir nicht in darum, Euch Gemütlichkeit einreden zu wollen, um auf einer schicken Couch auf den Flachbildschirm glotzen zu können.

Vielmehr habe ich manchmal den Eindruck, dass mit der selbstverständlichen Mobilität eben auch die Gefahr einhergeht, etwas zu verlieren, was wir ganz notwendig brauchen, um unser Mensch-Sein nicht zu verlieren, nämlich das „Jetzt“ zu spüren. Ein „Hier und Jetzt“ als das Wunder des Lebens wert zu schätzen. Nicht allein das Morgen, das Unerreichte, das Unentdeckte als Wert gelten zu lassen, sondern auch das Heute, das Erreichte, das Vertraute im Blick zu behalten. Wer Welt erforschen möchte, wer dem Fremden entgegen streben möchte, der braucht notwendig die Stabilität des „Hier und Jetzt“. Wir Menschen brauchen Orte, von denen wir ausgehen können und zu denen wir immer zurückkehren dürfen. Wir brauchen vertraute Orte, an denen wir begegnen können. Wir brauchen Orte, an denen wir zweckfrei sein können. Wir brauchen Orte, an denen wir uns spüren können ohne Verpflichtung, ohne Leistungsnachweise vorzeigen zu müssen. Wir brauchen Orte, wo wir uns selbst nahe sein können, ohne uns erklären oder bestätigen zu müssen.

„Kommt und seht“ lädt Jesus seine Freundinnen und Freunde ein, nehmt teil an meinem Leben, nachdem zuvor zwei Männer ihn gefragt haben: „Wo wohnst du?“ In dieser unerwarteten Begegnung zwischen Jesus und den beiden anderen Männern traf ein sehnsüchtiges Interesse der einen auf eine liebevolle Offenherzigkeit des anderen. Den Dreien ging es nicht darum, etwas klären zu wollen oder zu sollen, es ging ihnen auch nicht darum, Ergebnisse von irgendwas zu erzielen; es ging ihnen einzig darum, kennenzulernen, einander nahe zu kommen, Vertrauen aufzubauen. Warum wohl sind die beiden Jünger aufmerksam geworden auf diesen Jesus? Weil von diesem Mann eine Faszination ausging, weil er eine innere Ruhe ausstrahlte, die anziehend wirkte und neugierig machte. Weil sie gespürt haben, dass sie von diesem Menschen etwas lernen können, kein Faktenwissen, keine neue Lehre, sondern Menschlichkeit. Nur Menschlichkeit, gar nicht mehr. Aber das ist so viel.

Weil Jesus weiß, wo er hingehört, deshalb kann er so offenherzig und einladend sein. Und natürlich ist mit diesem Zuhause Jesu kein schönes Wohnzimmer gemeint, wohl aber ein Ort, wo sie alle einfach sein konnten, wo sie satt werden konnten, satt an Leben. Heimatlosigkeit, Fremdheit, Verlorenheit, all das kann überwunden werden, wenn wir Menschen begegnen, die bei sich selbst zuhause sind, die aus einer Mitte leben. Jesus konnte den beiden zur Lebensquelle werden, indem er ihnen Lebenswichtiges geschenkt hat, das sie stark gemacht hat: Die Erfahrung eines gefestigten Selbstvertrauens, das in dem Glauben gründet, geliebt zu sein von Gott, dem Quell aller Liebe. Und die Erfahrung, frei zu sein: frei und unabhängig, für Gott und für eine Menschlichkeit, die keine Lehranstalt zu lehren vermag.

Eben das wünsche ich Euch und uns, das wünsche ich vor allem all jenen, die einen neuen Lebensabschnitt beginnen mit dem Studium hier in Aachen und das wünsche ich Heike, die sich aufmacht in ihre vertraute Heimat Ostwestfalens: Selbstvertrauen, das begründet ist in einem Glauben daran, dass unsere Welt gehalten ist und Freiheit, die es ermöglicht, die Welt entdecken zu dürfen, weil sie uns vertrauensvoll geschenkt ist.

Und unserer Stadt und unserem Land wünsche ich eine ehrfürchtige und aufmerksame Bereitschaft, Gastfreundschaft zu schenken, denn das Boot, um dieses schreckliche Bild zu benutzen, ist nicht voll und unser Haus nicht zu klein, als dass draußen jemand ertrinken oder erfrieren müsste. Just an diesem Wochenende sind 36 syrische Flüchtlinge hier in Aachen mit dem Zug angekommen, viele davon minderjährig. Ihnen wünsche ich, dass sie auf Menschen stoßen, die ihnen nicht zuerst die Formblätter entgegenstrecken, die auszufüllen sind, sondern ihre Hände, die sie dorthin begleiten, wo sie satt und stark werden können an Leib und Seele. Denn nur, wenn wir einander im Blick haben, nur wenn wir einander Zeit schenken, nur wenn wir einander Gastfreundschaft anbieten, nur dann haben wir, dann hat unsere Welt eine Zukunft und nur dann lohnt sich alles lernen und forschen, denn nur dann lernen und forschen wir zum Wohl der Menschen.


 

  1. Sonntag im Jahreskreis A – 2014

Gestattet mir, dass ich kurz in eine andere Rolle schlüpfe, und mich dazu ein wenig umziehe…..

Jetzt darf ich mich Euch vorstellen. Ich heiße Bachur und ich möchte Euch von einem persönlichen Erlebnis erzählen. Für mich ist dieses Ereignis nicht ohne Folgen geblieben und vielleicht verändert es ja nachträglich auch etwas in Eurem Leben.

Seit drei Jahren besuche ich das ‚Edubba‘. In Eurer Sprache würde ich das mit „Tafelhaus“ übersetzen. Ohne jetzt angeben zu wollen. Dieser Begriff geht auf die Zeit der Sumerer zurück, die ja noch auf Steinfäfelchen geschrieben haben. Wir sind da ja schon viel weiter und schreiben auf feinstem Papyrus, den wir aus Ägypten kommen lassen. Aber Wissenschaftler haben eben manchmal auch eine melancholische Ader und so haben wir den Namen für unsere Universität unverändert gelassen und nennen sie bis heute ‚Edubba‘.

Wie gesagt: Seit drei Jahren besuche ich jetzt die ‚Edubba‘ und beschäftige mich insbesondere mit den alten Sprachen akkadisch und aramäisch. Und was wir da heute in der Vorlesung gemeinsam übersetzt haben, das hatte es schon in sich. Diesen Text wortgetreu und zugleich auch fließend zu übersetzen, war schon sauschwer. Deswegen vielleicht habe ich ihn auch so gut behalten:

Siduri sprach zu ihm, zu Gilgamesch:

Gilgamesch, wohin läufst du?

Das Leben, das du suchst, wirst du nicht finden!

Als die Götter die Menschheit erschufen,

teilten den Tod sie der Menschheit zu,

nahmen das Leben für sich in die Hand.

Denk also entspannt an Dich, Gilgamesch:

Dein Bauch sei voll.

Ergötzen magst du dich Tag und Nacht.

Deine Kleidung sei rein, gewaschen dein Haupt,

mit Wasser sollst du gebadet sein!

Schau den Kleinen an deiner Hand,

die Gattin freu sich auf deinen Schoß!

