1. Dez – Macht hoch die Tür, die Tor macht weit

Der Advent ist die Zeit der Türen. Nicht nur Kinder warten mit Spannung, bis sie das nächste Türchen des Adventskalenders öffnen dürfen. Auch für Erwachsene ist diese Zeit vor Weihnachten eine Chance, Türen zu öffnen, Türen zum Wesentlichen, zu dem, was sie selbst ausmacht, was sie menschlich macht und was in ihrem Kern Abbild des Mensch gewordenen Gottes ist. „Macht hoch die Tür, singen wir alle Jahre wieder. Noch immer spricht dieses alte Lied unsere Sehnsüchte an“.

Den Text hatte der evangelische Pfarrer Georg Weissel 1623 anlässlich der Weihe seiner Kirche in Königsberg geschrieben. Richtig „eingeschlagen“ haben diese Zeilen aber erst bei einer Demonstration.
Die Leute litten unter den Folgen des 30-jährigen Krieges. Ein neureicher Händler hatte am Krieg verdient und wollte sich abgrenzen vom „Pöbel“. Er umgab seinen Besitz mit einem Zaun und sperrte den Weg zwischen Armenhaus, Kirche und Stadt. Als er nun wie immer am 4·Advent den Kirchenchor zum Adventssingen erwartete, blieben die Sänger am Gartentor stehen und mit ihnen eine große Schar Armer mit dem Dichter und Pfarrer. Der sprach kurz und eindringlich vom „König der Könige“ von seinem Kommen in die Krippe und davon, dass jeder Mensch ihm Bruder und Schwester sei. Als dann der Chor das Lied – mit einer unbekannten Melodie- anstimmte, so erzählt die Überlieferung, habe es den Kaufmann gepackt: Sofort ließ er für immer das Tor öffnen. Der Verbindungsweg hieß fortan „Adventsweg“.

Wagen wir uns auf unseren persönlichen Adventsweg, um versperrte Türen ausfindig zu machen und zu benennen, um unseren tiefsten Sehnsüchten Freiraum zu geben.
Machen wir uns auf, um Türöffner zu werden – dem gleich, der uns das Tor zum Himmel eröffnet hat.

Macht Hoch die Tür ist ein Fensterbild-Adventskalenderprojekt von Lehrern und Schülern des Heilig-Geist-Gymnasium in Würselen, redigiert und Herausgegeben von Anne Weinmann im Verlag Bergmoser+Höller, Aachen

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