Solche Art ist das Werk der Menschen!         (Gilgamesch X, III 1-14)

Dieser Text war Wasser auf meinen Mühlen. Ihr müsst wissen, über meinem Bett zuhause hängt ein ähnlicher Spruch: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ (Jes 22,13) Heute weiß ich, dass dieser Spruch aus dem gleichen Buch ist, von dem ich jetzt erzählen möchte. Mir ist schon bewusst, dass dieser Satz wenig fromm und gottesfürchtig ist, aber er passt zu meiner Zeit. Vielleicht ja auch zu Eurer.

Nach dem anstrengenden Tag in der ‚Edubba‘ heute hatte ich mich für den Abend mit meinem Freund Jojakim verabredet. Und so schlenderten wir durch die Straßen von Jerusalem. Auf dem Marktplatz standen sie alle herum, wie das bei uns so üblich ist. Man erzählte sich sämtlichen Klatsch und Tratsch. Einige übten sich in hoher Politik und zufällig hörte ich mit, wie sich einer über die hohe Überfremdung in unserer Stadt beklagte, nur weil ein paar Leute aus Damaskus und Assyrien hierherkamen.

Irgendwie, ganz plötzlich, kam dann Bewegung auf den Platz. Ein fremder Mann mit einem Kinor betrat den Platz. Kennt ihr den Kinor? Sieht so ähnlich aus wie eine Harfe. Ich weiß nicht wie, aber er hatte alle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Mit seiner Handleier, dem Kinor eben, schlug er eine schöne Akkorde an, und begann zu singen:

Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund,

das Lied meines Freundes von seinem Weinberg.

Das klang gut, fand ich. Ich war nur froh, dass keine Aufseher auf dem Platz waren. Die hätten den sofort mitgenommen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Denn was da so harmlos klang, das war verflixt eindeutig zweideutig. Mich als Schöngeist hat dieses Liebeslied sofort angesprochen und ich bin ja auch alles andere als prüde. Hab mich auch direkt erinnert an ein Buch unserer Heiligen Schrift, wo es an einer Stelle heißt: „Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste, Apfelduft sei der Duft deines Atems, dein Mund köstlicher Wein, der Lippen und Zähne mir netzt“.

Der Fremde sang also weiter, immer noch begleitet von schönen, warm klingenden Harmonien des Kinor:

Einen Weinberg besaß mein geliebter Freund

auf einer fruchtbaren Höhe.

Er grub ihn um und entfernte alle Steine

und bepflanzte ihn mit den edelsten Reben.

Er baute einen Turm in der Mitte

und legte eine Kelter an.

Der Bursche war wirklich gut, dachte ich bei mir. Mir kam ein ägyptisches Liebeslied in den Sinn:

Erfreue ihr Herz, solange sie da ist (Das ist eine Mahnung für den Mann        gewesen).

Sie ist ein guter Acker für ihren Herrn.

Sie ist das Grundstück, das dem Geliebten gehöre.

Dieses Liebeslied noch im Ohr erklangen ganz unerwartet disharmonische Akkorde und der Fremde sang mit tiefer Stimme:

Er hoffte auf köstliche Trauben –

er brachte saure Beeren.

Und das wiederholte er immer wieder:

Er hoffte auf köstliche Trauben –

und brachte saure Beeren.

Und dann sang er weiter:

Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger

und ihr Männer von Juda,

im Streit zwischen mir und dem Weinberg.

Das kam wie eine kalte Dusche über uns, die wir da auf dem Marktplatz standen. Da war plötzlich nichts mehr zu spüren von einem zärtlichen Liebeslied. Und so ging es auch weiter:

Er hoffte auf Recht,

doch alles war schlecht;

auf Gerechtigkeit

doch nur der Schrei der Rechtlosen.

Der letzte Satz meißelte sich mir ins Gedächtnis ein. Für alle war auf einmal der Sinn des Liedes klar. Und zu allererst verließen die Honoratioren pikiert den Platz, um sich irgendwo anders in Ruhe amüsieren zu können. Mir war’s ziemlich kalt den Rücken runter gelaufen und ich stand dann auch ganz allein mit meinem Freund und dem Fremden da. Das war schärfste Kritik an unserem selbstzufriedenen Leben hier in der Stadt. Und dann besaß er auch noch die Kühnheit, uns aufzufordern, unser Urteil selbst zu sprechen. Ich fragte meinen Freund dann, ob er den Fremden kenne. „Ja“, sagte er, „das ist Jeschajahu ben Amos“, also der Sohn des Amos, der bei euch glaube ich Jesja heißt. Ich habe später Jeschajahu noch einige Male reden hören auf dem Marktplatz in Jerusalem.

Eines muss ich euch heute zum Schluss noch verraten. Das Schildchen über meinem Bett habe ich abgehangen. Ihr erinnert euch: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot“. Heute hängt da ein anderes Schild: „Wir sind vor Gott verantwortlich für das, was wir tun“. Ja, Gott hat uns wirklich Verantwortung übertragen für das Leben. Gott traut uns viel Gutes zu. Schon interessant, dass ich diese Erkenntnis nicht in der ‚Edubba‘ gemacht habe, sondern auf dem Marktplatz.

Lesung: Jesaja, 5,1-7

Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund,

ein Lied vom Weinberg meines Liebsten. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.

Er grub ihn um und entfernte die Steine

und bepflanzte ihn mit den edelsten Reben.

Er baute mitten darin einen Turm und hieb eine Kelter darin aus.

Dann hoffte er, dass der Weinberg süße Trauben brächte, doch er brachte nur saure Beeren.

Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger und ihr Männer von Juda,

im Streit zwischen mir und dem Weinberg!

Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, dass ich nicht für ihn tat?

Warum hoffte ich denn auf süße Trauben? Warum brachte er nur saure Beeren?

Jetzt aber will ich euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg mache:

Ich entferne seine schützende Hecke; so wird er zur Weide.

Seine Mauer reiße ich ein; dann wird er zertrampelt.

Zu Ödland will ich ihn machen.

Man soll seine Reben nicht schneiden und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern. Ich verbiete den Wolken, ihm Regen zu spenden.

Ja, der Weinberg des Herrn der Heere /ist das Haus Israel und die Männer von Juda sind die Reben, die er zu seiner Freude gepflanzt hat.

Er hoffte auf Rechtsspruch – doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit – doch siehe da: Der Rechtlose schreit.

 


26. Sonntag im Jahreskreis A – 2014

Evangelium: Matthäus 21,28-32

Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht. Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn und er ging doch. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.

 Simmer ma‘ ährlisch …

Funktionieren kann das auf Dauer so ganz sicher nicht: Das eine sagen und das andere tun. Das ist uns allen zweifelsohne klar. Wie könnten wir uns noch aufeinander verlassen, wenn unser gesprochenes Wort im Gegensatz zu unserem Handeln steht? Wem könnten wir noch Vertrauen entgegenbringen, wenn ein Ja kein Ja mehr wäre und ein Nein kein Nein? Wie wäre überhaupt noch Gemeinschaft möglich, wenn Reden und Handeln völliger Beliebigkeit ausgesetzt wäre? Das Zusammenleben von uns Menschen bedarf eines guten Maßes an Verlässlichkeit. Wo Misstrauen ist, ist Feindschaft nicht mehr fern. Wo jeder macht, was er will, da kann eigentlich nur noch das Chaos herrschen. Das ist uns allen zweifelsohne gewiss. Und es ist keine Frage, dass wir uns um Verlässlichkeit mühen und Teil einer Gemeinschaft sein möchten, in der auf der Basis von Vertrauen und Wahrhaftigkeit Entwicklung möglich ist. So wollen wir doch alle miteinander in die Zukunft gehen und wir mühen uns, weil wir doch alle das Chaos fürchten, was ansonsten zerstören würde, was uns lieb und wert ist.

Und trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass die Verführung, das eine zu sagen und das andere zu tun, keinem von uns fremd ist. Da gibt es eine Fülle von Beweggründen, die uns bewegen, so verdreht und verkehrt zu handeln. Manchmal zum eigenen Nutzen, manchmal auch aus Angst und auch aus Verzweiflung zuweilen, wenn ich daran denke, dass freiheitsliebende Menschen zur Zeit von Frieden reden und zum Krieg rüsten.

Diese Schizophrenie des Lebens ist Jesus durchaus bewusst. Er ist sogar bereit, mit dieser menschlichen Unzulänglichkeit zu leben. Was ihm allerdings zu widerstreben scheint ist die Tatsache, dass die Menschen dieses Lebensmuster bewusst benutzen, die Welt zu drangsalieren, die Menschen ins Unglück zu stürzen, auszusondern, wer und was ihnen in die Quere kommt. Mit „Ja“ sagen, und „nein“ meinen, wird Politik gemacht. Unsere Tage bringen diese Schandtat wieder schrecklichst zum Vorschein. Deshalb stellt Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten, also den Verantwortlichen des gesellschaftlichen Lebens die revolutionäre Frage: Seid ihr Menschen ehrlich bereit zu hinterfragen, was ihr sagt und was ihr tut? Lernt ihr aus dem Chaos, dem inneren seelischen wie dem äußeren politischen, das über euch hereingebrochen ist, wenn ihr Sklaven eurer eigenen Unehrlichkeit geworden seid? Setzt ihr euch auseinander mit den Folgen eurer Kurzsichtigkeit? Und er stellt fest, dass die Verantwortlichen von Kirche und Gesellschaft offensichtlich weniger selbstkritisch sind als die einfachen Menschen, die die Großen zum Abschaum und zur Sünderin deklarieren. Je höher das Maß der Verantwortung, desto geringer scheinbar die Bereitschaft zur Selbstvergewisserung.

Jesu Erwartung ist keinesfalls, dass die Menschen sündenlos und lupenrein sauber vor Gott und in der Welt ihr Leben bestreiten sollen. Aber er erwartet, dass sie wenigstens mit ihren Unzulänglichkeiten offen und ehrlich umgehen und diese zu korrigieren bereit sind, wo immer sie bewusst werden. Der Weg der Gerechtigkeit ist immer auch ein Weg der Wahrhaftigkeit sich selbst gegenüber. Jesu Anspruch an seine Freundinnen und Freunde ist eben diese Bereitschaft zur Selbstkritik, denn wer sich selbst gegenüber kritisch ist, der erkennt die Kraft der Barmherzigkeit anderen gegenüber und tauscht Arroganz gegenüber den anderen in Weitsicht und Toleranz mit den anderen.

Jesu Vorreiter Johannes hat diesen Weg der Selbstreflexion gepredigt. Die Hohenpriester und gesellschaftlich Verantwortlichen damals hätten wissen können, dass der Weg Gottes mit den Menschen ein Weg des Mit-Gehens ist; sie hätten wissen können, dass Gottes Wesen ein Mitfühlendes und Vergebungsbereites ist. Johannes hat es ihnen gepredigt, aber sie wollten es nicht hören. Sie hätten die Chance gehabt, umzudenken, umzufühlen, umzukehren, aber sie sind stur ihren Weg gegangen.

Wir könnten es auch wissen; wir könnten es wissen und Herr Putin und Herr Obama und Herr Assad und Herr Netanjahu und Herr Erdogan und wie sie alle heißen. Wir alle könnten es wissen, denn auch uns ist das Wesen Gottes offenbar. Welche Wege gehen wir? Wem glauben wir? Und welche Geisteskraft geht von uns aus, andere zu Selbstkritik zu ermutigen? Das ehrliche Wort und das hilfreiche Tun: In den Augen Gottes sind sie die Garanten einer menschlichen Zukunft. In unserer schwierigen Zeit, in der aus Hilflosigkeit oft voreilige Entschlüsse gefasst werden, wäre ein ehrliches Wort und ein hilfreiches Handeln vielleicht eine Alternative.

Ob damit der Gewalt Einhalt geboten werden kann, ich weiß es nicht.

Aber mir scheint es glaubwürdiger zu sein, als von Frieden zu reden und Waffen zu liefern.

Christoph Simonsen


 

Sonntag, 21.September 2014, 25. Sonntag im Jahreskreis A – 2014

Evangelium Matthäus 20,1-16

Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum? Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten. Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar. Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren, und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen.Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin? So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.

 Wie im Himmel, so auf Erden

Drei Wochen Ausnahmezustand sind nun für mich zu Ende: Lesen, schwimmen gehen, gut essen und trinken, die Abende entspannt ausklingen lassen im Wissen darum, dass der nächste Tag ebenso entspannt begonnen werden darf. Der Gedanke, dass es so im Himmel sein könnte, drängt sich einfach auf: Dauerurlaub grenzenlos und ewig, in den Tag hineinleben können ohne Last und Verantwortung nur sich selbst und das eigene Reden und Tun. Ist Himmel so etwas wie Urlaub mit Vollpension? So geil diese Vorstellung auch wäre, sie entspricht wohl nicht der Wirklichkeit. Und abgesehen davon: Irgendwann hat man auch mal die Nase voll vom Rumgammeln. Das Wesen des Menschen ist doch geprägt von der Sehnsucht, gestalten zu wollen. So schön eine Auszeit auch ist, es drängt mich doch auch wieder zurück hierher zu euch. Mit Euch, mit Menschen gemeinsam zu suchen nach dem, was Leben gerechter, liebevoller, friedfertiger macht. Mit Euch gemeinsam zu ringen, den Wahrheiten des Lebens näher zu kommen. Mit Euch auch gemeinsam zu klagen, wenn das Leben mit Füßen getreten wird. Mit Euch das Leben zu spüren, die Narben, die Wunden, das Zerrissene. Und eben auch mit Euch zu arbeiten, dass diese Welt in jedem Augenblick mehr zu dem wird, was sie sein möchte: Lebensort für alle. Arbeit bedeutet nicht in erster Linie: Geld verdienen, um den Lebensunterhalt zu ermöglichen. Arbeit, Körperkraft wie Geisteskraft,  ist Sinnerfüllung und Chance, sich, die Menschen und die Welt mit seinen Vermögen und Begabungen entdecken zu können. Arbeit ist nicht Mittel zum Zweck sondern ein Wert, der es ermöglicht zu erkennen, dass Leben immer ein Werden und Wachsen ist. Das alles klingt pathetisch, theoretisch, idealistisch. Und das ist es vielleicht auch, denn wer wüsste nicht, dass Arbeit auch Plackerei ist und Schufterei, dass sie nicht selten sinnlos erscheint oder überfordernd. Und doch gilt: Wem Arbeit genommen ist, Aufgabe, Mitverantwortung, dem ist immer auch ein Stück seiner Seele, seiner Bestimmung, seines Sinnes genommen. Platt gesagt: Ohne Arbeit, ohne das Gefühl, eine Aufgabe zu haben, die dem Leben, die dem Gemeinwohl dient, ist Leben leer und hohl. Einem Leben ohne Arbeit entgleitet Wert und Mitte.

Wenn nun Jesus den Himmel vergleicht mit den alltäglichen Arbeitsprozessen, in die hinein der Mensch gestellt ist, so kann man also folgern, dass Himmel und Arbeit zusammengehören. Erfüllung und Arbeit gehören zusammen. Ewigkeit und Suchen gehören zusammen. Nähe Gottes und menschliche Verantwortung gehören zusammen. Nicht nur hier, sondern auch dort. Wenn aber dort im Himmel, dann in ganz besonderer Verantwortung und in himmlischer Weitsicht eben auch hier auf Erden.

Viele von Euch bereiten sich vor auf verantwortungsvolle Aufgaben in unserer Gesellschaft, die oft geprägt ist von Konkurrenzkampf, von überbordendem Leistungsdruck und ausgrenzendem Wettbewerb. Wie geht das zusammen: eine Welt der Arbeit hier in der realen Welt hier, die geprägt ist von starren Statistiken, von zermürbenden Globalisierungsdenken und profitorientierten Firmenzusammenlegungen und eine Welt der Arbeit, die den Himmel im Blick hat, die dem Himmel gerecht werden möchte? Arbeit, die nicht die Leistung in den Vordergrund stellt und den Erfolg sondern die Menschlichkeit, ja sogar die Güte und Nachsicht? Wenn Arbeit ein Gottesauftrag ist, wenn nicht die Arbeit das Leben ausmachen soll, sondern in der Arbeit das Leben entdeckt werden möchte, wie kann dies glaubwürdig Verwirklichung und Ausdruck finden heute? Die Frage steht im Raum und wir müssen eine Antwort finden, immer wieder neu und immer wieder sehr konkret. Alle Vorbereitung auf die Arbeitswelt sollte dieser Frage Wert und Bedeutung beimessen. Das wird unter vielen anderen auch eure Aufgabe sein in Zukunft. Und die Zukunft beginnt schon heute, so wie der Himmel schon heute beginnt mitten im Leben.

So bin ich auch froh, dass mein Urlaub der letzten drei Wochen jetzt wieder mündet in den Alltag, in die Arbeit, in die Aufgabe, den Himmel schon heute auf der Erde aufscheinen zu lassen. Und ich bin dankbar, dies mit euch zu wagen.

Christoph Simonsen


 

Sonntag, 24. August

21. Sonntag im Jahreskreis A – 2014

Evangelium: Matthäus 16,13-20

Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei.

Über die göttliche Sehnsucht, sich anvertrauen zu können

Die Frage ist schon ziemlich gewagt: „Was halten die Leute von mir?“. Ich glaube, ich würde mögliche Antworten gar nicht hören wollen. Die Angst, die Antworten würden mein Selbstbild ankratzen, in Frage stellen, zerstören sogar, wäre zu groß. Ich habe doch eine klare Vorstellung davon, wie ich gern wahrgenommen und gesehen werden möchte; ich setze doch unentwegt Signale aus, bewusst wie auch unbewusst, die anderen ein Bild von mir vermitteln sollen. Und wenn dann Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung auseinander driften, dann hab ich ein Problem. Es wäre dann unredlich, die Antworten der anderen einfach so zu übergehen oder zu bagatellisieren, als würden sie mich nicht treffen. Also frag ich lieber erst gar nicht, dann bleibt mir diese Schwierigkeit erspart. Oder ich müsste mit großer Kraftanstrengung beginnen, meine eigene Sicht zu hinterfragen und zu prüfen, ob ich mir womöglich selbst etwas vormache. Das hätte womöglich Konsequenzen, die ich nicht zu überschauen vermag. Wir sind es zweifelsohne gewohnt, als weltoffene Menschen, zu streiten und zu ringen. Doch zumeist nur um um dieses oder jenes. Wir entwickeln Methoden, um das Suchen nach der Wahrheit möglichst konstruktiv und lösungsorientiert gestalten zu können. Aber dabei geht es zumeist eben um etwas, nicht um den Kern unseres Seins. Die Frage nach uns selbst, die stellen wir eher geschützt im abgeschlossenen Raum und wir stellen sie uns dann selbst. Selbstreflexion, Selbstkritik, so wertvoll sie sein kann, manchmal ist sie auch nur ein Schutz, um nichts verändern zu müssen, um alles so belassen zu können, wie es augenblicklich ist. Denn in einem sind wir Menschen doch alle gleich, wenn wir ehrlich sind: In der Fähigkeit der Selbstüberschätzung.

Jesus gibt uns heute einen Hinweis, dass es dennoch durchaus Sinn machen kann, mutig diese Frage nach sich selbst auch öffentlich zu stellen. Denn diese Frage vermag nicht nur Angst auszulösen angesichts einer tiefen Krise der Verunsicherung in die hinein die Frage führen könnte. Nein, hinter der öffentlich gestellten Frage nach seinem selbst verbirgt sich auch eine Sehnsucht. Die Sehnsucht nämlich, Freundinnen und Freunde zu finden, denen wir uns anvertrauen können. Jesus stellt die Frage nach sich und dem Bild, was andere von ihm haben, um herauszufinden, wem er sich anvertrauen kann, mit wem er teilen kann, was ihm lieb und wert ist. Jesus zeigt sich, wie auch in den Evangelien der vergangenen Sonntage, ganz menschlich. Er zeigt sich ebenso bedürftig wie auch zielstrebig. Jesu tiefe Sehnsucht ist es, als der wahrgenommen und erkannt zu werden, der er wirklich ist. Jesus ist nicht die Kopie eines anderen. Kein Mensch ist die Kopie eines anderen. Simon Petrus erkennt das unverwechselbare Wesen Jesu: „Du bist der Messias. Der lebendige Sohn Gottes.“ Die meisten vergleichen Jesus mit anderen bekannten Persönlichkeiten. Petrus erkennt, dass man einem Menschen nur gerecht wird, wenn man das erkennt, was ihn von den anderen unterscheidet. Jesus ist zutiefst dankbar für diesen erkennenden Blick des Petrus. Das ist das tiefste Geschenk, was Kinder Gottes einander schenken können: Diesen vertrauten Blick auf das Wunderbare im Gegenüber. Jesus ist aber nicht nur dankbar für diesen vertrauten Blick seines Freundes. Er ist auch dankbar, weil ihm mit dem Vertrauen des Petrus die Möglichkeit geschenkt ist, das zu teilen, was sein Leben so wertvoll und so einmalig macht. „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben“, sagt er zu Petrus. Jesus liegt die Zukunft der Schöpfung Gottes am Herzen und die Zukunft aller Geschöpfe. Es braucht einen Ort und es braucht Menschen, das zu bewahren und zu teilen. Kirche ist keine verfasste Institution, kein hierarchisches Gebilde. Kirche ist der Ort, an dem Menschen immer wieder hören und spüren dürfen, dass sie eine erfüllte und heile Zukunft haben. Damit diese Botschaft erhalten bleibt, bedarf es Freundinnen und Freunde. In Petrus hat Jesus einen solchen Freund gefunden.

 Die Eingangsfrage des heutigen Evangeliums: „Für wen halten die Menschen mich“, so wie Jesus sie stellt, ist Ausdruck einer lebenswichtigen Suche, Freundinnen und Freunde zu finden, Vertraute zu finden, damit das Zukunft hat und weiter gegegen werden kann, was Gott in dieser Welt grundgelegt hat und was als Samen auf je einmalige Weise in jeder und jedem von uns eingepflanzt ist.

Christoph Simonsen


Sonntag, 17. August

20. Sonntag im Jahreskreis A – 2014

Evangelium: Matthäus 15,21-28

Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Befrei sie (von ihrer Sorge), denn sie schreit hinter uns her. Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.

Wenn Welten aufeinanderstoßen und Menschen heil werden

Da prallen Welten aufeinander: Die Welt der Rechtgläubigen und die Welt der Heiden. Da prallen Weltbilder aufeinander: High society gegen upper class. Da werden unverhohlen Vorurteile hin und her geschoben: „Für dich ist doch immer noch gut genug, was bei uns vom Tisch runterfällt“. Egoismen pur werden offenbar: „Mach was, dann haben wir wenigstens wieder unsere Ruhe“. Machtverhältnisse werden geklärt: „Für Dich bin ich nicht zuständig“.
In der Perikope, die wir heute hören und gemeinsam zu bedenken haben, trifft Not auf Struktur, Mensch auf System, Individuum auf Masse. Es ist wie im richtigen Leben: So vieles ist ungerecht, dem man wie erstarrt gegenübersteht. Was bleibt Menschen in dieser Wirklichkeit anders als Niedergeschlagenheit ob ihrer Hilflosigkeit und Wut ob der erfahrenen Ungerechtigkeit.
Da bewundere ich die Frau, die in ihrer Not und Bedürftigkeit beharrlich ist und sich nicht einschüchtern lässt, weder von der Arroganz der Jünger noch von der Beleidigung Jesu, der sie ziemlich unverhohlen auf die Stufe eines Hundes verweist. Diese fremde Frau wagt wider allen Realitätssinn den Disput. Obwohl in der schwächeren Position sucht sie das Gespräch auf Augenhöhe, um ihrer Tochter willen und auch wohl um ihrer Selbstachtung willen.
Und was erreicht sie? Weltbewegendes erreicht sie. Wo sonst die Waffen beginnen zu sprechen, wenn Welten aufeinanderprallen, bewirkt eine fremde Frau Nachdenklichkeit und Einsicht. Das Sprichwort sagt zwar, der Klügere gebe nach. Aber der vermeintlich Klügere, nämlich Jesus, der Sohn Gottes, gibt nicht nur nach, er sieht ein und erkennt in der Ungläubigen Glauben, in der Ärmeren Reichtum, in der Minderen Größe. Indem Jesus sich selbst in Frage stellt, findet er Kraft zu heilen, was krank und verwundet ist. Indem Jesus sich selbst in Frage stellt und seinen Glauben an der menschlichen Not misst, erweist er sich wirklich als Gottes Kraft auf Erden.

Welten prallen in unseren Tagen so oft aufeinander und Glauben prallt aufeinander und immer ist der Mensch der Leidtragende und Gott der Verlorene. Von ihm, von Gott, könnten wir lernen, an der Sehnsucht nach heilender Menschlichkeit zu reifen. Von ihm könnten wir lernen, der Härte und Rigorosität zu entsagen und im Hören aufeinander den Frieden zu lernen. Von Gott können wir lernen, vorurteilsfrei zu lernen. Mit diesem Vermögen könnten Welten aufeinanderprallen, und die Welt und die Menschen würden nicht Schaden leiden dadurch. Welten könnten aufeinanderprallen und sie würde heiler werden.

Christoph Simonsen


Sonntag, 10. August

19. Sonntag im Jahreskreis A – 2014

Lesung: 1 Kön 19,9ab.11b-13a

Elija ging in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn erging an ihn. Er sagte: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

So, wie die Luft zum atmen….
Wenn wir morgens aufstehen, ist sie schon da. Wenn wir abends zu Bett gehen, geht sie unauffällig mit. Und während der Arbeit am Tage ginge gar nichts, würde sie nicht um uns sein.
Ihr haben wir es zu verdanken, dass sich im Frühjahr das Bild der Natur verwandelt, wenn durch ihre Hilfe die Pollen der Blüten hin und her gewirbelt werden. Wenn der Sommer zu heiß ist, verdanken wir ihr ein wenig Kühlung.
Unser ganzes Leben bauen wir auf auf sie, ohne dass wir sie je gesehen hätten.
Und wenn ihr jetzt für einen Augenblick nur mal Mund und Nase zuhaltet, dann wisst ihr, von wem ich spreche: Von der Luft natürlich.
Sie scheint wie ein Nichts zu sein, aber alles wird erst, weil sie ist.
Die Luft umfängt uns, sie umarmt uns, als gäbe es nichts wichtigeres für sie, als uns Leben zu schenken und es zu bewahren. Aber so lebenswichtig die Luft auch ist, ich werde sie nie zu Gesicht bekommen.
In der Luft erkennt Elija den wunderbaren Gott. Den Gott, der das Leben will für alle. Und so wie die Luft un-be-greifbar ist, weder zu greifen noch zu begreifen, so bleibt uns auch Gott immer entzogen. Er ist gegenwärtig, aber nicht zu fassen. Er ist lebens-notwendig, aber nicht einfach zu haben.
Gott ist nicht die Ausnahme, so wie der Sturm eine Ausnahme ist oder das Beben. Gott ist die Regel, Gott ist das Selbstverständliche, die Lebensgrundlage. Gott ist schlicht, und ohne ihn ist nichts.
Was heißt das für mich, für uns? Wenn Gott meine und unsere Lebensgrundlage ist, wenn ohne ihn wir nicht sind? Und was heißt das weiter für uns, wenn dieser Grund unseres Seins unserer Verfügbarkeit entzogen ist?

Elija ist sich gewiss, Gott im Großen, im Außergewöhnlichen, im Machtvollen zu finden. Aber er findet ihn dort nicht. Im Säuseln findet er ihn, im Unscheinbaren, im Selbstverständlichen. Er verhüllt sein Gesicht, tritt hinaus und stellt sich dem Leben. Er erkennt an, wem er sich verdankt. Und noch mehr: Er erkennt seine Aufgabe, seinen Lebenssinn; er tritt heraus und stellt sich dem Leben. Er findet seinen Gott da, wo er ist und er begegnet ihm in der augenblicklichen Situation seines Lebens und er erkennt, dass er dem Hier und dem Jetzt verpflichtet ist.
Sich verdankt wissen und sich beauftragt wissen. Aus diesen beiden Einsichten speist sich das Leben des Propheten Elija. Er wird zum großen Fürsprecher Gottes und zu einem großartigen Mahner eines Lebens, das nicht dem Größenwahnsinn verfällt und der Selbstüberschätzung, Beherrscher des Lebens sein zu wollen.

Und noch einmal die Frage nach dem, was uns dies bedeuten könnte. Die Antwort auf diese Frage ist immer eine persönliche. Einzig die Frage trifft uns alle in gleicher Weise. Vielleicht aber steckt in der Frage schon die Antwort, denn wer die Frage stellt, die Frage nach Gott, der wird aufmerksam werden für alle und alles um sich herum, was ein Indiz sein könnte, auf das Wesen Gottes zu verweisen. Alles kann ein Verweis auf Gott sein, so wie die Luft alles umfängt, ohne dass sie je einer packen könnte.

Christoph Simonsen


Sonntag, 3.August 2014

18. Sonntag im Jahreskreis A – 2014

Evangelium: Matthäus 14,13-21

Als Jesus all das hörte, fuhr er mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber die Leute in den Städten hörten davon und gingen ihm zu Fuß nach. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken, die bei ihnen waren. Als es Abend wurde, kamen die Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät geworden. Schick doch die Menschen weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können. Jesus antwortete: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten zu ihm: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische bei uns. Darauf antwortete er: Bringt sie her! Dann ordnete er an, die Leute sollten sich ins Gras setzen. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten, und alle aßen und wurden satt. Als die Jünger die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelten, wurden zwölf Körbe voll. Es waren etwa fünftausend Männer, die an dem Mahl teilnahmen, dazu noch Frauen und Kinder.

Wenn aus Wut Trauer wird, hat der Frieden eine Chance

Es ist ein bewegendes Gefühl wahrzunehmen, wie viele Menschen Mitleid empfinden gegenüber den vielen Opfern an den zahlreichen Krisenherden unserer Welt. Ich lese so viele anteilnehmende Botschaften auf Facebook und darf mich selbst einbringen in so vielen Gesprächen, in denen die ganze Hilflosigkeit angesichts der Sinnlosigkeit dieses Leids zur Sprachen kommt. Sicher, frei von parteiischen Anmerkungen sind die Gespräche nicht. Schnell, vielleicht manchmal zu schnell, ist der Schuldige gefunden und das Opfer beklagt. Aber wie immer wir, aus der persönlichen Sicht heraus gefiltert, die Tragik anschauen, Opfer sind auf allen Seiten zu beklagen und schuldhaftes Verhalten ist selten so klar zuzuweisen, wie es dann oft voreilig geschieht. Ich kann nicht verhehlen, dass ich auch in verschiedenen Gesprächen Schuldige beim Namen nenne in der festen Überzeugung, abgewogen und reflektiert die Kriegsherde zu betrachten und dabei andere – nicht weniger wesentliche – Argumente unberücksichtigt lasse. Israel gegen die Hamas, Ukrainer gegen gesteuerte Separatisten, Moslems gegen Christen im Irak, und ebenso dort Sunniten gegen Schiiten. Es scheint so einfach, die Böcke von den Schafen zu trennen. Und gewiss, jeder einzelne Konflikt ist gegründet auf schuldhaftem Verhalten. Die Frage, was Verteidigung sei und was Angriff, die darf nicht vergessen, geschweige denn unterdrückt werden. Natürlich sind die unterschiedlichen Krisen aus der Geschichte heraus zu verstehen, alles hat einen Anfang, auch ein Krieg. Aber die Erfahrung zeigt, dass es eine Überforderung ist, allein durch das Einordnen-Können eines Leids, das Leid auch zu beenden. Die jüdische Schriftstellerin Zeruya Shalev bringt es wunderbar auf den Punkt, wenn sie schreibt: Die entscheidende Frage ist nicht, „wann der Konflikt begonnen hat, sondern wann er zu Ende sein wird, wenn überhaupt. Nicht, wer die Schuld daran trägt, dass er angefangen hat, sondern wer ihn beenden kann.“

Die Fähigkeit zu trauern ist wohl der Schlüssel dazu, vom Ende her das Unrecht betrachten zu können und weniger vom Ursprung her, um so einem neuen Anfang eine Chance zu geben. Wer sich der Trauer hinzugeben fähig ist, der wird vom Töten und Quälen so angewidert sein, dass er zum Kompromiss bereit ist, um dem ein Ende zu setzen, was ihn weinen lässt. Wenn aus der Wut Trauer wird, dann hat der Frieden eine Chance. Wenn aus dem Gedanken „Genug ist genug“ ein Empfinden wird, das tief in der Seele weh tut, dann kann sich die Frage nach dem Leben neu Bahn brechen. Wirkliche Trauer ist mehr als ein Gefühl auf Zeit. Die Bereitschaft zu trauern bedarf eines wahrhaftigen Willensaktes. Trauern ist auch mehr als ein notwendiges Übel, um einen Verlust zum Beispiel überwinden zu helfen. Trauer ist eine Lebenseinstellung, die geübt sein will, um sensibel zu bleiben für die Unvollkommenheit allen Lebens. Wer nicht zu trauern vermag, dem bleibt entweder nur die Gleichgültigkeit oder der Hass.

Jesus hätte allen Grund, der Welt gegenüber verhasst zu sein. Wir hören heute im Evangelium davon, dass er sich zurückzieht. Er sucht die Einsamkeit auf. Ohne genau zu wissen, warum er sich abwendet, ahnen wir doch eine Erschütterung in seinem Innern: Eine Enttäuschung, eine menschliche Arglist, die ihn erschrocken hat, eine der vielen Unmenschlichkeit, denen er immer wieder begegnet ist und die ihn so oft fragen ließen, warum Menschen so bitter sein können, so zornig, so unmenschlich. So oft hatte Jesus Grund auf dieses Leben verächtlich zu schauen, aber er entscheidet sich dazu, sich der Einsamkeit zu überlassen und zu trauern und eben so lernt er die Welt neu lieben trotz aller Lieblosigkeit in ihr und er lernt die Menschen lieben, die so herzlos sein können und er gibt ihnen, was sie so dringend brauchen: Brot. Aus der frei gewählten Einsamkeit und der zugelassenen Trauer erwächst die Hoffnung einer neuen Zukunft.

Es wird viel gepostet auf Facebook und getwittert; viele Diskussionen werden geführt mit der so unendlich schweren Fragen des Warum und Wieso. Viele Menschen versuchen zu verstehen. Aber ohne all das in Frage zu stellen, sollten wir neu einüben, das Trauern zulassen und unsere Trauer teilen, um dann neu zu lernen, Brot zu geben statt Tod.

Christoph Simonsen


Sonntag, 27.Juli 2014

Evangelium: Mt 13,44-46
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.

Ansprache:

Auch wenn das für Studierende eine nahezu lähmende Erkenntnis ist, weil jetzt die Vorbereitungen laufen für Klausuren und Prüfungen: Es gibt tatsächlich Menschen, die haben jetzt mit großen Buchstaben auf der Stirn stehen: „Ich freu mich auf den Urlaub“. Bei uns auf der Etage der Kolleginnen und Kollegen in der KHG wird es so langsam entspannter, eine nach dem anderen verschwindet jetzt wer weiß wohin, an die See oder in die Berge. Faulenzen, neue Kraft auftanken, mal den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, das ist jetzt angesagt. Einige schwingen sich aufs Fahrrad, andere nehmen sich einen Sack Bücher mit. Die eine freut sich auf ganz viel Zeit mit der Familie, der andere ist froh, mal von allem Abstand zu bekommen. Jede und jeder hat so seine Art, den Urlaub zu füllen.

Eine Erwartung ist dieser geschenkten Zeit, so glaube ich, allen Wünschen und Hoffnungen gemeinsam: Eine Zeit des Frohsinns zu erleben, eine Zeit, in der wir bis in die letzte Faser unserer Seele spüren dürfen, wie schön, wie wertvoll, wie lebendig das Leben sein kann. Wie oft ist unser Leben geprägt von Routine, von nüchternen Überlegungen, von der Notwendigkeit, zu planen und zu organisieren. Zeiten der Freude, einer wirklichen, sinnenhaften und sinnhaften Freude, sind eher selten. Wohl wissend, dass wir solche Momente im Leben ganz dringend brauchen, verbinden wir unsere Erwartungen von Zeiten des Glücks und der Freude eben auf unsere verbleibende Zeit, die freie Zeit eben. Wie sagte meine alte Mutter immer schon: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Ich glaube, nicht wenige sehen das so: Es gibt die Arbeit, und es gibt das Vergnügen, aber eben nacheinander. Oder noch allgemeiner: Es gibt das wirkliche Leben und es gibt den Urlaub. Irgendwie haben wir Menschen (zumindest wir westeuropäisch geprägten Menschen) immer diese Kluft im Kopf, dass das Leben mühevoll ist und wir deshalb einen Anspruch haben auf Auszeiten, wo wir das Leben genießen dürfen.

Wir kriegen das ganz selten hin, beides zusammen zu bringen: Das Alltägliche des Lebens und eine unbändige Lust am Leben. Woran mag das liegen, dass wir die Verpflichtungen, die Arbeit, die Alltäglichkeit des Alltags so wenig mit Freude und Freiheit in Verbindung bringen? Vielleicht ist ein Grund darin gelegen, dass wir oft meinen, wir müssten uns das Recht auf Freude erarbeiten, verdienen, was auch immer.

„In seiner Freude verkaufte der Mann alles, was er besaß und kaufte den Acker“, so haben wir gerade gehört. Und nach diesem Acker, der seinem Leben Erfüllung und Freude schenken sollte, danach hat er lange gesucht. Wie ist er dabei wohl vorgegangen? Planlos, ich guck mal hier und mal dort? Ich glaube ganz fest daran, dass es für jeden Menschen einen Schatz gibt, der alle Sehnsucht erfüllt. Und solch einen persönlichen Schatz, den findet man nicht zufällig irgendwo beim Buddeln. Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass der Mann seinen Lebensschatz, seinen Freudengrund in seinem eigenen Leben gefunden hat. Er hat wohl sein eigenes Leben umgegraben, immer wieder und immer wieder, bis er in sich den Schatz gefunden hat, der ihm Grund seines Lebens werden konnte. Da, wo das Leben nüchtern und widersprüchlich ist, in den Schluchten seines eigenen Lebens, da hast dieser Mann, so glaube ich, sehr bewusst gesucht. Im eigenen Lebensacker nach dem Schatz suchen, das ist viel beschwerlicher, als sich auf den Weg in die Fremde machen und dort zu suchen.

Ich möchte Ihnen in großer Wertschätzung von einem Mann erzählen, dem ich persönlich einmal begegnen durfte. Und für diese Begegnung bin ich bis heute unendlich dankbar. Ich habe ihn in Köln kennengelernt, es mag schon mehr als 30 Jahre her sein. Nach einem Gottesdienst, den ich dort feiern durfte, stand ich mit Freunden vor der Kirche. Abseits stand ein Mann, schaute auf unsere kleine Gruppe. Einer von uns kannte ihn und die beiden waren verabredet und wollten irgendwo zusammen noch ein Kölsch trinken gehen. ich ging mit rüber zu ihm, wollte ihn begrüßen. Er blieb, das spürte ich im Innern, auf Distanz zu mir. Trotzdem ging ich noch mit, schon allein des Kölsch wegen, das ich mir nach einem arbeitsreichen Sonntag verdient habe. In der Kneipe kamen wir dann ins Gespräch. Und es ging gleich richtig zur Sache: „Sie wollen mich hier in der Kneipe aber nicht missionieren jetzt, oder“, so fragte er. „Da würden sie bei mir auf Granit beißen. Mit ihrem Gott will ich nichts zu tun haben“. Auf diese Weise wollte er mir wohl unmissverständlich signalisieren, was er von meinem Beruf hält. Ich spürte gleich hinter dieser Abgrenzung ganz viel Verletzung, vielleicht sogar Wut. Nach einigem hin und her erzählte der Mann an der Theke dann von sich und ich verstand sehr bald, warum er sich von meinem Glauben so distanziert hat. Als Kind wurde er mit seinen Eltern nach Ausschwitz deportiert. Seine Eltern wurden dort umgebracht. Er überlebte. Um Gott zu trotzen, fing er an, als Jude Blutwurst zu essen (für Kölsche: Himmel und Äad), um sich selbst zu beweisen, dass er Gott nicht brauche. Er war in Köln zuhause; vor dem Krieg hat er regelmäßig die Synagoge in der Glockengasse besucht. Die Synagoge in der Roonstraße, die war für die Reichen, dazu wollte er sich nie zählen. Nach dem Krieg hat er sich im Ausland nieder gelassen und in den 60iger Jahren hat es ihn dann wieder zurück nach Köln geführt. Dahin, wo die Schlächter seines Volkes und seiner Familie zuhause waren, da wollte er nun wieder ganz bewusst leben. Nicht vergessen, sondern erinnern wollte er sich und seine Erinnerungen weitergeben. Und so schloss er sich einer kleinen Gruppe von jüdischen Künstlern an und suchte mit ihnen nach Wegen, das Unaussprechbare unserer Geschichte zu vermitteln, dass Menschen auch in der Absolutheit der Gewalt und des Unrechts ein Anrecht auf Würde haben. Nach diesem für mich so unverhofft ernsten Abend habe ich etwas für mich lebenswichtiges gelernt, nämlich, dass es überlebenswichtig ist im eigenen Acker des Lebens seinen Lebensschatz zu finden. Das ist weiß Gott kein himmlischer Frieden mit Halleluja und Engelgesang, aber es ist ein Frieden mit sich selbst und mit seiner eigenen Geschichte.

Ist Ihnen aufgefallen, dass der Schatz, von dem im Evangelium berichtet wird, gar nicht näher beschrieben ist. für jede und jeden ist der Schatz des Lebens ein anderer. Es gibt nicht einen Schatz für alle. Die Gabe, die einen leben lässt, ist immer eine sehr persönliche. Womöglich ist es anstrengend, nach diesem Schatz zu suchen, aber wer diesen Schatz dann in sich gefunden hat, dem ist Frieden und Freude als zusätzliches Geschenk garantiert. Vielleicht ist das sogar die wichtigste Aussage des heutigen Evangeliums: Wichtiger als das Finden des Schatzes ist die Bereitschaft, auf die Suche nach ihm zu gehen, nicht irgendwo, sondern in den Tiefen des eigenen Lebens. Und seitdem weiß ich, dass sich Lebensfreude, Lebensfülle und das alltägliche Leben nicht voneinander trennen lassen.
Christoph Simonsen


Sonntag, 20.Juli 2014

Evangelium: Matthäus 13,24-43

Und Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune. Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten. Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war. Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse; er redete nur in Gleichnissen zu ihnen. Damit sollte sich erfüllen, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund und rede in Gleichnissen, /

ich verkünde, was seit der Schöpfung verborgen war. A Dann verließ er die Menge und ging nach Hause. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. Er antwortete: Der Mann, der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Söhne des Reiches; das Unkraut sind die Söhne des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Arbeiter bei dieser Ernte sind die Engel. Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!

Ansprache:

Es ist deutlich ruhiger geworden, draußen und drinnen. Letzte Woche habe ich noch mehr als eine Stunde gebraucht, um nach dem Semesterschlussgottesdienst nach Hause zu kommen. Zu voll waren die Straßen, zu ausgelassen die Menschen. Wie ein kleines Törchen doch die Gemüter bewegen kann. Ein Tor – und man ist Weltmeister. Nicht Götze oder Schweinsteiger oder Klose, nein, plötzlich sind wir alle Weltmeister und da reißen alle emotionalen Dämme.

Heute ist es wieder ein wenig ruhiger. Tut ja auch mal gut, so eine Stille. Es ist ruhiger, und wir sind vielleicht ein wenig gelassener. Da kommt das heutige Evangelium ganz richtig. Denn das Stichwort für heute könnte lauten: Bleibe gelassen und vertraue der Zukunft.

 Der Sämann, der uns heute im Evangelium nahe gebracht wird, übt sich in Geduld und Großmut; er legt nicht sofort Hand an, das wachsende Unkraut auszureißen.

Ich weiß ja nicht, ob es ihn Überwindung gekostet hat, diese Geduld aufzubringen, nicht gleich alles auszureißen auf seinen Feldern, was er da nicht ausgesät hat

Ideal wäre es doch, wenn alles schön ordentlich , makellos und sauber gedeihen könnte. Das sind wir doch der guten deutschen Gründlichkeit schuldig, oder? Und in Mutter Kirche gilt doch auch immer so wunderschön klar und unmissverständlich, was ordentlich ist und was moralisch verwerflich ist. Die Guten ins Töpfchen, die Bösen ins Kröpfchen. Ach, wenn das Leben doch immer so schön eindeutig schwarz oder weiß wäre.

Aber wir wissen doch alle: Ideale mögen die eine Seite des Lebens sein, die Wirklichkeit sieht anders aus. Da mag man verzweifeln oder verbittern, aber es ist, wie es ist. Manche fühlen sich berufen, den Saubermann zu spielen und sind überzeugt, sie erweisen Gott und der Welt einen Dienst, wenn sie alles mit Gewalt ausrotten was gegen die Ordnung ist. Wieder andere werden blind vor der Wirklichkeit, weil sie so sehr an den Idealen klammern, dass sie die Wirklichkeit nicht mehr wahrhaben wollen. Die Medizin nennt so etwas dann wohl schizophren.

Wie immer der Sämann gedacht haben mag, irgendwer oder irgendwas hat ihn bewogen, alles wachsen zu lassen bis zur Zeit der Ernte. Diese innere Stimme – ob das wohl Gott selbst gewesen ist? – ermutigt ihn zu Geduld und Weitsicht und befähigt ihn, anzuerkennen, dass es ein klinisch reines Feld nicht geben kann. Das Vertrauen in diese innere Stimme – in Gott – ermöglicht es dem Sämann, ohne Panik und Angst das Leben anzuschauen, wie es ist und nicht, wie man es vielleicht gern hätte. Die Zeit der Ernte steht noch aus, und wann diese Zeit ist, das weiß niemand.

Ein Wesensmerkmal des Lebens, so wie es diese innere Stimme dem Sämann vermittelt, ist eine innere Offenheit, die Raum lässt zum Wachsen bis zur Reife. Wer zu früh die Sense anlegt, oder anders: Wer Türen zuschlägt, Wahrheiten für alle Zeiten für unumstößlich hält, wer Beurteilungen ausspricht, die anderen die Chancen nehmen, sich zu entfalten, der muss sich der Frage stellen, ob er sich nicht zum Herrn der Ernte macht. Endgültige, unumstößliche Wahrheiten kann es bis zur Zeit der Reife, bis zur Ernte nicht geben. „Lasst alles wachsen bis zur Ernte“. Nur dies ist offensichtlich: Alles ist der Veränderung unterworfen, denn wachsen heißt, sich verändern.

Sei es in unseren Gesellschaften, sei es in unseren Kirchen, überall wird um die Wahrheit gerungen. Nicht wenige sind der felstenfesten Überzeugung, sie hätten die Wahrheit für sich gepachtet, wüssten, was Frucht bringt und was weg kann. Und oft zählt dabei die Macht des Faktischen. Wer die besten Beziehungen hat, wer am besten die Strippen ziehen kann, wer den schnellsten Draht nach oben hat im Machgefüge, der setzt sich durch mit seinen Wahrheiten und Überzeugungen. Wenn der Papst z.B. ein Interview gibt und sagt, die Frage der Lebensform des Priesters könne überdacht werden, weil der Zölibat ja schließlich erst im 9. Jahrhundert festgelegt wurde, und der Herausgeber einer italienischen Zeitung das veröffentlicht, dann schreien all die Hofschranzen im Vatikan, das hätte der Papst so nie sagen können und dürfen, und prompt kommt der Pressesprecher des Papstes und nimmt insofern Stellung, dass er verkündet, so hätte der Papst das nie gesagt. Wer am lautesten schreit, der bekommt auch Recht.

Die hierarchische Struktur unserer Kirche stützt eine nahezu irrationale Angst vor jedweder kontroverser Auseinandersetzung und zieht eine verordnete Einheit einer versöhnten Vielfalt der Meinungen. Sie bauen auf die Angst vieler Menschen vor Veränderungen, die Vertrautes und Gewohntes einer unwegsamen Unsicherheit vorziehen. So wird von beiden Seiten billigend in Kauf genommen, dass im Feld des Lebens klar definiert ist, was guter Weizen ist und was wildes Unkraut.

Das Bild des heutigen Evangeliums warnt aber vor dieser klaren Überzeugung und nennt zwei Anmaßungen, der sich der Mensch heute befleißigt: Die eine Anmaßung ist die eben erwähnte, nämlich vorzugeben zu wissen, was guter Weizen und was böses Unkraut ist. Und zum anderen die Anmaßung, bereits vor der Zeit der Reife (und wer anderes könnte die bestimmen, als Gott allein), die Sense anzusetzen und das Feld zu pflügen. Den Menschen fehlt die Geduld und auch der Mut, die Zeit der Reife, die Gott bestimmt, abzuwarten. Wer zu früh beginnt, das Feld zu ernten, der darf sich nicht wundern, wenn nichts reif ist und auch nichts von Nutzen ist. Auf dem Feld unseres Lebens wächst viel Gutes und auch viel Fragwürdiges (im wörtlichen Sinn, der Frage Würdiges). Geduldig all dem zu begegnen, ohne vorschnell und vorurteilshaft Entscheidungen fällen, die uns nicht zustehen, dazu möchten die heutigen Geschichten uns ermutigen und einladen.

Übrigens: Diese Geduld hat uns den kräftigenden Geschmack der Kartoffel geschenkt. Lange Zeit hat man das Grün der Pflanze versucht zu genießen, aber es schmeckte nur bitter. Irgendwann kam ein neugieriger Mensch auf die Idee, mal die Wurzel zu kochen und zu probieren. Und siehe: sie schmeckte köstlich. So ist es wohl im Leben: Was an einer Stelle für ungenießbar gehalten wurde, schenkt – anders genutzt – unerwartet ein schönes Gefühl der Sättigung und Geschmack. Es bedarf nur ein wenig mehr Geduld, Mut zur Selbstüberwindung und einer gehörigen Portion Phantasie und Kreativität.
Christoph Simonsen

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